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Boada, Ankäufe und Autoren...

Teestunde mit Rolf...W. K. und seine Modelle gilt es noch abzuschließen und zu guter letzt kommen wir endlich dahin, dass Du uns was über die Titelbilder des ›Zamorra‹ erzählt. Der Tee ist eingeschenkt und wir erwarten gespannt Deine Plauderei... Der Tee ist serviert.

Boada, Ankäufe und Autoren...

Werners Modelle. Wer und was waren sie? Und – wie kam es, dass Werner so schnell Zeichnungen bringen konnte – und auch trotz späterer Profi-Schreibe in den vom den Fanzine-Herausgebern gewünschten  Mengen?

Um das richtig zu verstehen, müssen wir einen kurzen Sprung zu den Titelbildern der damaligen Heftromane, speziell des Bastei-Verlages machen.

 

Und auch wenn das auch damals für Serien wie »John Sinclair« und »Tony Ballard« zutraf, so beschäftigen wir uns hier natürlich mit den Bildern der damaligen ›Zamorra‹-Serie.

Im Gegensatz zu den heutigen Computer-Graphiken, auf die meiner Meinung nach nur der Begriff ›Seelenlos‹ passt und die für mich auch im Gegensatz zu den früheren Bildern keine Ausstrahlung mehr haben, wurde damals noch mit Farbe und Tusche gearbeitet.

Aber – nach einem etwas anderen System, als der heilige Rembrandt van Rhijn und seine Zunftgenossen die Welt und die damalige Zeit festgehalten haben.

Hans Rudi Wäscher, der seinerzeit die ›Piccolo-Hefte‹ mit Sigurd, Akim, Falk, Tibor und sonstigen Helden gezeichnet hat, schaffte nach grober Berechnung ein ganzes Heft pro Tag. Wie er das gemacht hat? Auf jeden  Fall hatte er für alles, was er zeichnete, gewisse Schablonen. Gesichter, Kleidung, Burgen, Dschungel und was sonst noch wurde alles mit einigen Tuschestrichen verändert. Und schon war es eine andere Gestalt oder ein anderer Hintergrund. Wer genau hinsieht, der erkennt Sigurd Gesicht in vielen anderen Gesichtern wieder – nur eben mit Bart oder anderer Frisur etwas  verändert.

Doch in der Zeit, als Werner und ich zusammen den Zamorra geschrieben haben,  gab es für Zeichner schon ein neues System. Nämlich das einfache Übermalen einer Fotografie.

Während die wunderbaren Fantasy-Bilder von Frank Frazetta noch ›richtig gemalt‹ wurden, ist auf den Bildern von Boris Vallejo bereits zu erkennen, dass hier ein Original-Foto unter gelegt wurde, das dann dem gewünschten Motiv angepasst wurde.

Wie ich gehört habe, ist die schwarzhaarige Barbarengestalt  auf Vallejos Bildern der Meister selbst und jene schlanke Kriegerin mit dem stolzen Blick sein angetrautes Ehegesponst. Ich hatte im ›Turm des Schreckens‹ selbst Poster mit Vallejo-Bilder an der Wand und erst Helmut Pesch als Insider erklärte mir dann, wie man einen solchen fotografischen Realismus zuwege bringt.

Immerhin war Dr. Pesch in seinen Fan- und Studententagen selbst ein viel beachteter Künstler, der einige Bilder für die Fantasy-Heft-Serie »Dragon – Söhne von Atlantis« geschaffen hat. Ganz klar, dass er sich im Maler-Milieu der Phantastik auskannte. Und so schlug er auch sofort zu, als man dem Bastei-Verlag für einen günstigen Preis die Rechte von einhundert Bildern der Gebrüder Hildebrand anbot. Wobei auch diese Bilder von den beiden Künstler-Brüdern frei gezeichnet wurden und dennoch so realistisch wie Fotografien wirken. Diese Hildebrand-Bilder zierten die Hefte der Bastei-Fantasy-Serie und was nach der Einstellung übrig blieb, danach mussten eben Taschenbücher zur Verwertung herhalten.

