»Titanic« und kein Ende
Moin Rolf,
»Titanic« und kein Ende ...
Sehr detailliert ist das Buch »Die Titanic-Verschwörung«. Das war vor Jahren ein absoluter internationaler Bestseller, weil hier die Verschwörungstheorie im Zentrum stand, dass es nicht die Titanic war, die gesunken ist, sondern ihr Schwesterschiff, die Olympic. Und dass der Schiffsuntergang vom Direktorium der White-Star-Line als ein gigantischer Versicherungsbetrug geplant war.
Selbst der eigentliche Autor des Buches distanziert sich in seinem Vorwort von dieser mehr als abenteuerlichen Theorie. Ein Gedankengebilde, das durch ähnliche Fakten untermauert wird wie die Theorie, dass man das World-Trade-Center gesprengt habe und die in die Türme einfliegenden Flugzeuge nur ein Ablenkungsmanöver waren, um diese Art schnellen Abbruch von Gebäuden zu vertuschen. Ich verzichte hier drauf, im Falle World-Tade-Center irgendetwas zu sagen. Alleine, dass man davon ausgeht, dass die Piloten von zwei Flugzeugen in gewisser Weise auf Bestellung in den Tod geflogen sind, ist in meinen Augen völlig absurd.
Und besonders gläubige Leute haben ja auch im Rauch die Fratze des Teufels erkannt - ich habe ein Bild, wo man mit viel Phantasie in einer Qualm-Wolke tatsächlich so was wie einen stilisierten Teufel erkennen kann. Das ist genau so ein schönes Schauer-Märchen wie jenes, dass der Tod in eigener Person auf der Titanic mitgefahren ist.
Es gibt unheimlich viele Legenden um dieses Schiff. Und seit hundert Jahren rätseln Laien und Wissenschaftler um den wahren Grund des Untergangs. Der Bug des Wracks hat sich so tief in den Schlick des Meeresbodens eingegraben, dass das Leck - oder vermutlich mehrere Lecks - so tief unter dem Sand liegt, dass man dieses Rätsel nie richtig lösen kann, sondern eben nur alle Fakten sammeln und dann mit Hilfe der Mathematik und Physik Vermutungen anstellen kann.
Schlaue Leute haben sogar nach der Zeit, die das Schiff brauchte um im beschädigten Bug-Teil vollzulaufen, berechnet, dass die Summe der Lecks nicht größer war als eine oder anderthalb Schreibtischplatten.
Eins dürfte jedoch klar sein: Auch wenn die Stahlplatten der Titanic im Verhältnis zu ihrer Größe recht dünn waren und man inzwischen auch weiß, dass eben dieser Stahl nicht gerade die erste Qualität war, sie waren doch stark genug, dass die von den Kanten eines Eisberges nicht zerschnitten werden konnten.
Was beim Zusammentreffen mit dem Eisberg passiert ist, hätte theoretisch auch am Pier von New York passieren können. Denn bei den Zwischenanlandungen in Cherbourg und in Irland lag das Schiff draußen auf Reede und die neuen Passagiere wurden mit sogenannten Tendern, kleineren Schiffen, zum Ozeanriesen hinüber gebracht, wo sie durch eine Tür ganz unten in der Schiffswand einstiegen, durch den in Southampton die Passagiere der dritten Klasse eingestiegen waren.
Dass die White-Star-Linie die beiden Schiffe vertauscht hatte, weil die Olympic bei der Probefahrt unter dem Kommando von Captain Smith eine Kollision mit dem englischen Kriegsschiff Hawk hatte und man sich auf die Art neben dem Sparen kostspieliger Reparaturen für den Dauerbetrieb auch noch eine fette Versicherungsprämie sichern wollte, dürfte ein cleverer Einfall eines »Titanic«-Experten sein, der sich bewusst war, mit dieser Verschwörungs-Theorie viel Geld zu verdienen.
Hätte Josef Pelz von Felinau so weit gedacht, hätte er für sein Titanic-Buch ein weiteres Märchen von der letzten Fahrt des Legenden-Schiffes gehabt.
