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Flohzirkus

Flohzirkus


„Welche Stadt mit R kennst du?“, fragt sie. „Rom“, sagt er. „Und welches Land mit R?“, fragt sie. Kurz denkt er nach. „Ruanda“, sagt er. „Warum nicht Rumänien?“, fragt sie, „das wäre doch naheliegender. Und wie heißt ein Fluss mit R?“ „Rhein“, sagt er.

Der hauptsächliche Lebensraum der Menschen war nun die Großstädte, in manchen stark geschrumpften Kleinstädten und vereinzelten Dörfern lebten nur mehr wenige, ganz in der Natur hausten dann noch ein paar Outcasts. In Österreich wohnten die Leute in erster Linie in Wien, dann waren da noch Graz und Linz. Der Rest war Land. Dort hat sich die Natur ihr Gebiet zurückerobert. Es gab Urwald, Wolfsrudel und Bären lebten darin, ungezähmte Landschaft, wieder.

Wien hatte stark an Fläche gewonnen. Die neu dorthin Gezogenen siedelten sich meist am Stadtrand an, da war das Leben billiger, vor allem die Mieten. Manche errichteten auch Bretterverschläge, was zwar nicht legal war, aber rechtlich nicht verfolgt wurde. So waren umfangreiche Slums entstanden. Man brauchte eine dicke Haut, um dort zu leben, aber oft war es die einzige Möglichkeit, zivilisiert zu wohnen, denn in manchen der bevölkerungsreduzierten Kleinstädten und den meisten Dörfern gab es keine Kaufhäuser mehr, keinen Arzt, keine Tankstelle. Kirchen und Gasthäuser waren immer da, aber der Glaube macht nicht satt und ohne Geld bekommt man nichts zu essen oder trinken.

Natürlich existierte eine Hierarchie unter den Bewohnern Wiens, wie ja überall. Sehr weit unten standen diejenigen, die meist am Stadtrand in Substandardwohnungen zu einer geringen Miete lebten. Aber noch tiefer standen die Bewohner der Slums. Und auf der untersten Stufe befanden sich die Obdachlosen, meist gezeichnet von Alkohol und Drogen, manche von ihnen waren noch minderjährig, speziell in der kalten Jahreszeit war es sehr hart für sie.

In den Vierteln der Reichen hielt sich viel Polizei und Security auf. Bereits ihre U-Bahnstationen waren stark gesichert. Wer dort verhaltensauffällig wurde, musste damit rechnen, nicht nur vertrieben oder verhaftet, sondern erschossen zu werden. Es ist eine Notwendigkeit, sagten die Bewohner dieser Viertel, es geht um die Sicherheit unserer Kinder und die Wahrung unserer Rechte. Das ist etwas, was man immer behaupten kann. Dadurch, dass die Reichen diesen Satz in den Mund nahmen, wurde er nicht wahrer, aber indem sie ihn artikulierten, war es, als stünde er überall auf Plakaten.

Jeder will oben sein und niemand unten. Das ist klar. Mittlerweile war es möglich, nicht nur durch harte Arbeit oder vielleicht eine günstige Heirat aufzusteigen. Niemand weiß, wie es dazu gekommen war, welchem Zweck es dienen sollte. Fest steht, dass es irgendwann das erste Mal aufgetreten war und sich dann verbreitete. Was? Jemanden zu töten und sein Leben zu übernehmen.

Das klang nicht nur sehr verrückt, sondern das war es auch. Allein die Tatsache, dass dies funktionierte, zeigt, dass es keinen Gott geben kann. Kein Gott kann so etwas zulassen. Es ist die Ungerechtigkeit höchsten Grades. Es ging so vonstatten, dass man das Lebenslicht einer Person auslöschte und danach mit seiner ursprünglichen Persönlichkeit das Leben dieser Person übernahm, auch mit seinen Verhaltensmustern, da ja sonst aufgefallen wäre, dass diese Person nicht mehr existierte.