Aber mit der Foto-Unterlage für ein Bild war für einen Zeichner die Möglichkeit gegeben, sehr schnell ein Titelbild für einen Heftroman fertig zu stellen. Wie zu hören war, wurde ein solches Bild in einem einzigen Tag, manchmal in weniger, fertig gestellt. Zum Vergleich - Helmut Pesch brauchte nach seinen eigenen Angaben damals für die Dragon-Bilder drei bis fünf Tage – je nach Details im Bild.

Aber dafür war dieses Bild eben ein ›richtiges Gemälde‹. Ein ›echter Pesch‹ eben. Obwohl Helmut sogar einige Zeit mal in einem ›echten Pesch‹ gelebt hat. Er hatte nämlich seine Studenten-Wohnung selbst tapeziert und bemalt. Und das mit dem ›echten Pesch‹ war damals ein Gag, den er selbst brachte.

Die Bilder für die Serie »Professor Zamorra« zeichnete damals ein gewisser Sebastiano Boada aus Spanien. Weder Werner noch ich hatten jemals Kontakt mit ihm. Wir machten eine kurze Bildbeschreibung mit dem Hauptmotiv im Hintergrund samt der Aktion der Figuren und schickten sie über die Agentur und den Verlag an den Zeichner.

Manchmal konnte man ihm sogar mit Details kommen, obwohl solche Sonderwünsche wie der ›Totentempel der Hatschepsuth‹ auf meiner »Rückkehr des Pharao« nicht oft vorkommen durften.

Sein Meiserstück hat Boada mit dem Titelbild vom »Schwert im Jadestein« gemacht, wo ich Amun-Re beschrieben habe sie er aus der Bewegung heraus sich in einen Jaguar im Sprung verwandelt. Die Idee für dieses Bild hat Sebastiano Boada meisterhaft umgesetzt.

Ja, wie ging der Meister in Spanien zu Werke? Wie machte er das? Wie schaffte er so rasch so viele Bilder zu produzieren?  Immerhin hat er nicht nur  für den Zamorra gezeichnet.

Er hatte einfach von sich selbst, seiner Familie, seinen Freunden und was es da sonst noch so gab viele, sehr viele Fotos gemacht. Und das in allen Stellungen und Positionen. Mit oder ohne Gegenständen in den Händen. Und der Besenstiel in der Hand konnte dann auf dem Bild als Schwert gemalt werden. In seinem eigenen Fotolabor konnte er damit Abzüge in allen Arten und Größen machen.

So musste der liebe Sebastiano sich nur unsere ins Spanische übersetzte Titelbildbeschreibung durchlesen und dann überlegen, in welchem Foto er die passende Bewegung und Gegenstände hatte, die er verfremdet in das Bild einbringen konnte.

Für gewisse immer wieder kehrende Figuren wie Zamorra oder Nicole Duval, dafür hat Boada wohl auch immer die gleichen Figuren aus seiner Foto-Sammlung genommen. Auf den alten Bildern ist das gerade bei der Zamorra-Gestalt sehr gut zu erkennen.

Und als Werner dem Herrn Professor dann einen Vollbart verpasste, weil er selbst einen trug (ich natürlich auch), da zeichnete Boada eben einen Bart dazu. Die Zamorra-Gestalt ist dennoch klar zu erkennen - nicht nur am weißen Anzug, sondern auch am markanten, stolzen Gesicht. Naja, die ›spanischen Vorfahren‹ Zamorras.. mit dem italienischen Namen... ahem

Natürlich gab es auch Figuren, mit denen weder Werner noch ich nach der Ausführung im Bild nicht so glücklich war. Die Darstellung von Michael Ullich und Carsten Möbius  auf dem »Asyl der Gespenster« haben nach meiner Meinung absolut keine Ausstrahlung, wie ich sie gerne gehabt hätte. Das könnten eher Jerry Cotton und Phil Decker sein, als die Typen, die in meiner Phantasie rumspukten.  Wobei für die Gestalt des Michael Ullich auf dem Bild zweifellos die Gesichtszüge der bekannten Zamorra-Figur herhalten mussten. Nur die Frisur wurde etwas verändert.

