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Wie kam der Krakengötze in den Zamorra? Nun ja... Das war so...

Teestunde mit Rolf...Dein Einstiegsroman ins professionelle Schreiben war Professor Zamorra 184 „Der Krakengötze“. Wie kam das zustande?

Wie kam der Krakengötze in den Zamorra? Nun ja... Das war so...

Irgendwann legte Werner mir den „Professor Zamorra“ Nr. 111 mit dem Titel „Lockruf aus dem Jenseits“ vor. Mein Kommentar: „Das kann ich auch.“ Werners Antwort: „Dann mach mal!“

Ja, und dann habe ich „gemacht“. Ich hatte zwei Seiten liegen, mit denen eigentlich eine neue Fantasy-Story passend zum „Gunnar“ beginnen sollte – das Begräbnis des Amun-Re nach seinem ersten Tod. Der Schwarzzauberer von Atlantis schien mir nicht nur deshalb geeignet, weil das Atlantis-Thema im Zamorra noch nicht groß „verbraten“ worden war, sondern auch, weil Amun-Re aus einer Zeit stammt, in der es das Amulett noch nicht gab. Werner hatte die Erschaffung des Amuletts in seiner ersten Trilogie ja in die Zeit des Ersten Kreuzzuges gelegt. Wie man so sieht, habe ich damals schon versucht – was anders zu machen und das Amulett nicht im Showdown wie üblich als „Allzweckwaffe“ zu benutzen.

Hauptsächlich aber habe ich die zwei Seiten genommen, weil die eben schon mal fertig waren und ich ein faules Schwein bin (nein, eigentlich bin ich „Ehrenschwein“), der gern mit möglichst wenig Arbeit die möglichst größten Erfolge hat. Ja, und dann habe ich ungefähr 30 Manuskriptseiten geschrieben und Werner vorgelegt. Kommentar: „Das ist gut, das verkauft sich. Mach das mal fertig.“

Ja, ich hätte das eigentlich tun sollen. Dann wäre ich vielleicht etwas früher im Zamorra gewesen. Aber ich habe einfach nicht daran geglaubt, dass der Text tatsächlich den Anforderungen entsprechen würde. Und so schlummerte alles für die nächsten anderthalb Jahre unter einem Stapel Altpapier. Ich hatte ja, was ich wollte – Werners Anerkennung. Das genügte mir eigentlich.

Ja, und dann kam irgendwann der Anruf von Werner, weil man bei Bastei damals mit dem Gedanken liebäugelte, den Zamorra auf wöchentliche Erscheinungsweise umzustellen.

„Hast du den Text noch? Mach mal fertig. Die suchen Manuskripte!“ Ja, und dann nannte mir Werner eine Zahl, die mich dann doch in Arbeitsfreude geraten ließ. Klar, das war das Honorar. Zwar nicht berauschend, aber meiner Meinung nach leicht verdient. Jedenfalls wenn ich es in Relationen zur Musikergage nahm. Immerhin muss man da Anfahren, die Anlage schleppen und aufbauen, stundenlang Mucke machen und danach das ganze Gerümpel wieder abbauen, von der Bühne schleppen und dann total übermüdet heimfahren. Schreiben – das konnte ich ganz bequem in meinem damaligen Appartement im „Turm des Schreckens“ – und das Einzige, was ich zu transportieren hatte, war die Kaffeetasse. Nein, nicht die Bierflasche, wie manche Leute meinen. Wenn ich was trinke, fließt nichts mehr ins Manuskript sondern nur was in die Kehle. Und so ist das heute noch. Ich bin eben nicht Hemingway oder sonst ein „Erfolgsschriftsteller“…

Nun, weil meine damalige Band „Mikados“ nicht nur meine Letzte, sondern auch meine Schlechteste war und die „Mucke-Geschäfte“ nicht so liefen wie früher, machte ich einfach mal den Versuch und hängte weitere 70 Seiten an die Story dran. Danach ging es per Einschreiben zur „Romanagentur Grasmück“, die damals Werner „entdeckt hatte und förderte“.

