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Ist Perry Rhodan noch Science-Fiction? - oder von Thez zu Andromeda-Prequel (Teil 1)

1Ist Perry Rhodan noch Science-Fiction?
... oder von Thez zu Andromeda-Prequel  (Teil 1)

Seit ich in den frühen Siebzigerjahren des letzten Jahrhunderts das Perryversum verließ, hatte ich nur sporadischen Kontakt zum Fandom, doch eine Frage begleitete mich durch die Jahrzehnte, eine Diskussion, die immer wieder in den Foren aufblitzt: Ist die Perry-Rhodan-Serie von heute oder die EA nach der klassischen Zeit der Hefte 1 bis 399 noch Science-Fiction? Ist sie vielleicht schon Fantasy?

Oder, wie ich es formulieren würde, ist Perry Rhodan von heute vielleicht eher moderne Mythologie?

Da fragen wir uns natürlich zunächst, was unterscheidet eigentlich Science-Fiction und Fantasy, bzw. Mythologie. Ich bin sicher, da hat jeder seine eigene Definition, vielleicht ist nicht einmal ein Konsens möglich, also benutze ich hier meine eigene.

Für mich ist Science-Fiction dann gegeben, wenn ein Text oder ein Film den Versuch unternimmt, die Welt auf zumindest pseudo-technischer bzw. pseudo-wissenschaftlicher Grundlage zu erfassen. Fantasy bzw. Mythologie trägt jedoch den Aspekt des magischen, schicksalhaften in eine Geschichte hinein. Im Extremfall wird gezaubert wie bei Harry Potter. Die Geschichte macht gar nicht den Versuch, sich mit unserer realen Welt zu versöhnen.

Doch letztlich sind natürlich beide Herangehensweisen reine Fantasie, denn die SF-Technik existiert in den allermeisten Fallen gar nicht. So haben wir letztlich keine Ahnung, ob es jemals überlichtschnelle Raumflüge geben wird oder nicht. Wo das Wissen endet, beginnt der Glaube.

Auf diesem Hintergrund will ich mit meiner Meinung nicht hinter dem Berg halten: Für mich ist Perry Rhodan Science-Fiction, obwohl man mit dem Zwiebelschalenmodell über der EA längst einen antiken Götterhimmel aufgespannt hat. Das glaubt ihr mir nicht? Ich gebe zu, ES entspricht nicht irgendeinem antiken Gott, er ist nicht Apollon oder Ares, aber die Charakterisierung dieser Superintelligenzen und höheren Mächte bis hin zu Thez korreliert eins zu eins mit dem antiken Götterbegriff. All diese Superwesen sind mächtig, aber nicht allmächtig. Sie wissen extrem viel, sind aber nicht allwissend. Sie werden geboren und man kann sie sogar unter Umständen töten. Viele liegen beständig im Clinch miteinander, es gibt Gut und Böse, und sie führen Stellvertreterkriege, indem sie sich ‚Auserwählte’ suchen, entweder Einzelpersonen oder ganze Völker, die sie mit irgendwelchen besonderen Gaben oder Technologien ausstatten. Konsequenterweise beherrschen sie auch Teile des Universums in durchaus imperialer Weise.

Seid mir nicht böse, Leute, das ist exakt der antike Götterbegriff. Ich vermute, auch ein Hindu könnte sich mit dieser Götterdefinition in Teilen anfreunden. Mit dem Gottesbegriff des Christentums, des Judentums oder des Islam kann man das natürlich nur bedingt vergleichen, aber was wir heute als Gottvater, Jahwe oder Allah bezeichnen, ist im Kosmos des Religiösen nur ein Teilaspekt.

Auch wenn es sich bei religiösen Vorstellungen der alten Griechen und Römer natürlich aus deren Sicht um eine genuine Religion handelte, so betrachten wir heute die Geschichten der griechischen Götterwelt als antike Mythologie. Aus diesem Grund ist für mich die Perry-Rhodan-Serie seit der Etablierung des Zwiebelschalenmodells mythologisiert. Und ganz nebenbei, im Gegensatz zu Star Trek gilt auch Star Wars aufgrund des Phänomens der ‚Macht’ als mythologisierte Science-Fiction-Welt. Würde jemand behaupten, dass Star Wars nicht Science-Fiction sei? Sicherlich nicht.

Aber vielleicht ist Perry Rhodan eher Fantasy als Science-Fiction? Meiner Meinung nach ist die EA unverändert Science-Fiction, denn Science-Fiction beinhaltet weit mehr als Raumschiffe, Technik und Aliens. Das ist nur ein kleiner Teilaspekt von Science-Fiction.