Von außen betrachtet, ist der Mörder gestorben, weil ja nun seine körperliche Hülle leblos dalag. In Wirklichkeit ist er in den Körper des Ermordeten gezogen. Es war immer eine Verbesserung, selbstverständlich, die vielleicht einfachste Methode, um nach oben zu kommen. Und viele, viele nutzten sie oder wollten sie nutzen.

In ihren Häusern oder Wohnungen kriegt man sie nicht, dachte Bertil, der Ramses gerufen werden wollte, weil er ein Fan der alten Ägypter war. Da sind überall Alarmsysteme und Kameras, man schafft es nicht unbemerkt hinein. Man muss warten, bis sie herauskommen. Dann stellen die Leibwächter das Hauptproblem dar. Praktisch alle Reiche und Wohlhabende lassen sich von ihnen schützen, viele werden von ihnen umgeben, zumindest zwei hat fast jeder draußen ständig bei sich.

Aber gerade jetzt nicht. Der Hausherr ist auf die Straße getreten, Gottfried Sailer, 41, Chef einer mittelständischen – das heißt großen – Maschinenbaufirma, Vater von zwei Buben und einem Mädchen, verheiratet mit einem holländischen früheren Unterwäschemodell, die auch die Mutter der Kinder war. Ein Leibwächter, sah Ramses durch das große Wohnzimmerfenster, spielte mit den Buben mit Modellautos, der zweite war vielleicht auf dem WC, Herr Sailer war sparsam – einen dritten Leibwächter gab es nicht. Er ging umher, den Blick auf den Asphalt geheftet, offensichtlich suchte er etwas.

Ramses versteckte sich auf der anderen Straßenseite hinter einem Lieferwagen, der nur selten bewegt wurde. Das war seine Chance! Er erhob sich. Er richtete seine Pistole auf Herrn Sailer. „Sailer!“, rief er. Herr Sailer schaute hoch. Er war kein attraktiver Mann, und klein noch dazu. Ramses hingegen sah gut aus, war mittelgroß, was die für ihn optimale Größe war, 22 Jahre alt. Aber während Herr Sailer mit Silberbesteck aß, ernährte sich Ramses von weggeworfenen Lebensmitteln. Während Herr Sailer in dieser Protzvilla wohnte, war Ramses obdachlos, und jetzt war schon Ende Oktober.

„Übernimm mich nur!“, rief Herr Sailer Ramses zu. „Dann ziehe ich in dich.“ „Nein, da irren Sie sich. Sie verschwinden dann“, schrie Ramses zurück. „Oh“, oder etwas Ähnliches schien nun Herr Sailer zu sagen. Er hatte sich geirrt. Trotzdem: Ramses drückte nicht ab. Er lief davon. Einer der Leibwächter war aufgetaucht, er verfolgte ihn jetzt. „Soll ich auf neunzehn Jahre verzichten?“, fragte Ramses sich. „Will ich so aussehen wie dieser Unternehmer?“ Er kletterte rechts über eine Mauer und wurde unsichtbar in der Dunkelheit.

Ramses hatte nicht gewusst, dass Herr Sailer unheilbar an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankt war. Herr Sailer hatte sich absichtlich alleine auf der Straße gezeigt. Er war fälschlicherweise der Meinung, dass ein Tausch stattfinden würde. Auch der Leibwächter, der Ramses verfolgte, wusste nichts von der Krankheit seines Schutzbefohlenen. Er war nie mit im Krankenhaus, und man hatte ihn nicht darüber informiert. Er passte derweil auf Herrn Sailers Frau und die Kinder auf. Im Krankenhaus reichte ein Leibwächter, vielleicht wäre auch dieser nicht nötig, denn, wer will schon in die Haut eines Schwerkranken schlüpfen?