Hinter dieser Agentur verbarg sich, wie Insider wissen, Dan Shocker persönlich. Da er mit dem damaligen Redakteur vom Zamorra gut befreundet war (ein gewisser Helmut Rellergerd, den die Welt als Jason Dark kennt) war gewährleistet, dass das „Werk“ auch in Augenschein genommen wurde und nicht dem Schicksal „unverlangter Manuskripte, für die wir keine Verantwortung übernehmen“ anheim fiel.

Ich bekam dann das Manuskript zurück, weil der prüfende Anwalt so Einiges an „Gewaltverherrlichung“ moniert hatte. Ein abgeschlagener Skelettarm, der über den Rasen kriecht und sich im das Bein eines der Akteure verkrallt gehörte dazu. Also Dinge, worüber heute die Hühner lachen. Aber damals war es Ende der 70er und man war nach der Serie „Dr. Morton“, die damals den Gipfel der perversen Brutalität darstellte und heute Leser des „modernen Horror-Romans“ zu Tode langweilen würden, sehr sensibel geworden.

Also wurden die bemeckerten Sachen aus dem Manuskript genommen und dafür noch eine Nebenhandlung in die Story eingebaut. Unbegreiflicherweise wurde der Roman akzeptiert, obwohl er von der Handlung und Gestaltung schon etwas ungewöhnlich war. Aber genau einen Band vor meinem Erstlingswerk „Der Kraken-Götze“ (Original-Titel „Herrscher des Krakenthrones“) hat ein anderer Autor mit dem ähnlich außergewöhnlichen Roman „Der Mann, der das Grauen erbte“ beim „Professor Zamorra“ sein Debut als Autor abgegeben.

Klar, das war Wolfgang Hohlbein und er schuf mit diesem Roman den Prototyp des „Hexers“ mit dem er später richtig Geld verdient hat. Im „Krankengötzen“ sind zwar auch bereits Anlehnungen an H.P.Lovecraft, jedoch etwas versteckt.

Heute wissen die Wenigsten, dass Wolfgang Hohlbein auch in einer Anfangsphase unter verschiedenen Pseudonymen im Heft sehr erfolgreich war. Der „große Durchbruch“ kam dann mit seinem großen Fantasy-Roman „Märchenmond“, das Produkt eines Preisausschreibens der „Übereuter-Verlages“. Ja, Werner und ich und auch alle anderen Autoren der damaligen Szene wussten von diesem Preisausschreiben – aber keiner von uns hatte die Disziplin, sich neben der normalen Schreibe hinzusetzen und ein langes Hard-Cover zu schreiben, von dem ungewiss war, ob es angekauft wurde. Meines Wissens hat von der damals aktiven Szene nur Wolfgang Hohlbein an sich geglaubt und verdientermaßen den Preis gewonnen. Dass er danach „voll im Geschäft“ war und für das im Verhältnis zum Hard-Cover mit Hungerhonoraren bezahlte Heft kaum noch Zeit hatte, ist nur zu verständlich. Den Erfolg hat ihm keiner geschenkt, den hat er sich erarbeitet. Und jetzt ist er ganz oben. Es sei ihm gegönnt.

Ich weiss heute weder den Monat noch das Jahr konkret anzugeben, wann der „Krakengötze“ erschienen ist. Aber es war genau der Tag, als mein Vater 40jähriges Jubiläum bei der Stadtverwaltung hatte. So war es eigentlich eine billige Feier. Na, nicht so ganz. Was glaubt ihr, was Hans und ich auf diesen Erfolg dann so „geläppert“ haben.

Und was kam danach?

Danach schrieb ich einen dreibändigen Zyklus, der im antiken Rom spielte. Und es gab eine volle Ablehnung. Zu lang und stilistisch viel zu kompliziert. Die Bände sind später total geändert als „Der Teufel mit dem Lorbeerkranz“, „Messalinas Höllentrank“ und „Der Flammengürtel“ erschienen.

