Leit(d)artikel KolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Teestunden, Interviews und ein ›persischer Teppichverkäufer‹

Teestunde mit RolfMoin Rolf, vor fünf Jahren gingen wir online. Seither sind wir täglich mit neuen Beiträgen dabei. Seit über vier Jahren begleitest du uns mit Plaudereien zum Tee. Erzähl doch mal, wie du dazu gekommen bist. Na, denn man zu. Auf gehts. Der Tee ist serviert ...

Teestunden, Interviews und ein ›persischer Teppichverkäufer‹

Ich hasse Hochzeiten, Geburtstage, Jubiläen und andere Feiern, wo man sich immer was Besonderes einfallen lassen muss. Manchmal wird man, wie im vorliegenden Fall, nicht dazu aufgefordert. Man weiß nur einfach, was so erwartet wird.


Kaum ist ein Zauberspiegel-Jubiläum rum, kommt schon das nächste und die Überlegung geht los, was man denn diesmal machen könnte.

Die anderen Zauberspiegel-Mitarbeiter haben es da einfacher. Die erzählen einfach, wie sie irgendwann von Hermann ›eingefangen‹ wurden und plötzlich, ohne es zu wollen, Mitarbeiter des Zauberspiegels waren.

Ich kann das nicht machen, denn ich erzähle ja schon jede Woche in der Teestunde von diesen Dingen. Ach, wie die ›Teestunde‹ überhaupt entstanden ist, wollt ihr wissen? Das war ganz einfach und überhaupt nicht geplant. Irgendwann hatten sich Hermann und ich uns nach Jahren, in denen jeder von uns seine eigenen Wege ging, zufällig in der Kasseler Innenstadt wieder getroffen, wo ich seinerzeit in der Mittagspause noch meine Runden drehte.

Einige Zeit später hatte ich Hermann und seine Lebensgefährtin Bettina zu Gast in Nassenerfurth, wo auch diverse Fotos gemacht wurden. Dabei wurde mir dann nebenher erzählt, dass es den Zauberspiegel wieder gibt, dass dieses ehemalige Fanzine jetzt als Online-Magazin läuft und dass man damit zwar kein Geld machen, aber unsterblichen Ruhm erwerben kann.

Kein Geld machen? Dann ging mich das nichts an. Meine Fan-Zeiten lagen lange hinter mir und es sah auch nicht so aus, als ob ich noch mal was als Schriftsteller veröffentlichen würde. Ich hatte auch mit all diesen Sachen innerlich abgeschlossen und den Ehrgeiz dazu auch längst an der Garderobe abgegeben. Nur von W. K. Giesa, der damals noch ungefähr ein halbes Jahr zu leben hatte, bekam ich so alle halbe Jahre mal per Telefonat noch einiges aus der Welt der Phantastikliteratur und ihrer Leser und Fans zu hören. Und immer wieder erkannte ich, wie weit ich mich von all diesen Sachen schon entfernt hatte.

Justinian, mein Computer, war zwar ans Internet angeschlossen, aber ich benutzte das Netz höchstens, um E-Mails zu schreiben. Der Zauberspiegel in Online-Form interessierte mich überhaupt nicht - damals.

Und so lehnte ich es auch grundsätzlich ab, in irgendwelchen ›Zauberspiegel-Serien‹ mitzuschreiben. Wenn schon, dann musste sich was verdienen lassen. Ansonsten hat mein Fernseher jede Menge Programme und meine DVD-Sammlung war damals schon sehr umfangreich. Von meiner Bibliothek ganz zu schweigen.

Aber Hermann kann ja, wenn es die Umstände erfordern, reden wie ein persischer Teppichverkäufer.

Na gut, ein Interview mit zehn Fragen, das war kein Problem. Zwei, drei Stunden Arbeit - das wars dann ...

Pfiffendeggel - wie man in Kassel so schön sagt.
(Pfeifendeckel - für Unbedarfte, die unseren schönen nordhessischen Dialekt nicht verstehen)

Schon die erste Frage war so formuliert, dass ich sie, wollte ich das vernünftig beantworten, nicht in zwei oder drei Sätzen abhandeln konnte. Also schrieb ich so einige Seiten auf die Frage, was ich so die letzte Zeit gemacht hätte. Und schon die Mitarbeit am 666er-Zamorra war eine Sache, die etwas ausführlicher erzählt werden musste.

