#47: Schöne harte Jahre ...
Die beste Phase hatte der Zauberspiegel von der Nummer 7 an. Ich war der nominell alleinige Herausgeber, aber Norbert hat mich nie im Stich gelassen und unterstützt. Die 8. Ausgabe geht als die verlorene Nummer in die Geschichte ein, weil die komplette Auflage nie ankam (und die Deutsche Bundespost mit einem Schulterzucken reagierte). Und ab der Nummer 9 ging es richtig los. Schon da reifte der Entschluss, ein Schwestermagazin auf die Beine zu stellen, denn wir erreichten die Grenzen dessen, was die Heftklammer packen konnte. Und der Stoff schien nie auszugehen. Im Gegenteil.
Ich verpflichtete für die Zauberschrift Volker Sorge und Lutz Bolte aus der Konkursmasse des HFC PENDRAGON (dem gescheiterten Nachfolgeclub zu Feuerriegel Si/Za Club, Bremen) und Petra Köhpcke nach ihrer vernichtenden Kritik für den Zauberstern. Ab 1987 sollte es losgehen mit den Magazinen.
Und ich gestehe, auch ich bin ein Schwein in dieser Welt. Die Kernthemen behielt ich beim ZauberspiegelZauberspiegel und Zauberstern Vorteile. Die Zauberschrift musste auch hier mit dem Vorlieb nehmen, was Petra und ich übrig ließen. Rückblickend kann ich Volkers und Lutzens nie erlahmenden Mut immer nur bewundern. Einmal haben sie sich sogar beschwert, aber so viel hat sich nicht geändert. Doch sie haben tapfer jedes Mal das Beste aus den Resten gemacht. (den ich als Redakteur weiterhin betreute), während Petra überwiegend ihre Themen aufgriff, blieb für Volker Lutz das, was keiner haben wollte und zum Auffüllen übernahmen sie Uwe Schnabels Serie mit dem Dämonenkiller-Exposs und Zusammenfassungen nach Bd. 143. Gleiches Spiel mit den Zeichnungen, die mich zuerst erreichten. Ich wählte das, was mir gefiel, aus. Petra Köhpcke hatte den Zweitzugriff und was übrig blieb, bekamen dann Volker und Lutz (und einmal hat mich Volker deswegen in einem Vorwort ziemlich angepflaumt). Es war nicht wirklich Abfall (damit würde ich unseren Zeichnern Unrecht tun), aber von der zweiten Wahl kann man schon sprechen. Auch bei den Stories hatten
Und so machten wir ab dem 1. Quartal 1987 viermal im Jahr knapp 300 Seiten (wobei einiges auf A3 geschrieben und zweimal herunterkopiert wurde, um den Platz optimal zu nutzen). Jedes Jahr bis einschließlich 1990 über 1000 Seiten Fanzine jedes Jahr und das mit einem Stamm von einem knappen Dutzend Leuten. Wie ich finde, eine tolle Leistung.
Dabei muss man auch bedenken: Wir haben nicht etwa kontinuierlich drei Monate gearbeitet und das Zine war fertig. Wie sah das in der Regel aus? Den ersten Monat hat man mal locker verdaddelt, in dem man nichts tat. Der zweite Monat wurde mal mit ein paar müßigen Gedanken an das kommende Zine verschenkt und darüber ein wenig meditiert, aber ernsthaft an die Schreibmaschine wollte dann auch noch keiner. Es wurde im Höchstfalle mal eine Rezension geschrieben und an den zuständigen Redakteur gesandt. Der musste die Rezis alle abtippen und mit einem kurzen einleitenden Text versehen.
Aber es war ja noch jede Menge Zeit. Die erste Hälfe des dritten Monats verstrich, dann rief der Sklaventreiber und Herausgeber (das war in diesem Falle ich) die Leute an und nannte den Abgabetermin und mahnte pünktliche Abgabe bzw. Fertigstellung der Seiten an. Allgemeine Panik brach aus.
Und in den kommenden zwei Wochen brach allerortens in den Redaktionsstuben des Zauberspiegel unglaubliche Hektik aus. Ich gestehe, zum einen nur die Nr. 13 pünktlich fertig (zwei Wochen vorher) gehabt zu haben, um Petra Köhpcke bei ihrem allerersten Versuch ein Fanzine zu machen zu helfen, und zum anderen an manchen heißen Wochenenden quasi einen ganzen Heftroman oder gar mehr in die Maschine gehämmert zu haben (denn ich als Herausgeber war da nicht besser als meine Mitredakteure). Dass überhaupt etwas Lesbares herauskam, sprach zum einen dafür, dass wir über ein Hauch Kompetenz verfügten und zum anderen dafür, dass die Meditation im zweiten Monat im Druck der letzten Tage Früchte trug.
Für Petra sah, nachdem sie eine Ausbildung in einer Baumschule angetreten hatte, ein Osterwochenende so aus: Gründonnerstag von der Arbeit direkt zu Elbefähre. Dann nach einem Abendessen an die Schreibmaschine bis in die Morgenstunden. Am Karfreitag nach drei bis vier Stunden Schlaf bis etwa 2:00 oder 3:00 am Samstag. Danach dann ins Bett, weil in der Baumschule Hochsaison war und am Samstag gearbeitet wurde. Gegen 6:00 wieder auf die Fähre. Gegen 16:00 Uhr kehrte sie zurück und dann wurde bis spät an den Ostermontag gearbeitet und die Magazine waren fertig. Viel Kaffee, Cola und Zigaretten waren getrunken und geraucht worden.
Zumeist besuchte mich Petra Köhpcke und wir gingen zusammen ans Werk. Das Klappern der Typenrad- und Kugelkopfmaschinen klang durch den Raum und es verstummte über Stunden nicht, denn es wurde konzentriert gearbeitet. Ein paar schnelle Mahlzeiten, kurze Schlafintervalle, aber keine größeren Pausen. Jörg Ropers stieß zu uns und füllte die Lücken mit seinen kleinen, genialen Zeichnungen, malte Überschriften oder gab uns moralische Unerstützung. Und dann standen die Zines immer irgendwie. Die Post schaffte es dann auch, termingerecht von den Außenredakteuren das Material heranzubringen.
Und dann war das Zine fertig und der Löffel wurde fallengelassen, bis zum Ende des nächsten Quartals. So ging es bis Anfang 1990. Dann waren wir fertig mit der Welt. Dennoch waren es Jahre, die ungeheuren Spaß gemacht haben. Allen Mitwirkenden schulde ich Dank und Anerkennung. Tolle Zeiten, Harte Zeiten so war das...
Kommentare
Harantor sagt: Das sit ein Tippfehler und keine Anspielung. Es soll heißen Rolf und meint Rolf Michael