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Weltraum-Piraten

Perry und ich - Mein Rhodan-TagebuchWeltraum-Piraten
Raumschiff-Diebstahl - Ein Trend im Perryversum

Manchmal steht man echt auf der Leitung. „So eine ähnliche Geschichte hast du doch gerade erst gelesen!“ Gedanken wie dieser schossen mir immer wieder durch den Kopf, während ich mir den 2457sten PR-Band,  »Dantyrens Rückkehr«, zu Gemüte führte. Da mir allerdings partout nicht einfallen wollte, woher dieses ominöse Déjà-vu kam, verdrängte ich die Überlegung rasch wieder und widmete mich ganz dem Roman. Erst als ich das Heft beendet hatte und zu den anderen, schon gelesenen Ausgaben legen wollte, fiel es mir plötzlich wie Schuppen von den Augen. Natürlich hatte ich vor wenigen Wochen eine ganz ähnliche Geschichte gelesen – und zwar in einem Rhodan-Heft, das erst kurz vor Ellmers Roman erschienen war!

Ausgelöst wurde das Déjà-vu vom Handlungsstrang um die geplante Kaperung eines Traitanks durch Roi Danton und die Mikro-Bestien. Vor kurzem widmete sich ein anderer Roman der EA einem ganz ähnlichen Thema, nämlich der Kaperung einer Kobaltblauen Walze!

Dass die Protagonisten einer SF-Serie irgendwann im Laufe der Reihe – aus welchen Gründen auch immer – auf die Idee kommen, ein Raumschiff zu klauen, ist an sich ja nichts Ungewöhnliches.Wer z.B. »Bad Earth« gelesen oder »Stargate – Kommando Sg 1« gesehen hat, weiß das nur zu gut. Dass dies in einer Serie aber innerhalb von gerade einmal fünf Heften gleich zweimal zentrales Motiv der Handlung ist, kommt dennoch ein wenig überraschend.

Hat der Exposéautor etwa einen Film gesehen, in dem es um den Diebstahl diverser Fahrzeuge ging, der ihm so gut gefallen hat, dass er sich dazu entschloss, einen ähnlichen Plot innerhalb seiner eigenen Serie zu verwenden? Und hat ihn dies dann so begeistert, dass er sich gedacht hat: „Einmal ist keinmal. Let's do it again!“ Oder, Gott bewahre, sollten ihm etwa die Ideen ausgegangen sein...?

Wenn man aber mal in Ruhe darüber nachdenkt und die betreffenden Romane noch einmal Revue passieren lässt, dann kann man zumindest letzteres mit ziemlicher Sicherheit ausschließen. Mag das grundlegende Thema auch dasselbe sein, so unterscheiden sich die eigentlichen Geschichten doch gewaltig. Zur Erinnerung:

Raumschiff-Diebstahl, die Erste: Montillon-Style. Im Rahmen des Zwischenspiels auf Evolux suchten Perry Rhodan und die Besatzung der JULES VERNE nach einer Möglichkeit, die Weiße Welt schnellstmöglich wieder zu verlassen. Mondra Diamond hatte die Idee, dies an Bord einer Kobaltblauen Walze zu versuchen. Da deren Erbauer das mächtige Schlachtschiff allerdings nicht so ohne weiteres herausrücken würden, musste es eben „ausgeborgt“ werden.

Raumschiff-Diebstahl, die Zweite: Ellmer-Style. Die Verantwortlichen auf Terra planen, TRAITOR zu infiltrieren, wozu sie einen Traitank kapern wollen, um sich ungehindert zwischen den Flottenverbänden der Terminalen Kolonne fortbewegen zu können.

Beide Male steht ein Raumschiffklau im Mittelpunkt der Handlung, und beide Male macht sich ein recht ungewöhnliches Team an die Aufgabe, diese Mission, die kaum zu bewältigen scheint, erfolgreich abzuschließen.

