Schablonen, Ikonen, Epigonen - Ähnliche Figuren bei DC und Marvel
Schablonen, Ikonen, Epigonen
Ähnliche Figuren bei DC und Marvel
Oberflächlichkeiten
Die mannigfaltigen Ähnlichkeiten zwischen DC- und Marvel-Figuren könnten verschiedenartiger kaum sein. Ein Satz, der seltsam klingen mag, sich einem aber umgehend erschließt, sobald man bei einer Analyse der Helden auch nur bis zur ersten Schicht unterhalb der Oberfläche, der Äußerlichkeiten vordringt.
Weil auf jener äußersten Schicht sind Kongruenzen natürlich evident.
Man bräuchte bloß Schattenrisse von DCs Green Arrow und Marvels Hawkeye in typischen Posen hernehmen: in beiden Fällen visuell eindeutig als Bogenschützen erkennbar.
Ersterer vom Kostüm her treuer dem ikonenhaften Vorbild Robin Hood (in sich selbst legendenverklärt, seine moderne Wahrnehmung durch stilprägende Kostümausstattung des frühen Hollywoods in unser aller Hirne geätzt), letzterer seine Kostümierung betreffend einen alibihaften kleinen Schritt weiter hin zu archaischeren Bogenschützen, nämlich mit einer Art stilisiertem Lendenschurz erinnernd an antike Bogenschützen oder in (Nord) Amerika indigene.
Der eine in Grün, der andere in Violett, der Komplementärfarbe, ein immer wieder gerne praktizierter Kniff, um zumindest dem Unterbewusstsein der Leser ein Maximum an Verschiedenheit zu suggerieren.
Dennoch beide ident in ihren Methoden und Werdegängen. Trick-Pfeile verschießend, die jeder Physik trotzen, aus Köchern, die innen größer sein müssen als außen. Beide recht früh in namhafte Teams gekommen, beide eher zufällig. Dort die am wenigsten Mächtigen aber doch irgendwie als Ausgleich die Mutigsten oder zumindest Entschlossensten gewesen. Dennoch sich dort wiederholt fehlplatziert vorgekommen.
Beide Bestätigung bei starken Frauen gesucht, die nach schwächlichen Vögeln benannt waren (und beide vorübergehend und mit Aufs und Abs ihr Gesuchtes auch gefunden), Green Arrow bei Black Canary (bei Ehapa: Blitzschwalbe), Hawkeye bei Mockingbird (Condor-Interpart: Spottdrossel).
Beide Helden waren stets auf der Suche nach sich selbst. Haben stets danach gestrebt, sich ihrer selbst (und bloß erwünscht nebenwirkungshaft auch den mächtigeren anderen) zu beweisen. Der eine in ausgedehnten Solo-Touren zwecks Selbstfindung, der andere durch dranghafte Neuerfindung als Goliath oder Ronin. Ersteres eher unüblich für DC, da politisch linkslastiger als sont jemand im DCU. Letzteres eher unüblich für Marvel, da bloß harmloser, ansatzweiser Minderwertigkeitskomplex eines zu impulsiv Hitzköpfigen, statt der dort üblicherweise grassierenden existentiellen Angst oder Gezeichnetheit durchs Schicksal. Und in ihrer Unüblichkeit wiederum eine Gemeinsamkeit ...
Unterschiede? Der eine trägt Bart. Aber auch nicht immer schon.
Idente Superkräfte
Geht man vom Visuellen etwas weg und achtet darauf, was die Figuren als Superhelden sind, was ihr Ding ist, dann geht man regelrecht unter in erkennbaren Pärchen. Oft wird an Fähigkeiten gar nicht erst versucht zu unterscheiden, finden sich die charakterlichen Unterschiede vielmehr bei den Menschen hinter den Masken.
Die göttliche Schnelligkeit, vom Olympier Hermes abgeleitet, findet sich bei DCs Flash wie bei Marvels Quicksilver (und schon dessen Timely-Vorgänger Whizzer).
