Blumen, Zaubertrank und das Stuhlboot
Moin Rolf, Heute gehts weiter mit den Erinnerungen an gemeinsame Abenteuer mit W. K. Giesa. Freunde der Reisebeschreibung und der Geschichte des Islam mögen sich in Geduld üben. Rolf, wie war das mit dem Zaubertrank?
Blumen, Zaubertrank und das Stuhlboot
Die meisten Sachen, die ich berichtet habe, lassen sich dort in der Romanhandlung nachlesen. Wobei meine Schönheit in eigener Person und mit bürgerlichem Namen mitspielt. So konnte ich dann zusammen mit Professor Zamorra gegen das Böse kämpfen, hinter dessen Figur sich natürlich Werner beschrieb einschließlich des weißen Anzuges.
Es war, wie ich schon erzählt habe, nicht das erste Mal dass, W.K. Erlebnisse aus Kassel in Romanhandlungen einbaute. Auch eine gemeinsame Fahrt nach Rom lässt sich im 1982 erschienenen »Gespenster-Krimi« 465 »Die Hexe von Florenz« sehr gut nachvollziehen. Sogar den kleinen Kiffer hatten wir im Bus, der die Tour mitmachte, um in Florenz billiges Haschisch zu kaufen. Werner hat nur den Namen geändert. Auf meinen Dias, die ich hier gehortet habe, kann ich all diese Zeiten noch mal auferstehen lassen.
Auch die folgende Aktion, die Blumenstafette Bonn-Kassel wurde Handlungsrahmen für einen Zamorra-Roman. Allerdings habe ich da den Titel vergessen. Er muss im Herbst 1981 erschienen sein denn die Blumenstafette lief im Frühjahr dieses Jahres und Werner schrieb den Roman im Anschluss.
Die Steilvorlage für diesen Roman kam übrigens von mir mehr als eine Art Gag gedacht, als dass W.K. da wirklich eine Story draus machen sollte. Es ging nämlich um die Bundesgartenschau, die zuletzt 1981 in Kassel statt fand. Die Abkürzung dafür war Buga - und dieser Name wurde einem immer wieder gnadenlos um die Ohren gehauen. Ich konnte den Begriff Buga schon nicht mehr hören. Und fast am Schluss der Ereignisse, als sich die Stafette schon Kassel näherte, sagte ich zu Werner mehr im Scherz: »Wenn neunhundert Millionen Mal das Wort Buga gesagt wird, dann erscheint der Dämon Bugah-Bugah.« Ja, und daraus hat Werner dann einen Roman gemacht. Einfach nur aus einem kurzen Satz. Aber wie ich schon berichtet habe, reichte für Werner als Roman-Idee ein einziges Wort - wie Leichenwind.
Vielleicht findet sich ja noch ein Zamorra Alt-Leser, der den Titel des Romans um den Dämon Bugah-Bugah kennt. Man soll nie die Hoffnung aufgeben. Denn ich selbst habe an Zamorra-Romanen nur noch die, welche ich selbst verfasst habe und die als Bücher gebunden sind.
Und jetzt will ich, bevor alle diese Dinge vergessen werden, von der Blumenstafette erzählen. Wie schon nach dem Weltrekord im Treppenlaufen am nächsten Abend bei einem ordentlichen Männertrunk die Aktion Weltmeisterschaft im Sänfte-Tragen ausgeknobelt wurde, so saßen wir auch am Abend nach der Sänften-Aktion im inzwischen legendären Wumpicek, einer Altbier-Kneipe in der Kasseler Innenstadt zusammen und wollten überlegen, was wir als nächstes machen wollten. Denn eine große Aktion in jedem Jahr das hatten wir uns vorgenommen das musste sein. Einmal im Jahr das Interesse der Weltöffentlichkeit auf sich zu lenken ... naja, wenigstens die Lokalpresse beachtete diese Dinge ... das hatte was.
Wir brauchten gar nicht lange nachzudenken, denn das hatte der Chef schon für uns getan. Ja, weil der gallische Comic-Häuptling Majestix von seinen Mannen immer als Chef bezeichnet wird und sich ganze Reihe von uns mit diesen gallischen Comic-Figuren identifiziert werden, konnte Hans Klipp als ständiger Anführer in allen Situationen eben nur Majestix darstellen. Obwohl sich seine hagere Langläufer-Gestalt absolut dafür nicht eignete.