Es war keine Berechnung geldgieriger Kaufleute in den Kontoren der White-Star-Line, sondern eher der berühmte Sechser im Lotto, dass die Titanic in dieser Nacht gerade mit einem Eisberg dieser Größenordnung kollidiert ist. Eine minimale Kursabweichung durch unkorrekte Berechnung der Position (wie die unkorrekte Position, die dann im SOS-Ruf angegeben wurde) und es hätte nicht mal einen Eintrag ins Logbuch gegeben.
Dass Eisberge in der Nähe waren, wussten Captain Smith und alle seine Offiziere genau so wie die Männer im Krähennest - dem Ausguck am vorderen Mast. Auch wenn Funker Phillips den Funkspruch der nur zehn Meilen im Eisfeld liegenden »Californian« nicht unterbrochen, sondern aufgenommen hätte, würde es sicher auf die Geschwindigkeit und den Kurs keinen Einfluss gehabt haben. Zumal Captain Smith am Morgen des 14. April - also am Tag der Kollision, den Kurs weiter südlich gelegt hatte, um das von der »Mesaba«, der »Frankfurt« und anderen Schiffen gemeldete Treibeisfeld zu umfahren.
Es ist also nicht so, als ob der Kapitän nicht äußerste Sorgfalt hätte walten lassen. Und auch, wenn er zum Zeitpunkt des Zusammenstoßes in seiner Kabine war - die kommandierenden Offiziere auf der Brücke hatten ebenfalls das Kapitäns-Patent für Große Fahrt und das ist auf See so was wie ein Führerschein für Trucks - damit kannst du alles, was Gummireifen hat, fahren.
Der Gedanke, dass man bewusst auf einen Eisberg aufgelaufen wäre, damit im Londoner Büro von Lloyds mal wieder die Glocke läuten kann, ist einfach absurd.
Wie, von schwarzmagischen Zauberkräften mal abgesehen, schafft man so einen Eisberg genau auf den Kurs eines Schiffes, das man versenken will, um die Versicherung zu kassieren? Und weder William Murdock, der Erste Offizier, der zur Zeit der Kollision auf der Brücke stand, noch Captain Smith selbst waren finanziell darauf angewiesen, durch Bestechung Kommandos für eine Kollision zu geben.
Beide sind mit der Titanic untergegangen. Wäre das Schiff bewusst auf diese Art versenkt worden, dann hätte sich Murdock garantiert schon von Anfang an einen Rettungsweg geschaffen. Denn dass nicht genug Rettungsboote vorhanden waren, wusste sogar die Schwarze Gang, also die Heizer im Bunker. Wobei allerdings nach den damaligen Vorschriften britischer Behörden mehr Rettungsboote auf der Titanic waren als vorgeschrieben waren.
Hätte William Murdock als wachhabender Offizier durch seine Kommandos die Katastrophe bewusst herauf geführt, hätte auf jeden Fall Matrose Hitchens, der zu der Zeit am Ruder stand, sehr schnell bemerkt, wenn der Erste ihm das Kommando gegeben hätte, das Schiff gegen den Eisberg zu lenken. Und auch einer der Männer im Ausguck sagte, als sie am Eisberg vorbei waren: »Das war eine scharfe Rasur«. Im Krähennest hatten sie vom Zusammenstoß nichts bemerkt.
Die Alternative zum von Murdock kommandierten Ausweichmanöver wäre ein frontaler Aufprall gewesen - also mit dem Bug in den Eisberg direkt hinein. Einige Jahre vorher war das bei dem Dampfer »America« passiert. Der Bug war zwar völlig eingedrückt, aber das Schiff kam aus eigener Kraft in den nächsten Hafen.
Natürliche wären bei einer Frontal-Kollision gegen den Eisberg viele Menschen im Vorschiff getötet worden. Denn hier lagen die Kabinen der Männer aus der Dritten Klasse. Die Frauen und Kinder hatte die Schiffsführung aus Gründen der damaligen "Moral" in den Kabinen am Heck untergebracht. Bei einem solchen Zusammenstoß wäre der Bug der Titanic zwar völlig eingedrückt worden - aber das Schiff hätte sich über Wasser gehalten, weil dann eben nur zwei oder drei Schott-Kammern überflutet worden wären.