Der Platzhalter für Poseidon den Meeresgott gibt es in DCs Aquaman und Marvels Namor, the Sub-Mariner.
Den Meister der arkanen Künste der Magie gibt es als Doctor Fate hier (bei DC) und als Doctor Strange dort (Marvel). Und bei weiblichen Zauberkundigen steht Marvels Scarlet Witch DCs Magierin Zatanna gegenüber.
Selbst abseits der Spandex-Helden finden sich idente Dinge:
Marvels Conan findet in DCs Claw the Unconquered, im Warlord und in Arak Widerhall. Alle drei mit etwas differierender Geschmacksnote, aber durchgehend als DC-Antwort auf den (lizenzierten) Marvel-Held gemeint, wenngleich Warlord eher Burroughs denn Howard ist.
Auch in Kriegscomics finden sich die toughen Sargeants (meist degradiert oder zu aufmüpfig fürs Befördertwerden) in beiden Häusern. Ob Sgt. Rock mit seiner illustren Easy Company bei DC oder deren Epigonen Sgt. Fury und seine nicht minder illustren Howling Commandos bei Marvel.
Die Fähigkeits-Archetypen finden sich immer hier wie dort. Für jeden menschlichen Traum eine Figur. Jedem antiken Gott und dessen Fachgebiet und Einflusssphäre wird gehuldigt hüben wie drüben.
Unscheinbare Ähnlichkeiten
Viele Pärchen sind aber selbst auf den zweiten Blick nicht erkennbar. Zu wenig intuitiv erkennbar sind manche Verwandschaften dieser Art.
Wenn man sich DCs Wonder Woman ansieht und dann Marvels Thor, würde man zuerst wohl standhaft darauf beharren, dass das zwei gänzlich verschiedene Figuren sind.
Ist die eine doch eine Frau und der andere ein Mann. (Welch Unterschied ... nicht!) Ist der eine doch Ase, mithin nordischer Gott, die andere Amazone, mithin irgendwie griechisch-göttlich. (Und Griechenland ist nicht Skandinavien, nein, kann man auch im Sommerurlaub überprüfen ...)
Und doch ... beide bringen eine im weitesten Sinn göttliche Figur unter die Sterblichen. Beide tun sie sich in diesem ungewohnten Umfeld zunächst (teils bis heute) schwer. Beide erlauben die unfassbar breite Palette an Pantheon-Zwistigkeiten in deren eigenen Heftserien zu thematisieren und gelegentlich aus deren Seiten in die Mainstream-Welten DCs und Marvels Auswirkung zu zeigen.
Beide sind Vorbilder. Auch selbsterklärte, selbstverstandene. Quasi mit Sendungsbewusstsein ausgestattet. Beide kennen keine Furcht wie sie Sterbliche kennen (auch manche sterbliche Helden).
Beide übernehmen jederzeit Verantwortung, aber treten rücksichtsvoll beiseite, wenn es darum geht, Anführer für die Heldenteams zu suchen, welchen sie angehören.
Noch etwas schwerer zu erkennen ist die Verwandtschaft von DCs Batman mit Marvels Daredevil.
Ersterer ist wohl DCs bekanntester Held, letzterer ist im Marvel-Universum doch so unscheinbar. Der ist doch auch bei vielen Crossovers gar nicht dabei. Den kennt man ja nur in seiner Heimatstadt, weil außerhalb macht der ja fast nix. Hat er ja auch keine Häuser von denen er sich schwingen kann. Der hat ja im Gegensatz zu Batman seinen Vater nicht sterben sehen. Nee, warte ... doch, hat er. Mooooment mal!
Und Superman? Ha! Da gibt es kein Gegenstück. Und schon ist Wolfgangs Theorie ad absurdum geführt.