Auf diese Art war es für Zeichner mit der Routine eines  Sebastiano Boada kein Problem innerhalb kürzester Zeit ein gewünschtes Titelbild herzustellen. Das erste Bild, was ich vorgegeben habe und was dann auch als Titelbild erschien war »Der Steinriese erwacht«, mein dritter Roman. Klar, dass eine abstrakte Gestalt wie der wahre ›Steinriese von Cerne Abbas‹ auf dem Bild lächerlich ausgesehen hätte. Ich hatte auch nur die Beine und eine Keule in der Faust vorgegeben, dazu Häuser im Tudor-Stil und dazu Zamorra samt Nicole.

Bein Ansehen war ich richtig stolz, dass ein Gedanke von mir durch einen Künstler als Bild gefasst worden war. Denn auf dem ›Krakengötzen‹ war als Cover ein freies Bild. Also ein Bild, was man noch im Verlag hatte und was nirgendwo so richtig hinpasste. Aber da ein Krake mit drauf war und im Original-Titel „Herrscher des Krakenthornes“ eben von so einem Octopus die Rede war, hat man es eben für das „Erstlingswerk“ eines völlig bedeutungslosen Neu-Autoren genommen. Im Prinzip hätte es mit der Frau auf der Treppe besser für einen Geheimnis-Roman gepasst. Aber das wurde da nicht so eng gesehen. Es war ein Grusel-Motiv – also drauf auf den Zamorra. Die Leute werden es schon laufen.

Wenn ich sage, dass das Bild vom ›Steinriesen‹ das Erste war, das als Titelcover erschien, bedeutete das nicht, dass ich nicht vorher Bilder vorgegeben habe. Ich hatte schon mal drei Bilder für eine Südamerika-Trilogie in Auftrag gegeben, die ich dann mitten im zweiten Band unterbrach, um im Banne des Films »Jäger des verlorenen Schatzes« den »Herrn der Grünen Hölle« zu schreiben.

Wobei mit ›Grüne Hölle‹ eben der südamerikanische  Amazonas-Dschungel gemeint war und nicht die Ewigkeits-Adresse für die Mitglieder einer gewissen politischen Gruppierung, Umweltschützer und Alternative Gruppen.  Auf dem Bild war übrigens der Ausschnitt eines anderen Horror-Bildes zu sehen, weil ich diesen Roman spontan geschrieben  habe – oder besser gesagt, der ist mir aus den Fingern geflossen.

Ich hatte die Südamerika-Trilogie schon fast vergessen, als mich Jason Dark auf einem Con ansprach, er hätte da noch Titelbilder von mir mit trommelnden Negern und einem gefesselten Mädchen. Huch, ich dachte, dass diese Titelbildbeschreibungen von mir erst gar nicht nach Spanien gelangt wären. Immerhin sah es damals ja nun wirklich nicht so aus, dass ich noch mal eine Veröffentlichung haben würde.

Ja, und dann habe ich mir die ›angefressene‹ Trilogie noch mal vorgenommen, gewisse Sachen geändert und der laufenden Handlung angepasst. Und deshalb kommen erst in der Mitte des zweiten Teils »Das Erbe des Juju-Mannes« Micha Ullich und Carsten Möbius ins Spiel, weil von der Beliebtheit bei der Leserschaft einen ziemlich hohen Platz einnahmen.

Leider konnte ich aber andere Figuren, die jetzt störend wirkten, nicht mehr aus dem Text raus nehmen und musste sie, wie beim ›Zirkus Mythor‹ durch die Trilogie mitziehen. Heute mit dem  Computer wäre das kein Problem. Damals aber hätte ich das vorhandene Manuskript  neu schreiben müssen, um eine Figur völlig raus zu nehmen.

