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Petronius, Rom und Nero

Teestunde mit Rolf...Moin Rolf, sie steht an, die letzte reguläre Teestunde. Danach kommt nur noch was zu besonderen Anlässen und zwei nach einem hoffentlich weit in der Zukunft liegenden Zeitpunkt. Diese letzte Plauderei nutzt du für die Vorstellung des ›Petronius‹. Der Tee ist serviert …

Petronius, Rom und Nero

Wie vermutlich viele anderen Leute auch lernte ich die Figur des Gajus Petronius, den man ›Arbiter elegantiarum‹, d.h. den Schiedsrichter in Fragen des guten Geschmacks nannte, in dem Roman »Quo Vadis« kennen.


Ich war damals so 12 oder 13 Jahre, als ich aus der Kirchenbücherei dieses Buch entlieh. Für römische Geschichte hatte ich mich schon vorher interessiert - doch jetzt wurde besonders für mich die Figur des Kaiser Nero interessant. Und dann auch eben die Figur des Gajus Petronius, von dem wir nicht mehr wissen als ungefähr eine Druckseite in den »Annalen« des Tacitus und einer Art Fußnote in der »Naturalis Historiae - 37/20« des älteren Gajus Plinius, in der er von einem äußerst kostbaren Trinkgefäß aus Fluss-Spat im Wert von Dreihundert-Tausend Sesterzien erzählt, das Petronius vor seinem Tod im Kreis seiner Freunde zerbrach, damit Nero es nicht bekommen konnte.

In der ›klassischen Quo Vadis - Verfilmung‹ stellt Leo Genn den Petronius dar - wie er mir auch ungefähr vor Augen ist. Der ›Quo-Vadis‹-Stoff wurde noch zu einer mehrteiligen TV-Serie (in die noch mehr römische Historie eingebunden war) und weiteren Verfilmungen benutzt,. Hier ist die Figur des Petronius ganz passabel dargestellt, Lygia und Vinicius samt dem restlichen Team haben die schauspielerischen Qualitäten von »Gute Zeiten - Schlechte Zeiten« und Klaus Maria Brandauer versucht vergeblich, Peter Ustinovs Nero nachzuahmen ... nein, das Wort ›nachäffen‹ schreibe ich nicht, obwohl es passen würde.

Nur in einem Fall passt alles zusammen - die neueste und derzeit letzten Quo-Vadis-Verfilmung aus Polen, die man bei Weltbild bestellen kann. Henryk Sienkievics war Pole und sein mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnetes Buch ist so eine Art polnisches National-Heiligtum. Bei diesem Film stimmt alles - nicht nur das Aussehen der Personen sondern auch fast sogar alle Dialoge. Nero sieht nicht aus wie Peter Ustinov - sondern sein Gesicht ist genau so, wie er als Büste die Zeiten überdauert hat. Und sein Gesang ist eine Art schwacher Bariton - nur eben keine ›göttliche Stimme‹ - aber sie liegt auch nicht so daneben wie Ustinovs: ›Oh, lodernd Feuer... ‹.

Wenn ich einen Film wirklich empfehlen kann, dann diesen. Zumal auch die Christen vor den Löwen so dargestellt wurden, wie man sie nirgends zu sehen bekommen. Vermutlich hat man den Tieren Krallen und Zähne gezogen. Denn die Angriffe der Löwen waren keine Dressur - die waren echt. So weit kenne ich mit Raubtieren aus um das zu erkennen, wann sie spielen und wann sie Ernst machen. Das sind Szenen, die unter die Haut gehen - zumal auch sehr kleine Kinder mit in der Arena sind. Auch die Kreuzigungen im Circus, die Erleuchtung von Neros Gärten mit brennenden Christen und der Kampf des Ursus mit dem Stier, auf dessen Rücken Lygia wirklich wie im Roman geschrieben gefesselt ist, das ist in dieser Form vorher noch nie da gewesen. Leider ist der Film um mindestens eine Stunde zu kurz - aber sehenswert und noch werksgetreuer als der »Herr der Ringe«.

Soweit von Buch und Film - und natürlich hat Gajus Petronius auch im Abschlussband meiner Rom-Trilogie im Zamorra seinen würdigen Platz gefunden. Da aber hatte ich schon im Kopf, dass ich irgendwann man die Geschichte seines Lebens schreiben möchte. Das ›Schlüsselerlebnis‹ war eigentlich, als ich das erste Mal in Rom war und alleine bei Nacht im Circus Maximus stand, mit alles betrachtete, mit die historischen Überlieferungen ins Gedächtnis rief und feststellte: Er kann es nicht angezündet haben. Der Brand Roms war ein Unfall - und das der Brand so groß werden konnte, lag daran, dass die mächtige Wagenrennbahn aus Holz gebaut war und zuletzt von Julius Cäsar hundert Jahre vorher renoviert. Das ausgetrocknete Holz brannte sicher wie Zunder - und am Circus Maximus stießen drei Prätorien zusammen - mit drei verschiedenen Zuständigkeiten. Die von Kaiser Tiberius ins Leben gerufene ›Feuerwehr‹ war nur hundert Mann (Sklaven) stark. Und Kaiser Nero selbst war in Antium. Erst als er sofort kam - und zwar auf einem Pferd geritten und nicht in einer Sänfte - wurden die Rettungsmaßnahmen koordiniert. Aber ich will da nicht vorgreifen.

Gajus Petronius ist in den wenigen historisch greifbaren Dingen eine Person des Widerspruchs. Zumal man den Text des Tacitus über Petronius verschieden interpretieren kann. Schon der Vorname ist nicht richtig bekannt. Tacitus nennt ihn Gajus, bei Plutarch wird er Titus genannt - was der Leser später als eine Zweitidentität kennen lernen wird, unter der Petronius untertauchen kann. Mehr dazu steht schon am Beginn des Romans im ›Eröffnungsbrief‹ an Suetonius.

Ich denke, es ist am Besten, wenn ich den Text, mit dem uns Publius Cornelius Tacitus den Petronius vorstellt, hier mal abzuschreiben. Denn das ist die Grundlage auch für seinen angedachten Charakter - sofern nicht in seiner Sturm- und Drang-Zeit während der Studien im Ephesus und Athen auch etwas von seiner Roman-Figur Enkolpos hinzu kommt.

Denn sein Roman - und es ist das erste Werk der Weltgeschichte, das man als ›Roman‹ bezeichnen kann, trägt den Titel »Satyricon« und er wurde auch von Fellini verfilmt. Und so kam der Gesamt-Titel meiner Brief-Romane zustande: »Das wahre Satyricon« - also das Satyricon des Lebens, wie es Petronius vielleicht erlebt hat - auf jeden Fall hätte erleben können. Denn sein Geburtsdatum ist umstritten und die Gelehrten nehmen das Jahr 14 n.Chr. an. Wer das erste Kapitel gelesen hat weiß, warum ich als Geburtsjahr 17 n.Chr. angenommen habe.

So, und nun kommt das, was Tacitus ungefähr 35 bis 40 Jahre nach dem Tod des Petronius in den Kapiteln 16 und 17 seiner Annalen geschrieben hat - er konnte sich da sicher auf die Erzählungen von Leuten stützen, die den ›Arbiter elegantiarum‹ zu Lebzeiten gekannt haben. Und ich bitte den, der den Text kennt, zu bedenken, dass es verschiedene Übersetzungen aus dem Lateinischen gibt.

Über Petronius aber ist noch Einiges nachzutragen (Über Petronius muss ich etwas weiter ausholen)

Er war ein Mensch, der den Tag mit Schlafen und die Nacht mit den Verpflichtungen und Vergnügungen des Lebens verbrachte. Wie andere ihr Fleiß, so hatte ihn sein Nichtstun zu Ansehen gebracht.

Er galt jedoch nicht als gewöhnlicher Schlemmer und Verschwender wie die meisten, die ihr Vermögen durchbringen, sondern als Meister in der Kunst kultivierten Lebensgenusses. Und je mehr er sich in seinen Reden und Handlungen ungebunden gab, je mehr alles eine gewisse Nonchalance (Lässigkeit - heute würden wir sagen, er war einfach cool) zur Schau trug, umso beifälliger nahm man das als die Äußerungen unbefangener Naivität auf.

Als Prokonsul von Bythinien (der Teil der heutigen Türkei, der Istanbul auf der asiatischen Seite gegenüber liegt) und danach als Konsul zeigte er sich jedoch als tatkräftiger, seinen Aufgaben gewachsener Mann. Darauf verfiel er wieder seinen Lastern - vielleicht tat er auch nur so.

