# 96: Die Enttäuschung meiner Mutter
# 96: Die Enttäuschung meiner Mutter
Er schrieb herrliche Artikel, die im heftromandominierten Horrorfandom der Achtziger richtungweisend waren. Homosexualität in der klassischen Phantastik und mehr. Das waren Highlights des kopierten Zauberspiegels. Auch seine kurzen (im Wortsinne) Geschichten, die selten mal über zwei Seiten hinaus kamen, aber er wusste auch hier die Worte wohl zu setzen. Sie waren atmosphärisch dicht. Tolle Dinge.
Mit den Fans von King & Co. Legte er sich hemmungslos an und überzeugte durch Sachkunde. Ihn heute nicht mehr in unseren Reihen zu wissen, bedauere ich. Er wäre eine unglaubliche Bereicherung.
Man sollte ihm mal nachspüren...
Zudem war er ein echter Förderer des Zauberspiegel. Ein Jahr lang spendete er jeden Monat 50,00 DM, damit wir uns in Ruhe entwickeln konnten. Wir sind ihm heute noch dankbar, mussten wir uns doch kein Kopf machen wenn wir den Umfang um zwei oder drei Blätter steigerten.
Im August 1983 war er einer der Teilnehmer des Zeltcon 1983, der in Ahnatal Weimar auf der Freizeitanlage Bühl stattfand. Dieser zurückhaltende Mensch mit Manieren, erwies sich als humorvoller Mensch und einer echten Bereicherung des Cons.
Thomas reiste bereits einen Tag früher an. Ich bat Rolf Michael, ihn für eine Nacht aufzunehmen. Als wir am nächsten Tag erschienen war Rolf völlig von den Socken. Er konnte es nicht fassen. Hatte er doch eine Kiste Bieer eextra besorgt (immerhin kam ein Bayer) und war darauf sitzen geblieben. Es gab einen Bayern, der kein Bier trank, gar mit Wasser zufrieden war. Noch dazu aus der Leitung...
Meine Mutter mochte Thomas nicht bzw. war von ihm enttäuscht. Er war ihr suspekt. Dass mit dem Biertrinken, hat sie wohl nicht weiter gestört. Damit konnte sie aus ganz bestimmten Gründen prima verzichten. Aber etwas anderes hat sie ihm fürchterlich übel genommen.
Sie konnte ihn nicht bemuttern und bekochen. Auf Uwe Schnabels Ernährung (Pizza, Schnitzel, Cola und Milch) konnte sie sich einstellen und dafür sorgen, dass davon reichlich vorhanden war.
Thomas trank nicht nur sehr mäßig und wenn dann vorwiegend Wasser, nein er aß auch sehr mäßig und nicht oft.
Er kam mit trocken Brot über den Tag. Für meine Mutter, die Leute leidenschaftlich gern bekochte (Norbert Aichele, Rolf Michael und andere können ein Lied davon singen), ein echter Schock. Sie war froh, als Thomas, der im Übrigen ein toller Kerl und angenehmer Mensch ist, uns wieder in Richtung Bayerischer Wald verließ.
Sie sagte, sie hoffe, er käme sobald nicht wieder oder er ändere seine Ernährungsgewohnheiten (was sie natürlich nicht ernst meinte). Wäre Thomas wiedergekommen (was er leider nicht ist), hätte sie eben diverse Sorten trocken Brot und verschiedene Wasser aufgefahren. Ihre wäre schon etwas eingefallen, um ihn zu versorgen und sich dabei gut zu fühlen...