Leit(d)artikel KolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Der clevere Verdächtige - »Das Verhör«

Das VerhörDer clevere Verdächtige
»Das Verhör«

1981 verfilmte der französische Regisseur Claude Miller („Die kleine Diebin“) den britischen Bestsellerroman „Brainwash“ von John Wainwright unter dem Titel „Das Verhör“. In einer Gastrolle war hier auch Romy Schneider zu sehen, die danach nur noch einen weiteren Film drehte, bevor sie viel zu früh mit 43 Jahren verstarb.

Nun ist der Kriminalklassiker wieder auf DVD zu haben.

Das VerhörRomy Schneider (1938-1982) war bereits als Teenagerin zum Superstar geworden, als sie 1955 erstmals die Rolle der „Sissi“ verkörperte. Die Tochter des Schauspielerehepaars Wolf Albach-Retty und Magda Schneider war aber schon recht früh sehr unglücklich mit der damit einhergehenden Reduzierung ihres Talents. Bereits 1958 suchte sie mit „Christine“ künstlerische Herausforderungen im europäischen Ausland. Jener Film war nicht nur die Initialzündung ihrer Affäre mit ihrem damaligen Co-Star Alain Delon, sondern sollte Romy insbesondere auch in Frankreich eine enorme Popularität bescheren. Obwohl die Schneider auch immer mal wieder in englischsprachigen Produktionen mitwirkte („Die Sieger“, „Was gibt’s Neues, Pussy?“, „Spion zwischen zwei Fronten“) schlug ihr Herz wohl doch am meisten für das französische Kino, wo sie im Laufe der Jahrzehnte auch etliche lohnenswerte Rollen in Filmen solch renommierter Regisseure wie Henri-Georges Clouzot, Jacques Deray, Claude Sautet, Michel Deville oder Costa-Gavras übernahm. „Das Verhör“ von Claude Miller sollte ihr vorletzter Film werden, im Jahr darauf kam mit „Die Spaziergängerin von Sans-Souci“ Schneiders letzter Film in die Kinos, bei dem sie sich für die deutsche Fassung schon nicht mehr selbst synchronisieren konnte, weil sie am 29. Mai 1982 in Paris an den Folgen eines Herzstillstands verstarb.

Das VerhörZwei junge Mädchen sind in der Nähe von Cherbourg innerhalb weniger Wochen vergewaltigt und ermordet worden. Am Silvesterabend hat Inspektor Antoine Gallien (Lino Ventura) noch einmal den respektierten Notar Jerôme Martinaud (Michel Serrault) aufs Revier bestellt. Gemeinsam mit seinem Kollegen Inspektor Marcel Belmont (Guy Marchand) hat er noch einmal einige Fragen an den Mann, der die zweite Leiche gefunden und danach die Polizei verständigt hat. Da sich Martinaud immer mehr in ein Lügengeflecht verstrickt, verschiebt sich dessen Rolle in den Augen der Polizei mehr und mehr von der des Zeugen hin zu der des potenziellen Täters. Während im Ballsaal gegenüber der Polizeistation Galliens Chef (Jean-Claude Penchenat) das alte Jahr bei Alkohol und Tanz ausklingen lässt, wird Notar Martinaud von den Beamten zusehends weichgekocht. Nachdem er auf diese Weise bereits gestanden hat, dass seine Ehe mit der hübschen Chantal (Romy Schneider) seit vielen Jahren nur noch auf dem Papier besteht und er sexuell äußerst unbefriedigt ist, taucht Madame Martinaud plötzlich selbst auf dem Revier auf, um eine Aussage zu machen. Der Notar weigert sich, seine Gattin zu sehen, und was Inspektor Gallien von der Frau unter vier Augen erfährt, könnte den Ausgang des Abends und des Verhörs grundlegend verändern.

Das VerhörClaude Miller hat mit „Das Verhör“ einen astreinen Schauspielerfilm inszeniert, der sich im Wesentlichen auf einen Handlungsort und vier Charaktere beschränkt. Der dialogintensive Film funktioniert hauptsächlich aufgrund seiner exzellenten Besetzung so gut und lässt die anderthalb Stunden wie im Fluge vergehen. Miller ist clever genug, immer wieder kurze Erinnerungsfetzen der Beteiligten zu bebildern, die dem Zuschauer dann mehr als nur das Büro auf der Polizeiwache präsentieren. Aber auch innerhalb dieses Raumes hat er das Geschehen abwechslungsreich aufgelöst und sehr dynamisch gestaltet. Darstellerisch ragt vor allem Michel Serrault („Ein Käfig voller Narren“) hervor, der den Notar mit sprachlicher Eloquenz und undurchsichtiger Motivation ausstattet, so dass man bis zum Finale darüber in der Schwebe gehalten wird, ob Martinaud nun der Mörder ist oder nicht. Die DVD-Wiederveröffentlichung in der Reihe „Pidax Film-Klassiker“ bietet ein sehr gutes Bild (im Widescreen-Format 1,66:1) und einen stets gut verständlichen Ton (Deutsch und Französisch in Dolby Digital 2.0). Extras sind keine vorhanden.

Der Gästezugang für Kommentare wird vorerst wieder geschlossen. Bis zu 500 Spam-Kommentare waren zuviel.

Bitte registriert Euch.

Leit(d)artikelKolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Wir verwenden Cookies, um Inhalte zu personalisieren und die Zugriffe auf unsere Webseite zu analysieren. Indem Sie "Akzeptieren" anklicken ohne Ihre Einstellungen zu verändern, geben Sie uns Ihre Einwilligung, Cookies zu verwenden.