Jedenfalls wurde er von Nero in den engsten Kreis seiner Vertrauten aufgenommen. Hier galt er als maßgebende Autorität in allen Fragen des modischen Geschmacks (arbiter elegantiae). Der Kaiser fand an allem üppigen Aufwand nur noch das reizvoll und angenehm, was Petronius angepriesen hatte.

Daher auch der Neid des Tigellinus (Ofonius Tigellinus war Präfekt der Prätorianer-Garde, eine Art Leibwache des Kaisers in Polizei in einem) gewissermaßen als einen überlegenen Rivalen in der Kunst raffinierten Lebensgenusses.

Also fasste dieser den Kaiser bei seiner Grausamkeit, die alle seine anderen ungezügelten Leidenschaften übertraf und machte Petronius die Freundschaft mit (dem Verschwörer) Scaevinius zum Vorwurf. Ein Sklave wird durch Bestechung als Angeber gekauft, jede Gelegenheit der Verteidigung unmöglich gemacht, der größte Teil der Dienerschaft in Fesseln (ins Gefängnis) geworfen. (Es ging hier um die entdeckte Verschwörung des Piso, bei der Tigellinus auch private Gegner beseitigte).

Der Kaiser hatte sich in diesen Tagen gerade nach Campanien begeben. Petronius kam bis Cumae und wurde dort fest gehalten. Er wollte sich von Befürchtungen und Hoffnungen nicht weiter hinhalten lassen. Doch überstürzte er sich auch nicht darin, sein Leben von sich zu werfen. Vielmehr ließ er sich die Adern aufschneiden und die dann nach Laune bald wieder zu verbinden, bald abermals zu öffnen.

Dabei sprach er zu seinen Freunden. Doch nicht über ernste Dinge oder so, als suche er den Ruhm der Unerschütterlichkeit. Er hörte ihnen auch zu, aber sie trugen ihm nichts von der Unsterblichkeit der Seele und den weisen Lehren der Philosophen vor, sondern lockere Lieder und leichtfertige Verse.

Von seinen Sklaven bedachte er die einen mit Geschenken, die anderen mit mit Prügeln. Er ging noch zum Mahle, legte sich schlafen, um seinen Tod, mochte er auch erzwungen sein, einem natürlichen Ende ähnlich erscheinen zu lassen.

Ja, nicht einmal in seinem Testament schmeichelte er Nero, dem Tigellinus oder einer anderen einflussreichen Persönlichkeit, wie es die anderen Opfer taten. Er legte vielmehr die Schandtaten des Kaisers - unter namentlicher Benennung der Lustknaben und Frauen - und die besonderen Neuheiten jedes einzelnen Unzuchts-Aktes in einer Schrift detailliert dar und sandte diese versiegelt an Nero. Den Siegelring zerbrach er, damit man sich nicht später seiner bedienen könne, um andere in Gefahr zu bringen.

Als Nero überlegte, auf welche Weise denn die einfallsreichen Erfindungen seiner Nächte hätten bekannt werden können, verfiel er auf Silia. Diese war durch ihre Ehe mit einem Senator prominent genug, vom Kaiser zu jeder Art Ausschweifungen hinzu gezogen und mit Petronius eng befreundet gewesen. Silia wird also in die Verbannung geschickt, als hätte sie das, was sie gesehen und erduldet hat, nicht verschwiegen - in Wirklichkeit aus persönlicher Rachsucht.

Wobei es mich wundert, dass man Silia nur verbannte und Nero nicht dafür sorgte, dass sie nicht mehr ausplaudern konnte. Denn Petronius hat Nero das Schreiben ja versiegelt zugeschickt, so das es kein anderer lesen konnte. Wäre das in die falschen Hände geraten, hätte Rom einen neuen ›Bestseller‹ gehabt, der unter dem Ladentisch gehandelt wurde. So, wie es vermutlich der Roman ›Satyricon‹ war, der selbst für die damalige Zeit mehr als frivol war. Dazu kommen wir noch - weil das Werk des Petronius unzweifelhaft auf seine eigene Charakteristik hinweist, die sich selbst einem genauen Beobachter wie Tacitus verschließt.

»Darauf verfiel er wieder seinen Lastern - vielleicht tat er auch nur so.« Das ist das Schlüsselwort für den Roman, dessen Idee mir seit über 30 Jahren im Kopf herum spukt und nun doch noch verwirklicht wird. Durch seine fiktive ›Selbst-Biographie‹ in Briefen an verschiedene historische Persönlichkeiten wird versucht, diese wahre Janus-Gestalt eines Mannes und seine verschiedenen Identitäten, die er spielt, zu erklären.

Schon den Eingangsbrief des ersten Bandes an Sueton habe ich so formuliert, das der Leser grob erkennt, warum Petronius ein solches Leben führte und wie es ihm gelang, seinen Tod vorzutäuschen und dann in ein geheimes Schlupfloch abzutauchen und abzuwarten, bis Nero und damit sein Erzfeind Tigellinus die Macht verloren hatten. Hier benutzt er dann den Namen ›Titus‹, womit dann auch diese historische Fragwürdigkeit geklärt ist.

Mehr als hundert Seiten hatte ich vor rund 25 Jahren geschrieben und meine damalige Freundin in Bremen, in Sache Geschichte, Rom und besonders Nero mir an Wissen völlig ebenbürtig, bejubelte den Text, der unglaublich viele Anspielen enthielt und ein echtes Fachwissen voraus setzte.

Dr. Helmut Pesch nahm sich den Text vor, las ihn durch und als ich im Verlag war - Hermann war mit dabei - gab es für mich einen Hieb, als ob Muhammad Ali durchgezogen hätte.

»Petronius würde sagen - du hast mich gelangweilt!« war sein erster Kommentar. »Ich bin sicher, dass zehn oder zwanzig Fachgelehrte diesen Text verstehen und bejubeln.« kam dann die weitere Erläuterung. »Aber ein normaler Leser versteht nichts.«

Und das Schlimmste war - von dieser Seite aus gesehen musste ich ihm Recht geben. Helmut Pesch fand die Idee an sich gut, wenn auch nicht für den Lübbe Verlag geeignet, weil es eben kein Krimi ist - obwohl einige Episoden Krimi-Elemente enthalten - und zweitens weil Petronius mit seinen Erlebnissen immer ganz nah dran an den damaligen großen Ereignissen der Weltgeschichte ist. Das war nun mal nichts nach dem Leser-Geschmack - zumal das Mittelalter angesagt war.

Wieder zu Hause kam mit sehr schnell der Gedanke, den ›Petronius‹ als Brief-Roman zu schreiben. Also keine durchgehende Biographie, sondern einzelne Punkte und Abenteuer in seinem Leben. Aber auch in dieser Form fand das Konzept bei keinem Verlag ein Interesse. Nun wird das Leben des Gajus Petronius eben doch noch erzählt werden - ich hatte nicht mehr dran geglaubt, mich dazu aufzuraffen.

Zwölf Bücher mit einzelnen Episoden von meist historischen Ereignissen als zentraler Handlung formten sich irgendwann. Jedes Buch stellt für sich ein Einzelabenteuer dar und fügt sich dennoch zu einer ›Satyricon des Lebens‹ - Einheit zusammen. Die Titel, an wen die ›Briefe‹ sind und die groben Umrisse der Handlung habe ich hinten angehängt.

Das was in Sachbüchern ›Fußnoten‹ sind oder was sonst notwendig ist, die Handlung für den Laien zu erhellen, werde ich jeweils nach Erscheinen im Zauberspiegel als Kommentar unten erläutern. Denn sehr vieles ist entweder historisch nicht gesichert und wird nur vermutet - oder es musste hier etwas dichterische Freiheit genommen werden, um eine ›lesbare Story‹ zu bringen. Viele Erläuterungen kommen aber in den Kapiteln selbst, wenn die flüssige Spielhandlung kurz unterbrochen wird, weil der ›Briefschreiber‹ dem ›Empfänger‹ gewisse Dinge eben erläutern muss.

Die eigentliche Handlung setzt zwar erst ein, als Petronius ein ›Teenager‹ ist, aber er erzählt vorher von seiner ›Geburt im Thron des Cäsaren‹ und auch einige Dinge über seine etwas außergewöhnliche Erziehung, einerseits durch einen weisen Griechen, andererseits durch die Männer der Gladiatoren-Schule seiner Eltern, die gleich neben dem Gut bei Cumae liegt, wo er überwiegend aufgewachsen ist. Das alles kommt noch vor seiner ersten Teeny-Liebe zu Aelia, der Tochter des Sejanus.

Auf diese Weise, mit der kompromisslosen Kampftechnik der Gladiatoren, kann der ›Weichling‹ schnell zu einer ›harten Nuss‹ werden, der mit allen Tricks und Raffinessen zu kämpfen versteht, wenn es notwendig ist. Und der auch notfalls bedenkenlos tötet.