Ramses war dem Leibwächter entkommen, obwohl er einen großen Rucksack umgeschnallt hatte, in dem all seine Besitztümer verstaut waren, zusätzlich war ein Schlafsack und eine Iso-Matte an ihm befestigt – sehr wichtige Utensilien für jemanden, der unsteten Aufenthalts war. Er hatte früher Leichtathletik betrieben, der Leibwächter offensichtlich nicht. In der Schule war Ramses der mit Abstand schnellste Sechzig-Meter-Läufer seiner Klasse gewesen, auch im Weitsprung war er weit vorn, so trat er einem Verein bei und bestritt Wettkämpfe, wo ihm dann schon seine Grenzen aufgezeigt wurden. Aber für einen lahmen Leibwächter reicht meine Schnelligkeit immer noch leicht, dachte er jetzt. Hahaha. Ja, die Kindheit und die Jugendjahre in Murau in der Obersteiermark. Murau war eine dieser Kleinstädte, in dem nun viel weniger Menschen wohnten als in einem Dorf, dabei hat es ein schmuckes Schloss mit weißen Mauern und war stets ein gepflegter Ort. Im nahegelegenen Dorf Teufenbach gab es eine größere Firma, die Teile von Papiermaschinen erzeugte und vertrieb. Nachdem Ramses ohne Abschluss von der Schule ausgetreten war, arbeitete er dort, er klebte kleine keramische Platten auf GFK-Rahmen. In fertigem Zustand stellten das Siebelemente am Anfang einer Papiermaschine dar, dort wurde Wasser abgeschieden. Es war eine Hilfsarbeitertätigkeit und dementsprechend schlecht bezahlt. Man brauchte viel Fingerspitzengefühl für diese Arbeit, deshalb konnte anfangs kein Roboter sie ausführen. Aber nach einiger Zeit eben doch, nachdem der Produktionsablauf umgestellt wurde. Ramses und den meisten seiner Kollegen in dieser Produktionsabteilung wurde gekündigt. Zweieinhalb Jahre war er dabei gewesen. Jetzt war er ohne Einkommen. Weit und breit gab es keine Firmen. Was sollte er tun? Das, was sehr viele andere immer getan hatten: in die größte Stadt des Landes ziehen. Nach Wien. Seit fast drei Jahren war er nun hier.

Von Anfang an war es schwer gewesen, und es hat sich kaum gebessert. Eine Arbeit zu finden war so unmöglich, dass er es nach weniger als einem Jahr aufgegeben hat. Jetzt drehten sich Ramses´ Tage darum, etwas zu essen aufzutreiben, oft aus Mülltonnen, und seine Nächte, einen sicheren und warmen Schlafplatz zu finden. Und dann gab es, was sich sowohl durch die Tage als auch die Nächte zog: „Das anderes Leben“, ein soziales Netzwerk, in dem er sehr aktiv war. Es bestand aus Text, Bildern, Videos. Ramses stellte viel ein, er las und antwortete auf Nachrichten, schrieb selbst welche. Er hatte eine billige Kamera, die trotzdem gute Fotos machte. Handys und Smartphones gab es nicht mehr, aus Sicherheitserwägungen – sie waren zu leicht abzuhören. Derzeit hatte er 478 Freunde und 118 Feinde. In diesem anderen Leben verbrachte er viel Zeit. Das meiste, was er schrieb, stimmte nicht, aber es klang spannend und hätte stimmen können. Viele Menschen nutzten diesen Dienst, eher die Unterprivilegierten und stärker die Jüngeren als die Älteren, die Reichen nur selten, denn sie hatten in Wirklichkeit ein gutes Leben und brauchten daher kein anderes. Ein Netzgerät, wie auch Ramses eines besaß, was kein besonderes Gut, fast jeder hatte eines.

Sein wertvollster Besitz war die Pistole vom Typ Glock 17, selbstladend, Kaliber 9 x 19 mm, die er gegen Herrn Sailer gerichtet hatte, und 65 Schuss passende Munition, bei einem Einbruch erbeutet. Und er hatte eine Freundin, die allerdings ein Junkie war und ihren Körper verkaufte – Sex mit ihr zu haben war wie russisches Roulette –, er sah sie auch nicht so oft, ihr Name war Luisa, er nannte sie Nofretete, sie war ebenfalls 22, sagte sie zumindest, vielleicht war sie älter. Sie war klein und zart, sie hatte oft gute Ideen für Aktivitäten, die aber praktisch unmöglich waren.