Allerdings hätte sich Murdock die Frage gefallen lassen müssen, warum er dem Eisberg nicht ausgewichen wäre - was er ja auch versucht hat. Und - es haben ja auch nur zwei oder drei Sekunden gefehlt, wie schlaue Experten errechnet haben. Zwei oder drei Sekunden früher die Kommandos von der Brücke und die Katastrophe wäre ein Eintrag ins Logbuch wert gewesen. Möglich, dass danach die Geschwindigkeit etwas gedrosselt worden wäre. Aber außer dem Kapitän und den Offizieren hätte sonst niemand an Bord davon etwas mit bekommen.
So aber kamen viele Sachen zusammen. Durch das abrupte Abdrehen nach Backbord (der Eisberg lag an Steuerbord, also rechts - dennoch ist Murdocks Kommando »Ruder hart Steuerbord« vom Nautischen her korrekt) wurde das Heck zu zum Schlingen gebracht, dass der Schiffsrumpf nicht am Eisberg lang schrammte und es aufriss, sondern dass der Rumpf mehrfach gegen das glasharte Eis unter der Wasserlinie schlug. Und dann passierte es, dass an bestimmten Stellen die Nieten platzten, von denen die Stahlplatten zusammen gehalten wurden.
Von allen Experten-Theorien erscheint mir das logisch. Denn das Schiff war neu und das Metall noch nicht richtig ineinander verwachsen. Für das menschliche Auge nicht sichtbar gab es also während der Fahrt im ganzen Stahl und Eisen des Schiffskörpers Bewegungen. Diese Geräusche waren das legendäre Weinen der Titanic. Heute werden die Stahlplatten eines Schiffes zusammen geschweißt und auf diese Art fest verbunden.
Auf diese Art wäre es heute nicht mehr möglich, durch ein solches Aufprallen wie damals bei der Titanic einen Schiffskörper zu beschädigen. Folgt man diesen Überlegungen, so ist der Grund für den Untergang des Schiffes eine Reihe von ineinander verketteten Fehlentscheidungen, Ungenauigkeiten, Sparen bei der Materialbeschaffung an der falschen Stelle und einer Serie von Schlampereien bei den Bauarbeiten des Rumpfes.
Die Original-Baupläne des Schiffes und der größte Teil des Schriftverkehrs der Material-Beschaffung sind bei einem Bombenangriff im zweiten Weltkrieg verloren gegangen. Doch als das Wrack gefunden wurde, erkannten Experten anhand der Untersuchungen mit den speziellen Tauchbooten, dass man für das Schiff nicht gerade den besten Stahl und auch nicht die besten Nieten genommen hat.
Die Schuld an der Katastrophe, die beide Seegerichte in den USA und in England auf Captain Smith schoben, muss hier wohl doch mehr den Planern, Einkäufern und dem Direktorium der White-Star-Line gegeben werden. Inwieweit Bruce Ismay, der Präsident der Reederei und diverse Geldgeber für den Bau des Schiffes hier in die Verantwortung genommen werden müssen, wird sich nie ganz klären lassen.
Allerdings kann Captain Smith von einer gewissen Teilschuld nicht ganz frei gesprochen werden. Wie es im Himmel nur einen Gott gibt - so gibt es auf dem Schiff nur einen Kapitän - und was der sagt, ist genau so, als hätte der Allmächtige selbst gesprochen. Dass er von Bruce Ismay, dem Präsidenten der Reederei, genötigt oder gar gezwungen wurde, »volle Kraft« zu fahren, passt nicht so ganz. Es war die letzte Fahrt des Kapitäns - vermutlich hätte William Murdock - oder der Leitende Offizier Wilde die Titanic als Kapitän von New York zurück nach England gebracht.
Nein, Captain Smith wollte auf seiner letzten Fahrt noch mal zeigen, was er konnte und dass unter seiner Führung das Schiff einen halben oder vielleicht sogar einen ganzen Tag früher in New York war. Wobei die Titanic am Anfang nicht einmal wirklich volle Kraft fuhr. Das wäre genau so, als ob man mit einem nagelneuen Auto direkt vom Händler sofort einige hundert Kilometer volle Kanne fährt. Ob Automotoren oder die Triebwerke eines Ozean-Riesen - es sind Maschinen, die eingefahren werden müssen. Und so wurden die Kessel des dritten Schornsteins der Titanic erst am letzten Tag gefeuert - was dann die Geschwindigkeit ausmachte, die zum Unglück führte.