Das wird deutlich, sobald man das Perryversum verlässt und sich anderen Genres zuwendet, in denen ebenfalls die Fantasie dominiert. Nehmen wir etwa Horrorstorys: Ich kann einen Plot mit Vampiren in der griechischen oder römischen Antike ansiedeln, im europäischen Mittelalter, ja sogar in der Neuzeit. Ich wette, es ist problemlos möglich, eine Vampirgeschichte zu schreiben, die in meinem Supermarkt um die Ecke spielt. Die Geschichte bleibt jedoch immer eine Horrorstory. Die Zeitebene, die Welt, in der dieser Plot spielt, ist nur die Verpackung.

Man kann das sogar noch etwas weiterdrehen. Denkt etwa an die heute so beliebten Endzeit-Zombie-Mythen. Der Zombie war früher ganz ähnlich dem Vampir ein Wesen des Jenseits, der Hölle. Er kam aus dem Grab oder woher auch immer. Er hatte etwas Religiöses, etwas Höllisches. Heute hingegen sind die Zombies eher das grauenvolle Ergebnis eines gentechnischen Experiments, einer Seuche. Aber die Storys an sich sind weiterhin Zombiegeschichten. Man könnte so eine Geschichte theoretisch in jede Zeitebene verpflanzen. So könnte ich einen Wissenschaftler kreieren, der in die Vergangenheit reist, um die armen Römer mit einer tödlichen Zombieseuche zu infizieren. Dann hätten wir ein Cross-over: Science-Fiction trifft den Horror und die Zombiewelt.

Wenn also in Perry Rhodan plötzlich ein Pseudo-Götterhimmel eingeführt wird, bleibt die EA Science-Fiction. Natürlich könnte man vergleichbare Zwiebelschalen-Geschichten auch im Mittelalter spielen lassen, dann würde man eben Raumflotten durch riesige Heere ersetzen und würde flugs in einer Herr-der-Ringe-Welt landen. Doch solange man Perry Rhodan mit Raumschiffen und einer Pseudotechnologie erzählt, solange diese Superintelligenzen noch irgendwie pseudologisch erklärt und nicht rein magisch begründet werden, bleibt es für mich Science-Fiction. Natürlich gibt es Grenzsituationen. Wenn eine Existenz wie Thez mal eben ein Universum umdenkt, dann sind wir eigentlich bei Buddha, der im Traum die Welt erschafft. Ist das nicht eher Religion? Ich würde sagen, grenzwertig, aber solange sich diese Gestalt in einem pseudotechnischen Perryversum bewegt, bleibt es für mich letztlich Science-Fiction.

Es handelt sich auch nicht zwangsläufig um Fantasy, obwohl Perry Rhodan natürlich längst Fantasyelemente beinhaltet. Aber iwie oben dargelegt, unterscheiden sich für mich Fantasy und Science-Fiction oft genug nur durch den Blickwinkel. Im Bereich der Science-Fiction versucht man, selbst das Unfassbare, wie etwa Superintelligenzen, als Teil eines pseudobiologischen oder zumindest evolutionären Prozesses zu verstehen. Die Superintelligenzen werden nicht herbeigehext. Würden die Autoren der EA den Faktor Magie in den Vordergrund stellen, dann würden wir meines Erachtens die Schwelle zur Fantasy überschreiten.

Und auch wenn letztlich die Parafähigkeiten von Mutanten oder von irgendwelchen Fremdvölkern so etwas wie pseudologisch erklärte Magie darstellen, so werden diese Fähigkeiten in der Serie eben nicht mit Zauberei erklärt, sondern als logische Konsequenz eines biologischen Prozesses. Schon bei den Mutanten der klassischen Perry-Rhodan-Zeit waren die Atomtests der Vierziger-und Fünfzigerjahre die Auslöser vieler Mutationen. Also bewegen wir uns mit solchen Geschichten im Bereich der Science-Fiction, obwohl die Wissenschaft im Labor bisher keine Belege für Parafähigkeiten finden konnte.