Ramses war in der Dunkelheit weitergelaufen. Nach zirka dreihundert Metern gab es einige wenige Laternen mit fahlgelbem Licht, die auf eine schon lange aufgelassene Industriegegend schien, die nur noch aus Ruinen bestand. Ramses hörte keine ihn verfolgenden Schritte, vorerst war er sicher. Er entlud die Pistole, gab die Patronen in einen der zwei Munitionskartonschachteln, die er hatte, und verstaute die Pistole mitsamt den Munitionskartonschachteln im unteren Bereich seines Rucksacks.

Eigentlich müsste hier ein ganz guter Platz sein, um zu schlafen, überlegte Ramses, er musste nur ein oben geschlossenes Gebäude finden. Er ging langsam weiter. Ja, hier, er betrat das Haus, in die linke Hand nahm er seine Taschenlampe, sah in den Lichtkegel, nichts, sicherheitshalber hielt er mit der rechten Hand ein doppelschneidiges Jagdmesser, das er beim Pokern gewonnen hatte – er hatte dagegen seine damalige Freundin gesetzt. Okay, hier schien der richtige Ort für die heutige Übernachtung zu sein, niemand hier außer ihm, nicht einsehbar, trocken, leise. Er setzte sich hin, er hatte noch eine Dose mit Thunfisch und etwas Brot, das aß er jetzt. Dann überdachte er den vergangenen Tag und stellte sich, so gut er konnte, auf den kommenden ein, wo viele Fragezeichen bestanden. Er rollte die Iso-Mappe aus, hüllte sich in den Schlafsack, legte sich auf die rechte Seite und schloss die Augen.

Zuerst war sein Schlaf nur schwarz, da war kein Licht, keine Farben, nur die Schwärze des Erschöpftseins. Dann ging er in einer Gegend, die er nicht kannte, die es wahrscheinlich auch nicht gab, eine Traumgegend, da sah er ein Wahlplakat, eines für die Anarchistische Partei. „Wähle den Unterschied!“, stand da. Ein guter Slogan, fand der träumende Ramses. Vielleicht das Rufzeichen ein bisschen aufgetragen, aber es ist ja auch eine Aufforderung.

Die Anarchistische Partei gab es wirklich, und sie wäre Ramses´ Wahl gewesen. Wählen durften zu dieser Zeit Menschen zwischen einem Lebensalter von 21 bis 65 Jahren. Ramses wäre grundsätzlich also wahlberechtigt gewesen, nur war es so, dass er ja keine Wohnadresse hatte, und ohne einer solchen konnte ihm die Mitteilung über die Wahl nicht zugestellt werden, deshalb war Wählen für ihn nur theoretischer Natur, was er bedauerte. Das betraf viele potentielle Wähler der Anarchistischen Partei, deshalb war sie bei der letzten Wahl mit unter fünf Prozent der abgegebenen Stimmen nicht in den Stadtrat eingezogen. Hätten alle Interessierten ihre Stimme abgegeben haben können, wäre sie auf ungefähr fünfzehn Prozent gekommen.

Im Traum ging Ramses weiter, auch diese Gegend war ihm unbekannt, er war hier noch nie gewesen, aber diese Gegend wirkte realer. Er sah in seinem Netzgerät nach. Aha, das war es also: Er hielt sich in einem Weißen Viertel auf. Ein Weißes Viertel war privat, natürlich wurde es in Wahrheit meist sehr stark bewacht. Es hieß deshalb Weißes Viertel, weil in allen Stadtplänen, egal ob auf Papier oder elektronischen, nicht dargestellt werden durfte, woraus es bestand, stattdessen sah mein einen weißen Bereich. Man muss nicht extra erwähnen, dass es selbstverständlich nicht gestattet war, sich dort aufzuhalten.

