Hawaii
Hawaii
Mitte der Siebziger hielt sich die Kopienanzahl für deutsche Kinos in vernünftigen Grenzen. Die Verleiher waren trotzdem gerne bereit, sehr viel Geld mit einem Film zu verdienen. Man mag es ihnen nachsehen. Mit einer beschränkten Anzahl von Kopien konnte also nicht jedes beliebige Kino einen Erstaufführungsfilm spielen. Unfairerweise, aber stets im Hinblick auf eine zu füllende Kasse, entschied sich der Verband der Filmverleiher für eine sehr einfache Regelung: Alle anstehenden Erstaufführungen wurden zusammengefasst und das Kino mit der größten Sitzplatzanzahl in der jeweiligen Stadt durfte sich aus dieser Liste zuerst sein Programm disponieren. Ein sogenanntes A-Kino also. Für alle Historiker sei angemerkt, das dies keine offizielle Bezeichnung war. Aber wenigstens wird deutlich, wo wohl die ganzen Perlen gespielt wurden.
Eine solche Perle wäre bestimmt auch gewesen. Doch ob die aufgeführten A und B Praktiken schon vor den siebziger Jahren Bestand hatten, würde eine gewisse Recherchearbeit voraussetzen, die heute mangels Interesse ausfällt. kam 1966 in die Kinos und ich setze unverschämter weise einfach voraus, das 1966 die Welt doch kinotechnisch noch in Ordnung gewesen sein muss. Der Production-Code war gefallen, große Kino-Epen wiesen den Fernseher in seine Schranken und ein neues Hollywood begann mit frischen Gesichtern großartige neue Karrieren. In den Städten gab es wesentlich weniger Kinos als heute, dafür mit bis zu 16 Meter breiten Leinwänden. Da kommt so ein Epos wie Hawaii in diesem Format und diesen Farben schon ganz nett. Wie auch immer es gewesen sein muss, ein A-Kino hätte sich diesen Film zur Erstaufführung gesichert.
Max von Sydow spielt den fanatischen Pastor Abner Hale, den es zum Missionieren von England nach Hawaii treibt. Aber wegen der dürftigen Kleidungsgepflogenheiten der jungen Insulanerinnen muss ein Missionar verheiratet sein, um so einen natürlichen Schutz vor den eigenen Trieben zu erhalten. Überstürzt, von seinem zehrenden Eifer gepackt, heiratet er die junge Jerusha Bromley. Jerusha ist 22 und wird von der 30-jährigen Julie Andrews dargestellt. Aber man kauft es ihr ab und konnte ja schon damit rechnen, sie singt auch. Aber nur einmal, dann ist gut und der Film geht seiner wundervollen, spannenden Wege. Die Überfahrt gestaltet Regisseur George Roy Hill für heutige Verhältnisse sehr standardisiert, aber dennoch überzeugen einige wohldosierte Lacher.
Während Abner versucht, herrisch seinen Glauben an die Insulaner zu bringen, lässt sich Jerusha mehr und mehr auf deren Kultur und Gemeinschaftssinn ein. Das geglückte Melodram verfolgt sehr gekonnt die Gegensätze seiner beiden Hauptfiguren, aber auch die Einhaltung ihrer durch die Heirat ausgesprochenen Verpflichtungen zueinander. Vordergründig steht in der Erzählung die Entwicklung des Landstriches Lahaina an der Westküste Mauis und die Auswirkungen des Missionierungseifers. In einem parallel laufenden Handlungsfaden erzählt der Film das Ringen von Königin Malama zwischen dem Willen, ihren Weg zu dem christlichen Gott zu finden, und dem Wunsch, ihre Traditionen nicht aufgeben zu müssen. Die Laiendarstellerin Jocely LaGarda als schwergewichtige Königin ist eine Offenbarung für sich.
Als überwältigender Traum entpuppen sich Russell Harlans monumentale Bilder in ihren überirdischen Farben. Die grandiosen Bild- und Farbkomposition ordnen sich geschickt als erzählerisches Element unter. Und um alle Misstrauischen zu beruhigen: Hier gibt es keine angemalten Statisten aus Süd-Hollywood zu sehen, sondern echte Polynesier. Zudem beruhigt, dass der Regisseur sehr feinfühlig zwischen Fanatismus und wirklichem Christentum unterscheidet und überzeugend die Waage hält.
Diesem einen Kapitel aus James Micheners epischem Roman ist nie die Aufmerksamkeit zuteil geworden, die ihm zusteht. Wer Glück hat, bekommt den Film in seiner dreistündigen Originallaufzeit zu sehen. Aber Vorsicht, es geistert noch die dreißig Minuten kürzere Turner-Fassung durch viele Kanäle. Eindringlich erzählt, spannend gehalten und ausgewogen in allen Punkten der Inszenierung, sollte Hawaii eigentlich eines der ganz großen Film-Epen sein. Allerdings lässt sein Bekanntheitsgrad leider zu wünschen übrig.
Auch wenn mit dem Anfang der siebziger Jahre die Kinos immens klein wurden, müsste man annehmen, dass eigentlich auch das ordinärste Schuhschachtelkino nach einem Film diesen Kalibers geifern würde. Der Erfolg von Hawaii blieb aus, aber das war ja bereits zehn Jahre vorher gewesen. Doch Fehleinschätzungen blieben auch bei den hochnäsigen A-Kinos nicht aus. Ich muss es wissen, ich war in einem dieser weniger beachteten Kinos beschäftigt. Während bei dem Mitbewerber (Neudeutsch für Konkurrenz) für volle Kassen sorgte, mussten wir uns mit dem Publikum türkischer Karatefilme herum ärgern. Aber ich sprach ja von Fehleinschätzungen, und so befand das konkurrierende A-Kino unter seiner Würde und kommentierte als uninteressant. Mit diesen beiden fallen gelassenen Brotkrumen zum Beispiel machten wir unendlich viel Geld.