Genau so, wie er in der größten Zeit seines Lebens Sex als eine angenehme Freizeitbeschäftigung betrachtet, die er sich eben zu nehmen gewohnt ist. Wer diesen Gajus Petronius durch die Brille unserer aufgeklärten Zeit betrachten will oder ihn gar christlich verbrämt, liegt völlig falsch. Als religiöser Freidenker hat er auch für das Christentum, das Paulus geschaffen hat, nur ein müdes Lächeln. Er ist je selbst mit Jesus gewandert und stand unter dem Kreuz. Jesus hat auf ihn Eindruck gemacht, Paulus vermischt diese neue Lehre der Nächstenliebe mit griechischer Philosophie.

Das ›Satyricon‹ der Petronius gilt als der erste ›Roman‹ und ist uns leider nur in Fragmenten mit zwei zusammenhängenden Themen erhalten. Das eine ist das bekannte ›Gastmahl des Trimalchio‹, das zweite die Geschichte um den verkrachten Poeten Eumolpos, mit dem Petronius vermutlich den ›größten Künstler aller Zeiten‹ verspottet.

Die Hauptfigur und der Erzähler ist ein gewisser Enkolpos, ein Student, der von einem Fluch des Gottes Priapus verfolgt wird. Wer mal in Pompeji war und im Haus der Vettier in der geheimen Kammer war - das ist ein Wandgemälde mit dem Priapus - mit einem männlichen Geschlechtsteil, das einem Elefantenrüssel gleicht.

Teilweise wird das Satyricon so zum Erotik-Roman - fast zum Porno, wenn man sich die Geschichte um ›Philhomela und ihre Kinder‹ betrachtet, die man etwas in heutige Umgangssprache umgeschrieben als rattenscharfen Sex verkaufen könnte - wenn es für so etwas einen Markt gäbe. Und auch im ›wahren Satyricon‹ wird es solche und ähnliche Szenen geben - weil sie eben in der damaligen Zeit nicht ungewöhnlich waren.

Enkolpos ist bisexuell veranlagt, ist einerseits in den Sklaven Giton verliebt, nimmt aber andererseits auch was er sonst kriegen kann. Wichtig ist, das Enkolpos das klassischer Latein spricht, wie man es heute noch lernt. Da sich die Abenteuer des Enkolpos meistens nicht gerade in der besten Gesellschaft abspielen, ist das ›Satyricon‹ für die Philologen die einzige Quelle für das Vulgär-Latein, das im Volk gesprochen wurde, wo sich die lateinische Sprache mit dem Griechischen und vielen anderen Sprachen der Welt mischte und langsam aber sicher zum Italienisch wurden. Darüber haben Fachgelehrte dicke Bücher geschrieben und es würde nur langweilen, hier auf Feinheiten einzugehen.

Vom ›Satyricon‹ sind verschiedene Abschriften an uns überkommen. Alle weisen Lücken im Text auf. Manchmal sind es nur einzelne Sätze oder Satzfragmente, die einem Unbedarften, zu denen ich mich hier ausdrücklich mit dazu zähle, den Blick auf das Ganze verschleiern und eigentlich nur das ›Gastmahl‹ ist einmal vollständig erhalten.

Doch ich besitze glücklicherweise eine Übersetzung des ›Satyricon‹, das bereits im Jahr 1692 von dem Franzosen Franz Nodot so gefasst wurde, dass er einen die Fragmente verbindenden Text schuf, so dass man das Werk des Petronius so lesen kann, wie es vermutlich geschrieben war. Vielleicht war das Original etwas anders - aber es kann eben nicht rekonstruiert werden. Aber es hätte so gewesen sein können.

Und dazu sind in den Text mehr oder weniger lange Verse und Epigramme eingestreut - auch ein Text über die Zerstörung Trojas, bei dem ich dir Vermutung habe, dass er von Nero stammt. Auch wenn das natürlich nicht bewiesen werden kann. Ich werde versuchen, auch einige der Gedichte immer mal in den Text einfließen zu lassen, auch wenn es sich nicht direkt um eine Episode aus dem ›Satyricon‹ handelt.

Ein wunderbares Beispiel eines solchn Verses des Gajus Petronius bringe ich euch hier - zumal diese Wort über alle Zeiten hinweg Gültigkeit haben:

Freundschaften dauern nicht länger als Nutze sie bringen
und die Würfel im Spiel lenkt ein wechselnd Geschick.
Lächelt das Glück dir, so lächeln dir auch der Freunde Gesichter.
Wendet es sich plötzlich ab, rasch bist die Freunde du los.
In der Komödie spielt auf der Bühne einer den Vater
und ein andrer den Sohn und ein dritter ist reich.
Fällt der Vorhang und sind zu Ende gespielt alle Rollen
kehrt das wahre Gesicht unter der Schminke zurück.

Man könnte noch viel zum ›Satyricon‹ und seinen vor rund zweitausend Jahren geborenen Autoren schreiben - aber ich denke, wir lassen Gajus Petronius durch mich doch selbst erzählen. Denn nach dieser letzten offiziellen Teestunde geht es nächste Woche los.

Hier noch die Titel und Kurzbeschreibungen der zwölf Bände, die auf euch zukommen und die ›Das wahre Satyricon‹ bilden.

Das Wahre Satyricon
Band 1 Der Einsame von Capri
Brief an Sueton
Die Geschichte der Geburt während des Triumphzuges des Germanicus und Kindheit in Cumea und Capua. Erste Liebe zu Aelia, der Tochter des Sejanus. Im Auftrag der Antonia bringt der jugendliche Petronius eine Warnung an Kaiser Tiberius auf Capri. Sturz des Sejanus und Tötung seiner Kinder - aber auch der Vater von Petronius wird bei der Säuberung getötet. Petronius, der für Aelia gekämpft und getötet hat, muss aus Rom fliehen.

Band 2 Die Wälder des Nordens
Brief an Tacitus
Flucht nach Germanien mit dem Sohn des Arminius. Bei dern Wotans-Priestern lernt er viele Dinge, die ihm später nützlich sind, wenn es notwendig wird eine andere Person zu spielen. Als Thumelicus die Königskrone der Germanen fordert, wird er getötet und Petronius geht zurück nach Rom.

Band 3 Via Dolorosa
Brief an Kaiser Nerva
Im Auftrage des Tiberius soll er als Kriegs-Tribun über die Loyalität des Präfekten von Judäa wachen. Als Spion des Pilatus ist Petronius im Gefolge von Jesus und erlebt seine Predigten, die Passion und die Auferstehung.

Band 4 Gott des Wahnsinns
Brief an Flavius Josephus
Der Wahnsinn des Kaiser Caligula, zurück in Jerusalem erlebt Petronius die ersten Christen und die Veränderung der Lehre durch Paulus von Tarsos. Wegen der Bildsäulen des Kaisers, die in Jerusalem aufgestellt werden sollen, muss Petronius zurück nach Rom und erlebt Caliguals letzte Schreckenstage, seine Ermordung und die Thronbesteigung des Claudius.

Band 5 Der Kelch des Lebens
Brief an Clemens (3. Papst)
Studien des Petronius in Athen, Ephesus und Alexandria, Treffen mit Paulus und die Geschichte vom Gral - auch wie er durch Josef von Arimathäa nach Britannien in Sicherheit gebracht wird. In diesen Episoden findet sich auch viel aus dem Satyricon wieder, z.B. das Gastmahl des Trimalchio.

Band 6 Die Hure von Rom
Brief an Silia - die Freundin aus den Tagen Neros
Kaiserin Messalina – auch Petronius ist einer ihrer Liebhaber und entkommt der Rache des Claudius, weil er bei Messalina das kaiserliche Siegel entwendet hat und sich so das Prokonsulat von Bythinien selbst erteilt.

Band 7 Im Namen Roms
Brief an Plinius d. Jüngeren (z.Zt. Trajans Prokonsul von Bytninien - Fragen an Trajan wegen Behandlung der Christen)  
Petronius als Prokonsul in Bythinien, Aufstand der Silberschmiede von Ephesus gegen Paulus. Auch hier finden sich viele Passagen aus dem Satyricon, z.B. die Passagen mit dem Sänger Eumolpos.

