# 107: Der Stuhl
# 107: Der Stuhl
Trotz all der Fiaskos war es eine gemütliche Veranstaltung. Das Wetter war heiß und der Badesee beliebt (und wurde ja Teil des Professor Zamorra-Films. Mit einem Rot-Filter wurden aus den Badenden geschundene Seelen im Höllenpfuhl). Es wurden auch noch diese oder jene andere Einstellung für den Film gedreht. Das habe ich hier und da ja mal angedeutet und ich werde manches noch mal ausführlicher darstellen. Aber der Professor Zamorra- Film ist diesmal nicht das Thema, denn es gab (für mich persönlich) etwas viel wichtigeres...
Was den Zeltcon für mich aber zu einem unvergesslichen Erlebnis werden ließ war etwas viel Essentielleres. Es war ... der Stuhl.
Die wenigsten der anwesenden Horrorfans waren Camper und die meisten kamen zudem mit der Bahn. Da wurde das Zelt verstaut. Da wurden Konserven eingepackt und Badezeug und Waschzeug und die ein oder andere Spirituose, aber sonst wurde wegen der Schlepperei das Gepäck begrenzt. Was aber allen fehlte, war eine Sitzgelegenheit, etwas wo man abends nach all den Aktivitäten des Tages seinen Hintern drauf parken konnte, um nicht im Gras oder Staub hocken zu müssen.
Nun Norbert und ich reisten auch per Bahn an. Auch wir beschränkten uns auf das Nötigste. Aber dank unserer guten Kontakte vor Ort, schnappte ich mir einen Stuhl von Rolf Michael, der ja kaum fünf Minuten zu Fuß vom Campingplatz entfernt wohnte. Nein, ich nahm nicht das damals bereits legendäre Stuhlboot (auch das ist eine Geschichte, die ein andermal erzählt wird). Aber es sei gesagt, dass zehn Jahre später anlässlich einer Sylvesterparty in Helleböhn dem Stuhlboot ein Denkmal gesetzt wurde. Wo wir auch auf einem per Sonnenschirm vor dem Schnee geschützten Grill Würstchen und Koteletts rösteten.
Doch auch wenn es nicht das Stuhlboot war: Der Stuhl, den ich hatte, hob mich auf dem Zeltcon aus der Masse heraus, verlieh mir etwas Besonderes. Man thronte förmlich über der Menge. Wenn sich jemand zu mir setzt, saß er im Staub zu meinen Füßen. Das streichelt das Ego und es kamen gottkaiserliche Gefühle auf. Weder der Erste Bürger, noch das Stiefelchen oder Nero, hätte sich gewaltiger fühlen können. Auch die byzantinischen Kaiser waren einen Dreck gegen den Campingstuhl und mich. Es fehlte nur noch der Man, der mir kühle Luft zuwedelte und vielleicht jemand, der mir Bedenke, dass du sterblich bist ins Ohr flüsterte.
Wenn ich dann auch noch begann, über die Vereinigung des Horrorfandoms in einem großen Club zu philosophieren, und die Männer hockten vor mir im Staub und sahen zu mir auf, dann sah das laut Rolf Michael hinreichend komisch aus. Wie der Weise, der seinen Schülern, die Leviten liest und ihnen den Weg weist. Was gäbe ich für ein Foto von diesen Szenen.
Somit habe ich diesen Zeltcon geradezu königliche Erinnerungen. Seither bin ich geschworener Monarchist, aber nur wenn ich der Monarch bin...
Was den Zeltcon für mich aber zu einem unvergesslichen Erlebnis werden ließ war etwas viel Essentielleres. Es war ... der Stuhl.
Die wenigsten der anwesenden Horrorfans waren Camper und die meisten kamen zudem mit der Bahn. Da wurde das Zelt verstaut. Da wurden Konserven eingepackt und Badezeug und Waschzeug und die ein oder andere Spirituose, aber sonst wurde wegen der Schlepperei das Gepäck begrenzt. Was aber allen fehlte, war eine Sitzgelegenheit, etwas wo man abends nach all den Aktivitäten des Tages seinen Hintern drauf parken konnte, um nicht im Gras oder Staub hocken zu müssen.
Nun Norbert und ich reisten auch per Bahn an. Auch wir beschränkten uns auf das Nötigste. Aber dank unserer guten Kontakte vor Ort, schnappte ich mir einen Stuhl von Rolf Michael, der ja kaum fünf Minuten zu Fuß vom Campingplatz entfernt wohnte. Nein, ich nahm nicht das damals bereits legendäre Stuhlboot (auch das ist eine Geschichte, die ein andermal erzählt wird). Aber es sei gesagt, dass zehn Jahre später anlässlich einer Sylvesterparty in Helleböhn dem Stuhlboot ein Denkmal gesetzt wurde. Wo wir auch auf einem per Sonnenschirm vor dem Schnee geschützten Grill Würstchen und Koteletts rösteten.
Doch auch wenn es nicht das Stuhlboot war: Der Stuhl, den ich hatte, hob mich auf dem Zeltcon aus der Masse heraus, verlieh mir etwas Besonderes. Man thronte förmlich über der Menge. Wenn sich jemand zu mir setzt, saß er im Staub zu meinen Füßen. Das streichelt das Ego und es kamen gottkaiserliche Gefühle auf. Weder der Erste Bürger, noch das Stiefelchen oder Nero, hätte sich gewaltiger fühlen können. Auch die byzantinischen Kaiser waren einen Dreck gegen den Campingstuhl und mich. Es fehlte nur noch der Man, der mir kühle Luft zuwedelte und vielleicht jemand, der mir Bedenke, dass du sterblich bist ins Ohr flüsterte.
Wenn ich dann auch noch begann, über die Vereinigung des Horrorfandoms in einem großen Club zu philosophieren, und die Männer hockten vor mir im Staub und sahen zu mir auf, dann sah das laut Rolf Michael hinreichend komisch aus. Wie der Weise, der seinen Schülern, die Leviten liest und ihnen den Weg weist. Was gäbe ich für ein Foto von diesen Szenen.
Somit habe ich diesen Zeltcon geradezu königliche Erinnerungen. Seither bin ich geschworener Monarchist, aber nur wenn ich der Monarch bin...