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Die Passion und Petronius - Vorrede zum Oster-Projekt 2009/10 im Zauberspiegel

Die Passion und PetroniusDie Passion und Petronius
Vorrede zum Oster-Projekt 2009 und der Wiederaufnahme 2010 im Zauberspiegel

Nachdem meine Novelle „Bethlehem“, die Weihnachten 2007 im Zauberspiegel  veröffentlicht wurde, bei der Leserschaft großes Interesse gefunden hat, baten mich Hermann und Bettina als Herausgeber doch auch die Ereignisse der Passion einmal so zu schildern, wie sie sich tatsächlich hätten abspielen können.

2009 konnte das Projekt aus verschiedenen Gründen nicht beendet werden. Sieben Kapitel sind bereits online. Eines fasste ich neu. Daher gibt es 2010 einen neuen Anlauf. Die Übersicht über die Kapitel und ihr Erscheinen im Zauberspiegel findet Ihr im Anschluss an diesen Text. Gerade jetzt arbeite ich an den letzten Abschnitten. Ab Palmsonntag kommen neue Kapitel...

 

Schon in „Bethlehem“ habe ich je versucht, das traditionell bekannte Geschehen der kanonischen Evangelien unter Einbezug verschiedener apokypher Bibeltexte mit einer etwas anderen Interpretation zu verbinden und dabei auf historischer Forschung basierende Fakten mit einzubeziehen. In diesem Fall habe ich  die Schriften des Flavius Josephus als Grundlage genommen.

Und die Bücher des Flavius Josephus werden auch einen Teil des historischen Hintergrundes für das Projekt „Passion“ bilden – denn hier finden sich Taten und Ereignisse, in denen Pilatus und Kaiphas eine große Rolle spielen. Ob der Hinweis des Josephus auf Jesus im dritten Kapitel seine 18ten Buches „Jüdische Altertümer“ schon von ihm selbst geschrieben oder in späteren Jahrhunderten bei Abschriften von frommen Mönchen zugesetzt wurde, ist hier unerheblich.       

Doch die Kapitel der „Passion“, die der Zauberspiegel in der Osterzeit zu den passenden Tagen bringt, unterscheiden sich etwas von  der Novelle „Bethlehem“. Den die Fakten des Textes gehören zu einem größeren Konzept, das dort jedoch etwas anders dargebracht wird.

Seit vielen Jahren trage ich mich mit dem Gedanken, eine Romanbiographie über Gajus Petronius zu schreiben. Dieses auf zwölf Bände angedachte Werk enthält im dritten Band „Via Dolorosa“ die Geschichte von Jesus Christus mit der Kreuzigung und der Auferstehung. Denn Petronius zieht im Auftrag des Pilatus als heimlicher Spion im Gefolge von Jesus mit, er erlebt den Einzug in Jerusalem, die  Gefangennahme und den Prozess. Er steht unter dem Kreuz und wird auch Zeuge der „Auferstehung“.  

Von Gajus Petronius wissen die meisten Leute nur, dass der zu den Vertrauten Kaiser Neros gehörte und dass ihm Tacitus in seinen „Annalen“ ein ganzes Kapitel widmet.   Außerdem ist die historische Figur Petronius in einer kurzen Randbemerkung aus einem Werk von Plinius d.Ä. Nachgewiesen.

Hendryk Siencewicz hat Petronius in seinem weltbekannten Roman „Quo Vadis“ als eine der Hauptfiguren recht gut charakterisiert. Durch diesen Roman und die Verfilmung mit Peter Ustinov als Nero und Leo Genn als Petronius ist er allgemein bekannt geworden.

Die historische Figur, die uns Tacitus schildert, ist jedoch weit zwiespältiger als die Romanfigur aus „Quo Vadis“.

Einerseits wird Petronius als Lebemann an Kaiser Neros Hof geschildert, der bei keinem der berüchtigten Feste fehlt und von seinem Umfeld als „Arbiter elegantiarum“, d.h. als Schiedsrichter in Sachen des guten Geschmacks, bezeichnet wurde, andererseits soll er aber als Prokonsul in Bythinien (heute ein Teil der Türkei) tatkräftige und gute Arbeit geleistet haben.

Dem Gajus Petronius wird mit dem, „Satyricon“ ein „Sittenroman“ seiner Zeit in mehreren Bänden zugeschrieben. Es sind jedoch nur zwei längere Teile (das bekannte „Gastmahl des Trimalchio“ und „Der Dichter Eumoplpos“) und einige Fragmente erhalten geblieben sind.

Die Wissenschaft ist sich darüber einig, daß Petronius mit dem „Satyricon“ seiner Zeit einen Spiegel vorgehalten hat und der „Trimalchio“ eine Satire auf Kaiser Nero selbst sein soll.