Band 8 Tochter der Isis
Brief an Kaiser Trajan
Im geheimen Auftrag des Kaisers Claudius sabotiert Petronius einen Aufstand in Ägypten, den eine Isis-Priesterin anzettelt, die angeblich ein illegitimer Abkomme des Cäsarion und damit von Cäsar und Cleopatra ist. Da sich Petronius unsterblich in dieser Frau verliebt hat dieser Romane einen sehr tragischen Schluss – natürlich mit Schlange

Band 9 Liebling der Musen
Brief an Hadrian
Petronius als Konsul von Rom unter Kaiser Claudius. die Ermordung des Claudius und Neros Thronbesteigung. Die ersten Regierungsjahre Kaiser Neros, seine ersten Versuche als Künstler und Wagenlenker, die große Liebe Claudia Acte und die heimlichen Besuche in Bordellen - bis zur Hochzeit mit Poppäa Sabina. Dabei die Wahrheit der Morde an Britannicus, seiner Mutter Agrippina und seiner ersten Frau Octavia.

Band 10 Tanz der Feuerteufel
Brief an Martial - Dichter, der den Brand in der Subura miterlebte
Der Aufstand der Königin Boudicca in Britannien. Für Nero diplomatischer Mission beim König Tigranes von Armenien, der sich Rom danach unterwarf. Brand Roms und Christenverfolgung

Band 11 Was für eine Künstler geht mir mir zugrunde
Brief an Kaiser Trajan - es hat mal wieder ein "falscher Nero" auf sich aufmerksam gemacht
Verschwörung des Piso, vorgetäuschter Selbstmord des Petronius, die letzten Tage Kaiser Neros und die Wirren danach im "Drei-Kaiser-Jahr" (Galba-Vitellius-Otho) - Schluss Thronbesteigung Vespasians

Band 12 ...und kein Stein wir auf dem anderen bleiben...
Brief an Flavius Josephus
Die Erstürmung Jerusalems unter Titus und der Brand des Tempels. Die letzten Tage und der Untergang von Pompeji, wo Petronius verdreckt als Menandros lebte. Die Einweihung des Colosseum und die heimliche Ermordung des Kaisers Titus durch seinen Bruder Domitian. Weil Petronius als einziger von diesem Mord weiß, flieht er und nimmt eine neue Identität als Priester des Jupiter auf dem Monte Cassino an.

Alsdann - bis in einer Woche zum Beginn einer Reise in die Vergangenheit...

Kommentare  

#1 Alter Hahn 2013-04-25 04:11
Es kommt noch eins dazu.

Dem Leser wird, wenn auch nicht durchgehend, so doch in Erzählungen innerhalb gewisser Episoden die römische Geschichte mehr oder weniger aufgehellt. Nicht in Form eines Geschichtsbuches, sondern in einzelnen Episoden, die für die gerade laufende Handlung interessant sind.

Ein Gladiator erzählt dem jugendlichen Petronius beispielsweise vom Aufstand des Spartacus - und zwar so, wie ihn die Geschichtsschreibung kennt und nicht Bücher oder Filme.

Das gleiche gilt für die Zeit der Bürgerkriege, aus denen dann erst erkennbar wird, mit welchen Winkelzügen Julius Cäsar in Rom eine Macht errang, die ihn über jedes Königtum setzte. Und aus den Dialogen wird auch hervor gehen, wie geschickt Cäsar schon von Jugend auf daran gearbeitet hat, einmal alleine über Rom zu regieren.Und wie schlau Augustus auf das Erbe aufgebaut hat, das den Römern einen König ohne Krone bescherte, der zwar alle Macht hatte, sich aber bescheiden als "Erster Bürger" feiern ließ.

Ich räume ein, in einem für eine Verlag geschriebenen Roman wäre das nicht möglich. Aber hier möchte ich dem Leser mal abseits der wenigen Dinge, die er aus lückenhaften Geschichtsbüchern kennt oder die teilweise hahnebüchenen Fehler diverser Film- und Fernsehserie - einschließlich der Dokumentationen etwas mehr davon erfährt, wie geschickt und rücksichtslos schon damals Politik gemacht wurde.

Wer sich dann die Original-Texte des Tacitus, des Sueton, des Flavius Josephus oder anderer zeigenössicher Historiker beschafft der wird erkennen, dass ich dort eigentlich nur "abgeschrieben" habe.

Aber gerade in den kleinen Details, die man aus solchen Historienwerken heraus arbeiten kann, zeigt es sich, wie damals um die Macht gespielt (Cäsar), die Macht gefestigt (Augustus und Tiberius) und wie die Macht förmlich vergewaltigt wurde (Caligua, Domitian und auch Nero).

Die Feldzüge des Germanicus werden genau so wie die Schlacht im Teutoburger Wald erzählt, damit die Erzählung vom Triumphzug des Germanicus, mit dem die Story beginnt, flüssig läft.

Die "Passion" - der Schluss des Buches "Via Dolorosa" ist ja bereits im Zauberspiegel und wird, wenn die Zeit gekommen ist, in die Handlung mit eingepasst. Dort ist wohl am besten erkennbar, mit welcher Detailverliebtheit ich gelegenlich vorgehe.

Wer also eine historische Räuberpistole lesen will, wo der Held von einem Kampf über eine Intrige in die nächste Action fällt, dem muss ich sagen, das ich - und das ist ganz im Sinne des Gajus Petronius und seinem "Satyricon" - hier einmal einen historischen Roman der etwas anderen Art vorlegen möchte.

Und vielleicht ist es ja wirklich der Geist des vor fast 2.000 Jahren lebenden Gajus Petronius, der mir die Geschichte seines Lebens erzählt. Möglich wäre es...
#2 Reader 2013-04-25 06:21
Hallo,

bin zwar noch nicht komplett durch mit den alten Teestunde-Artikeln, aber wenn das hier tatsächlich die letzte Ausgabe werden soll, zumindest von den regelmäßig erscheinenden, möchte ich an der Stelle mal danke sagen für viele interessante Zeilen, die ich teilweise kaum aufhören konnte zu lesen. Pausen ergeben sich dadurch, daß ich mir immer einen Teil der Seiten aufrufe und dann Offline lese.

Da ich soweit ich mich erinnere nie Professor Zamorra gelesen habe, ist mir die Serie erst durch die Teestunden etwas näher gekommen. W.K.Giesa kenne ich eher von Mythor, aber das ist ja auch schon lange her.

Gehts nach mir, können ruhig noch viele Teestunden kommen, denn im Moment ist das für mich einer der Gründe, weshalb ich grad regelmäßig auf der Seite verweile.

Kurz vor dem Server-Absturz hatte ich die Seite für mich entdeckt und gerade über Kommissar X begonnen zu lesen.
An der Stelle auch mal an die Redaktion, toll daß die Seite wieder da ist, denn für mich gibt es enorm viel was ich noch nachlesen kann.

Fragen fallen mir sicher auch noch einige ein, daher erlaube ich mir mal eine Packung virtuellen Holundertee da zu lassen, in der Hoffnung den so nach und nach hier gemütlich trinken zu können.

Mich fasziniert ja beispielsweise die Äußerung "so ab Manuskriptseite 50 habe ich mich langsam warm geschrieben".
Am Computer ist das ja recht problemlos, aber auf einer Schreibmaschine, hier öfter Hacke genannt, stelle ich mir das nicht so einfach vor.
Ein Heftroman hat ja ungefähr 100 Manuskriptseiten, die wenn ich richtig informiert bin mit 30 Zeilen zu 60 Anschlägen der Normseite entsprechen.
Ein Taschenbuch ist etwas länger, aber wieviele Manuskriptseiten das dann hat, weiß ich grad nicht. Und ein Buch von Rolf Michael geschrieben wird sicher nochmal um einiges länger sein.
Wäre mal interessant zu erfahren, wieviele Seiten da so in etwa zusammen kommen bis ein Leser vom Beginn bis zum Ende die Handlung miterlebt hat.

Wie wurde das denn damals gerade in der Übergangszeit hin zum Computer geregelt?
Denn dieses für mich sehr interessante Thema kommt zwar immer wieder in der Teestunde auf, aber eben leider nur Andeutungsweise.
Denn mit Courier New (nichtproportionalse Schrift) hin zu Times New Roman (proportionale Schrift), kann ja auf derselben Seitenfläche wesentlich mehr Inhalt untergebracht werden.
Wie ein Autor damals damit zurecht gekommen ist und was für Anekdoten sich um "von der Hacke zum Brotkasten zum PC" so ergeben haben, würde ich gerne mal lesen.

Da ich selbst in der Schule noch Schreibmaschinenunterricht hatte und auch erst später zum Computer kam, habe ich das teilweise auch miterlebt, aber das mal von einem Schreibkünstler beschrieben zu lesen, würde mir sehr gut gefallen.
Falls es damit klappt, gleich mein Danke schön.