So viel zu meinem Déjà-vu-Erlebnis. Doch so ähnlich diese beiden Ereignisse auch sein mögen, genauer betrachtet sind sie ganz und gar verschieden, etwa in Bezug auf folgende Punkte:

  • Die Mission des Walzen-Teams endet beinahe in einer Katastrophe, während das Traitank-Team Erfolg auf der ganzen Linie vorweisen kann.
    
  • Die von Christian Montillon geschilderte Aktion geht mit mächtig Action einher. In Arndt Ellmers Geschichte hingegen gehen die „Piraten“ mit List und Tücke vor, um ihr Ziel zu erreichen.
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  • Die Gründe, warum die Raumschiffe gekapert werden sollen, sind andere.
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  • Der Traitank ist ein Schiff aus den Reihen des Feindes, während die Kobaltblaue Walze im Grunde genommen zu den Truppen der Verbündeten gehört.
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Zweimal der gleiche Grundgedanke, zweimal ganz eigenständige Geschichten, die recht wenig miteinander gemein haben. Was im Endeffekt auch erklärt, warum mir nicht sofort eingefallen ist, woher ich plötzlich dieses Gefühl hatte, etwas ähnliches erst kürzlich erlebt zu haben. Die Storys sind, allen Gemeinsamkeiten zum Trotz, einfach zu verschieden.

Dennoch hat mich dieser Vorfall auf einige interessante Gedanken gebracht. Zuallererst einmal: Piraterie und Raumschiff-Diebstahl scheinen im Bekanntenkreis des Großadministrators gerade ganz groß in Mode zu sein. Weiterhin beweist ein solches Szenario, dass man aus der gleichen Idee vollkommen unterschiedliche Geschichten zaubern kann. Das macht Hoffnung für die Zukunft, denn auch wenn sich ein bestimmtes Motiv wiederholen mag, scheint es so, als wüssten die Verantwortlichen bei PR durchaus, wie man dieses vollkommen anders gestalten und so jede Menge Abwechslung in die Serie bringen kann.

Zudem frage ich mich noch immer, wie der Exposéautor bzw. die Exposéautoren auf die Idee gekommen ist/sind, ein derartiges Szenario in so kurzer Zeit gleich doppelt zu verwenden. Hat es tatsächlich mit einem Film zu tun? Oder war es ein schlichtes Versehen? Vielleicht ist auch niemandem aufgefallen, wie sehr sich die beiden Storylines ähneln. Ich habe schließlich auch so meine Zeit gebraucht, bis ich es gemerkt habe. Wollte man sich an einen aktuellen Trend dranhängen (seit »Fluch der Karibik« sind Piratenabenteuer schließlich wieder in Mode)? Oder steckt hinter all dem etwas ganz anderes, ein großer, dem Leser noch nicht ersichtlicher Plan...?

Irgendwann erhalte ich vielleicht Antwort auf diese Frage. Wer weiß, vielleicht liest ja einer der Verantwortlichen diese Zeilen und möchte ein kurzes Statement abgeben...?

Wie dem auch sei: Ich persönlich finde die Idee, die Hauptcharaktere einer SF-Serie ein Raumschiff kapern zu lassen, äußerst interessant. Beide Varianten, die ich in letzter Zeit lesen durfte, heben mir gefallen, weshalb ich mich nicht beschweren will.

Jetzt bin ich nur mal gespannt, ob Raumschiffklau im Perryversum tatsächlich zu einem neuen Trend geworden ist, und wenn ja, wer den nächsten Diebstahl begeht. Mein Favorit wäre ein Mitglied TRAITORS. Auch Bösewichte haben schließlich ein Anrecht auf geklaute Schlachtschiffe...


500
»Perry Rhodan« feiert ein weiteres Jubiläum
Mit Band 2458 steht der „größten Science-Fiction-Serie“ ein weiteres Jubiläum ins Haus: Rainer Castor, langjähriges Mitglied der großen Rhodan-Familie, liefert seinen 500sten PR-Kommentar ab.

500 Kommentare, das macht, was die Textmenge angeht, fast 15,5 Heftromane aus, wie es Rainer in der Jubiläumsausgabe der wöchentlichen Kolumne schreibt. Eine beachtliche Leistung, zu der man nur gratulieren kann. Daher auch von meiner Seite aus: Herzlichen Glückwunsch, Rainer, zum 500sten!