Naja ... Nicht ganz. In gewisser Weise hat Superman eine unzählbare Menge an Marvel-Gegenstücken. Spezifisch wäre Kallark der Strontianer (fallen einem da schon beim Namen Ähnlichkeiten auf?), besser bekannt als Gladiator, seines Zeichens Anführer der Imperialen Garde der Shiar. Der war aber eher Huldigung denn vorsätzliche Abkupferei.
Und dann natürlich Spiderman. Also jetzt: im Sinne von Gegenstück zu Superman.
Klingt geisteskrank, nicht? Der unscheinbare Peter Parker soll mit Superman ident sein?
Nein, ident nicht wirklich. Eher das krassest mögliche Gegenteil. Und durch diese Extremheit gehört er im Sinne dieses Artikels hier Superman zugeordnet. Aber eventuell gehört dieses Pärchen vielleicht schon in die nächste Kategorie:
Funktionale Ähnlichkeiten
Hier und da bleiben gewisse Helden übrig. Helden, die so richtig keine Kopie beim anderen Verlag haben. Die aber anhand ihrer Stellung in der jeweiligen Hierarchie quer zuordbar werden.
DCs Green Lantern entspräche dann Marvels Iron Man. Hier hat die Zeit mitgespielt. Vereinzelt gab es andere Figuren, die passendere Beispiele gewesen wären, etwa Marvels ursprünglichen Captain Marvel (den man hierzulande noch aus den Williams-Heften kennt), oder DCs Rocket Red. Aber (wie man am unterschiedlichen Stellenwert Batmans und Daredevils im DCU und im Marvel-Universum erkennt) die beiden Universen funktionieren (plot-technisch sowie verkaufs-technisch) teilweise sehr unterschiedlich. Dinge, die in einem Verlag groß und erfolgreich werden, können im anderen scheitern oder verkümmert vor sich hin vegetieren.
Und wenn wir bei Plot sind, kommen wir fast schon wieder zu einer eigenen Kategorie. Pärchen, die nicht ähnlich aussehen, die auch nicht die gleichen Superkräfte haben, aber dramaturgisch den gleichen (meist tragischen) Typus darstellen.
Bestes Beispiel hierfür wären die Androiden der Verlage. Ob Vision von Marvel oder Red Tornado von DC - beides sind durch und durch tragische Figuren, die jene alte Thematik des künstlichen (und somit nie ganz perfekt echten) Menschen anstimmen.
Ähnlich verhält es sich mit den Vigilantentum unter den Helden. Marvels Punisher mag hundetmal erfolgreicher sein als DCs Epigone, aber auch die gab es, nämlich in Form des Vigilante (welch kreativer Name!), ein ehemaliger Staatsanwalt, dessen Familie vom organisierten Verbrechen getötet wurde, was ihn over the edge trieb. Klingt vertraut, hm?
Und die Moral von der Geschicht?
Kopien stören mich wirklich nicht! (<= Reimt sich ...)
Ich weiß noch, als ich als Kind so langsam hinter diese Pärchen stieg, und anfangs war ich irgendwie enttäuscht, ja fast sogar sauer. Dachte ich doch: He! Die klauen ja und schreiben ja ab!
Aber sehr bald schon hat sich das gelegt. Die beiden Universen von Marvel und DC sind so vollkommen unterschiedlich, dass selbst perfekt idente Figuren darin unterschiedlich funktionieren. Somit ist eine allfällige Ähnlichkeit, welchen Ausmaßes auch immer, quintessenziell vernachlässigbar.
Zugegeben, dafür muss man viele Comics lesen. Wenn ein Comics-Unvorbelasteter ein Green Arrow- und danach ein Hawkeye-Comic liest, mag er sich denken, dass diese Heftchen ja alle bloß schablonenhafter, repetativer und austauschbarer Schund sind.
Und er würde damit episch falsch liegen. Denn in Wahrheit gibt es keine zwei Helden, die (all ihre Ähnlichkeiten berücksichtigend) so unterschiedlich sind wie der grüne und der violette Bogenschütze.