Sei vielleicht erwähnt, dass ich die Identität eines gewissen Barden habe, der über die Qualität seines Gesanges eine ganz andere Meinung hat als das Publikum und Werner durch eine damals absolute Ähnlichkeit mit der gezeichneten Figur des Geheimagenten Nullnullsix ebenfalls eine Identität als Gallier hatte. Wobei ich da eine lustige Episode aus den berühmt-berüchtigten Wochenenden in Wallenstein einflechten muss, wo wir nicht nur Pfingsten, sondern auch sonst gelegentlich am Wochenende unsere Zelte aufschlugen. Wenn ich mich nicht irre, war damals auch der Herausgeber des Zauberspiegel mit dabei und hat natürlich in der Rolle eines gewissen Herrn, der nicht dick sondern nur etwas vollschlank ist, mitgemacht.
Wir wollten einen Gallischen Abend machen.. und dabei natürlich den Zaubertrank brauen. Mein Bruder Peter, berühmt und berüchtigt für seine Kochkünste und damalige Vorliebe für Tee stellte den Druiden Miraculix dar, der den Trank braut. Einen mächtigen Einmachtopf hatten wir auch beschafft. Ein stilvoller Kupferkessel war nun mal nicht zur Hand und es ging auch so.
Aus einer Kräuterhandlung hatte Peter klein gehackte Misteln beschafft, die ja nicht fehlen dürfen. Ansonsten war der Grundstoff des Zaubertranks Wein aus den Flaschen mit einem Volumen von zwei Litern. Dazu wurden verschiedene Teesorten hinein gestreut und was weiß ich noch, was Peter damals alles dabei hatte. Dazu Zitronensaft und natürlich Rum die billigste Sorte, die eine bekannte Lebensmittelfirma mit dem A als ersten Buchstaben anzubieten hatte.
Ja, so brodelte also der Zaubertrank im Kessel über einem lodernden Feuer, der Druide rührte mit einer großen Schöpfkelle darin herum und war der Meinung, wenn man um diese Jahreszeit schon keine Erdbeeren zur Hand hätte oder einen Hummer, der den Trank noch schmackhafter machen würde (Asterix-Leser wissen was ich meine der Rest wird es ohnehin nicht begreifen) dann gäbe es da einen besonderen Saft, der zur Verfeinerung beitragen würde.
Eigentlich sollten nur einige Tropen in den brodelnden Sud hinein, es wurde aber dann die halbe Flasche. Dann wurde eine volle Kelle des Gebräus aus dem Kessel gehoben. Wer den Asterix-Band »Kampf der Häuptlinge« gelesen hat, kennt den Spruch, der jetzt immer wieder und wieder kam.
»Kostet einmal, mein Herr«.
Ja, es wurde gekostet und festgestellt, dass der Zaubertrank noch nicht die nötige Würze hatte, um übermenschliche Stärke zu verleihen. Kein Problem. Es war ja noch Rum in der Flasche. Schütt, rein mit dem Zeug. Und dann hieß es wieder: »Kostet einmal, mein Herr«.
Hmmmm. Schon besser. Aber sicher noch nicht genug der köstlichen Zutat. Aber es waren ja mehrere Flaschen Rum da. Und auch vom Wein hatten wir noch einige Flaschen. Also wurde wechselweise mal aus den Weinflaschen, mal aus den Rum-Flaschen nachgeschüttet und weiter umgerührt. Selbstverständlich war auch genug Zucker im Gebräu, was bekanntlich den Alkohol noch verstärkt.
Die Damenwelt hatte sich zurück gezogen, um Mädchenprobleme zu diskutieren und uns nur aufgetragen, ihnen dann was von unserem Zaubertrank zu bringen, wenn er fertig war. Das hatten wir auch versprochen. Aber erst dann, wenn die Kreation nach unserer Zufriedenheit gelungen sei.