Nachdem ich den Text von Tacitus in mehreren deutschen Übersetzungen gelesen habe, wurde mir klar, dass Petronius nicht der verweichlichte Lebemann sein konnte, den er an Neros Hof darstellte. Und auch die Darstellung seines Todes überzeugt mich nicht.

Ich vermute, dass  er, als er sich zum Sterben in ein Nebenzimmer hatte tragen lassen, von treuen Sklaven verbunden und fortgeschafft wurde.

Zeugen für seinen „Tod“ waren ja genug vorhanden, weil die Leiche in Leinenbinden eingewickelt war – und sich eine Leiche einfach beschaffen ließ. Nach einigen Wochen war ein entstellender Bart gewachsen und irgendwo in der Provinz eine neue Identität angenommen worden.

Auf ähnliche Art mag auch Nero seinen Selbstmord vorgetäuscht haben. Er war ja schließlich Schauspieler und hatte genügend Theaterrequisiten, in dem sich sicher auch ein Dolch mit einfahrbarer Klinge befand.

Ausgangspunkt der Romane ist der greise Petronius, der in verschiedenen Briefen an den jugendlichen Sueton, an Plinius, Kaiser Nerva, Tacitus, Trajan etc. in Form eines Briefes Episoden aus seinem Leben erzählt.

Nach seinem „Selbstmord“ hat Petronius unter verschiedenen Pseudonymen weitergelebt hat und die Erstürmung Jerusalems, den Untergang von Pompeji und die Einweihung des Colosseums erlebte.

Während der Schreckensherrschaft Kaiser Domitians zog er sich auf den Jupitertempel auf dem Mons Casinus (Monte Cassino) zurück, wo er das Amt des Priesters übernahm und viel Zeit zum Nachdenken und Schreiben hatte.

Die Romane behandeln jeweils eine Episode seines abenteuerlichen Lebens mit teilweise bekannten, historischen Hintergründen, die jedoch größtenteils völlig neu gedeutet werden.

  • Die Bände des Gesamtkonzepts „Das wahre Satyricon“ sind:

  • Band 1  Der Einsame von Capri
  • Die Geschichte der Geburt und Kindheit. Kaiser Tiberius und  Sturz des Sejanus
  • Band 2  Die Wälder des Nordens
  • Flucht nach Germanien mit dem Sohn des Arminius, als Thumelicus die Königskrone der Germanen fordert, wird er getötet und Petronius geht zurück nach Rom.
  • Band 3  Via Dolorosa
  • Als Spion des Pilatus im Gefolge von Jesus, Passion und Auferstehung.
  • Band 4  Gott des  Wahnsinns
  • Kaiser Caligula, die Bildsäulen des Kaisers in Jerusalem
  • Band 5 Der Kelch des Lebens
  • Studien des Petronius in Griechenland, Ephesus und Alexandria, Treffen mit Paulus und die Geschichte vom Gral
  • Band 6  Die Hure von Rom
  • Kaiserin Messalina – auch Petronius ist einer ihrer Liebhaber und entkommt der Rache des Claudius, weil er bei Messalina das kaiserliche Siegel entwendet hat und sich so das Prokonsulat von Bythinien selbst erteilt.
  • Band 7 Im Namen Roms
  • Petronius als Prokonsul in Bythinien, Aufstand der Silberschmiede von Ephesus durch die Predigten des Paulus
  • Band 8  Tochter der Isis
  • Im geheimen Auftrag des Kaisers Claudius sabotiert Petronius einen Aufstand in Ägypten, den eine Isis-Priesterin anzettelt, die angeblich ein illegitimer Abkomme des Cäsarion und damit von Cäsar und Cleopatra ist. Da sich Petronius unsterblich in dieser Frau verliebt  hat dieser Romane einen sehr tragischen Schluss – natürlich mit Schlange
  • Band 9 Liebling der Musen
  • Die ersten Regierungsjahre Kaiser Neros, seine heimlichen Gänge in die Bordelle und erste Versuche als Sänger und Wagenlenker.
  • Band 10 Tanz der Feuerteufel
  • Brand Roms und Christenverfolgung
  • Band 11 Was für eine Künstler geht mir mir zugrunde
  • Verschwörung des Piso, Selbstmord des Petronius und die letzten Tage Kaiser Nero
  • Band 12 ...und kein Stein wir auf dem anderen bleiben...
  • Erinnerungen an das „Dreikaiserjahr“, die Erstürmung Jerusalems und die letzten Tage von Pompeji. Die Einweihung des Colosseum und  heimliche Ermordung  des Kaisers Titus durch seinen Bruder Domitian. Weil Petronius als einziger von diesem Mord  weiß, flieht er und nimmt eine neue Identität auf dem Monte Cassino an.

Das ist also in groben Zügen das Konzept für das Gesamtwerk.