Außerdem ist es oftmals schwer bis unmöglich, den Erfinder vom Plagiator zu unterscheiden. Ich meine: wer hat nochmal antike Götter erfunden?
Bei manchen Figuren, die es sowohl bei Marvel als auch DC in Varianten gibt, war sogar (nachweislich) ein dritter Verlag der Erfinder. Etwa bei DCs Elongated Man und Marvels Mister Fantastic. Dort war als Inspiration der (erst später von DC erworbene) Plastic Man der erste unter Gleichen.
Ich betrachte die ähnlichen Helden irgendwie philosophisch als Inkarnationen der selben Sache. Irgendwie Moorcocks Ewigem Held nicht unähnlich.
Der Grund, weshalb ich DC präferiere, liegt im Wirken des DCU, das ich gegenüber dem Wirken Marvels Universum eben lieber habe und subjektiv besser finde. Mir macht das DCU logischer Sinn.
Also:
Niemand wird verklagt von mir. Und auch von den Verlagen selbst nicht, die sich (beide gebrannte Kinder) gegenseitig wie die Krähen verhalten ...
Für nächste Woche peile ich den (überfälligen) dritten Teil der DC-Historie an, aber die Recherche dauert, vielleicht kommt somit nächstes Mal noch kurz eine andere Sache zwischengeschoben. Mal sehen.
Die mannigfaltigen Ähnlichkeiten zwischen DC- und Marvel-Figuren könnten verschiedenartiger kaum sein. Ein Satz, der seltsam klingen mag, sich einem aber umgehend erschließt, sobald man bei einer Analyse der Helden auch nur bis zur ersten Schicht unterhalb der Oberfläche, der Äußerlichkeiten vordringt.
Weil auf jener äußersten Schicht sind Kongruenzen natürlich evident.
Man bräuchte bloß Schattenrisse von DCs Green Arrow und Marvels Hawkeye in typischen Posen hernehmen: in beiden Fällen visuell eindeutig als Bogenschützen erkennbar.
Ersterer vom Kostüm her treuer dem ikonenhaften Vorbild Robin Hood (in sich selbst legendenverklärt, seine moderne Wahrnehmung durch stilprägende Kostümausstattung des frühen Hollywoods in unser aller Hirne geätzt), letzterer seine Kostümierung betreffend einen alibihaften kleinen Schritt weiter hin zu archaischeren Bogenschützen, nämlich mit einer Art stilisiertem Lendenschurz erinnernd an antike Bogenschützen oder in (Nord) Amerika indigene.
Der eine in Grün, der andere in Violett, der Komplementärfarbe, ein immer wieder gerne praktizierter Kniff, um zumindest dem Unterbewusstsein der Leser ein Maximum an Verschiedenheit zu suggerieren.
Dennoch beide ident in ihren Methoden und Werdegängen. Trick-Pfeile verschießend, die jeder Physik trotzen, aus Köchern, die innen größer sein müssen als außen. Beide recht früh in namhafte Teams gekommen, beide eher zufällig. Dort die am wenigsten Mächtigen aber doch irgendwie als Ausgleich die Mutigsten oder zumindest Entschlossensten gewesen. Dennoch sich dort wiederholt fehlplatziert vorgekommen.
Beide Bestätigung bei starken Frauen gesucht, die nach schwächlichen Vögeln benannt waren (und beide vorübergehend und mit Aufs und Abs ihr Gesuchtes auch gefunden), Green Arrow bei Black Canary (bei Ehapa: Blitzschwalbe), Hawkeye bei Mockingbird (Condor-Interpart: Spottdrossel).
