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Die Rückkehr zur guten alten Zeit - (Perry Rhodan, Bände 2562 - 2563)

Perry Rhodan ... das Universum und ichDie Rückkehr zur guten alten Zeit
Wie viel Retro darf bzw. muss sein –
...und wann ist es zu viel?

Perry Rhodan, Bände 2562 - 2563

Die Vielzahl der Kommentare zum Artikel von vor zwei Wochen hat mich ein wenig überrascht. Nachdem das Thema „Mutanten“ ja schon des Öfteren Gegenstand diverser PERRY RHODAN-Artikel hier auf dem Zauberspiegel gewesen ist, hätte ich nicht gedacht, dass noch einmal derart viele Meinungen geäußert würden.

Dass schlussendlich doch eine ganze Reihe von Statements abgegeben wurden, lag, wie ich finde, nicht einfach nur an dem Thema „Mutanten“ an sich.

 

Häufig, so verstehe ich zumindest einen Teil des Kommentar-Tenors, wollten die Kommentatoren (auch) ihre Meinung dazu kundtun, dass PR im aktuellen Zyklus oft auf Elemente zurückgreift, die in vorherigen Zyklen bedeutende Rollen gespielt haben. Seien es nun Altmutanten oder Andromeda, Maahks oder die Überreste TRAITORS: Statt in vollkommen neue Gefilde vorzustoßen, haben sich die Macher dazu entschlossen, den »Stardust-Zyklus« ein wenig mit dem Glanz der „guten alten Zeit“ anzureichern. Anders ausgedrückt: PR gönnt sich einen guten Schuss Retrostil.

Das Wiederaufgreifen von Geschehnissen aus der Serienvergangenheit und das Wiederbeleben von Figuren (und das mitunter im wahrsten Sinne des Wortes, wie Arndt Ellmers Doppelband PR 2560/61 zur Schau gestellt hat) löst, das machen die Kommentare zum letzten Beitrag dieser Kolumne deutlich, widerstreitende Gefühle aus. „Retro“ ist Chance und Gefahr zugleich: Chance, alte Bekannte wiederzutreffen, noch offene Storylines zu beenden, ohne lange Einführung Personen und Handlungsstränge in den gegenwärtigen Plot zu integrieren, und, und, und. Gefahr hingegen unter anderem wegen der Wissenskluft zwischen Alt- und Neulesern (wer, der mit Band 2500 eingestiegen ist, soll denn bitteschön auch nur das Geringste anfangen können mit ESCHER?), der Erschöpfung im Grunde origineller Ideen durch ihren wiederholten Einsatz, Gefahr aber auch für die Dramatik einer Serie. Warum sollte etwa der Tod einer Person schockieren, wenn diese ohnehin irgendwann mit fadenscheinigen Mitteln wiederbelebt wird?

Schon diese kurze Auflistung macht deutlich, dass sich die Frage „Wie viel Retro darf sein bzw. muss sein – und wann ist es zu viel?“ nicht so einfach beantworten lässt. Der Rückgriff auf altbekannte Elemente ist in jedem Falle ein wertvolles Stilmittel, sowohl in langfristiger als auch in kurzfristiger Hinsicht. Wer jemals eine Fernsehserie gesehen und sich darüber geärgert hat, dass sich Person XY in Folge 27 eine Wunde zugezogen hat, die in Folge 28 einfach verschwunden war, weiß, was ich meine.

Der Einsatz von Altbekanntem ist aber trotzdem immer mit Risiken verbunden. Doch wie genau sieht ein vernünftiges Verhältnis zwischen neuen Ideen und altbekannten Elementen aus? Lässt sich das überhaupt so pauschal sagen?

Hierbei handelt es sich, wie ich finde, um Fragen, die es wert sind, besprochen zu werden. Insofern möchte ich diesen Beitrag dazu nutzen, Euch zu einer Diskussion aufzurufen. Was denkt Ihr? Wie viel Retro darf bzw. muss sein – und wann ist es zu viel?

