#48 Die unsichtbare Insel und ihre Bürger
Der erste Clubleiter, ein gewisser Alexandro Laue, hat kaum Spuren hinterlassen und verschwand alsbald. Ihm folgte der Vorsitzende des Ersten Deutschen Fantasy Clubs e. V. und Lord von FOLLOW Gustav Gaisbauer (über den es an anderer Stelle viel mehr zu sagen geben wird). Dieser machte aus dem "Club-Letter", der bis dahin ein paar A4 Blätter umfaßte ein vierzigseitiges A5 Heft. Unter Gustav fand auch der 1. Marlos-Con statt. Dies parallel zum Fest der Fantasie 1979 in Unterwössen.
Ihm folgte das Faktotum Dan Shockers und Dämonenkiller Experte Uwe Schnabel, der in Bremen geboren wurde und in Frankfurt lebte (und dies immer noch tut). Unter ihm gewann der Club ein Image, daß er bis zum heutigen Tage nicht losgeworden ist. Am besten ließe sich das mit gepflegter Langeweile und Gemütlichkeit umschreiben. Ging es im Rest des Fandoms hektisch, laut und durchaus nicht immer friedfertig zu, so war Marlos das Idyll aus den Macabros-Romanen und Dan Shocker, der es gern harmonisch hatte, war der Mittelpunkt.
Lediglich um ein paar Merchandise-Artikel (wie man es heute nennen würde) gab es Zoff und mittendrin in diesem Mini-Streit, wie immer Norbert und wer sonst ich. Der Clubletter kam unter Uwe pünktlich und er war wie der Club, wie ein bequemes Paar Schuhe ("reintreten und sich wohl fühlen"). Nichts überraschendes, nichts überragendes. Handwerklich solide, aber auch von dieser Aura der gepflegten Langeweile umgeben. Wurden anderswo auf den Leserseiten Schlachten geschlagen, in Marlos das Loblied des Friedens gesungen. Das Horrorheftfandom schien zweigeteilt. Auf der einen Seiten, das von den Bastei-Serien geprägte Fandom, wo gekämpft und gerungen wurde. Auf der anderen Seite das harmonische Marlos.
Einmal im Jahr traf sich die Marlos-Familie an wechselnden Orten. Es waren gemütliche Cons, wo geplaudert wurde, wo man sich unaufgeregt gab. Es war zumeist einfach nur gemütlich. Auch hier herrschte mehr die Atmosphäre einer klassischen Teatime. Smalltalk dominierte. Hier und da mal einen Vortrag, aber das war es dann auch. Und egal wie viele Autoren da waren, es gab immer nur einen Mittelpunkt und das war Dan Shocker. Der Rest waren Marlos-Bürger und Gäste. Und damit hatte es sich.
Selbst die Einstellung der Dan Shocker-Serien durch VPM in den Jahren 1985/86 überstand der Club unbeschadet. Ein paar Randerscheinungen, die man am besten mit Karteileichen umschreiben kann, verschwanden aber der Kern der Marlosfamilie blieb zusammen und versammelte sich Jahr für Jahr zum Treffen.
Dann kam das Jahr 1994 und Bernd Götz machte den Zaubermond Verlag auf und in Marlos gab es unterschiedliche Auffassungen über den Verlag (ab As Time Goes By 50 werde ich diese Auseinandersetzung ausführlich als Trilogie schildern) und Jahre nachdem das alte Fandom untergegangen war, zoffte man sich. Zentrale Figuren des Streits waren W. K. Giesa und (wie sollte es anders sein) ich in all meiner Streitlust.
Nachdem wir dies hinter uns gebracht hatten, fiel der Club in ein Koma in dem er heute noch ruht. Und so sollte es bleiben ...