Ach ja, die Titanic hatte ja vier Schornsteine. Nun, der Vierte war zur Zierde da, weil es besser aussah. Eine reine Attrappe. Und dass die Titanic den Geschwindigkeits-Rekord brechen sollte, ist eins der vielen Märchen. Sie sollte nicht das schnellste, aber das komfortabelste Schiff sein, das auf der Atlantik-Route den meisten Luxus bot.
Als Kind habe ich den deutschen schwarz-weiß-Film »Titanic« gesehen, der nach dem Buch von Pelz von Fehlinau gedreht wurde. Darüber habe ich bei den Hintergründen des Exposés schon einiges erzählt. Der dritte Offizier heißt im Film Petersen ist natürlich ein aufrechter Deutscher. Natürlich überlebt Petersen genau so wie jener »Dritte« Herbert Pittmann, der denn auch zu Fehlinaus Buch als Begleittext schrieb, es habe sich alles genau so abgespielt - er sei schließlich dabei gewesen. Klar, im Roman spielt Petersen - Pittmann die Heldenrolle - die Realität war vermutlich etwas anders. Und ich denke, für diese Worte wird Mister Pittmann ein ganz nettes Sümmchen eingestrichen haben, weil so was richtig verkaufsfördernd ist. Im Film »Die letzte Nacht der Titanic«, eine Schwarz-Weiß-Produktion aus den 50gern nach dem ersten umfassenden Sachbuch von Walter Lord hat Joseph Boxhall, damals vierter Offizier der Titanic als Überlebender beratend mitgewirkt.
Boxhall hat auch recht konkrete Aussagen vor dem Untersuchungsausschuss gemacht - was ihm in Reeder-Kreisen dann nicht viele Freunde machte. Andere Offiziere wie der »Zweite« Charles Lighttoller haben versucht, die Reederei und Präsident Ismay zu entlasten, die von der amerikanischen Presse bereits während der Untersuchung als Sündenböcke für das Unglück aufgebaut wurden.
Ich habe die Protokolle der amerikanischen Untersuchung in meiner Bibiothek mit den Original-Aussagen von überlebenden Passagieren, der Mannschaft und der Offiziere - und dazu die Aussagen von Captain Rostron von der »Carpathia« die zuerst am Unglücksort war.
Auch diese Aussagen bilden eine Grundlage der Legenden um die Königin der Ozeane. Die Haupt-Legenden über die Titanic erfanden jedoch die Presse-Leute der Zeitungen. Sie interviewten die Überlebenden und je phantastischer deren Aussage war, umso besser zahlte man dafür. Ganz klar, dass die wenigen Überlebenden der Mannschaft und der Passagiere aus der dritten Klasse hier eine Chance sahen, etwas Geld zu verdienen.
Diese Passagiere hatten alles außer ihrem Leben verloren - und den Geretteten der Mannschaft zahlte die White-Star-Line nur bis zum 15. April morgens um 2,20 Uhr ihren Lohn. Denn danach war das Schiff untergegangen und die Heizer, Matrosen, Stewards und sonstige Crew haben ja dann für die Reederei nicht mehr gearbeitet.
Dann wurde von den Reportern zu den Aussagen der Geretteten noch etwas dazu erfunden - und so entstanden die Legenden der Titanic. Auch jene Schauer-Romanze, dass der Tod in eigener Person an Bord des Schiffes mit fuhr. Dieses Märchen hat dann nicht nur Pelz von Fehlinau für sein Buch aufgegriffen, sondern ich auch für den Roman »Das Meer wird dein Leichentuch«, den der Kelter-Verlag dann als »Gaslicht« gebracht hat. Davon habe ich schon berichtet - hier aber noch einen kleinen Hintergrund.
Das Madeleine Astor schwanger war, ist bekannt. Ihre Zofe hieß tatsächlich Bidois und ist auch mit ins Boot gegangen. Leider habe ich unter der Passagier-Liste diesen Namen ohne Vornamen nur als Miss Bidois gefunden. Aber wir hatten am Tag, als ich den Roman begann, im Ordnungsamt einen Antrag für das neue Eiscafè »Danielle« in der Kasseler Königsstraße. Und deshalb hieß dann Madeleine Astors Zofe in meinem Roman Danielle Bidois. Wer will - der Roman ist im Zauberspiegel zu lesen.