Um diesen Aufruf nicht einfach so im Raum stehen zu lassen, gebe ich den ersten Kommentar gleich selbst:
#0 Gabriel Adams:
Ich bin der Ansicht, dass sich die Frage so ganz pauschal nicht lösen lässt. Problematisch ist hier etwa schon die simple Tatsache, dass ein Leser Rückgriffe auf Dinge, die er in der Serienvergangenheit mochte, gut findet und gerne mehr entsprechender Retro-Elemente hätte. Werden hingegen Aspekte aufgegriffen, die ihm nicht gefielen, dann ist ihm selbst ein kurzes Intermezzo besagter Elemente zu viel.

Sollte ich die Frage möglichst objektiv beantworten, dann würde ich sagen, dass der Rückgriff auf Elemente aus der Serienvergangenheit in jedem Falle notwendig ist. Eine Serie ohne Bezug auf Aspekte aus der Zeit vor den aktuellen Episoden ist keine echte Serie. Man sollte aber in jedem Falle sparsam und wohlüberlegt mit entsprechenden Rückgriffen umgehen, etwa um Neuleser nicht wie den Ochsen vor dem Berg stehen zu lassen und alte Ideen nicht auszureizen und tot zu trampeln.
So viel von meiner Seite; nun seid Ihr gefragt. Ich bin gespannt auf Eure Meinungen (gerne auch auf solche von den Machern und Autoren der Reihe, von denen einige zumindest hin und wieder einen Blick auf diese Kolumne werfen; es wäre sehr interessant zu erfahren, wie ein Insider zu diesem Thema steht). 

Die Romane im Überblick
Die Tryonische AllianzPR Band 2562, »Die Tryonische Allianz«, von Susan Schwartz
Im ersten Teil ihres Doppelbandes erzählt Ex-PR-Stamm-und-nun-Gastautorin Susan Schwartz die Jugendjahre der Ator Sichu Dorksteiger, die, als eines von vielen begabten Kindern, von den Vatrox dazu ausgebildet wird, das verschwundene PARALOX-ARSENAL wiederzufinden.

Anders als Andreas Eschbach, seines Zeichens der bislang letzte Gastautor bei PR, der die Rahmenhandlung des »Stardust«-Zyklus fortschreiben durfte, obliegt es Schwartz mit »Die Tryonische Allianz« einen neuen Handlungsbogen in die Geschichte um die Frequenz-Monarchie einzuführen. Wer nach diesen Zeilen einen langweiligen Lückenfüller befürchtet, sei beruhigt: Schwartz macht ihre Sache gut.

»Die Tryonische Allianz« ist ein exzellent geschriebenes, unterhaltsames SF-Abenteuer geworden. Wo Hubert Haensel (meiner Ansicht nach) versagte, die Figur der jungen Mutantin Shanda auch nur annähernd interessant einzuführen, gelingt Schwartz die Vorstellung Sichu Dorksteigers um Welten besser. Die Figuren sind durchweg lebendig, die Handlung schreitet tempo- und abwechslungsreich voran. Einziger Wermutstropfen: »Die Tryonische Allianz« ist in keinster Weise innovativ. Ob Charakterzeichnung oder Handlungsablauf, Schwartz bleibt in ihrer Erzählung durchweg altbekannten Mustern verhaftet. Ein wenig mehr Innovationsbereitschaft, und der Roman wäre ein echtes Highlight geworden. Doch auch so kann man sich im Grunde nicht beschweren. Wer bereit ist, einen Roman zu lesen, der die (bisherige) Rahmenhandlung des Zyklus nahezu komplett unterschlägt, der darf sich auf ein spannendes, kurzweiliges Abenteuer freuen.  