Natürlich ist bei Perry Rhodan dieser parapsychologische Aspekt im Laufe der Jahrzehnte beständig angestiegen. Ich konnte das wunderbar nachvollziehen, als uns Rainer Castor seinerzeit seine Aufzeichnungen zu den Lemurern überließ. Im Bereich der klassischen Serie, also bis EA 399, war diese Lemurerwelt nahezu ausschließlich technisch dominiert. Eben die Entsprechung zum klassischen Perryversum der frühen und mittleren Sechzigerjahre. Aber dann drängte sich unaufhaltsam ein Begriff in Castors Aufzeichnungen, der bei den Lemurern ursprünglich eine untergeordnete Rolle spielte. Und dieser Begriff lautete ‚Psi’. Alles war plötzlich Psi-durchtränkt.

Aber diese Parafähigkeiten und Paraenergien waren eben immer noch pseudotechnisch oder pseudobiologisch erklärbar, ob mir das nun als Leser gefällt oder nicht. Würde es sich um Zauberei handeln, würde man mithilfe eines Zauberstabs mal eben die Zeitpolizei wegzaubern, wäre das definitiv Fantasy. Zumindest ist das meine Abgrenzung der Formate.

Das bedeutet jedoch nicht, dass jeder Science-Fiction-Fan jede Geschichte gut finden muss, die unter dem Banner Science-Fiction einhergeht. Das kann man von niemandem verlangen. Häufig geht es allerdings gar nicht um die Frage, ob eine bestimmte Geschichte noch Science-Fiction ist, sondern es geht darum, ob die jeweilige Story meinen Leseerwartungen entspricht. Die Erwartungen des Lesers sind natürlich komplett individuell.

Ein wunderbares Beispiel lieferte neulich Ulrich Siefen, der gerade die ersten fünf Bände unserer Andromeda-Serie gelesen hatte. Die ersten beiden Bände, Andromeda-Backup und Timeshift spielen direkt in klassischen MdI-Szenarien. Das gefiel ihm sehr. Der dritte Band, Andromeda-Dungeon extrapoliert diese klassische Perry-Rhodan-Welt, und obwohl es sich um ein Atlan-Abenteuer handelt, fühlte er sich nicht mehr wirklich zu Hause. Als die Geschichte in Bd. 4 in ein Paralleluniversum hinüberspielte, bekam er Schwierigkeiten, weil das eine moderne Extrapolation der Perry-Rhodan-Welt darstellt, die er nicht kannte.

Wie viele Perry-Rhodan-Leser erhofft er sich eine beständige Wiederholung des Vertrauten. Sobald man solchen Lesern eine Variante davon anbietet, fühlen sie sich enttäuscht. Es geht nicht um Fantasie oder um eine gute Geschichte, sondern um Vertrautheit. Kann ich in gewissem Maße nachvollziehen, das war letztlich der Grund, weshalb ich in den frühen Siebzigerjahren das Perryversum verließ. Es war nicht mehr meine vertraute Perry-Rhodan-Welt.

Wir kennen ein ähnliches Phänomen aus dem Bereich von Star Wars. Bei jedem neuen Film stöhnen die Kritiker: „Die Bilder sehen ja gut aus, aber es ist letztlich immer dieselbe Geschichte. Hallo Regisseure, könnt ihr nicht mal ein bisschen mehr Fantasie einbringen?“

Aber dann stürmen die Fans ungeachtet aller Kritik die Kinos, weil sie das immer Gleiche wollen. Ihre vertraute Welt. Sie wollen, lacht nicht (!), diesen Heimataspekt. Sie streben nach dem Wohlfühlfaktor, und wollen sich nicht in eine neue Umgebung versetzen lassen, die sie sich ja erst einmal gedanklich erschließen müssten. Als George Lucas eine Vorgeschichte zur klassischen Star-Wars-Saga entwarf, bekam er ordentlich Prügel von seinen eigenen Fans, dabei hatte er im Grunde nichts anderes getan, als die Geschichte ein wenig extrapoliert. Aber das war den meisten schon zu viel.

Menschen hassen Veränderung, schaut euch nur unsere eigene Gegenwart an. Was die Menschen am meisten fürchten, ist die rapide Veränderung ihrer Lebenswelt in den letzten Jahrzehnten. Das macht sie aggressiv, es verunsichert sie. Sie wollen zurück in die Vergangenheit und jeder, der ihnen erzählt, dass er ihnen die Vergangenheit schenken würde, findet tatsächlich Anhänger. Dabei existiert in der Weltgeschichte ein ehernes Gesetz: Man kann die Vergangenheit anbeten, man kann sie auch studieren, nur in ihr leben kann man nicht. Die guten alten Zeiten kehren niemals wieder.