Ich hätte ja wissen sollen, dass Hermann darauf spekuliert hat, dass ich wie üblich in epischer Breite alles erzählen würde. Und so war ich verwundert, als ich nicht als Überschrift ›Interview mit Rolf Michael‹ las - sondern »Teestunde mit Rolf«.

Womit die Sklavenfessel zugeschnappt war, ohne dass ich es mitbekam, und ruderte, ohne vorerst zu begreifen, dass ich überhaupt ruderte. Und dass diese Fahrt über Jahre gehen sollte - wobei noch kein Ende abzusehen ist.

Wie kam es zu diesem Namen ›Teestunde‹?

Nun, ich war einige Zeit vorher in Indien gewesen und servierte Hermann und Bettina natürlich original indischen ›Chay‹, auch Marsala-Tee genannt. Übersetzt heißt es Gewürztee und ist in Indien das Nationalgetränk. Doch eins sei gleich gesagt: Jede Frau in Indien macht ihr ›Curry‹ anders - wobei der Begriff ›Curry‹ hier für eine besondere Mischung von Gewürzen gilt, deren Zusammenstellung nur eben diese Frau kennt - vielleicht schon von der Mutter und vor Urvätertagen übernommen. Und das gleiche gilt für den Chay. Es gibt gewisse Standardrezepte für die Mischung, aber jede Frau in Indien mischt schwarzen Tee und Gewürze in einem anderen Verhältnis. Und der Geschmack des Marsala-Tees unterschied sich auf meiner Indien-Tour von Hotel zu Hotel.

Also, wegen dieses indischen Marsala-Tees, gekauft in Agra in der Nähe des Taj Mahal, haben wir die Teestunde. Wobei der Herausgeber des Zauberspiegels ja die ostfriesische Art mit Sahne und Klüntjes Tee zu trinken vorzieht, während ich die englische Art, den Tee mit Zucker und Kuhmilch zu nehmen bevorzuge. Allerdings muss ich auf ärztlichen Rat den Zucker durch Süßstoff ersetzen.

Eigentlich wollte ich mit der ›Teestunde‹ aufhören, nachdem ich die Fragen beantwortet hatte. Aber dann starb Werner und es kochten Erinnerungen in mir hoch, die ich meinte, nicht im Nebel ferner Zeiten zur Legende werden zu lassen.

Das Leben von Autoren wie mein absolutes Idol Robert E. Howard, seinerzeit nichts anderes als hier in Deutschland ein Schreiber von Heftromanen wie W. K. Giesa, werden heute immer wieder durchleuchtet und erforscht. Wie er gelebt hat, was er wohl gedacht hat, als er seine Storys schrieb und so weiter.

Ich wollte die schriftstellerische Zusammenarbeit und wenigstens die spektakulärsten Erlebnisse der rund zehn Jahre unserer Freundschaft (immer vor den Eheschließungen zu sehen) irgendwie festhalten. Und das in aller Ehrlichkeit. Dass hier nicht übertrieben wurde oder Unwahrheiten verstreut werden konnten, dafür garantierte Hermann, der wenigstens in der Zeit unserer Zusammenarbeit beim Zamorra immer sehr hart am Kurs mitsegelte.

Ja, und die Teestunde haben wir heute noch. Inzwischen bin ich dabei, die einstmals wild durcheinander erzählten Ereignisse in chronologischer Ordnung noch einmal Revue passieren zu lassen. Das mag künftigen "Forschern" der Geschichte des Heftromans die Arbeit etwas erleichtern.

Was aber macht man zu einem zweiten Jubiläum?

Man überlegt sich in meinem Alter erst mal, ob man beim nächsten Jubiläum das Problem überhaupt noch hat, einen schriftlichen Beitrag zu leisten. Dann denkt man an den Herausgeber des Zauberspiegels, und die Tatsache, dass er bei seinen Besuchen hier in der ›Caverna Leonis‹ des öfteren die Treppe auf und ab steigen kann, um das notwendige Rauchopfer zu verrichten.

Und schon hat man die Idee für eine Story, die eben in den frühen Morgenstunden des 24. Mai 2012 fertig geworden ist. Wie mein Freund Werner Kurt Giesa habe ich auch die Angewohnheit, in der Nacht zu schreiben, weil mir da die besten Einfälle kommen.

Im Finst'ren sind Mysterien zu Haus ...

In diesem Sinne viel Spaß beim Lesen von Hölle ohne Rauch und Feuer ...

Der Gästezugang für Kommentare wird vorerst wieder geschlossen. Bis zu 500 Spam-Kommentare waren zuviel.

Bitte registriert Euch.

Leit(d)artikelKolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles