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# 106: Was der Jungfan so schrieb und trieb ...

As Time Goes By# 106: Was der Jungfan so schrieb und trieb ...
 
Nun, ich lästere hier ja gerne über naive Fans aller Couleur ab und mache mich schön lustig. Das macht Spaß und erfreut mein Ego als jemand, der sich 'denen' überlegen fühlt.
 
Doch dann kommen die Momente, die raren und seltenen, in denen man sich einer gewissen Ehrlichkeit gegenüber sich selbst hingibt. Da erkennt man dann mehr oder minder seine eigenen Schwächen. Da zeigt sich dann, ob man über sich selbst lachen oder zumindest doch schmunzeln kann.
 
Wenn ich mich so an meine frühen Tage als Fan erinnere. Oh Gott. Da war ich noch nicht der kritische Fan. Nein, es gab eine Zeit, da ich so naiv war wie die über die mich so lustig mache.

Da fallen mir viele Dinge ein. Da schrieb der begeisterte Jungfan völlig begeisterte Leserbriefe. Dan Shocker beglückte ich das eine oder andere Mal mit ungefiltertem Jubel oder auch mit Vorschlägen wie sie nur naive Fans machen können, wie ich es mit im zarten Alter von dreizehn oder vierzehn Jahren noch war.

Auch Jason Dark jubelte ich den Siebzigern einige Mal voller Begeisterung zu, erklärte ihm meine Sicht der Dinge, entwarf gewaltige Konzepte. Ein Brief ging über vier oder fünf Seiten um einen Plan zur Vernichtung des Schwarzen Todes. Das muss so 1979 gewesen sein. Aber... Jason Dark veröffentlichte nur die kurze Zusammenfassung und sagte, ein Horst von Allwärden lese Sinclair ganz gern.

Ich meldete mich hier und da zu Wort. In den frühen Teenagerjahren gab es für mich kaum schlechte Romane.  Alles, wirklich alles wurde von mir verschlungen. Ohne Rücksicht auf Verluste. Und es gefiel mir in meiner grenzenlosen Begeisterung. Im Grunde eine schöne Zeit, so erlebte ich so gut wie nie eine Enttäuschung.

Ich schrieb saudämliche Geschichten für den Clubletter des Dan Shocker's Fantastik Club 'Marlos'. "Darkos, Herr der Nacht" hieß einer der ersten. Ein saublöde Vampirstory, die eher in Richtung Dark denn in Richtung Shocker ging. Oder auch eine Druiden-Trilogie auf anderthalb Seiten.

Schweinedumm.

Ich bin Gustav Gaisbauer heute noch dankbar, dass er diese Geschichten nicht brachte. So bleibt mir die Schmach erspart, dass das noch jemand liest. Das war ein unglaublicher Müll. Dagegen sind einige der Geschichten und Autoren über die ich im Rahmen von As Time Goes By abgelästert habe echtes Gold...

Ja, da waren diese Jahre zwischen dreizehn und sechzehn. Ich war ein Fan wie er im Buche steht, die rosarote Fanbrille tauchte alles in ein angenehmes Rosarot. Und ich genoss es.

Leider oder besser zum Glück war das kein Dauerzustand. Das durfte es nicht bleiben. Eine Zeitlang war das recht angenehm, aber auf die Dauer ist das nichts. Immerhin ist es mir gelungen, die Freude am Genre zu konservieren und ich konnte es vermeiden zu einem dieser unsäglichen Fans nur einer ganz bestimmten Sache zu werden. Also eine Art Fachfan bzw. Fach(fan)idiot, der eine ganz gewisse Serie bis ins hinterletzte Detail kennt und sich anderem gegenüber verweigert, weil er das Beste ja schon kennt.

Aber diese unbeschwerten Zeiten von einst, wo ich (nahezu) alles mit Begeisterung lesen konnte, möchte ich nicht missen.

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