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Die große Science-Fiction … - … und die kleinen Alltagsfehler

1Die große Science-Fiction …
…  und die  kleinen  Alltagsfehler

Jüngst las ich einen SF-Roman, keinen Perry. Asteroidenbergbau und interplanetare Laser. Also SF. So weit, so gut. Doch dann, mittendrin: Cassettenrecorder. Dann kamen noch  Kameras mit chemischer Filmentwicklung hinzu. Hmmm, da horcht man doch auf. Also siebziger-Jahre-SF. Eindeutig zuordbar. Erstaunlicherweise gelingt es manchen Autoren, ihre  phantastischen Hauptideen sehr gut herüberzubringen.

Aber mittendrin tauchen dann kleine Schnitzer der obigen Art auf. Hier zeigt sich irgendwie die mangelhafte Leistung, phantastische Ideen auch im Kleinen zu durchdenken. Nicht oberflächlich sein, und ein Kind seiner Zeit, das man natürlich ist. Sondern die Science-Fiction auch und gerade im Detail mitzuführen. Im Kleinsten wie im Größten.Das findet man nicht in jedem SF-Roman. Aber zum Glück immer öfter.

Das bringt uns nun mittenmang zum Perry.Wie sah/sieht denn das Detail in der Rhodan-Serie aus?

Nun, zum Glück hat sich hier Einiges getan in den letzten Jahren. Bei Scheer in der Frühzeit finden wir lange Hebel, Walzenskalen und Lochkarten.Wie diese Dinger aussehen, weiß ich noch selbst (ALGOL und FORTRAN; falls das noch jemandem etwas sagt).Hier hatte er als SF-Autor leider  nicht extrapoliert (oder nur sehr wenig), sondern die Gegenwartsbegriffe seiner Zeit benutzt. In den frühen 60ern waren Lochkarten-Computer ja auch noch modern …und chic … aber eben nicht weit genug in die Zukunft extrapoliert.  Bei Clark Darlton alias Walter Ernsting finden wir eine Rohrpost im Schiff … in irgendeinem, jetzt und hier nicht dokumentierten Band. Vielleicht weiß ja ein Leser dieses Artikels mehr?  Es macht eben einen guten SF-Autor aus, auch solche Kleinigkeiten in seiner Schreibe mit zu bedenken. Jedenfalls wurden auch die kleineren Alltagsgadgets im Laufe der Serie modernisiert und runderneuert. Vom klassischen Interkom an der Wand des Raumschiffs  über den    Handkommunikator, die Bordcomputer und überhaupt die ganze Perry-Technik.

Alles oder zumindest das Meiste wurde logisch ausgebaut, wenn oft auch aus anderer SF adaptiert, um  höflich das Wort „Klauen“ zu vermeiden. Heute finden wir fast alles als extrapolierte Begriffe und futuristische Anwendungen gegenüber der Realität 0.1. der Gegenwart. Schon im Schwarmzyklus, also im fünfunddreißigsten Jahrhundert, finden wir Speicherkristalle, die HGE sehr schön den „elektronischen Notizbüchern“ des 20. Jahrhunderts gegenüberstellt (bei zeitreisenden Zahnärzten). Wurden die Details also in der sehr frühen Serie nicht immer beachtet, so war die Ausfeilung der kleinteiligen Begriffswelt im Laufe der Zeit immer besser dargestellt  … und dadurch wirkte die Serie, dichter, kompakter und besser. Überzeugender in ihren Umweltbeschreibungen, die sich ja größtenteils an Bord von Raumschiffen abspielen. Landschaftsbeschreibungen der Oberflächen von fremden Planeten seien also einmal ausgenommen. Da kann man ja nicht viel falsch machen. Die sehen alle ähnlich aus, selbst in exotischen Umgebungen.

In den Silberbänden achtet Hubert Haensel auf diese Details. In den (heutigen) Heften müssen die Autoren selbst heran und derlei beachten. Vielleicht liest noch der externe Lektor kritisch mit und verweist dann  mitunter auf eine zu ändernde Einzelheit. (Vermissen tue ich nur die personalen Transmitter … als Gürtelringe oder Ähnliches. Aber nach der Hyperdemenz waren diese Techink-Gadgets wohl unmöglich einzupassen). Also ist auch hier der logische Filter, der die Serie als Zukunftsreihe aufstellt, im Laufe der Zeit besser geworden.Die Autoren achten mehr auf das Kleinteilige, die Alltagsbegriffe, die ja oft erst eine Schilderung der Handlung überzeugend  im Lesen verdichten. Nichts Gewöhnliches aus der normsalen Gegenwart der Realwelt tritt störend auf. Beim Perry kann man also in dieser Hinsicht meist nicht klagen.Zumindest heutzutage nicht.

© 2018 by H. Döring

Kommentare  

#1 DarkDancer 2018-10-02 05:36
Band 449 das Ende des Diktators. Dort lässt Darlton anlässlich der Arrestierung Gucky's die Rohrpost in Perrys Kabine überlaufen. Hunderte von Gnadengesuchen landen dort. Pfft Pfft...
#2 AARN MUNRO 2018-10-02 08:58
@Dark Dancer: Vielen Dank für den Hinweis. Also schon recht spät, hmmm, im Cappin-Zyklus also. Ich hätte diesen Gag eher in den ersten zehn Bänden vermutet. Na ja, Walter Ernsting ...
#3 Heiko Langhans 2018-10-02 10:14
Ist doch auch schon fünfzig Jahre her - was willst Du eigentlich?
#4 AARN MUNRO 2018-10-02 11:36
zitiere Heiko Langhans:
Ist doch auch schon fünfzig Jahre her - was willst Du eigentlich?



Was ich will:Gute SF, aber das steht hier nicht zur Debatte.
Nein, es geht nur um die wöchentliche Leserkontrolle der Perryhefte, ob die Herren/Damen Autoren/innen sich auch im Kleinen an die phantastische Literatur halten ... oder zuviel Alltags-Techno-Zeitgeist einfließen lasssen, was momento eben glücklicherweise weniger der Fall ist.Und das ist doch gut so.Macht die Serie authentischer. Diese oben erwähnten Gags sind zum Glück Jahrzehnte her, aber immerhin gab es den Perry da auch bereits gefühlte zehn Jahre oder mehr. Ich hätte mir einfach mehr Sorgfalt durch Macher wie Autoren, GMS etc. gewünscht. Heute haben wir die ja ... im Moment.

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