Und das dauerte seine gute Weile. Denn acht oder neun trinkgewohnte Helleber umstanden das Feuer mit dem Kessel und die Kelle mit dem dampfenden Gebräu kreiste. »Kostet einmal, mein Herr. Natürlich, das Zeug schmeckte mit jedem Schluck besser. Aber dennoch wurde auf immer stärkere Verfeinerung gedrungen. Und so wurde entweder Wein nach geschüttet, wenn der Topf leer zu werden drohte, oder eben Rum, um dem Gebräu wieder das nötige Aroma zu verleihen.
Irgendwann kamen unsere Mädels zurück und was noch im Kessel war, hatte vielleicht die Höhe eines Fingernagels.
»Wir haben Wein getrunken...« und »Jeder nur einen wänzegen Schlock« wurde aus Heinrich Spoerls »Feuerzangenbowle« zitiert. Der Kessel war so gut wie leer, die Herren der Schöpfung so gut wie voll. Noch nicht ganz, denn man saß noch zusammen und es passierte eben jenes Ereignis, von dem es zwei Versionen gibt, weil ich der absoluten Überzeugung bin, dass mich einer voll gestoßen hat und ich so mit einem Salto mortale rückwärts die Böschung herab in den Fischteich gefallen bin. Aller anderen behaupten natürlich fälschlicherweise (meine Meinung) ich wäre so besoffen gewesen, dass ich von alleine gefallen wäre. Nun, ich kann es wirklich nicht mehr rekonstruieren.
[HHva sagt dazu: Ich saß Rolf gegenüber. Und keiner hat ihn gestoßen. Einer kippte mit seinem Stuhl und Rolf murmelte: »Das kann ich auch« und er rollte sich mit seinem Stuhl nach hinten ab und schaffte komplette 360°, denn er saß auf seinem Stuhl im Wasser. Keine Meinung, Tatsache]
Jedenfalls tauchte ich wie der Apoll vom Bikini-Atoll aus der trüben Brühe wieder auf und fluchte wie ein Prälat, der den Messwein verschüttet. Gemeinerweise musste ich dann noch zwei Mal zurück in die Brühe, weil erstens mein Stuhl noch drin lag und zweitens mein Hut auf dem Wasser schwamm. Das war schon lange die Zeit, wo wir alle durch Werners Passion angesteckt waren und in Western-Klamotten rumliefen.
Was danach kam? Sonderbare Frage. Wir hatten zwar keinen Wein mehr, aber noch genug Bier und hatten diesem schon wieder reichlich zugesprochen, als die Sache mit dem Salto und dem unerwünschten Bad passierte. Ich bin kurz ins Zelt, habe die nassen Sachen aus- und trockene angezogen und dann ging es wieder raus, weil ja noch genügend Bier vorhanden war, das getrunken werden musste.
Ach ja, das waren die alten Zeiten. Auch wenn ich hier Werners Aktivitäten nicht hervor heben kann aber er war immer mit dabei. Und von den Sachen, die sich im Schatten der Burgruine von Wallenstein zugetragen haben, werde ich sicher noch manches Stücklein erzählen wobei es immer lustig zuging und in den seltensten Fällen kein Bier mit im Spiel war. Damals haben wir uns ausgetobt Werner und ich auch. Und als wir dann geheiratet haben, wurden wir richtig seriöse und brave Ehemänner. Doch das ist alles eine andere Geschichte.
Denn wir sind immer noch am Anfang der Blumen-Stafette, auf deren Idee Hans Klipp die Copyrights hat. Was aber ist darunter zu verstehen? Nun, Stafetten werden gelaufen und wie ich letztlich so erzähle, waren wir ja alle mehr oder weniger aktive Langstreckenläufer. Auch wenn ich meinen ersten Marathon-Lauf ein Jahr später machte ich war sogar beim Team der Blumen-Stafette als Läufer mit dabei.
Ja, was war das denn nun? Die Bundesgartenschau 1981 fand in Kassel statt und nach jahrelanger Vorbereitung hatte man auf der anderen Fuldaseite, dem Aue-Park entgegengesetzt, ein großes Seen-Gelände geschaffen, das damals zusammen mit der Aue das Gartenschau-Gelände ausmachte und heute für die Kasseler Bevölkerung das absolute Freizeit-Gelände mit Badeseen ist.