Aber gerade die drei Bilder für die Südamerika-Trilogie, wobei das dritte Bild das bereits genannte »Schwert im Jadestein« ist, sind für mich echte Highlights von Boadas damaliger Schaffens-Epoche.

Übrigens gab es auch Bilder für die ursprüngliche Fassung der Rom-Trilogie. Das erste von mir für den Rom-Zyklus vorgegebene Bild ist auf dem Zamorra 230 »Das Land des Unheils« zu sehen, mit dem sich damals Wolfgang Hohlbein aus dem Zamorra verabschiedete. Das dritte Bild mit dem Motiv ›Zamorra an ein Andreas-Kreuz gefesselt‹  kam auf einen John Sinclair-Band.

Das zweite Bild war noch vorhanden, weil keiner was damit anfangen konnte. Kaiser Nero auf dem Thron und Zamorra, der von zwei Prätorianern festgehalten wurde. Das Bild wurde das Cover für »Gefangen in der Totenstadt«,  der ja in Rom und den Katakomben spielt.

Das die Titelbild und Inhalt des Romans zusammen passten, war sicher auch einer der Gründe für den Erfolg vom Zamorra. Der Leser konnte bis zu einem gewissen  Grade sehen, was er lesen würde.

Nur kam dann irgendwann die Schreckensmeldung aus Bergisch Gladbach, dass Boada nicht pünktlich liefern könne. Man müsse eben flexibel sein und auf die Romane freie Bilder setzen, bis Boada mit der Produktion nachkam.

Der erste davon betroffene Roman war Bd. 259 »Messalinas Höllentrank«. Über das Bild, was dann auf dem Roman drauf war, wollen wir lieber nicht reden. Leider hat man Werner und mir nicht mitgeteilt, wenn die von uns bestellten Bilder nachgeliefert wurden und vorlagen. Hätten wir das gewusst, dann hätten wir nachträglich die passende Romane dazu schreiben konnten. So aber schaffte man es im Verlag, mit den Bildern nun erst richtig ›Kraut und Rüben‹ zu machen. Das Bild war da, also musste es ›verbraten‹ werden.

Ob das zur Handlung passte – wen interessierte das schon. Die Autoren vielleicht – aber die hatten damals wenig bis gar nichts zu sagen. Aber die wollten dann auch gar nichts sagen – weil der Wechsel auf dem Posten des Redakteurs unzweifelhaft dafür gesorgt hätte, dass der Zamorra wieder das wurde, was er einmal war – eben ›eine Gruselserie‹.

Bei einem engagierten Redakteur wie Monster-Mike oder Peter Thannisch hätte man uns sicher eine Kopie des Bildes geschickt, das von Boada zwar verspätet aber doch eingegangen war.  Werner und ich  hätten sicher  auch die passenden Romane zu den Bildern machen können, ohne dass es der Leser mitbekommen hätte, dass es eine ähnliche Situation schon mal einige Bände früher gegeben hat.

Aber Jason Dark als unser damaliger Redakteur war zu den Zeiten eben mit einem Sinclair-Heft pro Woche und einem Sinclair-Taschenbuch pro Monat voll ausgelastet. Zumal er damals noch nebenher zwei Paperbacks schrieb, die in der Aufmachung der damaligen Stephen-King-Romane raus kamen.

So fand sich dann das Bild für »Messalinas Höllentrank«  auf dem Roman »Dämonenschlacht um Troja« wieder. Das passte zwar nur stilistisch – aber die Frau auf dem Bild hätte ja die schöne Helena sein können. Und ob die Typen mit den Rüstungen da römische oder griechische Helme trugen - »das interessiert den Leser nicht« hätte ich bei einem Einspruch die übliche Belehrung gehört.