Also, ein anderes Thema musste her … und diesmal ganz was anderes…ein Vampir, der gar nicht weiss, dass er ein Vampir ist… Die Story wurde später umgebaut als „Disco-Vampir“ und wurde als kleine Satire auf die damalige „Saturday-Night-Fever“-Szene einer meiner beliebtesten Romane. Aber die Thematik wurde schon als Leseprobe abgeschmettert. Vampire hatten gefälligst böse und blutrünstig zu sein. Und sich auf gar keinen fall zu verlieben…

Danach schrieb ich anderthalb Romane, die in Südamerika spielten und machte hier erstmals Recherchen über eine Stadt, die ich nie gesehen habe – nämlich Caracas. Aber es wurde auch da schon von der Thematik her ab gewunken. Voodoo mit echten Grundlagen – völlig uninteressant – warum echte Hintergründe nehmen, wenn man besser was erfinden kann. Und genau das war der Punkt, an dem ich mich immer mit meinen „Vorgesetzten“ gestritten habe. Ich wollte meine Romane nicht nur anders gestalten als Andere, sondern sie sollten auch immer mit einem Hauch Authentizität haben.

Wie die Sache aber aussah, würde mein „Krakengötze“ wohl eine Eintagsfliege bleiben.

Ja, und dann war ich im Kino. „Jäger des verlorenen Schatzes“ hat mich total begeistert. Und die Leute sahen mich verständnislos an, als ich mit wahrem Indianergeheul aus dem Kino ging und brüllte: „Jetzt weiss ich, wie ich schreiben muss!“ Das ist keine nachträgliche Erfindung um diesen Artikel spannend zu machen – das war tatsächlich so.

Zu Hause wurde alles aus der Maschine gerissen, ein neues Blatt eingespannt und dann flog eine Verkehrsmaschine über den Urwald im Amazonas, in der Professor Zamorra mit Barbie-Adaption Nicole Duval saß und an nichts Böses dachte. Und auch zwei Dämonen waren da, die feststellten, dass man den Prof. ganz einfach aus dem Weg räumen kann ohne sich mit dem tödlichen Amulett anzulegen. Man muss nur die Piloten killen und den Vogel zum Absturz bringen. Bums. Klappe zu. Zamorra tot. Beförderung bei Asmodis. Nun, der heutige Zamorra-Leser weiss, dass diese Rechnung nicht aufging – sonst gäbe es die Serie ja nicht mehr.

Dieser Roman, der dann unter seinem Originaltitel „Herr der Grünen Hölle“ heraus kam, wurde von mir wie im Fieber geschrieben – und sofort akzeptiert. Des Weiteren wurden meine Erlebnisse in England ausgearbeitet und der Steinriese von Cerne Abbas erwachte – wie ich es ihm zugerufen habe, als ich das gewaltige Hügelbild aus prähistorischer Zeit sah.

In den Regenwäldern des Amazonas erlebte Michael Ullich und vor dem Steinriesen von Cerne Abbas Carsten Möbius ihre Premiere im Professor Zamorra. Zusammen kamen sie dann in meinem ersten Ägypten-Band.

Ja, und dann ging es eigentlich immer weiter und weiter…und alles, was ich geschrieben habe, wurde angekauft. Und als dann auf einem Con einer der Fans unbedingt wissen wollte, wer das Zeitabenteuer „Die Rückkehr des Pharao“ geschrieben hatte, den viele Leute heute noch als meinen spannendsten Roman bezeichnen, war ich auch im Fandom bekannt.

Weil die Titelbilder vorlagen, konnte ich später auch die drei Voodoo-Südamerika-Bände schreiben. Auch wenn die Handlung darin schon teilweise umgearbeitet und dem von mir geschaffenen Handlungsstrang innerhalb der Zamorra-Serie angepasst wurde.

Ja, und dann habe ich mir im Verlauf einiger Jahre viele spannende Geschichten erzählt, die Romane zur Serie „Professor Zamorra“ wurden.

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