Ich muss gestehen: Der Kommentar ist der Teil des PR-Heftes, mit dem ich am wenigsten anfangen kann. Gerade zu Beginn meiner Reise durch das Rhodansche Universum haben mich Rainers Texte mit offenem Mund und einem gewaltigen Fragezeichen über dem Kopf zurückgelassen. Ein Fachwort aus dem PR-Jargon jagt das nächste, und als Neuleser, der so gut wie keine Ahnung vom Perryversum hat, steht man vor dem Kommentar wie der sprichwörtliche Ochse vor dem Berg.

Mittlerweile hat sich mein vollkommenes Unverständnis gegenüber der Inhalte der Kolumne merklich gelegt. Es hat seine Zeit gebraucht, aber so langsam bin ich in die Serie reingekommen, und damit auch in den Kommentar – irgendwie jedenfalls. Denn noch immer muss ich sagen: Rainers Beiträge gehören zu dem Anspruchvollsten, was mir bislang im Rahmen von PR unter die Augen gekommen ist.

Es ist nicht immer einfach, den kurzen Texten zu folgen. Rhodan-spezifische Termini, übergreifende Zusammenhänge aus tausenden von Romanheften, eine wahre Flut von Informationen – es kommt immer mal wieder vor, dass ich am Ende eines Satzes vergessen habe, wie er eigentlich angefangen hat. Nein, leichte Kost ist der PR-Kommentar wirklich nicht.

Warum lese ich ihn dann dennoch in fast jedem Heft?

Nun, zum einen soll man sich ja nicht gleich von der kleinsten Schwierigkeit unterkriegen lassen. Zum anderen behandelt Rainer mehr oder weniger regelmäßig Themen, die eigentlich ziemlich interessant sind. In einem solchen Fall lohnt sich die Lektüre wirklich, denn kaum jemand scheint sich im Perryversum so gut auszukennen wie Rainer Castor.

Ja, die Kommentare sind oft viel zu vollgepackt mit Infos und technischen Begriffen, so dass sie eher Bedienungsanleitungen oder Packungsbeilagen ähneln als spannenden Ergänzungen zur aktuellen Romanhandlung. Andererseits liefern sie kompakt eine Menge nützliches Hintergrundwissen , und so manches Mal war ich schon froh über die ein oder andere Kleinigkeit, die ich nur dank der Beiträge Rainers gewusst habe. Wer Infos und Background zu Perry Rhodan sucht, der ist auf alle Fälle gut beraten, den Kommentaren einen Blick (oder auch zwei) zu gönnen, selbst wenn diese zu Beginn überladen und ein wenig verwirrend wirken mögen.

Ich kann die Kolumne natürlich nur aus der Sicht eines Neulesers beurteilen. Was man von ihr hält, wenn man PR seit langen Jahren Woche für Woche konsumiert: Keine Ahnung, darüber reden wir 2012 oder so mal wieder. Als Neuleser kann ich lediglich feststellen: Rainers Beiträge sind zweifelsohne harter, mitunter auch reichlich unverständlicher Tobak, doch sie geben einem immer wieder wertvolle Einblicke in der Welt erfolgreichste SF-Serie. Und mitunter sind, wie etwa der „Masken“-Beitrag in Band 2457, auch echte Perlen dabei, deren Lektüre dann wirklich informiert und Spaß macht.

In diesem Sinne: Alles Gute für die Zukunft, Rainer! Lass dich von gelegentlichem Gemecker über die Kommentare (von meiner, aber auch von anderer Seite) nicht unterkriegen, denn ein wenig Hintergrund hat noch nie geschadet und ist immer wieder hilfreich.