Besonders schlimm waren die Ausfälle von Boada-Bildern dann beim Dynastie-Zyklus. Diese Bilder waren alle sorgfältig auf die ausgeklügelte Handlung abgestimmt. Doch das Bild für den Band 300 kam dann als Band 302 »Dämonen in Dallas« (Arbeitstitel: »Höllenpakt in Dallas«) – und danach auch das Bild mit dem Hintergrund der kambodschanischen Dschungelstadt Angkor, das für Band 301 vorgesehen war. Auch wenn der Leser die Romane zu den Titelbildern bereits hinter sich hatte.

Heute könnte man so was auf einer Leserkontaktseite erklären. Damals aber weigerte sich Bastei, im Zamorra eine LKS zu machen, auch wenn Werner und ich vorschlugen, die Bearbeitung dieser Seite ohne Honorar zu machen. 

Das offizielle Fandom war zwar von uns über die Zines schnell unterrichtet. Aber der ›unbedarfte, gemeine Leser‹ wird sich mächtig gewundert haben. Erst auf dem letzten Band der Dynastie »In der Lava-Hölle« (Original »Am Ende der Macht«) stimmte das Bild wieder.

Der Grund. warum Sebastiano Boada seine Termine nicht einhielt, war darin begründet, dass er mehr Geld verdiente, wenn er die Titelbilder für Video-Kauf-Kassetten machte. Heute sind diese Dinge schon wieder auf dem Abfallhaufen der Geschichte – damals waren sie die neuste Errungenschaft der Technik, womit sich jeder sein eigenes Filmarchiv schaffen konnte. Und da wurde anderes Geld verdient als mit den Heft-Romanen. Ganz klar, dass Boada die Aufträge mit den höheren Honoraren vorzog.

Bastei kam dann auf den Gedanken, auf Boadas Mitarbeit zu verzichten und wieder Bilder in größeren Mengen einzukaufen, wie das damals mit den Fantasy-Bildern der Gebrüder Hildebrand geschehen war. Oder wie es bei den ersten Bänden beim »Magier« geschehen war.

Wir bekamen dann schwarz-weiß-Bilder von dem, was so vorlag und was man im Verlag als Grusel-Motive für den Zamorra vorgesehen hatte. Wobei ich vermute, dass John Sinclair bei den Bildern noch ein gewisses ›Vorkaufs-Recht‹ hatte.  Die und überlassenen Motive haben Werner und ich uns dann geteilt, wobei Werner auch gleich Bilder für Manfred Weinland mitgenommen hat von denen er vermutete, dass sie ihm thematische lagen.

Fast alle meine letzten Zamorra-Romane sind aufgrund von Bildvorlagen entstanden. Manchmal war es eine echte Herausforderung, aus einen Bild noch eine Story zu machen. Das Musterbeispiel für mich war dann die »Loge der Henker«. Die beiden jungen Männer auf den Pferden, die von zwei Kuttengestalten angesprungen werden, wurden von Werner sofort als Michael Ullich und Carsten Möbius erkannt. Und schon hatte ich ein Bild, das ich gar nicht wollte.

Aber ich hatte auch ein Bild mit einem Wolfsschädel. Und weil man uns mal wieder aus Bergisch-Gladbach die ›Grusel-Serie-Arie‹ gesungen hatte, wollte ich mal wieder einige reine ›Grusel-Romane‹ mit den klassischen Figuren machen. Den Vampir hatte ich hinter mir (»Wenn die Blutfrau lockt« – Original »Marenia - Herrin der Vampire«) und nun war der Werwolf dran.

Aber plötzlich war ich in einer Situation, dass mein ungeliebtes Bild passte. Und deshalb wurde das Wolfsbild geschoben – denn einen Werwolf kann man immer mal bringen.