Viele Grüße
Reader
#3 Pisanelli 2013-04-25 15:34
Ich kann schon verstehen, dass so ein Thema nicht die große Masse und schon gar nicht die jüngeren Generationen anspricht. Ich meine, wer liest denn heutzutage noch "Quo Vadis" (nichts gegen das Buch, aber modern ist was anderes, oder?)?
Ich muss sagen, selbst als Historiker denke ich bei der angebotenen Liste eher: hm, naja, olle Kamellen, muss ich das haben? Gibt es da nicht Besseres, oder lese ich da nicht doch gleich Tacitus oder Livius selber? Vielleicht geht es mir aber auch nur so, WEIL ich das alles schon gelesen habe und diese alten Quellen kenne, die tatsächlich auch richtig interessant sein können, wenn man die entsprechende Phantasie besitzt und das nötige Hintergrundwissen. Jedenfalls haut mich das jetzt auch nicht so vom Hocker.
Dass man bei historische Stoffen echt große Abstriche machen muss, was den Realitätsgehalt betrifft, glaube ich unbesehen. Würde man Geschichte realistisch darstellen, wäre sie einfach langweilig (ich sage das als Historiker!) und ganz sicher nur was für Liebhaber. Damit kann man aber von Verlagsseite kein Geld machen. Es ist halt die Frage: will man mit seinem Schreiben Geld verdienen oder einfach seinem persönlichen Interesse frönen? Letzteres muss ja nicht schlecht sein, aber dann darf man ganz sicher nichts von einem Verlag erwarten, der irgendwie gewinnbringend produzieren muss...
#4 Alter Hahn 2013-04-25 19:48
Pisanelli -
ich bin zwar kein studierter Historiker mit Abitur und Studium - aber es hat sich im Verlauf der jahre scho etwas Wissen angesammelt. WEr das "Wahre Satyricon" verfolgt, wird das schon feststellen. Und du wirst feststellen, dass in den Einzel-Episoden sogar die Real-Zeit gewahrt bleibt und ich nicht viel mit "dichterischer Freiheit" raffen muss.

Bei der Ursprungs-Idee zum Petronius war ich natürlich noch "blauäugig", was Verlage angeht - Helmut Pesch war dann der erste, der mir das etwas erklärt hat - Masse statt Klasse wird verlangt - weil sich eben Masse verkauft - und die Verkaufszahlen entscheiden.

Das ist der Grund, warum der Petronius dann bei mir in die tiefste aller Schubladen gerutscht ist. Nur als ich nach der Story "Bethlehem", die ich Hermman zuliebe mal fürs "Weihnachtsprogramm" geschrieben habe, von ihm gefragt wurde, ob ich so was nicht auch mit der Oster-Passion machen könnte habe ich mich an das alte Konzept erinnnert. Eigentlich wollte ich den ganzen dritten band "Via Dolorosa" schreiben. Doch aus Termingründen habe ich das abgebrochen und mit den Ereignissen am Palmsonntag in Jerusalem wieder begonnen. Auf diese Weise ist noch der Schluss für einen Action-Roman raus gekommen. Icch hatte hier schon das Konzept als "Brief-Roman" genommen, wie jetzt alles aufgebaut wird..

Weil jedoch auf die "Passion" kene Reaktionen kamen und ich annhemen musste, das es keinen interessiert hat, sank das ganze Projekt wieder in die Schublade.

Durch "Visionia" weiß ich jetzt, dass ich hier im "Zauberspiegel" abseits von allem kommerziellen Denken der Verlage noch etwas Geschriebenes bringen kann, was sich von der allgemeinen Norm und dem sog . "Mainstream" abhebt. Deswegen kann ich mich in Visionia so schön treiben lassen und mus nicht unbedingt sofort Elben, Hobbits und Orks einsetzen, weil irgend ein Redakteuer das will, weil sich derzeit nur das verkauft.

Und genau das will ich nn auch mit einem Historishen Roman machen. Als Historiker weißt du, dass man nur bei Sueton nachzusehen braucht, um jede Menge Krimi-Stoff an den Höfen der Cäsaren zu finden. Ich habe eben festgestelllt, das sich in die Annalen und die Kaiserbiographien sehr gut eine Lebensgeschichte mit einbauen lässt. Aber ich will auch dem Leser in etwa aufzeigen, wie es kommen konnte, dass eine Weltmacht von einem einzigen Mann übernommen werden konnte - und von seinen nachfolgern gehalten, wenn sie es geschickt genug anfingen, oder skrupellos genug waren, ihre Macht zu festigen udn durchzusetzen.

"Quo Vadis" ist vor 100 Jahren geshrieben worden - und setzt gerade in der dort geshcilderten Figur des Gajus Petronius ein enormes Hintergrundwissen voraus - weil dieer hochgebildete Mann eben immer wieder Vergleiche aus Mystik udn Poesie findet, wo der heutige Leser völlig überfordert ist.

Es ist klar, das kein Verlag mehr so ein Buch annehmen würde. Genau so wie Tolkien bei keinem deutschen Verlag eine Chance hatte - wäre er nicht schon weltweit erfolgreich geweswen. Aus welchen Gründen auch immer. Das, was ic uner "Spannung" verstehe, gehört nicht dazu.

Bücher in der der Art wie "Que Vadis", "Ben Hur" etc. wird es nicht mehr geben, weil die Texte nur ein ganz kleiner Prozentsatz von Lesern verstehen würde. WWEr heute erfolgreich sein will, muss "modern" schreiben.

Dennoch wird auch mein Petronius keine moderne Sprache mit Anglozismen führen. Wenngleich er auch - im "Satricon" at er es ja gezeigt - die "Gassensprache" sehr gut kannte. Aber auch die wird er im Roman so benutzen.. wie er sie eben im Satyricon benutzte. Gewisse Sachen werden frivol von den Dialogen und vn den Schilderungen werden - "rattenscharf" wie man heute sagt - aber obszöhitäten gibt es keine.. auch Petronius hat sie im"Satyricon" nur angedeutet - es wusste ja jeder seineer Leser Bescheid... genau so wie heute...

Durch den Petroius konnte ich endlich Hermann dazu bewegen, auf die Teestunde zu verzichten. Natürlich - es gab nur zwei Sachen, mit denen ich Hermann eine Einstellung der "Teestunde" abschwatzen konnte, die m.E. lange fällig war, weil alles erzählt ist und ganz zwangsläufig immer wieder üer Theman geredet werden musste, die gewissen Leuten een "ein Greuel" waren. Das andere Projekt wäre "Der Stern von Sachsen" gewesen.

Eigentlich habe ich mir durch den Petronius viel mehr Arbeit gemacht. Aber andererseits schleppe ich seine "lebens-Biographie" schon fast 30 Jahre in meinem Inneren mit mir rum - auf diese Art nehme ich den dann nicht mit nach "drüben". Ob es jemand liest? Wer fragt danach? Denn eins ist klar. Ich schreibe den petronius so, wie ich ihn von innen heraus diktiert bekomme.

Genau dieser "daimonos" in mir, wie ihn Sokrates genannt hätte, der ist bei mir die Richtschnur. Kein Verlagsleiter, kein Lektor und auch kein Leser, der eben nur eine Story mit einer einfachen Handlung haben will. Wems gefällt der sollte mit lesen. Und wenn nicht.. nun, man kann schließlich nicht alles lesen und wissen...
#5 Alter Hahn 2013-04-25 20:14
Reader -

Deine Frage ist für mich nicht so einfach zu beantworten, weil ich weder mit der Hacke noch mit dem Computer "Anschläge" gezählt habe.

Wenn Hermann in letzter Zeit einen Text für eine Leseprobe wollte, dann frage ich immer: "Wie viele Seiten im Teestunden-Format mindestens und wieviel höchsten?" Das kann ich dann einfacher überblicken.

Mit der "Hacke" haben wir jeweils zweizeilig geschreiben. Das war die Norm, damit Korrekturzeichen etc angebracht werden konnten. Meinen ersten Roman habe ich noch auf einer mechanischen, die anderen dann auf elektischen Maschinen geschrieben - zuletzt auf einer Typenrad-Maschine.

Ich habe immer bei den Typenrädern Buchstaben in Standdard-Größe benutzt. Werner K. Giesa hatte ja schon die Kugelkopf-Maschine, mit er er verschiedene Schriftbilder bringen konnte.

Mit dem Computer schrieb Werner immer eine sehr kleine Schrift (keine Ahnung mehr, welche das war) und auch ein anderes Layout, das er für ein Heft nur 30 Seiten im Computer brauchte.

Ich habe mich von meiner Arbeit im Ordnugsamt Kassel her an "Arial gewöhnt und schreibe sie "14", weil ich auf einem Auge kurzsichtig bin. "Times New Roman" hatte ich am Anfang - als ich mit dem "Commodore" von der Hacke zum Computer über ging.