Doch verzeiht den Exkurs, zurück zu unserer kleinen Andromeda-Serie. Als ich schließlich im fünften Teil die Vorgeschichte unserer beiden Hauptpersonen erzählte, und diesen Plot im Jahr 2005 n. Chr. eines Paralleluniversums ansiedelte, erklärte mir Ulrich Siefen, das hätte nichts mit Science-Fiction oder Perry Rhodan zu tun. Lieber Ulrich, das ist ein kurioses Argument, denn in Andromeda-Prequel geht es um einen Meister der Insel, der mithilfe von Duplos ein Zeitexperiment auf der Erde inszeniert, um zu testen, ob es möglich ist, durch die Veränderung der Vergangenheit zweieinhalbtausend Jahre Menschheitsgeschichte auf einen Schlag auszulöschen oder umzuschreiben. Wenn das nicht Perry Rhodan ist, was dann?

Zur Erinnerung: Hat dann auch der Befehl von Mirona Thetin an Faktor II, die Geschichte des Perryversums auszulöschen, nichts mehr mit Perry Rhodan zu tun? Das ist doch exakt dasselbe! Trinar Molat sollte den Kreuzer von Crest und Thora vernichten, bevor die Arkoniden auf dem Erdmond auf Perry Rhodan treffen. Dies hätte in der Tat die Geschichte der EA komplett verändert, bzw. unmöglich gemacht. Auf einen Schlag. Das Perryversum hätte nie existiert. Doch wie wir alle wissen, scheiterte Trinar Molats Expedition. Es wurde nicht der arkonidische Forschungskreuzer vernichtet, sondern das tefrodische Großkampfschiff, das Crest und Thora eliminieren sollte. Die Zeit blieb Sieger.

Bedeutet das nun, dass solch ein Experiment grundsätzlich unmöglich ist? Steven Hawking hielt unter anderem aus solchen Gründen Reisen in die Vergangenheit für unmöglich. Aber wir sind im Perryversum, lieber Ulrich Siefen, in meiner Variante des Perryversums und in diesem Perryversum gibt es nicht nur die von Dir so geliebten Aliens und Raumschiffe mit ihren vertrauten Namen. Jeder, der unsere Geschichten liest, muss sich damit abfinden, dass wir das Perryversum erweitern. Wie sagte doch Raimund Peter zu Andromeda-Prequel? „Das ist die beste Leistung bisher, ... da kann man nicht aufhören.“ Der eine mag eben Krimis und Spannung, der nächste Superintelligenzen und Thez und der dritte Aliens und Raumschiffe.

Auch wenn wir in Andromeda-Cyborg, unserem 6. Teil, den legendären Flottentender DINO III betreten und mit dem Start der GOOD HOPE II sozusagen den Beginn von OLD MAN erleben, so schildere ich stets meine ganz persönliche Variante des Perryversums. Jeder Leser muss sich damit abfinden, dass ich vor allem eine spannende Geschichte erzählen will. Das bedeutet für mich: Es gibt immer Rätsel und einen Thriller- oder Krimiaspekt. Und wie bei den allermeisten Kriminalromanen wird die Auflösung am Ende gegeben und nicht irgendwo am Anfang, Die Bequemlichkeit des Lesers ist für mich kein Argument.

Das mag nicht jedermanns Sache sein, aber ich liebte schon immer die Science-Fiction-Krimis von Isaac Asimov. „Überrasch' mich“, ist für mich die Quintessenz von Science-Fiction, denn Science-Fiction besteht für mich nicht nur aus Raumschiffen und Aliens. Da gibt es auch jede Menge Platz für ein Zwiebelschalenmodell und sogar für Thez.

In diesem Sinne,
Euer Michael Pfrommer

© 2018 by Michael Pfrommer

Kommentare  

#1 Hermes 2018-05-15 01:01
Zitat:
Menschen hassen Veränderung, schaut euch nur unsere eigene Gegenwart an. Was die Menschen am meisten fürchten, ist die rapide Veränderung ihrer Lebenswelt in den letzten Jahrzehnten. Das macht sie aggressiv, es verunsichert sie. Sie wollen zurück in die Vergangenheit und jeder, der ihnen erzählt, dass er ihnen die Vergangenheit schenken würde, findet tatsächlich Anhänger. Dabei existiert in der Weltgeschichte ein ehernes Gesetz: Man kann die Vergangenheit anbeten, man kann sie auch studieren, nur in ihr leben kann man nicht. Die guten alten Zeiten kehren niemals wieder.
Das ist meines Erachtens zu kurz gegriffen. Ja, die rapide Veränderung beunruhigt die Menschen. Aber die meisten wollen nicht zurück in die Vergangenheit. Sie bevorzugen nur eine ausgewogene Mischung von Stabilität und Veränderung. Und damit liegen sie auch richtig.