Eine solche Perle wäre bestimmt auch gewesen. Doch ob die aufgeführten A und B Praktiken schon vor den siebziger Jahren Bestand hatten, würde eine gewisse Recherchearbeit voraussetzen, die heute mangels Interesse ausfällt. kam 1966 in die Kinos und ich setze unverschämter weise einfach voraus, das 1966 die Welt doch kinotechnisch noch in Ordnung gewesen sein muss. Der Production-Code war gefallen, große Kino-Epen wiesen den Fernseher in seine Schranken und ein neues Hollywood begann mit frischen Gesichtern großartige neue Karrieren. In den Städten gab es wesentlich weniger Kinos als heute, dafür mit bis zu 16 Meter breiten Leinwänden. Da kommt so ein Epos wie Hawaii in diesem Format und diesen Farben schon ganz nett. Wie auch immer es gewesen sein muss, ein A-Kino hätte sich diesen Film zur Erstaufführung gesichert.
Max von Sydow spielt den fanatischen Pastor Abner Hale, den es zum Missionieren von England nach Hawaii treibt. Aber wegen der dürftigen Kleidungsgepflogenheiten der jungen Insulanerinnen muss ein Missionar verheiratet sein, um so einen natürlichen Schutz vor den eigenen Trieben zu erhalten. Überstürzt, von seinem zehrenden Eifer gepackt, heiratet er die junge Jerusha Bromley. Jerusha ist 22 und wird von der 30-jährigen Julie Andrews dargestellt. Aber man kauft es ihr ab und konnte ja schon damit rechnen, sie singt auch. Aber nur einmal, dann ist gut und der Film geht seiner wundervollen, spannenden Wege. Die Überfahrt gestaltet Regisseur George Roy Hill für heutige Verhältnisse sehr standardisiert, aber dennoch überzeugen einige wohldosierte Lacher.
Während Abner versucht, herrisch seinen Glauben an die Insulaner zu bringen, lässt sich Jerusha mehr und mehr auf deren Kultur und Gemeinschaftssinn ein. Das geglückte Melodram verfolgt sehr gekonnt die Gegensätze seiner beiden Hauptfiguren, aber auch die Einhaltung ihrer durch die Heirat ausgesprochenen Verpflichtungen zueinander. Vordergründig steht in der Erzählung die Entwicklung des Landstriches Lahaina an der Westküste Mauis und die Auswirkungen des Missionierungseifers. In einem parallel laufenden Handlungsfaden erzählt der Film das Ringen von Königin Malama zwischen dem Willen, ihren Weg zu dem christlichen Gott zu finden, und dem Wunsch, ihre Traditionen nicht aufgeben zu müssen. Die Laiendarstellerin Jocely LaGarda als schwergewichtige Königin ist eine Offenbarung für sich.
Als überwältigender Traum entpuppen sich Russell Harlans monumentale Bilder in ihren überirdischen Farben. Die grandiosen Bild- und Farbkomposition ordnen sich geschickt als erzählerisches Element unter. Und um alle Misstrauischen zu beruhigen: Hier gibt es keine angemalten Statisten aus Süd-Hollywood zu sehen, sondern echte Polynesier. Zudem beruhigt, dass der Regisseur sehr feinfühlig zwischen Fanatismus und wirklichem Christentum unterscheidet und überzeugend die Waage hält.
Diesem einen Kapitel aus James Micheners epischem Roman ist nie die Aufmerksamkeit zuteil geworden, die ihm zusteht. Wer Glück hat, bekommt den Film in seiner dreistündigen Originallaufzeit zu sehen. Aber Vorsicht, es geistert noch die dreißig Minuten kürzere Turner-Fassung durch viele Kanäle. Eindringlich erzählt, spannend gehalten und ausgewogen in allen Punkten der Inszenierung, sollte Hawaii eigentlich eines der ganz großen Film-Epen sein. Allerdings lässt sein Bekanntheitsgrad leider zu wünschen übrig.
Auch wenn mit dem Anfang der siebziger Jahre die Kinos immens klein wurden, müsste man annehmen, dass eigentlich auch das ordinärste Schuhschachtelkino nach einem Film diesen Kalibers geifern würde. Der Erfolg von Hawaii blieb aus, aber das war ja bereits zehn Jahre vorher gewesen. Doch Fehleinschätzungen blieben auch bei den hochnäsigen A-Kinos nicht aus. Ich muss es wissen, ich war in einem dieser weniger beachteten Kinos beschäftigt. Während bei dem Mitbewerber (Neudeutsch für Konkurrenz) für volle Kassen sorgte, mussten wir uns mit dem Publikum türkischer Karatefilme herum ärgern. Aber ich sprach ja von Fehleinschätzungen, und so befand das konkurrierende A-Kino unter seiner Würde und kommentierte als uninteressant. Mit diesen beiden fallen gelassenen Brotkrumen zum Beispiel machten wir unendlich viel Geld.
Hawaii
Darsteller: Max von Sydow, Julie Andrews, Richard Harris, Gene Hackman, Carroll OConnor und Jocelyn LaGarde u.v.a.
Regie: George Roy Hill; Drehbuch: Dalton Trumbo, Daniel Taradash nach dem Roman von James Michener; Kamera: Russell Harlan; Bildschnitt: Stuart Gilmore; Musik: Elmer Bernstein
USA / 1966; circa 189 Minuten