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# 102: 50 Mark für einen Amoklauf...

As Time Goes By# 102: 50 Mark für einen Amoklauf...

Es war die große Zeit des Horrorfandoms. Die erste Hälfte der achtziger Jahre. Die Clubs sprossen und wuchsen. Fanzines wurden mit Elan, aber nicht immer mit Sachverstand produziert. Aus Heftromanautoren wurden Götter und auf Cons zahlten die Götter den Preis dafür: Sie signierten ohne Unterlass die von ihnen verfassten Heftromane.

Irgendwann in diesem Sturm- und Drang kam auch eine Idee auf, die vordergründig erstmal gut klang und auch gut war. Sie lief unter dem Motto: Fans helfen Fans. Das ist doch was Nettes und Feines.

Es ging darum Club-Sammlerdienste einzurichten (diese Idee ist meines Erachtens auch einer der Wurzeln der Romantruhe Joachim Ottos und der ist von dem nun Folgenden ausdrücklich ausgenommen). Da sollten Romane feilgeboten werden, um anderen Fans zu helfen, Lücken in ihren jeweiligen Sammlungen zu schließen. Ein gute Idee (obwohl sie nicht von mir stammt).


Zumeist wurden diese Sammlerdienste von Clubs organisiert. Manchmal nahm etwas mehr als den Einkaufspreis und half so das Zine zu finanzieren. Der HFC Söhne der Zauberer hatte das System eine Mark pro Heft zu nehmen und die 40 – 60 Pf Gewinn (wir kauften bei Fricke in Harburg, Vohrenkamp in Stade, anderen Antiquariaten und auf Flohmärkten ein) flossen in die Finanzierung des Zauberspiegel. Einmal wurde mir von einem Kunden (frag mich nach mehr als 25 Jahren nur nicht mehr wer das war) 5,- DM für einen Dämonenkiller 7 aufgezwungen und der Typ war glücklich damit (zumal die Erhaltung erstklassig war, gekauft hatte ich ihn für 40 Pfennig bei Fricke in Harburg).

Warum? –

Nun die folgenden Absätze erklären das...

Denn keine Idee kann so gut und so idealistisch sein, um nicht von irgendwem pervertiert zu werden. Dynamit ist pervertiert worden, die olympische Idee, also warum nicht die glorreiche Idee der Clubsammlerdienste und damit der Idee der gegenseitigen Hilfe von Fan zu Fan. U

nd wer war der ‚Pervertator’ der Idee? Wer könnte es sein?

Es gab und gibt nur eine Antwort: Dieter Hoven war es. Der „Sammlerdienst“ des Horror-Magnet war es, der mit Preisen aufwartete, die mir die Galle überkochen ließen (und nicht nur mir). Er selbst räumte Norbert gegenüber mal ein, das er damit gut Gewinn machte, was eine heftige Auseinandersetzung auf der Leserseite des Zauberspiegel nach sich zog. Dieter faselte dort davon, dass er nicht von Gewinn, sondern vom Umsatz geredet habe. Gerüchte verstummten nie, dass er nicht dem Club damit geholfen habe, sondern fleißig für Spenden an DH sammelte. Bewiesen ist nichts, aber vielleicht gibt es Zeitzeugen.

Dieter nahm Preise, die ins Reich der Phantasie gehören (und in der Folge machten das auch andere). 50,00 Mark für einen AMOKLAUF (Dämonenkiller 7) wollte er haben. Auch für viele weitere Hefte wollte er Preise haben, die fernab jeder Realität angesiedelt waren. Seine Begründung war zum einen, dass er wohl die Flohmärkte in halb NRW abgrasen musste (nicht dass er nicht auch für seine private Sammlung tat) und daher seine Reisekosten aufschlug (da muss er aber 1982 die Benzinpreise von 2008 im Kopf gehabt haben).

Zudem waren die Flohmärkte in NRW und die Antiquariate dort sooooo viel teurer. Keine müde Mark verdiene er an seinem unermüdlichen Einsatz, ließ der ‚Pervertator’ verlauten. Er wolle doch bloß helfen, ließ der Herr des Horrormagneten verlauten und drohte wieder damit irgendwem, der ihm widersprach vom Rest des Fandoms zu isolieren. – Nun ja... Ist es da verwunderlich, dass dieser mir nun nicht mehr erinnerliche Fan einen Heiermann (wie man das Fünf-Mark-Stück nannte) in die hand drückte und völlig hingerissen war, weil er nicht noch weitere fünfundvierzig Emmchen für einen Heftroman ausgeben musste. Natürlich sollte man auch nicht vergessen, den Deppen eins mitzugeben, die eben diese Summe an Dieter und andere Volldeppen zahlten. Aber die Gier des Sammlers triumphierte immer wieder über die Vernunft. Fans und Sammler sind nicht immer von wahnsinniger Intelligenz gesegnet...

Kommentare  

#1 Johannes Kremser 2008-08-08 18:56
Stimmt, ich trottel kauf mir noch immer meine Jerry Cottons für 1,90 Euro, obwohl ich sie bei Bastei günstiger abschneiden würde... Tja, aber Fans und Sammler sind nicht immer sehr intelligent - wie du schon sagtest...
#2 Thomas 2010-07-29 16:08
Hier in Regensburg bekommt man die geliebten Trivialromane schon gar nicht mehr an jedem Kiosk. Ich muss mich deshalb jede Woche zum Bahnhofsbuchhandel bemühen, wo mir der Händler immer einen mitleidigen Blick zuwirft, wenn ich mit einem ganzen Stapel Hefte zur Kasse gehe. Aber man gönnt sich ja sonst nichts! 8)

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