Und manchmal gibt es sogar einen Weg zurück. Noch vor 150 Jahren hat niemand ernsthaft damit gerechnet, dass es jemals wieder einen jüdischen Staat geben würde. Und doch ist er nach fast 2000 Jahren neu entstanden.
#2 AARN MUNRO 2018-05-15 08:32
Das ist aber kein wirkliches "zurück". Nur geographisch, nicht einmal politisch, da die Regierungsform ganz anders ist. :-) Der jüdische Staat von damals ist nicht der von heute. Du steigst nie zweimal in denselben Fluss.
#3 AARN MUNRO 2018-05-15 08:35
Pseudo-Götter hatte man ja genug bei Star Trek (Kirk-Serie). Dennoch blieb es Science-Fiction ... gilt also auch für den Perry, da stimme ich zu.
#4 Andreas Decker 2018-05-15 10:09
Zitat:
Würde jemand behaupten, dass Star Wars nicht Science-Fiction sei? Sicherlich nicht.
Sicherlich doch ;-) . Das ist und war bestenfalls Science Fantasy wie seinerzeit Burroughs Mars-Romane. Nicht ein Element der Geschichte hat etwas mit Science zu tun bzw dass die Science ein unabdingbarer Teil des Plots wäre, wie es bei vernünftiger SF der Fall sein sollte. Wie du selbst schreibst, als man die schlichte Pseudomystik in Episode 1 auf eine pseudowissenschaftliche Basis stellte, war das Geschrei der Fans groß.

Zitat:
Wie viele Perry-Rhodan-Leser erhofft er sich eine beständige Wiederholung des Vertrauten. Sobald man solchen Lesern eine Variante davon anbietet, fühlen sie sich enttäuscht.
Ich weiß nicht. Den schwierigen Balanceakt zwischen Vertrautem und Varianten haben frühere Expokraten wesentlich besser hingekriegt. Es reicht nicht, irgendwelche Elemente früherer Zyklen aufzugreifen und wahllos in die Handlung zu streuen, um das als Variante zu verkaufen. Da sollte man auch an den Kontext denken, um es halbwegs plausibel zu machen.

Gerade der Thez-Zyklus war in der Ausführung völlig misslungen. Nicht nur weil es schlechte SF oder schlechte Fantasy war, sondern weil die wirre Geschichte ein so lächerliches und darüber hinaus auch noch handwerklich schlechtes Ende hatte. Das hat viele Leser enttäuscht.
#5 Larandil 2018-05-15 10:46
zitiere Andreas Decker:
Zitat:
Würde jemand behaupten, dass Star Wars nicht Science-Fiction sei? Sicherlich nicht.


Sicherlich doch ;-) . Das ist und war bestenfalls Science Fantasy wie seinerzeit Burroughs Mars-Romane. Nicht ein Element der Geschichte hat etwas mit Science zu tun bzw dass die Science ein unabdingbarer Teil des Plots wäre, wie es bei vernünftiger SF der Fall sein sollte. Wie du selbst schreibst, als man die schlichte Pseudomystik in Episode 1 auf eine pseudowissenschaftliche Basis stellte, war das Geschrei der Fans groß.
Momentemal ... paranormale Fähigkeiten gehören zum Repertoire der SF. Sogar Isaac Asimov hat sie - sparsam dosiert - zum Einsatz kommen lassen: der "Fuchs" bringt Hari Seldons psychohistorische Prognosen für die Zukunft durcheinander. Han Solo und sein haariger Kumpel bringen Luke, Ben und die zwei Roboter nicht auf einem fliegenden Teppich ins Alderaan-System, und es ist auch kein Voodoo-Fluch, der den Planeten in Stücke sprengt, sondern eine verdammt große Kanone.
Wie nun ein Lichtschwert funktioniert und was es in die Lage versetzt, Blasterschüsse abzulenken (und was verschießt eigentlich ein Blaster? Plasmaladungen?) - darüber kann man ebenso trefflich debattieren wie über Beamer, Holodecks und Materiereplikatoren. Die MACHT als Basis der verschiedenen Jeditricks, die in "Krieg der Sterne"/"Ep. IV zu EInsatz kamen, ist erst mal nur ein Schlagwort. Und was konnten Jedi da? Gedanken beeinflussen und wie ein Zen-Bogenschütze Ziele treffen, ohne sie zu sehen.
Misslungen war der Ansatz, in Ep. I die Empfänglichkeit für die MACHT mit einer Blutprobe zu messen. Hätte Qui-Gon Jin dem Jungen Anakin ein EEG abgenommen und die Aktivität eines bestimmten Gehirnsektors gemessen - kein Mensch hätte sich dermaßen echauffiert wie über die Midichlorianer. Das klang nämlich so, als könnte man mit einer schlichten Bluttransfusion zum Jedi oder sogar zum Superjedi werden ...
#6 Andreas Decker 2018-05-15 11:23
zitiere Larandil:

