# 57: Frankenstein hier, da und überall
# 57: Frankenstein hier, da und überall
Jörn stellte sich hin und verkündete, er würde sich einem der klassischen Stoffe des Horrors, bekannt aus Romanen, Comics und Filmen zuwenden. Man muss dazu sagen, es war gerade bekannt geworden, dass Jürgen Grasmück angekündigt hatte, er würde sich dem Thema Frankenstein im Taschenbuch zuwenden, woraus ja die just vertonten "Monster-Frankenstein-Spannungsromane" (ein typisch umständlicher Grasmück-Titel) wurden (denen Norbert und ich in "Trinkernacht auf Burg Fackelschein" ein Denkmal setzten und die beiden Figuren Nobbi Aichel und Hermann "Hermi" von Altwürden vom Kampfstern Galactica abgeholt wurden). Jörn sagte also: Er wolle sich nun dem Frankenstein-Mythos und seinen wahren Hintergründen zuwenden.
Nun, warum nicht. Das war doch was Interessantes. Das hätte wir so von Jörn nicht erwartet. Wenn man ihn nun in den nächsten Monaten auf das Projekt ansprach, kamen Kommentare, wie die Spur führe nach Ostpreußen, er habe Erhellendes gefunden und sei den Frankensteins durch halb Europa gefolgt. Das hörte sich spannend an. Die Bibliotheken (das Internet gab es noch nicht) der Hansestadt musste er auf den Kopf gestellt haben. Er blieb allerdings bezüglich der Quellen seiner Informationen immer etwas vage. Aber seine Feldforschung musste ungeahnte Ausmaße angenommen haben. Wo er die Familie Frankenstein wähnte, ein Wahnsinn. Mussten nach seiner Feldforschung weite Teile der Horrorgeschichte umgeschrieben werden?
Es stand zu befürchten. Aber wir hatten die Schlagzeilen. Der Zauberspiegel würde die wahre Geschichte Frankensteins erzählen können, anderen Zines um Lichtjahre voraus sein. Universitäten würden Jörns Namen in den ewigen Hallen des Wissens und Literaturgeschichte in Marmor gemeißelt an die Wand hängen.
Aber dann war es an der Zeit, dass im Rahmen des damals noch rein öffentlich-rechtlichen Fernsehens der Film Frankenstein (USA 1931, mit Boris Karloff und Colin Clive) wiederholt wurde. Die TV-Zeitschrift im Haushalt der von Allwördens war die TV Hören und Sehen (aus dem Hause Bauer, zu dem auch das heutige VPM gehört und wo damals in den Siebzigern der Dämonenkiller erschien). Diese widmeten sich in einem halbseitigen Bericht der Familie derer von Frankenstein, deren letzter überlebender Nachfahre in den USA lebte. Jörns ganze Feldforschung hatte sich damit erledigt und er hat nie wieder darüber geredet.
Kommentare
Hier bei uns im schönen (na ja) bergischen Burscheid gab es dort, wo heute der Kaufpark steht und direkt gegenüber mein Arbeitgeber sein Werk 1. hat, wo ich schuften muß, während der Kriegsjahre die Schuhfabrik Frankenstein (kein Witz), wo meine Mutter noch als junges Mädchen gearbeitet hatte.
Na ja, ich mußte das hier mal zum besten geben, denn wenn ich mir das Monster von Frankenstein (Boris Karloff) so ansehe, mußte man bei seiner Erschaffung ja auch einiges von Leder verstehen !
Kleiner Witz am Rande, aber die Schuhfabrik gabs wirklich.