Beide Helden waren stets auf der Suche nach sich selbst. Haben stets danach gestrebt, sich ihrer selbst (und bloß erwünscht nebenwirkungshaft auch den mächtigeren anderen) zu beweisen. Der eine in ausgedehnten Solo-Touren zwecks Selbstfindung, der andere durch dranghafte Neuerfindung als Goliath oder Ronin. Ersteres eher unüblich für DC, da politisch linkslastiger als sont jemand im DCU. Letzteres eher unüblich für Marvel, da bloß harmloser, ansatzweiser Minderwertigkeitskomplex eines zu impulsiv Hitzköpfigen, statt der dort üblicherweise grassierenden existentiellen Angst oder Gezeichnetheit durchs Schicksal. Und in ihrer Unüblichkeit wiederum eine Gemeinsamkeit ...
Unterschiede? Der eine trägt Bart. Aber auch nicht immer schon.
Idente Superkräfte
Geht man vom Visuellen etwas weg und achtet darauf, was die Figuren als Superhelden sind, was ihr Ding ist, dann geht man regelrecht unter in erkennbaren Pärchen. Oft wird an Fähigkeiten gar nicht erst versucht zu unterscheiden, finden sich die charakterlichen Unterschiede vielmehr bei den Menschen hinter den Masken.
Die göttliche Schnelligkeit, vom Olympier Hermes abgeleitet, findet sich bei DCs Flash wie bei Marvels Quicksilver (und schon dessen Timely-Vorgänger Whizzer).
Der Platzhalter für Poseidon den Meeresgott gibt es in DCs Aquaman und Marvels Namor, the Sub-Mariner.
Den Meister der arkanen Künste der Magie gibt es als Doctor Fate hier (bei DC) und als Doctor Strange dort (Marvel). Und bei weiblichen Zauberkundigen steht Marvels Scarlet Witch DCs Magierin Zatanna gegenüber.
Selbst abseits der Spandex-Helden finden sich idente Dinge:
Marvels Conan findet in DCs Claw the Unconquered, im Warlord und in Arak Widerhall. Alle drei mit etwas differierender Geschmacksnote, aber durchgehend als DC-Antwort auf den (lizenzierten) Marvel-Held gemeint, wenngleich Warlord eher Burroughs denn Howard ist.
Auch in Kriegscomics finden sich die toughen Sargeants (meist degradiert oder zu aufmüpfig fürs Befördertwerden) in beiden Häusern. Ob Sgt. Rock mit seiner illustren Easy Company bei DC oder deren Epigonen Sgt. Fury und seine nicht minder illustren Howling Commandos bei Marvel.
Die Fähigkeits-Archetypen finden sich immer hier wie dort. Für jeden menschlichen Traum eine Figur. Jedem antiken Gott und dessen Fachgebiet und Einflusssphäre wird gehuldigt hüben wie drüben.
Unscheinbare Ähnlichkeiten
Viele Pärchen sind aber selbst auf den zweiten Blick nicht erkennbar. Zu wenig intuitiv erkennbar sind manche Verwandschaften dieser Art.
Wenn man sich DCs Wonder Woman ansieht und dann Marvels Thor, würde man zuerst wohl standhaft darauf beharren, dass das zwei gänzlich verschiedene Figuren sind.
Ist die eine doch eine Frau und der andere ein Mann. (Welch Unterschied ... nicht!) Ist der eine doch Ase, mithin nordischer Gott, die andere Amazone, mithin irgendwie griechisch-göttlich. (Und Griechenland ist nicht Skandinavien, nein, kann man auch im Sommerurlaub überprüfen ...)
Und doch ... beide bringen eine im weitesten Sinn göttliche Figur unter die Sterblichen. Beide tun sie sich in diesem ungewohnten Umfeld zunächst (teils bis heute) schwer. Beide erlauben die unfassbar breite Palette an Pantheon-Zwistigkeiten in deren eigenen Heftserien zu thematisieren und gelegentlich aus deren Seiten in die Mainstream-Welten DCs und Marvels Auswirkung zu zeigen.