Ja, die Länge der Hefte. Das ist eigentlich unterschiedlich gewesen - ja nachdem, wie groß er "Durchschuss" war, also der Abstand der Buchstaben nebeneinaner und auch der Zeilenabstand. Das waren die Zeiten, als noch Manuskripte eingeschickt wurden, wo dann "im Satz" die Druckplatten erstellt wurden.

Jason Dark ist vermutlich mit 80 Seiten ausgekommen - wenns kürzer war, wurden eben noch ein oder zwei Seiten Werbung mit eingefügt- dann war der Roman auch fertig.

Der konnte sich das erlauben, sein John Sinclair lief und läuft heute noch wie Sahne und da fragt man im Verlag nicht, ob er vm Text her seine Norm erfüllt hat, sondern ob der Roman zum richtigen Termin abgeliefert wurde.

Meine Romane beim Zamorra oder auch bei Bastei-Fantasy hatten durchschnittlich 92 bis 95 Manuskript-Seiten. Wer eins meiner Helfe aufschlägt sieht schon, dass der Text ziemlich dicht beeinanderliegt und das wenig Werbeseiten drin sind.

Das bedeutete, wenn ich auf Seite 80 war, musste ich langsam den "Endkampf" einläuten, wenn der von Zamorra nicht nur mmit einem einfachen "Das Amulett schlug zu" gewonnen werden sollte sondern es wirklich noch ein Kampf war.

Oft genug wurden dann Ideen in den nächsten Roman mit rüber genommen oder ein Zweiteiler draua gemacht. Brauchte Werner den näüchsten Roman, musste ich mir eben was einfallen lassen, die Handlug zu beenden und in einem anderen Roman wieder aufzunehmen.

Manchmal haben die Leser geflucht... aber das war eben nicht zu ändern. W.K.Giesa war der Hauptautor und wenn der zu viel zu tun hatte, kamen Manfred Weinland dazu, die hier die Lücken füllen konnten.

Grundsätzlich hatte ich für jeden Roman einen Anfang und ein angesteuertes Ende, das irgendwo noch im Nebel lag und geändert werden konnte, wenn mir auf dem Weg dahin im Roman noch andere Sachen einfielen - was ja oft genug der Fall war. Viele Sachen von mir, die Werner über viele hudnert Bände noch mit als "tragende Säulen" hatte, waren ursprünglich solche Zufallsprodukte, die mir während des Schreibens einfielen.

So, ich hoffe, dir deine Frage eingermaßen beantwortet zu haben.
#6 MHR 2013-04-25 21:00
zitiere Alter Hahn:

Mit dem Computer schrieb Werner immer eine sehr kleine Schrift (keine Ahnung mehr, welche das war) und auch ein anderes Layout, das er für ein Heft nur 30 Seiten im Computer brauchte.


Stimmt nicht ganz. Werner schrieb einzeilig; Schrift Arial; Größe 10. Die Manuskripte hatten eine Länge zwischen 40 und 45 Seiten.
#7 Alter Hahn 2013-04-25 21:55
MHR

Kann auch sein. Werner zeigte mir mal den Ausdruck einer halben Seite, die er geschrieben hatte. Als er mit dem Computer zu arbeiten begann, hatten wir nur noch telefonischen Kontakt oder wenn wir uns mal auf einem Con kurz gesehen haben.

Ich habe nur in Erinnerung, dass die Schrift und der Zeilenabstand sehr klein war.

Im Grunde genommen ist da ja auch alles sekundär. Und wenn jemand der W.K.Giesa interessieren sollte, den es nach 1986 gab, der muss sich an die Leute wenden, die dann in Altenstadt mit ihm Kontakte hatten. Falls sich diese Leute mal "outen" und ihr bisheriges Schweigen brechen.
#8 Reader 2013-04-26 17:29
Rolf Michael

Danke für die rasche Antwort.

Anschläge zählen geht ja mit dem Computer ganz einfach. Nur liegt mir eben kein digitaler Heftroman vor und auch kein Taschenheft oder Taschenbuch. (Sind eh mit Kopierschutz.)
Sich an geschriebenen Seiten zu orientieren, bei der persönlich passenden Einstellung, finde ich besser, weil man dann mehr Freiraum hat.
Insofern halte ich das in Teestunde-Seiten ausgedrückt für einen brauchbaren Orientierungswert, weil Anschläge zählen ebenfalls nur einen groben Richtwert ergeben.
Mit Arial 14 geschrieben, wären die Zamorras heute bestimmt einiges über 100 Manuskriptseiten lang.

Interessant finde ich auch die Äußerung, daß bei Bedarf einfach mal mehr mal weniger Werbung reingesetzt wurde. Denn ich ging bisher immer davon aus, daß die Werbeseiten vorgegeben sind und der Autor notfalls den Roman noch kürzen oder eine kurze Nebenhandlung zusätzlich hat einbauen müssen.

Stimmt schon, im Grunde ist es sekundär, aber mich interessiert das derzeit deshalb, weil ich bildlich gesprochen oft genug vor einem leeren Blatt Papier sitze und mich frage, wie es gelingt, mal so locker um die 100 Manuskriptseiten zu füllen. Wenn man das im Roman so liest wirkt alles ganz einfach, aber wenn man das selbst schreiben soll ist es lang nicht mehr so locker. Vor allem, wenn einem noch die Routine fehlt. Und da kann dann eben die Orientierung helfen, wie es andere machen.

Mich würde ja auch mal interessieren, wie Dan Shocker es geschafft hat inhaltlich so eine Leistung zu vollbringen. Mal ganz abgesehen davon, daß er es sowieso schwieriger hatte alles hinzubekommen.

Wie würde denn heute ein Professor Zamorra von dir aufgebaut werden? Mal völlig ungeachtet, daß der gar nicht mehr in das aktuelle Konzept passen würde und du sowieso keinen mehr schreiben möchtest.
Wie kann ich mir das inhaltlich mit einem "vorhandenen Anfang" vorstellen? Denn zu Beginn ist da ja nur das weiße Papier mit Durchschlag und der Wunsch nun 95 Seiten zu füllen.

Mir fehlt da einfach noch bisschen die grobe innere Struktur, wie das aufgebaut werden kann, um das Ziel zu erreichen.

Außerdem würde ich gerne auch mal Anekdoten zur Schreibmaschine lesen. WWie war das für dich und mit was für einem Gefühl bist du dann an den ja doch recht fremden Computer ran gegangen?

Die intensivsten Schreibmaschinen-Erinnerungen die ich habe sind:
- mit der mechanischen Schreibmaschine, daß ich unbedingt eine Seite komplett fehlerfrei schreiben sollte, weil ich kein TippEx verwenden durfte und promt meist kurz vor dem "Mit freundlichen Grüßen" doch noch einen Fehler reinhaute und das ganze gleich nochmal abschreiben durfte. *brummel*
- mit der elektrischen Schreibmaschine, daß die einen doofen internen Speicher hatte, der jeden Fehler genauso schrieb, dann die Korrektur ausführte und das Ganze dann ausgerechnet auf dem Durchschlag den ich meinem Chef zeigen mußte, furchtbar aussah.
(Aus dem Grund hat(te) meine private elektronische Schreibmaschine dann auch einen intelligenten Speicher.)

Aber nochmal kurz zu Professor Zamorra, kam der je in die Verlegenheit sich an eine Schreibmaschine setzen zu müssen, oder überließ er das immer Nicole Duval?
Ich tipp mal darauf, daß er da ziemlich hilflos dagesessen wäre

R.M.: "So, ich hoffe, dir deine Frage eingermaßen beantwortet zu haben."
Falls dir zu dem was ich hier noch geschrieben habe, was einfällt, freue ich mich auf eine Antwort. Falls nicht, ist es auch ok, denn du hast ja sicher einiges was du noch schreiben möchtest.

Schönes Wochenende
Reader

PS: Vielleicht kann ja Hermann auch noch bisschen was dazu sagen, da er ja auch viel Erfahrung mit Romanen hat und im Zauberspiegel auch seine Vorstellungen in Bzug auf Manuskriptumfänge sagen kann.
#9 Reader 2013-04-26 17:30
Hallo MHR,

falls dir noch mehr zu W.K.Giesa seine Art am Computer Romane zu schreiben einfällt, würde ich mich freuen, das lesen zu dürfen.

Danke für deine Mühe
Reader
#10 Reader 2013-04-26 17:31
Nochmal Rolf Michael

Mir fiel noch was ein, nachdem ich den Text nicht nur überflogen sondern auch gelesen habe:

"Durch den Petroius konnte ich endlich Hermann dazu bewegen, auf die Teestunde zu verzichten, die m.E. lange fällig war, weil alles erzählt ist und ganz zwangsläufig immer wieder üer Theman geredet werden musste, die gewissen Leuten een "ein Greuel" waren."

