Wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt - Nachrichten und Realität
Wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt
Nachrichten und Realität
Man musste die Sendung allerdings schon von Anfang an gehört haben, um zu wissen, dass es sich um eine Hörspielfassung von H.G. Wells‘ „Krieg der Welten“ handelte. Es verdächtigte auch nicht jeder Zuhörer von Anfang an die Marsianer – Europa hatte Ende September an der Schwelle zu einem Krieg gestanden, den auch das Münchner Abkommen gerade mal um elf Monate verzögern konnte. Waren also die Nazis an der Ostküste gelandet?
Das Radio war damals die Quelle für Nachrichten aus aller Welt, und man vertraute dem, was die Moderatoren zu sagen hatten. In knapp einer Stunde hatte Orson Welles zumindest Teile seines Publikums in Panik versetzt.
Natürlich wusste man im Dritten Reich schon länger um die Macht des Radios, die die Stimme des Führers in jedem Wohnzimmer erklingen lassen konnte. Nicht umsonst hatte Propagandaminister Goebbels den „Volksempfänger“ entwickeln lassen, der 1933 auf der Funkausstellung in Berlin vorgestellt und in den kommenden Jahren millionenfach gebaut wurde. Die Bürger des Reiches hörten die Radiosendungen, sahen die Kinofilme und lasen die Zeitungen, die ihre Regierung ihnen erlaubte – lange bevor das Wort von der „Filterblase“ geprägt wurde.
Der Zweite Weltkrieg lehrte die Menschen, dass man nicht alles glauben darf, was man im Radio hört. Aber das neue Medium Fernsehen, das sollte doch immerhin mit echten Bildern überzeugen?
Na ja, es gibt bis heute Menschen, die davon überzeugt sind, dass die Mondlandung am 20. Juli 1969 in einem Filmstudio auf der Erde stattfand. In Deutschland lief am 15. April 1973 beim WDR Wolfgang Menges Pseudo-Dokumentation „Smog“ - gleich nach der Tagesschau - und beim WDR klingelten Telefone, weil besorgte Zuschauer sich Rat holen wollten, wie sie sich denn nun verhalten sollten.
1997 zeigte uns Barry Levinson mit dem grandiosen Film „Wag the Dog“ (auf Deutsch unter dem Titel "Wag the Dog - Wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt"), wie man mit Einsatz aller Medien die Aufmerksamkeit eines Publikums einfängt und Krieg gegen Albanien führt (und gewinnt), ohne dass die Albaner das überhaupt merken, ohne dass ein einziger US-Soldat einen Kampfstiefel nach Albanien setzt, und all das, um im Wahlkampf den Hintern des Präsidenten zu retten.
Die Dreharbeiten waren bereits in vollem Gang, da drohte Präsident Bill Clinton mit Luftangriffen auf Bagdad, als es für ihn ziemlich eng wurde in der Untersuchung seiner Affäre mit seiner Praktikantin Monika Lewinsky.
Unsere Realität ist aus Informationen zusammengestellt. Dabei sind wir in allem, was uns unsere Sinne mitteilen, darauf angewiesen, dass unsere Quellen vertrauenswürdig sind. Die augmented reality steht noch relativ am Anfang, und sie wird das Problem der Vertrauenswürdigkeit nicht einfacher machen ...
Und nun passiert es also im Terrania des Jahres 1552 NGZ. Die Spezialisten der Organisation Techno-Mahdi speisen eine computergenerierte Invasion in die Daten- und Sensorennetzwerke ein, an der nichts echt ist – aber das kann man nur erkennen, wenn man auf jede technische Unterstützung verzichtet. Roboter kämpfen – wenn sie überhaupt kämpfen! - mit virtuellen Gegnern, Zivilisten verbergen sich in ihren Wohnungen und hoffen, dass es gut ausgeht, und Militärs reagieren auf die Daten, die ihnen vorgespielt werden. Und in der Zwischenzeit haben die Technos freie Hand, ihre eigenen Pläne voranzubringen.
© 2018 by Harald Weber
Kommentare
Dieser Text ist nicht von mir ...
Harantor sagt: Mist, das war alles auf Harald eingestellt. Nur Dein Autorenalias war noch da. Mist!