Beide sind Vorbilder. Auch selbsterklärte, selbstverstandene. Quasi mit Sendungsbewusstsein ausgestattet. Beide kennen keine Furcht wie sie Sterbliche kennen (auch manche sterbliche Helden).
Beide übernehmen jederzeit Verantwortung, aber treten rücksichtsvoll beiseite, wenn es darum geht, Anführer für die Heldenteams zu suchen, welchen sie angehören.
Noch etwas schwerer zu erkennen ist die Verwandtschaft von DCs Batman mit Marvels Daredevil.
Ersterer ist wohl DCs bekanntester Held, letzterer ist im Marvel-Universum doch so unscheinbar. Der ist doch auch bei vielen Crossovers gar nicht dabei. Den kennt man ja nur in seiner Heimatstadt, weil außerhalb macht der ja fast nix. Hat er ja auch keine Häuser von denen er sich schwingen kann. Der hat ja im Gegensatz zu Batman seinen Vater nicht sterben sehen. Nee, warte ... doch, hat er. Mooooment mal!
Und Superman? Ha! Da gibt es kein Gegenstück. Und schon ist Wolfgangs Theorie ad absurdum geführt.
Naja ... Nicht ganz. In gewisser Weise hat Superman eine unzählbare Menge an Marvel-Gegenstücken. Spezifisch wäre Kallark der Strontianer (fallen einem da schon beim Namen Ähnlichkeiten auf?), besser bekannt als Gladiator, seines Zeichens Anführer der Imperialen Garde der Shiar. Der war aber eher Huldigung denn vorsätzliche Abkupferei.
Und dann natürlich Spiderman. Also jetzt: im Sinne von Gegenstück zu Superman.
Klingt geisteskrank, nicht? Der unscheinbare Peter Parker soll mit Superman ident sein?
Nein, ident nicht wirklich. Eher das krassest mögliche Gegenteil. Und durch diese Extremheit gehört er im Sinne dieses Artikels hier Superman zugeordnet. Aber eventuell gehört dieses Pärchen vielleicht schon in die nächste Kategorie:
Funktionale Ähnlichkeiten
Hier und da bleiben gewisse Helden übrig. Helden, die so richtig keine Kopie beim anderen Verlag haben. Die aber anhand ihrer Stellung in der jeweiligen Hierarchie quer zuordbar werden.
DCs Green Lantern entspräche dann Marvels Iron Man. Hier hat die Zeit mitgespielt. Vereinzelt gab es andere Figuren, die passendere Beispiele gewesen wären, etwa Marvels ursprünglichen Captain Marvel (den man hierzulande noch aus den Williams-Heften kennt), oder DCs Rocket Red. Aber (wie man am unterschiedlichen Stellenwert Batmans und Daredevils im DCU und im Marvel-Universum erkennt) die beiden Universen funktionieren (plot-technisch sowie verkaufs-technisch) teilweise sehr unterschiedlich. Dinge, die in einem Verlag groß und erfolgreich werden, können im anderen scheitern oder verkümmert vor sich hin vegetieren.
Und wenn wir bei Plot sind, kommen wir fast schon wieder zu einer eigenen Kategorie. Pärchen, die nicht ähnlich aussehen, die auch nicht die gleichen Superkräfte haben, aber dramaturgisch den gleichen (meist tragischen) Typus darstellen.
Bestes Beispiel hierfür wären die Androiden der Verlage. Ob Vision von Marvel oder Red Tornado von DC - beides sind durch und durch tragische Figuren, die jene alte Thematik des künstlichen (und somit nie ganz perfekt echten) Menschen anstimmen.
Ähnlich verhält es sich mit den Vigilantentum unter den Helden. Marvels Punisher mag hundetmal erfolgreicher sein als DCs Epigone, aber auch die gab es, nämlich in Form des Vigilante (welch kreativer Name!), ein ehemaliger Staatsanwalt, dessen Familie vom organisierten Verbrechen getötet wurde, was ihn over the edge trieb. Klingt vertraut, hm?