Die thematische Beschränkung "wie war das damals zur Zamorra-Zeit" kann ja aufgehoben werden und durch ein "was mag Rolf erzählen" ersetzt werden. Ich les mir das ja gerade alles durch und finde als Unbeteiligter teils die Beiträge mit aktuellem Bezug interessanter. Beispielsweise das mit den Tigern, was mit den ausgebrochenen Bären war, die aktuellen Projekte. Außerdem muß das ja nicht komplett von dir geschrieben werden.
Ein "Making of .." zu dem aktuellen Roman-Projekt wäre sicher sehr interessant. Wird ja heute zu jedem Film gleich mitgedreht und warum soll es das nicht auch für einen Roman geben?
Würde auch gleichzeitig die Infos bringen, die für mich persönlich interessant sind.


"Ob es jemand liest?"

Ich verspreche nichts, was ich nicht halten kann. Daher werde ich soweit es mir möglich ist, mal einen Blick darauf werfen und wenn es mir so wie mit der Teestunde geht, bin ich vermutlich dabei.

Bei Teil 1 bin ich mal anfangs dabei, denn ich habe noch keinerlei Vorstellung was mich erwartet, zudem ist die Römerzeit bisher nicht unbedingt die Zeit, über die ich aktuell freiwillig etwas lesen würde. Aber mal abwarten wie sich alles entwickelt ...
#11 Mikail_the_Bard 2013-04-26 18:56
Interessant... vor allem für mich Zitat:
Der Aufstand der Königin Boudicca in Britannien
in Bd.10.
Bin gerade im selben Zeitalter in Britannica unterwegs, allerdings ein paar Jahre später mit Acricola und Tacticus :)
Für mich war das Schlimmste die Recherchen, denn wenn keinen 08/15 Historischen Hintergrund für einen Roman braucht, muss man "sammeln". Auch wenn es nachher "nur" ein fiktionale Passage im Roman wird. Daher kann ich ein wenig nachfühlen, wie sich Rolf durch die Bücher "gekämpft" hat.
Bin dann mal gespannt auf die Bücher.
#12 Alter Hahn 2013-04-26 20:43
Beim Aufstand der Boudicca in Britannien wird Petronius im Autrag Neros direkt am Geschehen mit dran sein. Auch in der letzten Schlacht - und er wird - Gentleman, der er ist - der Königin un ihren Töchtern auch die Gelegenheit zum Selbstmord geben, um dem Triumphzug zu entgehen. Woher Petronius kämpfen gelernt hat - udn zwar so kämpfen, das er einem normalen Gegner überlegen ist, erfahrt ihr im zweiten Kapitel "Das Schwert und die Feder".

Das Auspeitschen der Königin der Icener konnte Petronius ja nicht verhindern, weil das zum Ausbruch des Krieges geführt hat.

Natürlich wird dan auch - schon nach dem Tod der Bodicca und ihrer Töchter - von der letzen Schlacht auf der Wallfestung erzäht werden, die man heute "Maiden Castle" nennt. Immerhin war ich Angang der 80er selbst da, stand auf den Höhen der Wälle und habe den Manen der Gefallenen versprochen, ihre Geschichte zu erzählen und so wieder lebendig werden zu lassen.

Seit der Zeit in Britannien besteht dann auch eine Freundschaft mit Vespansian und Titus. Vespasian, der bei Neros Gesang eingeschlafen ist, rettet Petronius mit einigen klugen Worten dann das Leben. Und er schafft es auch, Nero zu bewegen, Vespasian das Kommando der in Judäa stationierten Truppen zu übergeben, um den Aufstand nieder zu schlagen.

Gerade in dieser Zeit ist durch Sueton, Tacitus und Flavius Josephus viel von den Hintergründen bekannt. Cassius Dio benutze ich weniger, weil der erst zur Zeit Caracallas geschrieben hat - also nicht mehr so nah dran war und vermutlich Bücher als Grundlagen benutze, die "Durch der Parteien Gunst und Hass" verzerrte Bilder der historische Persönlichkeiten - speziell der Kaiser - schufen.

Mögen die Historiker heute sich über Tiberius, Caligula, Nero und auch Claudius mokieren - dem Volk ging es in diesen Jahren relativ gut und die "Scheußlichkeiten" gab es eben in den oberen beherrschenen Klassen. Das hat die Römer des Volkes ebenso gekratzt, als wenn sich heute die Millionäre. die unser Land über die Köpfe der Politiker hinweg regieren - oder mit ihrer Hilfe - sich gegenseitig umbrächten. Wenn jetzt ein Lui Höness im Knast verchwinden sollte - das wäre das bei Nero oder Caligula ein freundlicher Hinweis gewesen, doch besser angenehm aus dem Leben zu scheiden. Die arbeitende Menge in Rom hat das wenig interessiert, ob ein Günstling des Kaisers lebte oder starb oder ob jemand nicht mehr in den Senat ging, weil er aus Versehen im Dampfbad erstickte. Aber Petrinisu wird hier im Satyricon seines Lebens so einige Fälle von Mordu udn Totschlaf und sonstige Sachen aufdecken.

Man muss vor allem beachten, das Petronius im Verlauf der Episoden immer älter wird und seine Handlungen immer überlegter. In seinen Erzählungen weist er zwar auf die Fehler der Jugend hin - aber er wiss den Leuten, an die er "Briefe" schreibt, auch klar machen, warum alles so gekommen ist.

Und so wird der Leser auch z.B. Vespasian udn Titus, wenn sie das Leben des Petronius berühren, in verschiedenen Alters-Dekaden erleben. Lasst euch überraschen. Am 1. Mai gehts los mit der "Geburt im Thron der Cäsaren".
#13 Torsten 2013-04-28 17:50
Hallo Ralf,
ich wollte mich bei die für deine Teestunden bedanken. Die wöchentliche Teestunde war immer etwas, für das ich mir beim Lesen Zeit nahm. Als ich noch Zeit und Lust hatte Heftromane zu lesen, war ich mehr ein Dämonenkiller und Perry Rhodan Fan. Jedoch hätte ich jetzt gerne zu deine Zeit PZ verfolgt. Auch zum Fandom hatte ich nie Kontakte. Deine Erzählungen daraus haben mir ebenfalls gezeigt, dass ich da etwas verpasst habe.
Auf dein neues Projekt freue ich mich schon. Ich denke, dass so etwas auch heute noch kommerziell erfolgreich sein kann. Mir fällt da sofort Stephen Baxter Zeitverschwörung ein, die nur einige wenige SF-Elemente enthielt. Und Kai Meyer hat ja auch mit historisch/phantastischen Stoffen einigen Erfolg. Ich werde auf jeden Fall den Petronius weiterverfolgen.
Ach ja, und mir als Osnabrücker tut es natürlich weh, das du der Meinung bist das die Schlacht im Teutoburger Wald nicht in Kalkriese gefochten wurde. Mir schwant da schon Böses, da laut deiner Planung Petronius auch den Sohn des Arminius treffen wird...
#14 Alter Hahn 2013-04-28 20:25
Torsten

Unterhalb des Hermannsdenkmals zieht sich ein schmaler Wanderweg den fast senkrecht ansteigenden Berg empor. Wenn man in Richtung Westen marschiert, hat man die ungedeckte Schwertseite. Und der Weg ist gerade so breit, dass ein Wagen fahren oder zwei Reiter oder vier Mann nebeneinander gehen können.

Ich war damals bei der Bundeswehr Panzergrenadier, das sind die "Frontschweine", die alle die Sachen machen, die bei "Rambo" immer so toll aussehen. Also auch Kampf Mann gegen Mann, notfalls mit Messer oder Spaten. Waldkampf war für uns "Kampfsäue" das Wichtigeste, was wir lernen mussten. Und dieser Weg diente auch dazu, ums viele zu erzählen, wie man eben das Gelände für Üerfälle und Überraschungsangriffe ausnutzt und notfalls die Natur für sich kämpfen lässt.

Wie gingen diesen Weg hinauf zum Hermanns-Denkmal. Dabei erläuterten uns unsre Vorgesetzten, wie wir heute auch mit Gewehren in einem solchen Gelände zu kämpfen hätten. Und notfalls mit Gewehrkolben udn spaten, denn die hundert Schuss, die jeder hatte, sind schnell "rausgerotzt". Auch mit dem Aufstellen von Baum- und Steinfallen und sonsrtigen Spielereien, die man von oben auf die Köpfe der Feinde runter prasseln lassen kann hat man uns vertraut gemacht udn gezeigt, wie man so was am Besten aufbaut.