Die Bundesgartenschau davor fand vier Jahre vorher in der damaligen Hauptstadt Bonn, der Bonn-deshauptstadt, stand. Die Blumen Stafette sollte aus acht Läufern und zwei Läuferinnen bestehen (mehr von unseren Lauf-Mädels hätten das damals noch nicht durchgehalten) und im ursprünglichen Gedanken von Hans von Bonn aus loslaufen und nach einem Läuferwechsel von jeweils 10 bis 15 Kilometern einen Blumenstrauß von dort nach Kassel bringen, der zur Eröffnung dem Bundespräsidenten Karl Carstens überreicht werden sollte.
So weit die Idee, die wirklich eine gute Idee war und von der Art her auch eine sportliche Herausforderung. Natürlich würde das ganze Langlauf-Team, das schon beim Treppenlaufen und Sänftetragen mit aktiv war, wieder dabei sein. Natürlich unser Masseur, unsere Lauf-Mädchen, die an der strecke mit Sammelbüchsen wieder für den Kinderschutz sammeln würden und natürlich Werner Kurt Giesa, der wieder im weißen Anzug mit Zylinder und Spazierstock samt Megaphon wie der Zirkus-Direktor das hochverehrte Publikum auf das Ereignis aufmerksam machen sollte, über was die Presse schon berichtet hatte und was dann auch teilweise Life im WDR-Fernsehen zu sehen war.
Ja, es war geplant, den Lauf nicht zu unterbrechen, weil das die sportliche Leistung gemindert hätte. Aber es war wie beim Sänftetragen. Die Organisation riss der Vorstand des Vereins an sich und so wurde es zwar nicht das von Hans Klipp angedachte Ereignis, bei dem eine sportliche Leistung gezeigt wurde, sondern eine Art Show, die zwar einigen Widerhall in der Presse fand, uns von der Läufer-Ethik absolut nicht zufrieden stellte.
Dennoch war es eine tolle Aktion, diese drei Tage, in denen ein Blumenstrauß fast durch die damalige Bundesrepublik von West nach Ost getragen wurde. Und wenn ich mir die alten Fotos und Dias betrachte, Werner war in seinem weißen Anzug unübersehbarer Mittelpunkt, wenn der Begleitbus hielt, wenn er als erster ausstieg und hinter ihm unsere Mädels im Vereins-Trikot mit den Sammelbüchsen ausschwärmten...
Aber wie das alles ablief, darüber erzähle ich in einer Woche weiter ...
Es war, wie ich schon erzählt habe, nicht das erste Mal dass, W.K. Erlebnisse aus Kassel in Romanhandlungen einbaute. Auch eine gemeinsame Fahrt nach Rom lässt sich im 1982 erschienenen »Gespenster-Krimi« 465 »Die Hexe von Florenz« sehr gut nachvollziehen. Sogar den kleinen Kiffer hatten wir im Bus, der die Tour mitmachte, um in Florenz billiges Haschisch zu kaufen. Werner hat nur den Namen geändert. Auf meinen Dias, die ich hier gehortet habe, kann ich all diese Zeiten noch mal auferstehen lassen.
Auch die folgende Aktion, die Blumenstafette Bonn-Kassel wurde Handlungsrahmen für einen Zamorra-Roman. Allerdings habe ich da den Titel vergessen. Er muss im Herbst 1981 erschienen sein denn die Blumenstafette lief im Frühjahr dieses Jahres und Werner schrieb den Roman im Anschluss.
Die Steilvorlage für diesen Roman kam übrigens von mir mehr als eine Art Gag gedacht, als dass W.K. da wirklich eine Story draus machen sollte. Es ging nämlich um die Bundesgartenschau, die zuletzt 1981 in Kassel statt fand. Die Abkürzung dafür war Buga - und dieser Name wurde einem immer wieder gnadenlos um die Ohren gehauen. Ich konnte den Begriff Buga schon nicht mehr hören. Und fast am Schluss der Ereignisse, als sich die Stafette schon Kassel näherte, sagte ich zu Werner mehr im Scherz: »Wenn neunhundert Millionen Mal das Wort Buga gesagt wird, dann erscheint der Dämon Bugah-Bugah.« Ja, und daraus hat Werner dann einen Roman gemacht. Einfach nur aus einem kurzen Satz. Aber wie ich schon berichtet habe, reichte für Werner als Roman-Idee ein einziges Wort - wie Leichenwind.