Im Zentrum des FeueraugesPR Band 2563, »Im Zentrum des Feuerauges«, von Susan Schwartz
Von der aufgeweckten Schülerin zur brillanten Wissenschaftlerin: Im zweiten Teil ihres Doppelbandes schildert Susan Schwartz den weiteren Werdegang der Ator Sichu Dorksteiger, die der Frequenz-Monarchie zu diversen Durchbrüchen verhilft.

»Im Zentrum des Feuerauges« hat mir noch ein Stück besser gefallen als der Vorgängerroman. Die Entwicklung Sichus vom trotzköpfigen Mädchen, das unschuldigen Robotern aus Frust den Kopf abreißt, hin zur herausragenden Naturwissenschaftlerin, die einerseits von Forscherdrang getrieben, andererseits von Zweifeln hinsichtlich der Absicht der Vatrox geplagt wird, ist ausgesprochen gelungen in Szene gesetzt. Was bei dem knapp bemessenen Raum, der der Autorin zur Verfügung stand, keine Selbstverständlichkeit ist.

Die Handlung des Hefts überzeugt durch einen gelungenen Mix aus Abenteuer, SF und Charakterdrama. Schade ist allenfalls die einfallslose, meist sehr eindimensionale Darstellung der Nebencharaktere. Die trübt die Freude an dem Heft aber nur unwesentlich.

Fazit: Schwartz‘ Doppelband ist ein spannendes, ausgesprochen unterhaltsames SF-Abenteuer geworden. Ich hätte nichts dagegen, in Zukunft weitere solcher Geschichten zu lesen zu bekommen.

Auf den nächsten Gastbeitrag der Autorin – der hoffentlich kommen wird – freue ich mich jetzt schon!

Kommentare  

#1 Nelson 2010-10-06 01:43
Ich denke, dass das PR-Universum eine Komplexität erreicht hat, dass es seit geraumer Zeit eigentlich nur noch aus sich selbst lebt - tatsächlich neue und weiterführende Ideen der Autoren heute kann es eigentlich gar nicht mehr geben. Die beständigen Rückgriffe auf "alte" PR-Inhalte werden gerne mit Leser-Wünschen begründet. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es noch so viele überlebende Alt-Leser aus Zeiten des MdI-Zyklus (1. Auflage) gibt, die eine wirtschaftlich benennbare Größe darstellen. Auch PR wird irgendwann vom demografischen Wandel erfasst. Ein beständiger Rückgriff auf alte Zeiten lohnt sich dann irgendwann nicht mehr, weil es keinen mehr gibt, der sich an die alten Zeiten erinnern kann.
Vielleicht hatte William Voltz doch recht, der angeblich Rhodan mit Band 1500 einstellen wollte: Irgendwann sind doch tatsächlich alle Geschichten erzählt, und die letzten Rätsel sollen dann auch die letzten Rätsel bleiben.
#2 Gabriel Adams 2010-10-06 07:51
@ Nelson

Was die Sache mit dem "irgendwann sind alle Geschichten erzählt" angeht, kann ich nicht wirklich zustimmen; wenn die richtigen Leute im Hintergrund die Strippen ziehen und der Exposéautor genug Phantasie hat, gibt es schier endlos viele Dinge zu erzählen.
Ansonsten kann ich dir eigentlic nur zustimmen; so weit zurück hatte ich bei meinen Überlegungen gar nicht gedacht. Sprich: Ich hatte glatt vergessen, WIE lange es PR tatsächlich schon gibt.
#3 Laurin 2010-10-06 18:45
#1 Nelson:
Stimmt schon, wenn man die 1. Auflage zugrunde legt. Da gab es ja aber noch einige Auflagen mehr (wo ich dann z.B. bei der Nr. 1 eingestiegen bin). Wäre auch was schlecht gegangen damals, schließlich bin ich und Perry Rhodan Baujahr 1961 8) . Und so schnell wollt ich mich noch nicht unter die Erdschichten zurück ziehen :lol: .

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