Da habe ich plötzlich geistig vor mir den dritten Tag der Varus-Schlacht gesehen... erst mächtige Steine, die dort noch liegen, Baumstämme und alle anderen Sache. Man stapelt sie so auf, das man nur ein oder zwei Haltepfähle weg schlagen muss und die Lawine ist durch nichts aufzuhalten. Und dahinter kommen dann wildbrüllend und die Framen schwingend die Germanen selbst - wie wir Panzergrenadiere eben im Sturmangriff - schießend und was noch steht mit dem Gewehrkolben nieder knüppelnd.

Lies mal das dritte Kapitel meiner "Chatten-Saga" im Zaubrspiegel - dann weißt du was ich meine. Den dort habe ich alles so geschreiben, wie ich es "gesehen" habe.

Kalkriese werde ich schon als eine Schlacht berüksichtigen, die dort auch stattgefunden hat. Eins der Gefechte gegen Aulus Cäcina oder vielleicht sogar Germanicus. Denn da hatte Arminius vermutlich die Männer so weit, dass sie einen Wall aufschütteten, der für die Römer dan eine Sackgasse bildete. Bei der eigentlichen "9 n.Chr.-Schlacht", die ja mehr ein Raubzug für die Leute war, die mitmachten, da hatte Arminius "freie Männer" niemals zu so einer Knechtsarbeit bringen können.

Da ging es um Schwerter, Rüstungsteile und alles, was macn so brauchte - das galt es zu erbeuten und nicht "die Freiheit Germaniens zu erringen". Und weil man Jahrelang Zeit hatte, alles abzusuchen, ist alles, was das Varus-Herr dabei hatte, mitgenommen worden. Ich bin sicher, man hat selbst die Toten dort nackt liegen gelassen. Stoffe waren Kostbar - und die Toten brauchten es nicht mehr.

In Kalkriese hat man viel gefunden, was nur gefunden werden konnte, weil man dort keine Zeit hatte, alles, was so gebraucht wurde, vom Schlachtfeld mitzunehmen. Es operierten zwei Heere - Germanicus udn Aulus Cäcina. Da hat man schon mal drauf verzichtet, Nachlese zu halten - denn ggen zwei Gegnerische Heersäulen zu kämpfen - da muss der Heer beweglich sein. Lies mal die Annalen des Tacitus in den Jahren 15 bis 17 - da sthet alles sehr detalliert aufgeführt, ws bei den "Rachtefeldzügen" passiert ist - und welche Fehler die Römer machten

Nachdem bekannt war, wie Germanicus im Land der Marser gehaust hatte, wussten die Germanenstämme, das es diesmal wirklich um Freiheit oder Unterwerfung ging - und dass sie sich nur retten konnten, wenn sie sich bedingungslos unter das Kommando des Arminius stellten.
Aber das wird alles zu lesen sein.

Also, Kalkriese wird schon erwähnt, wenn im zweiten Band "Die Wälder ds Nordens" Petronius von den Schlachten des Varus und den Rachefeldzügen des Germanicus hört. Aber eben als eine der Schlachten gegen Germanicus oder seinen Legaten. Welche das bei Tacitus ist, das muss ich noch sehen - da muss ic mich noch mal genau in den Kriegsverlauf rein vertiefen - das sind ein paar Seiten.

Über den Sohn des Arminius wollte Tacitus etwas schreiben , er haben "ein sonderbares Schicksal erlitten" - aber wenn er was geschreiben hat, ist es nicht erhalten geblieben.

Die Wissenschaft nimmt an, dass Thusnelda it eine römischen Senator oder Ritter verheiratet wurde (mit Rücksicht auf ihren Vater Segestes, der ja ein Fürst war) und das Thumelicus in die Gladiatorenschule nach Ravenna gebracht wurde wo sich sein Schicksal vor der Wissenschaft verliert.

Mehr will ich dazu auch nicht sagen, sonst ist die Spannung weg. Aber es wurde ja auch den Versuch gemacht, den "Italicus" - den Sohn von Armins Bruder Flavius, nach Germanien zu bringen, damit er dort "König der Germanen" würde - und auf diese Art "Großgermanien" doch noch ins Imperium eingemeindet werden konnte. Warum soll nicht schon der Sohn des Arminius versucht haben, wenigsens den Rang seines Vaters wieder zu erlangen - und dann vielleicht Armins Traum zu erfllen.

Warte mal ab was kommt - langweilig wird es nicht...
#15 Alter Hahn 2013-04-30 20:48
Ich habe übrigens mich jetzt mal intensive durch Wikipedia und weitergehende Beiträge über den neuesten Stand der Forschung über Varus und Kalkriese schlau gemacht. Dazu habe ich noch mal ganz genau die passenden Texte von Vallejus Paterculus gelesen - der ja 30 n.Chr. gestorben ist, unter Tiberius in Germanien gedient hat und vermutlich Arminius, Varus und all die anderen kannte - und auch mit Leuten gesprochen hat, die das Gemetzel überlebten. Für mich ist Paterculus mit seinen kurzen Angaben der einzig sichere Gewährsmann was die Varus-Schlacht angeht.

Die Wissenschaft streitet zwar immer noch, aber ich hätte fast einen wilden Freudentanz aufgeführt, als ich in den Texten der aktuellen Forschung feststellte, das man ungefähr 10 km von Kalkriese entfernt einen Bohlenweg aus der damaligen Zeit gefunden hat.

Eine primitive Behelfsstraße in einem mehr sumpfigen Gelände, wo es kaum Steine gab, die Aulus Cäcina auf Befehl des Germanicus instand setzen sollte, um mit den Legionen schneller operieren zu können.

Man nannte diesen Streckenabschnitt die "langen Brücken". Der Kampf dort war zwar sehr verlustreich, aber Cäcina konnte einen Teil seiner Leute retten, weil Armin sich nicht bei seinen Leuten richtig durchsetzen konnte.

Der gewiefte Taktiker Arminius wollte die "Guerillia-Taktik" weiter machen, die bei Varus den Erfolg gebracht hatte und ihn auch in den Tagen vorher erfolgreich machten. Die Römer waren im Tal udn die Germanen stürmten von den Hügeln herab udn zogen sich zurück. In der Nacht sah Cäcina den blutigen Körper des Varus aus dem Supf aussteigen, der nach ihm griff.

Doch dann machten die Germanen einen Fehler, wie ihn eben nur Germanen machen konnten, die auf ihre eigene Stärke vertrauen und ihren besonderen Stolz hatten.

Armins Onkel Ingriwiomär, einer der Fürsten der Cherusker, sorgte dafür dass es am nächsten einen vollen Angriff zu offener Schlacht gab. Dabei gelant es den Römern, sich durchzukämpfen und aus dem Sumpf heraus zu kommen. Armin wurde zwar nicht geschlagen - aber auch nicht gewonnen hat. Und weil eben der Feind sehr gefährlich war und nicht nur Cäcina noch einmal angreifen konnte sondern auch die Legionen des Germanicus zu Hilfe gerufen werden konnten, hatten die Germanen keine Zeit und Gelegenheit, das Schlactfeld von Kalkriese so abzuräumen, wie sie es bei den Varus-Legionen getan hat. Wer sagt, das die Germanen etwas liegen gelassen hätten, was ihnen des Aufhebens nicht wert war - speziell Metall - der ist in meinen Augen ein Narr.

Die Germanen konnten alles gebrauchen - speziell Metall oder Stoffe. Notfalls ließ sich auch die Leibwäsche der Legionäre zusammen nähen und das war einfacher, als Stoff zu weben. Und egal ob verbeuler Brustpanzer oder römische Münze - es war Metall, das man einschmelzen konnte. Den Wert des Geldes - den aben wohl nur sehr wenige Germanen der damaligen Zeit erfasst.

Wen es interessiert, der kann bei Wikipedia "Schlacht an den langen Brücken" eingeben - da steht alles sehr detailgetreu. Oder er muss sich die Stelle in den Annalen des Tacitus suchen.

Aber jedenfalls stehe ich mit meiner Vermutung - auch wissenschaftlich abgesichert - nicht alleine da. Die Varus-Schlacht war ein einem Ort mit viel Wald - Kalkriese war eine Schlacht aus den Feldzügen des Germancus - und wie ich es vermutet habe - die Schlacht an den langen Brücken, als "übergroßes germanisches Heldentum" den Römern ein zweites "Salus Teutoburgensis" ersparte.

Alles Weitere erfahrt ihr in Erzählungen und Rückerinnerungen von "Männern, die dabei waren" im zweiten Band des "Wahren Satyricon" mit dem Titel "Die Wälder des Nordens"

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