Vielleicht findet sich ja noch ein Zamorra Alt-Leser, der den Titel des Romans um den Dämon Bugah-Bugah kennt. Man soll nie die Hoffnung aufgeben. Denn ich selbst habe an Zamorra-Romanen nur noch die, welche ich selbst verfasst habe und die als Bücher gebunden sind.
Und jetzt will ich, bevor alle diese Dinge vergessen werden, von der Blumenstafette erzählen. Wie schon nach dem Weltrekord im Treppenlaufen am nächsten Abend bei einem ordentlichen Männertrunk die Aktion Weltmeisterschaft im Sänfte-Tragen ausgeknobelt wurde, so saßen wir auch am Abend nach der Sänften-Aktion im inzwischen legendären Wumpicek, einer Altbier-Kneipe in der Kasseler Innenstadt zusammen und wollten überlegen, was wir als nächstes machen wollten. Denn eine große Aktion in jedem Jahr das hatten wir uns vorgenommen das musste sein. Einmal im Jahr das Interesse der Weltöffentlichkeit auf sich zu lenken ... naja, wenigstens die Lokalpresse beachtete diese Dinge ... das hatte was.
Wir brauchten gar nicht lange nachzudenken, denn das hatte der Chef schon für uns getan. Ja, weil der gallische Comic-Häuptling Majestix von seinen Mannen immer als Chef bezeichnet wird und sich ganze Reihe von uns mit diesen gallischen Comic-Figuren identifiziert werden, konnte Hans Klipp als ständiger Anführer in allen Situationen eben nur Majestix darstellen. Obwohl sich seine hagere Langläufer-Gestalt absolut dafür nicht eignete.
Sei vielleicht erwähnt, dass ich die Identität eines gewissen Barden habe, der über die Qualität seines Gesanges eine ganz andere Meinung hat als das Publikum und Werner durch eine damals absolute Ähnlichkeit mit der gezeichneten Figur des Geheimagenten Nullnullsix ebenfalls eine Identität als Gallier hatte. Wobei ich da eine lustige Episode aus den berühmt-berüchtigten Wochenenden in Wallenstein einflechten muss, wo wir nicht nur Pfingsten, sondern auch sonst gelegentlich am Wochenende unsere Zelte aufschlugen. Wenn ich mich nicht irre, war damals auch der Herausgeber des Zauberspiegel mit dabei und hat natürlich in der Rolle eines gewissen Herrn, der nicht dick sondern nur etwas vollschlank ist, mitgemacht.
Wir wollten einen Gallischen Abend machen.. und dabei natürlich den Zaubertrank brauen. Mein Bruder Peter, berühmt und berüchtigt für seine Kochkünste und damalige Vorliebe für Tee stellte den Druiden Miraculix dar, der den Trank braut. Einen mächtigen Einmachtopf hatten wir auch beschafft. Ein stilvoller Kupferkessel war nun mal nicht zur Hand und es ging auch so.
Aus einer Kräuterhandlung hatte Peter klein gehackte Misteln beschafft, die ja nicht fehlen dürfen. Ansonsten war der Grundstoff des Zaubertranks Wein aus den Flaschen mit einem Volumen von zwei Litern. Dazu wurden verschiedene Teesorten hinein gestreut und was weiß ich noch, was Peter damals alles dabei hatte. Dazu Zitronensaft und natürlich Rum die billigste Sorte, die eine bekannte Lebensmittelfirma mit dem A als ersten Buchstaben anzubieten hatte.
Ja, so brodelte also der Zaubertrank im Kessel über einem lodernden Feuer, der Druide rührte mit einer großen Schöpfkelle darin herum und war der Meinung, wenn man um diese Jahreszeit schon keine Erdbeeren zur Hand hätte oder einen Hummer, der den Trank noch schmackhafter machen würde (Asterix-Leser wissen was ich meine der Rest wird es ohnehin nicht begreifen) dann gäbe es da einen besonderen Saft, der zur Verfeinerung beitragen würde.
Eigentlich sollten nur einige Tropen in den brodelnden Sud hinein, es wurde aber dann die halbe Flasche. Dann wurde eine volle Kelle des Gebräus aus dem Kessel gehoben. Wer den Asterix-Band »Kampf der Häuptlinge« gelesen hat, kennt den Spruch, der jetzt immer wieder und wieder kam.