Auch wenn er mitunter gerne etwas leichter verdaulich sein könnte... 
Wink

Die Hefte im Überblick
Band 2457, »Dantyrens Rückkehr«, von Arndt EllmerBand 2457, »Dantyrens Rückkehr«, von Arndt Ellmer
Die Lage im terranischen Sonnensystem spitzt sich immer weiter zu. TRAITOR scheint unmittelbar vor einem entscheidenden Angriff zu stehen. Darum entschließen sich die Verantwortlichen zu einem riskanten Plan. Gemeinsam mit den verbündeten Mikro-Bestien soll Roi Danton einen Traitank kapern. Ein gewagtes Unternehmen, das nur mit Hilfe einer List gelingen kann: Rhodans Sohn muss sich als Dantyren ausgeben.

»Dantyrens Rückkehr« ist ein unterhaltsamer, wenn auch ein wenig oberflächlich gehaltener Roman, der die Geschehnisse aus Band 2456 nahtlos fortsetzt. Die Figuren bleiben ohne besondere Tiefe, handlungsmäßig geschieht genau genommen recht wenig. Nichtsdestotrotz macht es Spaß, das Husarenstück Dantons und der Mikro-Bestien zu verfolgen. Wirklich mitreißen kann der Roman nicht; kurzweilig ist er auf alle Fälle. Ein wenig irritierend ist allenfalls der Einsatz der Ich-Perspektive, die im Vorgängerroman nicht verwendet wurde, obwohl Arndt Ellmer auch diese Story schreiben durfte und sie von denselben Personen handelte.

Band 2458, »Der zweite Dantyren«, von Leo LukasBand 2458, »Der zweite Dantyren«, von Leo Lukas
Der Coup ist gelungen! Roi Danton und die Mikro-Bestien haben es geschafft, einen Traitank zu kapern.
 
Nun gilt es, die Terminale Kolonne erfolgreich zu infiltrieren Dazu muss sich die neue Besatzung des Traitanks auf eine waghalsige Mission begeben: Der echte Dantyren muss ausgeschaltet und durch Roi Danton ersetzt werden.

Witzig, spannend, abwechslungsreich – ein überzeugender Roman, der mir sehr gut gefallen hat. Besonders gut gelungen ist Lukas die Darstellung des an Verfolgungswahn leidenden Dantyren; die Selbstgespräche des Duals sind ein echtes Highlight des Romanhefts.
 
Ein durchweg fesselnder PR-Band, der auch in den Nebenhandlungen, die für den Plot von allerhöchstens untergeordneter Bedeutung sind, zu überzeugen weiß.

Kommentare  

#1 Kyr 2008-09-26 14:00
Ganz kleiner Kommentar zum PRK: Früher (als ja alles besser war) enthielt der Kommentar, da hieß es wohl noch PR-Computer, Spekulationen zu Handlung, Hinweise, Optionen. Da wurde der Leser auf etwas aufmerksam gemacht, was ihm vorher möglicherweise entgangen war.
Heute liest sich der PRK häufig wie ein technisches Datenblatt, aus dem sich auch der Autor des aktuellen oder vorherigen Heftes reichlich bedient hat. Meiner Meinung nach ist das Potential des PRK nicht ausgeschöpft - andererseits: ich möchte nicht jede Woche einen solchen PRK schreiben.
#2 Gabriel Adams 2008-09-26 20:28
Hmm. Mir fehlt jetzt natürlich der direkte Vergleich. Stammte der von dir angesprochene PR-Computer auch schon aus der Feder von Rainer Castor und hat dieser einfach seinen Stil im Laufe der Zeit verändert? Ich glaub, ich muss mir irgendwo mal nen älteren PR besorgen und einen direkten Vergleich anstellen.
#3 Stefan Holzhauer 2008-09-26 20:46
Das geht einfacher. Wirf mal einen Blick auf das dort:
www.prtf.de/daten/comment/
#4 Gabriel Adams 2008-09-27 19:18
@ Holzi

Danke für den Tipp! Hab mal reingelesen - gar nicht so einfach zu verstehen für jemanden, der diese Phase(n) PR nicht begleitet hat.
Aber schon der pure Wahnsinn, was man alles über PR wissen kann. Da zeigt sich echt, wie gigantisch der Serienbackground ist.

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