Die Idee für das Heft ist ja eigentlich eine Art Abfallprodukt vom »Diamant der Ewigkeit«, in dem der Tod an Bord der Titanic eine Nebenhandlung sein sollte. Wäre der Roman realisiert worden, dann wäre das eine Oper geworden, zu der ich vermutlich 800 Seiten gebraucht hätte. Denn die ganzen geschäftlichen Querverbindungen Astors und seine rücksichtslose Art, Geschäftsleute zugrunde zu richten, sind im Exposè noch nicht richtig aufgezeigt worden. Und auch die Geschichte des Diamanten und des Versteinerten Gebets wäre in Einzelkapiteln zwischen der laufenden Handlung ein Buch im Buch geworden.
Ich vermute, die Absagen - wenn die Verlage, zu denen ich es geschickt habe, überhaupt geantwortet haben - kamen daher, dass man sich eben in den Verlagen nicht mit langen Exposès beschäftigt [die Verlage haben die ganz lange Fassung des Exposés nur auf Nachfrage gesehen. Es gab eine komprimierte Fassung, Anmerkung hva]. So was zu lesen kostet Zeit - die man ja für andere Dinge braucht - und wenn man nur selbst schreibt.
Zudem sind das Expo und die Hintergründe zum »Diamant der Ewigkeit« ja so gefasst, dass man es nicht einfach quer lesen kann - weil man dann nichts begreift. In den Verlagen wird aber gern quer gelesen - wie ich selbst erlebt habe. Ist dann eine Auftrag erst mal erteilt, dann erscheint auch das Buch - der Leser wird es schon kaufen. Wenn nicht - die Kalkulation der Verlage lässt es zu, dass man selbst bei den Remittenden - also dem Wühltisch im Kaufhaus - noch was verdient.
Als damals meine beiden Hardcover »Die Chattensaga« und die »Mittelalter-Geschichten« in Remission gingen, bekam ich sie vorab für den Preis angeboten, mit dem man vom Verlag die Reste an den Buchhandel abgibt. Nein, ich sage nicht, was ich - und somit auch der Handel - bezahlt habe - es war aber nur so viel, dass ich mir von jedem Buch noch mal hundert Exemplare habe kommen lassen. Die Restauflage war dann für den halben Preis in einer Kasseler Buchhandlung innerhalb von drei Tagen verkauft.
Allerdings - dort lagen die Bücher so, dass die Leute sie sehen konnten - und nicht als Einzelstück im Regal, wo nur der Buchrücken zu sehen war. Ja, und weil die Rechte an diesen Romanen an mich zurück gefallen sind, könnt ihr sie eben heute ganz umsonst im Zauberspiegel lesen.
Die Kommentare zum Exposè vom »Diamant der Ewigkeit« sind natürlich Balsam für meine Seele. Ja, ich hätte die Story gern geschrieben - wie so viele andere Sachen, die ich euch sicher hier noch zu lesen gebe, wenn sich kein Protestgeschrei erhebt, dass ihr die Nase voll habt, dass ich euch mit Konzepten füttere, die schon kein Verlag haben wollte.
Vielleicht hätten die Verlagsleute es ja gewollt - wenn sie es gelesen hätten. Und wenn so um das Jahr 2110 jemand zufällig die Daten vom Zauberspiegel findet samt dem Expose vom Diamant hat er gern meine Erlaubnis, zum 200järigen Schiffsuntergang die Story zu schreiben. Vorher wird sich kaum jemand noch für das Thema interessieren.
Wenn man einen "Namen" hätte als Bestsellerautor, wäre das kein Thema gewesen und der Roman erschienen. Aber auf ein solch umfangreiches Projekt lässt sich kein Verlag so leicht ein. 800 Seiten sind viel Holz
Einen Namen haben ... Womit wir wieder bei unserem Haupt-Thema wären. Die Schriftstellerei, W.K.Giesa, die alten Zeiten und dann auch der schon lange angekündigte Rabe ...
Der oben genannte Satz hat schon Werner immer zur Weißglut gebracht. Er hatte jede Menge Konzepte für Science-Fiction-Romane und machte immer wieder Vorstöße bei Verlagen. Stets die gleiche Antwort: »Ja, wenn sie einen Namen hätten, Herr Giesa ...«.