Und die Moral von der Geschicht?
Kopien stören mich wirklich nicht! (<= Reimt sich ...)
Ich weiß noch, als ich als Kind so langsam hinter diese Pärchen stieg, und anfangs war ich irgendwie enttäuscht, ja fast sogar sauer. Dachte ich doch: He! Die klauen ja und schreiben ja ab!
Aber sehr bald schon hat sich das gelegt. Die beiden Universen von Marvel und DC sind so vollkommen unterschiedlich, dass selbst perfekt idente Figuren darin unterschiedlich funktionieren. Somit ist eine allfällige Ähnlichkeit, welchen Ausmaßes auch immer, quintessenziell vernachlässigbar.
Zugegeben, dafür muss man viele Comics lesen. Wenn ein Comics-Unvorbelasteter ein Green Arrow- und danach ein Hawkeye-Comic liest, mag er sich denken, dass diese Heftchen ja alle bloß schablonenhafter, repetativer und austauschbarer Schund sind.
Und er würde damit episch falsch liegen. Denn in Wahrheit gibt es keine zwei Helden, die (all ihre Ähnlichkeiten berücksichtigend) so unterschiedlich sind wie der grüne und der violette Bogenschütze.
Außerdem ist es oftmals schwer bis unmöglich, den Erfinder vom Plagiator zu unterscheiden. Ich meine: wer hat nochmal antike Götter erfunden?
Bei manchen Figuren, die es sowohl bei Marvel als auch DC in Varianten gibt, war sogar (nachweislich) ein dritter Verlag der Erfinder. Etwa bei DCs Elongated Man und Marvels Mister Fantastic. Dort war als Inspiration der (erst später von DC erworbene) Plastic Man der erste unter Gleichen.
Ich betrachte die ähnlichen Helden irgendwie philosophisch als Inkarnationen der selben Sache. Irgendwie Moorcocks Ewigem Held nicht unähnlich.
Der Grund, weshalb ich DC präferiere, liegt im Wirken des DCU, das ich gegenüber dem Wirken Marvels Universum eben lieber habe und subjektiv besser finde. Mir macht das DCU logischer Sinn.
Also:
Niemand wird verklagt von mir. Und auch von den Verlagen selbst nicht, die sich (beide gebrannte Kinder) gegenseitig wie die Krähen verhalten ...
Für nächste Woche peile ich den (überfälligen) dritten Teil der DC-Historie an, aber die Recherche dauert, vielleicht kommt somit nächstes Mal noch kurz eine andere Sache zwischengeschoben. Mal sehen.
Kommentare
Captain Marvel war (von den Kräften her) sicherlich ein 'Ableger' von Superman, aber von seinem Hintergrund/Charakter/Umfeld völlig anders geartet (darum umso verwunderlicher, daß es DC geschafft hatte Captain Marvel einstellen zu lassen - mit der Begründung, daß Marvel ein reines Plagiat zu Superman sei - naja, später hat dann DC die Rechte für den roten Brocken gekauft und in 'ihr' Universum eingegliedert).
Soooo wichtig, was für 'Kräfte' denn nun der Held hat, ist's m.E. nicht - wichtig ist die charakterliche Etablierung, das Umfeld und was der Autor daraus macht. Die Fähigkeiten des Autors werden den Helden und seine Geschichten interessant machen - seine Kräfte sind ein schmückendes Beiwerk (die ein geschickter Autor sicherlich auch interessant darlegen kann, um eine Story anzureichern).
Alan Moore hat aus Swamp Thing, der 'nur' ein Horror-Charakter war, ein wahnsinnige vielschichtige und sehr intelligente Comic-Reihe gemacht.