»Kostet einmal, mein Herr«.
Ja, es wurde gekostet und festgestellt, dass der Zaubertrank noch nicht die nötige Würze hatte, um übermenschliche Stärke zu verleihen. Kein Problem. Es war ja noch Rum in der Flasche. Schütt, rein mit dem Zeug. Und dann hieß es wieder: »Kostet einmal, mein Herr«.
Hmmmm. Schon besser. Aber sicher noch nicht genug der köstlichen Zutat. Aber es waren ja mehrere Flaschen Rum da. Und auch vom Wein hatten wir noch einige Flaschen. Also wurde wechselweise mal aus den Weinflaschen, mal aus den Rum-Flaschen nachgeschüttet und weiter umgerührt. Selbstverständlich war auch genug Zucker im Gebräu, was bekanntlich den Alkohol noch verstärkt.
Die Damenwelt hatte sich zurück gezogen, um Mädchenprobleme zu diskutieren und uns nur aufgetragen, ihnen dann was von unserem Zaubertrank zu bringen, wenn er fertig war. Das hatten wir auch versprochen. Aber erst dann, wenn die Kreation nach unserer Zufriedenheit gelungen sei.
Und das dauerte seine gute Weile. Denn acht oder neun trinkgewohnte Helleber umstanden das Feuer mit dem Kessel und die Kelle mit dem dampfenden Gebräu kreiste. »Kostet einmal, mein Herr. Natürlich, das Zeug schmeckte mit jedem Schluck besser. Aber dennoch wurde auf immer stärkere Verfeinerung gedrungen. Und so wurde entweder Wein nach geschüttet, wenn der Topf leer zu werden drohte, oder eben Rum, um dem Gebräu wieder das nötige Aroma zu verleihen.
Irgendwann kamen unsere Mädels zurück und was noch im Kessel war, hatte vielleicht die Höhe eines Fingernagels.
»Wir haben Wein getrunken...« und »Jeder nur einen wänzegen Schlock« wurde aus Heinrich Spoerls »Feuerzangenbowle« zitiert. Der Kessel war so gut wie leer, die Herren der Schöpfung so gut wie voll. Noch nicht ganz, denn man saß noch zusammen und es passierte eben jenes Ereignis, von dem es zwei Versionen gibt, weil ich der absoluten Überzeugung bin, dass mich einer voll gestoßen hat und ich so mit einem Salto mortale rückwärts die Böschung herab in den Fischteich gefallen bin. Aller anderen behaupten natürlich fälschlicherweise (meine Meinung) ich wäre so besoffen gewesen, dass ich von alleine gefallen wäre. Nun, ich kann es wirklich nicht mehr rekonstruieren.
[HHva sagt dazu: Ich saß Rolf gegenüber. Und keiner hat ihn gestoßen. Einer kippte mit seinem Stuhl und Rolf murmelte: »Das kann ich auch« und er rollte sich mit seinem Stuhl nach hinten ab und schaffte komplette 360°, denn er saß auf seinem Stuhl im Wasser. Keine Meinung, Tatsache]
Jedenfalls tauchte ich wie der Apoll vom Bikini-Atoll aus der trüben Brühe wieder auf und fluchte wie ein Prälat, der den Messwein verschüttet. Gemeinerweise musste ich dann noch zwei Mal zurück in die Brühe, weil erstens mein Stuhl noch drin lag und zweitens mein Hut auf dem Wasser schwamm. Das war schon lange die Zeit, wo wir alle durch Werners Passion angesteckt waren und in Western-Klamotten rumliefen.
Was danach kam? Sonderbare Frage. Wir hatten zwar keinen Wein mehr, aber noch genug Bier und hatten diesem schon wieder reichlich zugesprochen, als die Sache mit dem Salto und dem unerwünschten Bad passierte. Ich bin kurz ins Zelt, habe die nassen Sachen aus- und trockene angezogen und dann ging es wieder raus, weil ja noch genügend Bier vorhanden war, das getrunken werden musste.
