# 58: Schweiß ...
# 58: Schweiß ...
Manchmal waren es aber auch die Herausgeber gewisser Fanzines, die die von ihnen veröffentlichten Geschichten zur Zukunft des Horrors erklärten. Norbert Schulz und Carsten Scheibe (die Dieter Hoven den Titel Ober-Guru verpassten) erfanden auch den Horror immer mal wieder für ihre "Tales" neu. Christian Dörge gehörte mit seinem Zauberbogen auch zu dieser Clique. Allerdings waren viele der von ihm präsentierten Erzählungen kaum besser als der Durchschnitt, eine weitere große Gruppe war ziemlich bemühter literarischer Mist, wo der Autor sich in seinen doch ach so originellen Formulierungen sonnte (Dörges eigene Erzählungen gehörten dazu). Aber es gab auch Erzählungen, die einfach sauschlecht waren, dem Leser aber als das Genre erweiternd verkauft wurden. Ob der jeweilige Autor das auch glaubte, ist nicht überliefert.
Michael Roth ist einer dieser Autoren von dem nicht überliefert ist, ob er wusste, dass seine Geschichte als eines der Highlights des Unheimlich-Phantastischen verkauft wurde. "Ein Tag am See" ist der Titel dieser Geschichte, die einem Tränen in die Augen trieb, weil man aus dem Lachen nicht mehr heraus kam. Sechs oder sieben Fanzineseiten lang folterte Michael Roth das Zwerchfell des Lesers. Die am häufigsten benutzten Vokabeln waren jene, die sich vom Verb 'schwitzen' ableiteten. Wohl an die hundert oder mehr mal ging es um die Klimaanlage des Körpers (und kam insofern häufiger vor als das Wort Ghoul in Sven Baumerts Story "Todesrache der Ghouls", welches es etwa auf 83 Nennungen brachte). Der Autor verstieg sich zu unglaublichen Metaphern und schuf Bilder im Kopf des Lesers, die Monty Python übertrafen.
Worum ging es nun in der Geschichte. Ein junger Mann (und viele andere) schwitzen ausdauernd in der Hitze des Sommers an einem Bergsee, der innerhalb der nächsten Sätze zum Baggersee mutiert. Irgendwann trifft der junge Mann ein Mädchen, das er umbringt. Am nächsten Tag kommt er erneut zum Schwitzen an den Baggersee in den Bergen und die aus unbekannten Gründen wiedergekehrte Leiche der Frau bringt ihn um. Laut Christian Dörge eine Story, die den Horizont des Genres erweitert. Für mich eher die Vorlage eines dämlichen Horrorfilms, in dem dann mehr Blut denn Schweiß fließt.
Michael Roths Geschichte war eines der absoluten Highlights. Sein bemühtes Zeilenschinden mittels Metaphern übers Schwitzen, wurde von Christian Dörge als literarischer Horror missdeutet und entsprechend angekündigt und wirft ein Schlaglicht auf den von ihm herausgegebenen Zauberbogen. Aber als Geschichte war "Ein Tag am See" immerhin einen Haufen Lacher wert.
Kommentare