Aber jetzt war Ramses im Traum, und darin ist es möglich. Diese Weiße Viertel wirkte wie die Miniaturausgabe einer alten arabischen Stadt, mit Krämern, die allerhand orientalische Waren feilboten, einem kleinen Nomadenmarkt, wo man auch Kamele sah, und einem Palast aus teilweise grünem Marmor. Frauenstimmen drangen nach draußen. Ramses stellte sich vor, dass Eunuchen die Frauen des Eigners des Palastes bedienen.
Ramses stand im Traum hier, und versuchte, möglichst viel aufzuschnappen. Aber dann – plötzlich – hörte er ein jemanden einen Schritt machen, einen zweiten Schritt, einen dritten, jetzt blieb er stehen. Das war kein Traum mehr, zuckte es durch Ramses. Er öffnete die Augen. Eine Taschenlampe strahlte ihn an. Ramses setzte sich auf. „Halt! Wer ist da?“, rief er. „Na, was glaubst du denn?“, tönte es zurück. Der Lichtkegel der Taschenlampe schwenkte jetzt ein wenig zur Seite. Ramses sah einen alten, heruntergekommenen Mann, der in der rechten Hand eine Armbrust hielt und in der linken die Taschenlampe. Er stand zirka sechs Meter entfernt. Zwei Meter hinter ihm war der Eingang, das Mondlicht beleuchtete ihn schwach.

Ramses hatte auf keinen Fall mit einem Angriff gerechnet. So hatte er nicht das Gebäude erkundet und andere Ein- und Ausgänge ausgemacht. Der alte Mann wollte sein Leben übernehmen. Ramses war zwar genauso kaputt und gescheitert wie er, aber gute vierzig Jahre jünger.

Die Situation war nun dieserart: Der alte Mann konnte mit nur einer Hand nicht richtig mit der Armbrust zielen. Er brauchte die zweite Hand dazu, die die Taschenlampe hielt. Also machte er eine Bewegung, um die Taschenlampe so auf den Boden zu legen, dass sie immer noch Ramses anstrahlte.

Das dauerte lange genug, dass Ramses aufspringen konnte, den gepackten Rucksack – das ist eine Grundregel unter denen, die stets ums Überleben und die Existenz kämpfen: Man darf nur einen Handgriff brauchen, um alle seine Habseligkeiten bei sich zu haben –, mit der linken Hand zu ergreifen und die Taschenlampe mit der rechten. Er lief los, ohne Nachzudenken, einfach nach links. Seinen Kopf gebrauchte er aber sofort wieder: „Nicht meine Taschenlampe einschalten, auf keinen Fall“, sagte er sich, „sonst gebe ich dem alten Mann ein leichtes Ziel. Ramses lief zu einer Wand, rannte sie entlang, mit der linken Hand tastete er an ihr entlang, ob da ein Ausgang war. Bis er zu einer Treppe kam, war da kein Ausgang. Was nun: weiter einen Ausgang suchen oder hinauf? Ramses sah in den großen und hellen Lichtkegel der Taschenlampe des alten Mannes. Was nun? Vielleicht hinaus oder sicher hinauf? Eine Reaktion in fast keiner Zeit. Hinauf! Die ungeladene Pistole half Ramses jetzt nicht, vielleicht im Nahkampf das Messer, aber die Armbrust ist eine Distanzwaffe. Als Ramses den ersten Stock erreicht hatte, hatte der alte Mann bereits die Hälfte der Treppe hinter sich.

Der Riese blickt auf die Stadt und über das Land. Neben ihm ist die Riesin. Sie sind so groß, dass die Menschen sie nicht als Personen erkennen. Die Münder gigantisch wie Berge, die Augen wie Seen jenseits der Wolken. Sie halten sich die Menschen wie jemand früher einen Flohzirkus „Und wie ging die Geschichte weiter?“, fragt der Riese. „Sie ist noch nicht zu Ende“, sagt die Riesin. „Sie ereignet sich vor unseren Augen.“

 

 

 (Foto: Der Riesenradplatz in Wien.jpg von Amri)

 

Bright Angel (Pseudonym) wurde Mitte der 1960er Jahre in Kärnten geboren. Er ist ein unsteter Geist und ein rollender Stein. Er schreibt Lyrik, Prosa und Hörspiele und fotografiert. Er veröffentlichte Texte und Fotos in Zeitschriften und Anthologien und bei „Erozuna“, „Zukunftia“, „Gangway“, „zugetextet.com“, „Zauberspiegel“ und dem „Verein Fit for Life“ im Internet.

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