Ach ja, das waren die alten Zeiten. Auch wenn ich hier Werners Aktivitäten nicht hervor heben kann aber er war immer mit dabei. Und von den Sachen, die sich im Schatten der Burgruine von Wallenstein zugetragen haben, werde ich sicher noch manches Stücklein erzählen wobei es immer lustig zuging und in den seltensten Fällen kein Bier mit im Spiel war. Damals haben wir uns ausgetobt Werner und ich auch. Und als wir dann geheiratet haben, wurden wir richtig seriöse und brave Ehemänner. Doch das ist alles eine andere Geschichte.
Denn wir sind immer noch am Anfang der Blumen-Stafette, auf deren Idee Hans Klipp die Copyrights hat. Was aber ist darunter zu verstehen? Nun, Stafetten werden gelaufen und wie ich letztlich so erzähle, waren wir ja alle mehr oder weniger aktive Langstreckenläufer. Auch wenn ich meinen ersten Marathon-Lauf ein Jahr später machte ich war sogar beim Team der Blumen-Stafette als Läufer mit dabei.
Ja, was war das denn nun? Die Bundesgartenschau 1981 fand in Kassel statt und nach jahrelanger Vorbereitung hatte man auf der anderen Fuldaseite, dem Aue-Park entgegengesetzt, ein großes Seen-Gelände geschaffen, das damals zusammen mit der Aue das Gartenschau-Gelände ausmachte und heute für die Kasseler Bevölkerung das absolute Freizeit-Gelände mit Badeseen ist.
Die Bundesgartenschau davor fand vier Jahre vorher in der damaligen Hauptstadt Bonn, der Bonn-deshauptstadt, stand. Die Blumen Stafette sollte aus acht Läufern und zwei Läuferinnen bestehen (mehr von unseren Lauf-Mädels hätten das damals noch nicht durchgehalten) und im ursprünglichen Gedanken von Hans von Bonn aus loslaufen und nach einem Läuferwechsel von jeweils 10 bis 15 Kilometern einen Blumenstrauß von dort nach Kassel bringen, der zur Eröffnung dem Bundespräsidenten Karl Carstens überreicht werden sollte.
So weit die Idee, die wirklich eine gute Idee war und von der Art her auch eine sportliche Herausforderung. Natürlich würde das ganze Langlauf-Team, das schon beim Treppenlaufen und Sänftetragen mit aktiv war, wieder dabei sein. Natürlich unser Masseur, unsere Lauf-Mädchen, die an der strecke mit Sammelbüchsen wieder für den Kinderschutz sammeln würden und natürlich Werner Kurt Giesa, der wieder im weißen Anzug mit Zylinder und Spazierstock samt Megaphon wie der Zirkus-Direktor das hochverehrte Publikum auf das Ereignis aufmerksam machen sollte, über was die Presse schon berichtet hatte und was dann auch teilweise Life im WDR-Fernsehen zu sehen war.
Ja, es war geplant, den Lauf nicht zu unterbrechen, weil das die sportliche Leistung gemindert hätte. Aber es war wie beim Sänftetragen. Die Organisation riss der Vorstand des Vereins an sich und so wurde es zwar nicht das von Hans Klipp angedachte Ereignis, bei dem eine sportliche Leistung gezeigt wurde, sondern eine Art Show, die zwar einigen Widerhall in der Presse fand, uns von der Läufer-Ethik absolut nicht zufrieden stellte.
Dennoch war es eine tolle Aktion, diese drei Tage, in denen ein Blumenstrauß fast durch die damalige Bundesrepublik von West nach Ost getragen wurde. Und wenn ich mir die alten Fotos und Dias betrachte, Werner war in seinem weißen Anzug unübersehbarer Mittelpunkt, wenn der Begleitbus hielt, wenn er als erster ausstieg und hinter ihm unsere Mädels im Vereins-Trikot mit den Sammelbüchsen ausschwärmten...
Aber wie das alles ablief, darüber erzähle ich in einer Woche weiter ...
Kommentare
Zum, "Ihr-wisst-schon-wie-der-heißt" Barde aus dem kleine gallischen Dorf: da hoffe ich mal das bei den Hellebern kein "Fischliebhaber" dabei war - vor allem keiner mit Fliegenden Fischen!