Grant Morisson hat mit Animal Man (einem absoluten 2nd Hand Superhelden) eine kontroverse und grandios unterhaltsame Serie geschustert. Warren Ellis hat aus Stormwatch die innovativste Serie der 90er geschraubt (vorher konnte man die Serie getrost als langweiligen Schrott bezeichnen).
Wie gesagt, es liegt in den Händen des Autors die Figur interessant zu machen - ob der nun Pfeile verschiesst, fliegen kann oder silberne Kringel aus den Nasenlöchern auspfeift.
Man kann vielleicht noch anmerken, daß die 'Helden' von Marvel immer etwas dunkler angelegt waren als ihre Gegenstücke bei DC. Hawkeye startete ja als Krimineller und beharkte eine Zeitlang Iron Man. Seine Aufnahme bei den Avengers war damals in 60ern für Comic-Verhältnisse daher vielleicht schon ein kleines bißchen revolutionär. Auch sein streitbarer Charakter machte ihn umso interessanter und seine (anfangs) gespannte Beziehung zu Cap brachte frischen Schwung in die vorher etwas zu harmonische Avengers-Reihe. Green Arrow war anfangs genauso ein Saubermann wie seine vielen Kollegen, war Millionär und hatte kaum Ecken und Kanten. Seine 'linke' Ausrichtung kam erst, als Dennis O'Neil und Neal Adams die Reihe übernahmen - die Einstellung der Reihe stand eigentlich schon fest und so konnten die beiden die Reihe mit kontroversen Themen vollpacken, die so wohl mit den sehr konservativen Editors bei DC (obwohls die 70er waren) nicht erschienen wären.
Noch ein anderes Beispiel: Namor ist ein bedeutend zwiespältigerer Charkter als Aquaman - ein ist schon immer gependelt zwischen Schurke und Held bzw. als Wesen, das man keinem Schwarz-Weiss-Schema zuordnen kann.
Ähnlich verhält es sich mit Quicksilver (zu Flash), der auch als vermeintlicher Verbrecher startete und nie den geregelten Heldenstatus für sich beanspruchen konnte.
schöne analyse.
man könnte vielleicht noch dr. midnite als mögliches analogon zu daredevil nennen. (midnite ist der erste blinde superheld.)
und vielleicht noch die squadron supreme (und die squadron sinister) -- nun ja, hier war ja die ähnlichkeit beabsichtigt: ihre (zumindest die core-) mitglieder hyperion (*), dr. spectrum, whizzer, power princess und nighthawk sind ja der justice league nachempfunden. (so wie ja die imperial guard der shi'ar auch als homage an die legion of super-heroes (**) betrachtet werden kann.)
(*) iirc ist hyperions erzfeind ein wahnsinniger wissenschaftler, der an permanentem beschleunigten haupthaarwuchs leidet. tja ...
(**) dave cockrum, der damals (x-men 107) die originalmitglieder der imperial guard designte, hatte bekannterweise zuvor lange jahre an der legion gearbeitet. alle mitglieder der guard in x-men 107 hatten direkte entsprechungen in der legion.
Sich selbst zu kopieren ist bei Marvel eigentlich von jeher Usus: Die Human Torch der Fantastic Four ist eine direkte Kopie des Androiden aus dem 2. Weltkrieg. Vision ist in der Erscheinung eine Kopie seines Geistervorgängers, ebenfalls aus dem 2. Weltkrieg.
Captain America ist eigentlich nur die erfolgreichste Version von unzähligen anderen 'Patrioten', die Simon und Kirby im 2. Weltkrieg erschufen (nur die Farben und Zusammensetzungen der Kostüme variierten).
Und DC gibt seine ganzen uralten Haudegen aus dem 2. Weltkrieg in der JSA ein Zuhause und schleppt sie so Jahrzehnt um Jahrzehnt durch Superschurkenverkloppen (irrwitzig, wie unterschiedlich die Alter von Green Lantern, Wilcat, Sandman und Johnny Thunder waren - verdammt surreal).