Als ich dann Werner nach dem ›Zusammenbruch Anno 1986‹ meine restlichen Bilder überließ, war er nicht gerade glücklich, einige ungeliebte Motive wieder zu bekommen. Eins davon machte er dann zum Cover für den Roman »Wenn Sparks Dämonen jagt«. Das bereits erwähnte Werwolf-Bild, das ich dann für meinen Roman »Wolfmond über Dorset« vorgesehen hatte, wurde dann zum Aufhänger für den Text von Werners »Werwolf von Alaska«.

Wie das dann mit den Bildern beim Zamorra weiter gelaufen ist, kann ich nicht sagen, weil ich nach dem Roman »Wenn Sparks Dämonen jagt« wie noch einige andere mir bekannte Leute (ohne dass ich es wusste) aus der Serie ausgestiegen bin.  

Ja,. Boada hat also während seiner Zeit als Zeichner für die Serie »Professor Zamorra« seine  ›Modelle‹ in Fotografien gehabt.

Und Werners Modelle?

Wer sich durch lange vergangene Teestunden durchgräbt, der findet vielleicht die Lösung. Ich erinnere mich, das mal kurz erwähnt zu haben. Oder er schaut in Hermanns »As Time Goes By«... Da stehts auch drin. Aber einen Link gibt’s nicht. Suchtmal schön...

Der Rest muss eben noch eine Woche warten. Also – noch sieben Mal schlafen...

Kommentare  

#1 FabianF 2010-10-23 21:59
Spannendes Thema. Für mich jedenfalls gleich aus drei Perspektiven interessant. Erstens, weil ich mit den Zamorras des beschriebenen Zeitraums Mitte der 80er Jahre und den Covern von Sebastian Boada sozusagen groß geworden bin. An das Titelbild-Kuddelmuddel (besonders beim 300er-Dynastie-Zyklus) kann ich mich noch gut erinnern (das ist ja oft so, dass Leseerfahrungen, die man mit 14, 15 macht, präsenter sind als das, was man vor 2 Jahren gelesen hat). Ich habe damals ziemlich viel Zeit damit verbracht, zu rekonstruieren, wo welches ursprünglich für einen anderen Roman bestimmte Cover gelandet war. Zweitens habe ich mich als Kunsthistoriker später ziemlich viel mit dem Zusammenhang von Bildern und Texten beschäftigt. Und drittens habe ich als Gelegenheitsillustrator so ungefähr 60 Cover für Bastei gemalt, vor allem in den 90ern, und auch viel mit W.K.G. zusammengearbeitet, und das in beide Richtungen: Mal habe ich Werners (meistens telefonische) Bildbeschreibungen umgesetzt, mal hat er Romane zu frei gemalten Bildern geschrieben. Hat großen Spaß gemacht.

Dem, was Rolf da zur Entstehung von Covern schreibt, kann ich aber nur bedingt zustimmen. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Boada ?Fotos übermalt? hat. Wie sollte denn das gehen? Bei mehreren Figuren in einem Bild plus Hintergründe müsste man ja erst mal mühsam Fotos zerschnippeln, Collagen machen, und das Fotopapier als Malgrund nehmen... Ich kann Boadas Arbeitsweise nur anhand der Bildreproduktionen beurteilen (anders als bei den erwähnten Hildebrands oder bei Boris Vallejo, bei denen kann man das ja alles haarklein nachlesen), aber vermutlich arbeitet er ähnlich wie Vallejo ? und wie vermutlich 95 % der Illustratoren in diesem Genre und in dem Zeitraum über den Rolf schreibt, also der Vor-Computer-Zeit der 70er und 80er. Zuerst erste Scribble und Kompositionsskizzen, dann Fotomaterial zum Teil zusammensuchen oder (wenn man die Möglichkeit hat) extra Aufnahmen von Modellen oder Freunden in den entsprechenden Posen und vielleicht mit Requisiten machen, danach wieder zeichnen (je nach Können und Zeitbudget frei und mit den Vorlagen vor Augen oder auch Umriss- und Binnenlinien mit Hilfe von Paus- oder Projektionstechniken auf den Malgrund übertragen (aber da geht es eben um das Übertragen von Linien! Wohl kaum darum, ein Foto zu retuschieren, wie Rolf suggeriert). Dann malen.