Die Fakten von „Bethlehem“ werden in verschiedenen Erzählungen, die Petronius von anderen Leuten hört, geschildert. Wer die Novelle gelesen hat, der weiß, dass ein gewisse Marcus Petronius, schlau und gerissen wie er war, einen „Engel“ gespielt hat. Wie der junge Gajus von diesen Dingen erfährt, ist hier nicht wichtig. Er weiß jedoch, das Jesus deshalb gewissermaßen zur Familie der Petronier gehört und sein Vetter ist. Doch davon sagt er Jesus nichts, obwohl er eine recht lange zeit mit ihm wandert.

Der Zauberspiegel bringt vom Band „Via Dolorosa“ nur die Ereignisse vom Palmsonntag bis zum Ostersonntag. Den ganzen Band zu veröffentlichen würde die Chance schmälern, einen Verlag für dieses Projekt zu interessieren. Weil ich beruflich angespannt war, habe ich den „Petronius“ immer  vor mir hergeschoben. Doch jetzt, nach meiner Versetzung in den Ruhestand, kann ich mir die Zeit dafür nehmen, die Sache richtig auszuarbeiten.

Die Handlung vor dem Palmsonntag ist schnell erzählt und für das, was sich nach dem Einzug in Jerusalem abspielt, nicht von tragender Bedeutung.

Petronius, innerhalb der Handlung ungefähr 18 Jahre, wird von Kaiser Tiberius in die Legion übernommen und als Tribun nach Judäa geschickt. Hier soll er den Präfekt Pilatus überwachen, weil es über ihn schon Beschwerden durch den Hohepriester gegeben hat.

Als Petronius eintrifft, findet er Pilatus als Gast bei Herodes während dessen Geburtstagsfeier. Es ist jene Feier, bei der Johannes der Täufer enthauptet wird. Es kommt das Gespräch auf die vielen Wanderprediger und Petronius soll sich im Auftrag des Pilatus unter das Volk mischen und ihm Bericht erstatte. Da er einigermaßen Aramäisch spricht und sich gut verstellen kann, ist  Petronius der geeignete „Geheim – Agent“.

Petronius hört einige Wanderprediger, ist aber nur von Jesus und seiner Lehre fasziniert und folgt ihm. Von Pilatus mit reichlichen Geldmitteln ausgestattet kann er die Gemeinschaft von Jesus, den Aposteln und den ihnen folgenden Frauen etwas finanzieren. Er gibt an, dass er zwar aus Rom komme, habe eine jüdische Mutter habe – was ihn nach jüdischem Recht automatisch zum Juden macht – und ihn die Apostel somit im Gefolge Jesu akzeptieren müssen.

Petronius erlebt einen Teil der Wunder, hört die Predigten und hat viele vertraute Gespräche mit Jesus, in der dessen Lehre als eine Mischung zwischen Judentum untere Beachtung der Lehre der Essener, griechischer Stoiker und Neu-Platonismus, der Lehre Zarathustras  und auch Buddhismus enthalten sind.  Denn Jesus war zwischen seiner Kindheit und vor seiner Zeit bei den Essenern als Zimmermann auf Schiffen, hat die bekannte Welt bereist und viele Gespräche geführt.

Die Handlung im Zauberspiegel setzt bei einer Besprechung zwischen Pilatus, Herodes Antipas und dem Hohepriester Kaiphas ein, die den letzten Bericht der Petronius von der Auferweckung des Lazarus hören  und wissen, dass die politische Lage während des Passah-Festes in Jerusalem brisant wird.

Denn Jesus ist auf dem Weg nach Jerusalem und es besteht die Gefahr, dass er sich öffentlich zum König der Juden erklärt. Und dann wird der Aufstand der Zeloten losbrechen und  die Straßen von Jerusalem mit Blut besudelt werden...

Aber das könnt ihr ja dann alles lesen.

Und wer wissen will, wie die „Story“ ausgeht – der kann ja mal in der Bibel nachlesen...   

Zur Übersicht über die Kapitel

Kommentare  

#1 Pisanelli 2009-04-04 14:57
Da "Jesus"-Geschichten oder Geschichten, in denen er irgendwie auftaucht, irgendwie immer beim Publikim ankommen, egal, ob sie "falsch" oder "richtig" oder "anders" geschrieben werden, findet es bestimmt Interessenten... :-)
Andererseits - ich finde das Thema langsam so ausgequetscht, weil es schon soviel in der Hinsicht gibt, dass es mich persönlich langweilt...
#2 Harantor 2009-04-04 17:14
Uns geht es darum eine passende Leseprobe für das Petronius-Projekt zu bieten, das nun glücklicherweise vielfältiger ist, als nur eine Neudefinition der Passion und Kreuzigung...
#3 Torshavn 2009-04-04 17:35
Das Gesamtprojekt gefällt mir gut. Hoffentlich kommt es einmal in Buchform heraus.
Auf das Osterprojekt freue ich mich. Das Thema ist zwar nicht neu. Aber ich lese und schaue die Passionsgeschichte immer wieder gern.

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