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Smart Cities und das Problem der Technikfixierung

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... und das Problem der Technikfixierung

Allüberall im Land poppt der Begriff der »Smart City« auf. Ein Großteil der Bürger wird damit kaum was anfangen können, schon das »smarte Home« ist ja eher ein Sammelbecken für verschiedene Begriffe - »vernetztes Heim«, »Internet der Dinge im Haushalt«, »der bestellende Kühlschrank«.

Auch unter »Smart City« verstehen die Städteentwickler jeweils etwas Anderes.

Dabei braucht man nur einen Blick in die Wikipedia zu werfen, um eine Definition zu bekommen. Voila: "Smart City ist ein Sammelbegriff für gesamtheitliche Entwicklungskonzepte, die darauf abzielen, Städte effizienter, technologisch fortschrittlicher, grüner und sozial inklusiver zu gestalten. Diese Konzepte beinhalten technische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Innovationen." So weit, so einfach. Und dennoch: So weit, so kompliziert gestaltet es sich. Denn schaut man sich die verschiedenen Konzepte derzeit an - oder was in Planung ist - dann fällt auf: "Smart City" ist in erster Linie etwas, was irgendwie mit Technik zu tun hat.

Diesen Eindruck gewinnt man etwa, wann man den Artikel der FAZ von 2016 durchliest - momentan arbeitet das Deutsche Institut für Urbanistik offenbar an einer Studie über die verschiedenen Ansätze, aber die scheint noch nicht fertiggestellt zu sein. Allerdings gibt es einen interessanten Artikel auf deren Webseite zum Thema. "Digitale Abläufe und Produkte der Verwaltung" liegen im Focus laut der FAZ, die ins "öffentliche Leben integriert werden sollen." - Falls sich jemand an die glorreichen Versprechungen zum Thema "Neuer Personalausweis mit digitalen Zusatzfunktionen" erinnert, die man in einigen Städten komplett nicht nutzen kann, selbst wenn man sich die Hardware anschafft: So die Richtung. Es geht viel um Behördengänge, die digital erledigt werden sollen, um die Steuerung des Verkehrs, um Navigationssysteme, um "Verkehr, Energie und Datenmanagement".

Wie ein solcher Plan zur "Smart City" konkret aussehen kann? Kann man sich direkt im Netz anschauen, wenn man das etwas umständliche Ratsinformationssystem von Duisburg gemeistert hat. Dort findet sich unter dieser URL ein Konzept, das vom Rat im Mai beschlossen werden soll. Ein "Digitaler Masterplan". Da die Stadt mit Huawei als Partner schon gute Erfahrungen gesammelt hat, möchte man enger mit denen zusammenarbeiten. (Und zurecht darf man hier schon skeptisch fragen: Wenn eine Stadt einen wirtschaftlichen Konzern einspannt, in wiefern macht die Stadt selbst sich dann nicht abhängig von dessen Agenda?) Schaut man sich das genauer an, dann basiert dieser Smart-City-Strategie auf fünf Säulen - und vielleicht kann man schon mal mit der obigen Definition aus der Wikipedia abgleichen, was einem da eventuell auffällt: "Breitbandausbau. Smarte Verwaltung. Smarte Wirtschaft. Smarte Mobilität. Smartes Wohnen. Smarte Infrastruktur." Alles natürlich unter Wahrung des Deutschen Datenschutzes. Muss man offenbar nochmals deutlich betonen, wenn man mit Chinesen zusammenarbeitet.

Wenn man sich den FAZ-Artikel durchliest und dann das, was Duisburg hier vorlegt und das mit der Definition dessen, was die Wikipedia hat vergleicht, dann fällt einem auf: Es ist viel die Rede von Technik. Das "smarte Wohnen" im Duisburger Masterplan definiert sich als "Vernetzung und Fernsteuerbarkeit von technischen Geräten". "Licht- und Heizungssteuerung per Smartphone" ist ein Beispiel, nichts Neues, das gibt es schon länger. Und irgendwas mit "Wearbles" und auch was mit "Unterstützung der älteren Bewohner*innen". Smarte Mobilität: Straßenlampen dimmen sich von selbst und dienen eventuell noch als Ladestation für Elektroautos und auch diese autonom fahrenden Fahrzeuge sollen dann die Straßen besiedeln. Man kann in alle anderen Bereiche reinschauen: Technik herrscht vor. Und nicht nur in Duisburg, auch andere Städte legen bei ihrer Konzeption einer "Smart City" eher das Augenmerk auf "Big Data" und "Vernetzung".