Rolf tut ein wenig so, als wäre das, was Boada da macht, so eine Art Malen nach Zahlen. Dabei ist der Unterschied, ob man nach einem Modell oder nach einem Foto von einem Modell malt, kein grundsätzlicher, sondern ein gradueller. Und viele der Alten Meister mit ihren auf hohen Bildausstoß bedachten Werkstätten hätten sicherlich ebenfalls nach Fotos gemalt, wenn sie die Möglichkeit besessen hätten, einfach weil es Zeit und Geld spart und Fotos einfacher zu handeln sind als Modelle, die vor einem stehen. Außerdem ist die Frage: wie bekomme ich eine Figur in den richtigen Proportionen als Zeichnung auf meine Malunterlage ja nur ein kleiner Teil des Arbeitsprozesses.

Dass ein Illustrator die Muße hat, ausschließlich nach lebenden Modellen zu zeichnen und zu malen, dürfte wirklich die absolute Ausnahme sein - und ebenso dürfte es die Ausnahme sein, dass er das ausschließlich aus seinem Kopf holt (vorausgesetzt natürlich, er strebt eine naturalistische Darstellungsweise an).
#2 FabianF 2010-10-23 22:00
(Fortsetzung:)
Auch die Hildebrands arbeiten in der Regel so so, die machen ebenfalls Fotos von Modellen, nach denen sie dann arbeiten, vor allem was menschliche Figuren und was die Lichtsetzung betrifft, die bei denen immer sehr charakteristisch ist. Der von Rolf aufgebaute Gegensatz von den ?auf Fotos? gemalten Bildern von Boada und Vallejo und den ?frei? gemalten der Hildebrands oder Frazettas existiert so nicht, würde ich behaupten. Da gibt es allenfalls Unterschiede, ob man auch mal etwas einfach durchpaust und vor allem wie frei man mit Foto-Vorlagen umgeht. Da fließen dann oft mehrere Vorlagen in eine Figur oder ein Setting ein, Proportionen werden verändert etc. Wenn Tim Hildebrand einen Zwerg malt, hatte er natürlich keinen Zwerg als Modell, aber in der Regel das Foto eines Modells, dessen Körperproportionen er verändert. Von Boada kenne ich keine Zeichnungen, und ich weiß nicht wie groß sein handwerkliches Können ist, kann mir aber vorstellen, dass er sehr schnell und effizient arbeitet und ein Bild an einem Tag runterreißt, dass er mehr an den Vorlagen klebt und auch schlicht nicht so ein Perfektionist ist wie z.B. Vallejo. Dass der letztere zumindest teilweise auch mit Projektionstechnik arbeitet, um Fotovorlagen (als Linienzeichnung) auf den Malgrund zu bekommen, hat bei ihm aber sicher nur den Grund, dass er so schneller ist, nicht, weil er es nicht anders könnte. Man muss seinen Stil nicht mögen (ich fand ihn früher mal gut, aber inzwischen schätze ich seine Art des hyperrealistischen Edelkitsches nicht besonders, seine Werke haben für mich oft den Charme von Hochglanz-Bodybuilder-Magazinen, und damit meine ich nicht nur die Anatomie, sondern auch die Posen und die ganze Ästhetik, und es wurde mit den Jahren eher schlimmer als besser), aber er ist rein technisch-handwerklich brillant. Der kann auch geradezu altmeisterlich nach dem Modell zeichnen. Bei Boada weiß ich das nicht. Aber ?richtige Gemälde? sind das trotzdem.
#3 Raschka 2010-10-27 22:14
Hallo Rolf, das sind amüsante Seiten, ich habe jetzt alle gelesen.
Bitte: mehr über Kurt Brand!
Anregung: wenn Roman, dann über Kurt W. Giesa und das Fandom. Die Realität ist spannender als Professor Zamorra...
Gro Rolf2

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