Momentemal ... paranormale Fähigkeiten gehören zum Repertoire der SF. .


Klar gehören sie das.

zitiere Larandil:

Han Solo und sein haariger Kumpel bringen Luke, Ben und die zwei Roboter nicht auf einem fliegenden Teppich ins Alderaan-System, und es ist auch kein Voodoo-Fluch, der den Planeten in Stücke sprengt, sondern eine verdammt große Kanone. .


Das ist aber nur Kulisse. Ist ja bei den meisten Space Operas so. Ich verlange ja gar nicht, dass bei solchen Geschichten die Wissenschaft bemüht wird. Da kommt man ohnehin nicht weit mit. (Lesch hat mal sehr amüsant erklärt, warum das mit dem Todesstern nicht funktionieren kann.)
Aber es ist ganz nett, wenn in einer Space Opera die Handlung wenigstens andeutungsweise was mit Science zu tun hat. Kommt selten vor, da brauchen wir nicht drüber zu debattieren, aber gerade SW ist in der Hinsicht ein buntes Abenteuermärchen.

zitiere Larandil:

Misslungen war der Ansatz, in Ep. I die Empfänglichkeit für die MACHT mit einer Blutprobe zu messen. Hätte Qui-Gon Jin dem Jungen Anakin ein EEG abgenommen und die Aktivität eines bestimmten Gehirnsektors gemessen - kein Mensch hätte sich dermaßen echauffiert wie über die Midichlorianer. Das klang nämlich so, als könnte man mit einer schlichten Bluttransfusion zum Jedi oder sogar zum Superjedi werden ...


Keine Frage, so wie es gemacht war, war es völlig daneben. Aber bei dem Film war das noch eine der geringeren Sünden. Es ist nur ein schönes Beispiel, wie sehr solche nachträglichen Konzeptänderungen in die Hose gehen können und wie konservativ das zahlende Publikum darauf reagiert.
#7 Larandil 2018-05-15 12:26
zitiere Andreas Decker:

zitiere Larandil:

Han Solo und sein haariger Kumpel bringen Luke, Ben und die zwei Roboter nicht auf einem fliegenden Teppich ins Alderaan-System, und es ist auch kein Voodoo-Fluch, der den Planeten in Stücke sprengt, sondern eine verdammt große Kanone. .


Das ist aber nur Kulisse. Ist ja bei den meisten Space Operas so. Ich verlange ja gar nicht, dass bei solchen Geschichten die Wissenschaft bemüht wird. Da kommt man ohnehin nicht weit mit. (Lesch hat mal sehr amüsant erklärt, warum das mit dem Todesstern nicht funktionieren kann.)
Aber es ist ganz nett, wenn in einer Space Opera die Handlung wenigstens andeutungsweise was mit Science zu tun hat. Kommt selten vor, da brauchen wir nicht drüber zu debattieren, aber gerade SW ist in der Hinsicht ein buntes Abenteuermärchen.

Es gibt, glaube ich, nur sehr sehr wenige "Science Fiction"-Filme, die vor dieser Lesart bestehen können.
#8 Heiko Langhans 2018-05-15 15:04
In der Tat.
#9 Andreas Decker 2018-05-16 15:08
zitiere Larandil:

Es gibt, glaube ich, nur sehr sehr wenige "Science Fiction"-Filme, die vor dieser Lesart bestehen können.


Nur um das verdeutlichen, das ist für mich kein Qualitätskriterium, ob der Film funktioniert oder nicht. es kommt darauf an, wie es verkauft wird und ob es überhaupt von Bedeutung ist.

Aber mittlerweile ist alles irgendwie Science Fiction, und es wäre schon sehr bedauerlich, wenn für das heutige Publikum Dinge wie "Star Wars" DIE Definition für Science Fiction wäre. Wovon natürlich vermutlich auszugehen ist.

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