Dies ist zu kurz gesprungen, man engt sich selbst ein, wenn man "Smart City" nur auf dem Hintergrund der technisch-machbaren Aspekte abhandelt. Der Aspekt des Nachhaltigen Lebens etwa spielt in den meisten Entwürfen keine Rolle. Öffentlich für jeden nutzbare Gartenanlagen oder das "Urban Guardening" - nicht unbedingt gleichzusetzen - etwa kommen kaum vor. Alternative Konzepte wie Aquaponik, eine eigentlich sehr coole Art und Weise Gemüse und Fische zusammen in einem System zu halten, sind ebenfalls kaum anzutreffen. Das "Smart Living" dazugehört, dass dazu nachhaltige Lösungen im Blick sein sollten, demnach auch die Förderung von experimentellen Ansätzen - aber hey, Technik ist doch super.

Aber: Zu einer "Smart City" gehören auch "Smart Citizens". Also Bürger, die sich engagieren und auch von der Stadt als Partner auf Augenhöhe betrachtet werden. Von der "Smart Environment" - Umweltschutz hatte ich schon erwähnt, das spielt da mit rein - mal abgesehen. Oder um die Wikipedia zu zitieren: "Die Smart City und ihre Bevölkerung sind interdependent, das heißt, dass das Leben der Bewohner durch technische Innovationen einfacher und besser gestaltet wird, während die Bewohner die Stadt ihrerseits durch Eigeninitiative prägen. Hierzu gehören zivilgesellschaftliche Initiativen, die sich sozial oder kreativ mit städtischem Raum auseinandersetzen, und politische Entscheidungsprozesse, an denen alle gesellschaftlichen Gruppen teilhaben und so Einfluss auf die Entwicklung ihrer Stadt nehmen können."

Und wenn wir ehrlich sein wollen: Gerade daran hakt es. Meistens. Denn wenn man sich als Beispiel nochmal den Digitalen Masterplan von Duisburg anschaut, dann ist da bei der Organisationsaufbau nun nirgends die Rede von Bürgerforen, Zukunftswerkstätten oder anderen Beiteiligungsformen der Bürger. "Leitungskreise, Projektleiter" - ja. "Ideenwettbewerbe" sind zwar erwähnt, aber das kann ja nun auch alles heißen. Soll die "Smart City" aber erfolgreich sein, muss man den Bürger mit ins Boot holen. Muss allerdings auch bereit sein, die Ziele und Aufgaben ständig zu überdenken. Dazu müsste eine Agile Führungsweise installiert werden und eigentlich ein Feedbacksystem zwischen den einzelnen Beteiligten. Ob das in anderen Städten der Fall ist? Bisher ist mir nichts davon bekannt. Vermehrt wird mit "Zukunftswerkstätten" gearbeitet - oder "Workshops" - wenn es generell um die Entwicklung der Stadt geht, aber diese Initiativen sind begrenzt. Sie sind nicht permanent in die Politik eingebettet und damit im Grund zwar Impuls- und Ideengeber, mehr als aber Umfrageergebnisse kommt meistens nicht dabei heraus. Zwar kann man so die einzelnen Wünsche der Stadtgesellschaft abfragen, die Kontrolle darüber aber ob diese Ziele auch erreicht werden liegt dann nicht mehr in der Hand der Beteiligten, sondern in der Hand der Stadt. Eine "Smarte City" wird man so in der Regel nicht erreichen. Man hat dann zwar die Technik und Vernetzungen, aber mehr auch nicht.

Dabei hat die "Smart City" durchaus gute Ansätze. Sicherlich ist sie kein Allheilmittel für die Lösung der städtischen Probleme - wobei: Soziale und inklusive Ansätze, war da nicht was? Sicherlich ist auch zu fragen, wie mit Daten umgegangen werden soll, was Städte anbelangt. Der überwachte Bürger soll nun nicht das Endziel einer "Smart City" sein, auch, wenn das Verlangen riesige Datenmengen zu nutzen immer stets geweckt wird, wenn diese schon vorhanden und gesammelt sind. Wie immer gilt ein vernünftiges Augenmaß zu wahren. Allerdings: Warum man nicht auf den öden, weiten Plätzen von Städten Hochbeete installiert ist mir schon ein Rätsel. Auch das wäre smart. Na ja, vermutlich müsste man dann immer den Müll aus den Beeten fischen, aber das kann man ja auch organisieren. Bestimmt.

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