Ach ja, das "Zaubertrankrezept" bitte mal veröffentlichen... es steht doch dem nächst Silvester und das ZSP ins Haus. Ich denke mal, da werden gerne die Leute von fern und nah anreisen um zu "kosten"! %-)
was habe ich wieder beim Lesen gelacht! Das müssen ja tolle Zeiten gewesen sein.
An die Buga kann ich mich noch erinnern, wenn es auch keine gute Erinnerung ist. Ich war noch ein Kind und meine Tante schleifte mich bei strömendem Regen im Schweinsgalopp über das Gelände. Ich hatte lange Zeit danach keinerlei Verlangen, überhaupt noch mal Blumen zu sehen. Das Wort Buga konnte einem aber bei der aggressiven Reklame und Berichterstattung aber auch wirklich zum Hals heraushängen.
Das Seen-Gelände an der Fulda, das muss nahe bei dem Gebiet sein, wo ich mal in voller Rittermontur mit Helm, Kettenhemd, Schwert und Schild durch das FKK-Gelände geirrt bin und die Nacktärsch kiebig wurden.
So was einmaliges ist dein Stuhlsalto aber auch nicht! Ich habe mal unfreiwillig einen Salto rückwärts über das Sofa gemacht und bin wieder auf die Füße gekommen, bevor ich überhaupt wusste, wie mir geschah. Ein andermal sind mir die hinteren Stuhlbeine im weichen Erdreich versackt und mich zur Freude der Anwesenden ganz unverhofft in die Rückenlage gebracht, Arme und Beine himmelwärts gereckt. Weiter kam der Stuhl dann nicht, weil dessen Beine ja tief im Boden staken.
Und dann habe ich mir den Hut auf dem Teich schwimmend vorgestellt. Da kriege ich gleich wieder einen Lachanfall - und die Erinnerung an einen Nachttopf, den ich mal habe schwimmen sehen (war gar kein lustiger Anlass, sondern Hochwasser und der Topf schwamm im Erdgeschoss eines gefluteten Hauses von Zimmer zu Zimmer). Aber nee, die Vorstellung von dem Hut treibt mir, warum auch immer, die Lachtränen in die Augen.
Werner hatte mal auf eine Busfahrt nach Italien plötzlich den Romantitel "Leichenwind" im Hirn. Den schrieb er sich sofort auf - wusste damals noch nicht, was er da überhaupt machen wollte. In der damaligen Zeit war das natürlich ein Titel, die die Aufmerksamkeit der Bundesprüfstelle geweckt hätte. Also wurde der Titel "Leichenwind" durch "Todeswind" ersetzt - was zwar "billig" und nach "Routine-Roman" klang - aber man meinte eben damals dadurch Problemen aus dem Weg zu gehen. W.K.Giesa nahm die Sache achselzuckend - wichtig war der Honorar-Scheck. Schließlich war er damals, obwohl immer noch Student in Paderborn, schon Voll-Profi als Roman-Autor.
Zamorra lese ich erst seit 1986 regelmässig (das war so um die Nummer 350 herum, wo Bill Fleming starb). Seit 11 Jahren lebe ich in Brasilien und habe mir im Laufe von 6 Jahren von einem deutschen Sammlerfreund nach und nach alle Hefte schicken lassen, so dass ich derzeit vermutlich über die einzige komplette Sammlung in Südamerika verfüge (aber wer weiss, vielleicht gibt es hier ja noch mehr Zamorranostalgiker). Meine eigenen Hefte mussten leider in Österreich verbleiben.
Ich habe ein wenig Schwierigkeiten mit der Forumsnavigation. Gibt es noch mehr Teestunde-mit-Rolf Artikel und wenn ja wie finde ich die?
Grüsse aus Sao Paulo (wo alle dem morgigen Match gegen Kolumbien entgegenfiebern)
Gunter
Viel Glück für Brasilien im Match gegen Kolumbien- wie hoffen ja, das Deutschland heute Abend gegen Frankreich gewinnt. Grüße nach Sao Paulo - in der Cyber-Welt "Second Life" habe ich viel Kontakte mit Leuten aus Brasilien - notfalls kann mein Übersetzer Portugisisch - aber rund um die Welt komme ich da mit Englisch gut klar.
Beste Grüße aus Deutschland
Rolf W. Michael