Werners Fans haben das damals nicht begriffen und begreifen es heute nicht. Aber es war so. Werners Name stand nirgendwo gedruckt. Nur die Namen Robert Lamont, Mike Shadow und andere Pseudonyme standen auf den Heften - Ausnahmen gab es nur bei den Perry-Rhodan-TBs. Aber auch wenn wie heute die Original-Namen auf den Romanen gestanden hätten - dann wäre der zweite Satz gekommen, der nicht nur Werner sondern alle aus der Branche in Wut brachte.
»... denn Sie schreiben doch nur Hefte « womit das nur eben besonders betont wurde.
Als wir mal bei einem Besuch in Kaltern darüber diskutierten und mir als Bezeichnung für unsere Romane der Begriff unsere Werke einfiel, meinte Kurt, das wäre genau das richtige Wort. Es ist vielleicht wenig Kunst am Heftroman - aber es ist echte Arbeit, die weder von der literarischen Qualität noch von der Bezahlung her so honoriert wird, wie sie es verdient.
Die Romanhefte und Comics bezeichnete man früher als Schund- und Schmutz-Literatur und ließ nur gelten, wo vorn und hinten ein dicker Einband drum war. Auf den Inhalt kam es weniger an.
Wenn irgend jemand den Chef eines Verlages, ob Groß- oder Klein-Verlag, beschwatzen kann und der verlegt dann nicht den Text nicht, sondern macht ein dünnes Bändchen mit zeitgenössischer Lyrik und zwei harten Buchdeckeln drum - dann ist das Literatur und man hat als Schriftsteller einen Namen. Schreibt aber jemand Romanhefte und will die als Beweis seines schriftstellerischen Erfolges vorlegen - naja, das ist wohl kein Vergleich in den Verlags-Etagen. Da ist man als Heft-Autor das gleiche, was der Paria in der Gesellschaft Indiens ist. Sie dürfen zwar leben - aber man will besser nichts mit diesen Leuten zu tun haben. Was soll die Szene denken, wenn man sich mit solchen Leuten abgibt, die Romanhefte schreiben ...
Aus der Heft-Szene gibt es meines Wissens nur wenige Vertreter, die es geschafft haben, wirklich richtig aus dem Schatten des Heftes heraus zu treten und auch in Kreisen sogenannter etablierter Verlage anerkannt zu werden. Einer von ihnen ist der für seine historischen Romane bekannte Hans Kneifel, der mit seinen Atlan-Zeit-Abenteuer-TBs bei Perry Rhodan schon mal Fingerübungen für Historische machte. Und ein weiterer ist der immer wieder als Paradebeispiel für den Aufstieg aus dem Heft-Sumpf ins Literaten-Walhall bekannte Wolfgang Hohlbein.
Wobei man ja sagen muss - Ehre, wem Ehre gebührt. W. Hohlbein ist genau das, was man als einen fleißigen Autoren bezeichnen kann. Man muss sich nur ansehen, in welchem Erscheinungsturnus seine Bücher pro Jahr gekommen sind.
Dass hierbei auch Überarbeitungen vergangener Heftromane den Weg zwischen Buchdeckel gefunden haben, ist nur natürlich. Auch wenn das natürlich nicht an die große Glocke gehängt wird.
Aber warum auch nicht, das, was man damals nach den Gesetzen des Heftromans schreiben musste, noch mal richtig als anspruchsvolles Buch auszuarbeiten?
Sollte ich heute meine alten Romane aus der Bastei-Fantasy-Serie noch mal bringen, wäre auch dafür eine General-Renovierung fällig. Und zwar viel intensiver als damals die notwendige Überarbeitung für die Präsentation beim Internet-Verlag Readers Planet. Da habe ich alle Ideen raus genommen, die Werner in das Konzept mit eingebracht hat - einschließlich des Namens Straße der Götter. Das musste ich, weil Werner natürlich alle seine Ideen für die Bastei-Fantasy-Serie aus dem Zamorra rausgenommen hat.
Namen und Begriffe einer Serie sind aber von den Verträgen her Eigentum des Verlages - weshalb ich auch dem heutigen Zamorra-Team nicht untersagen kann (selbst wenn ich wollte), den Wächter der Schicksalswaage heute in einer Form innerhalb der Serie zu bringen, dass ich mir die noch verbliebenen Haare ausraufen möchte.
Also musste ich aus der Straße der Götter die Adamanten-Welt machen - denn Werners Dhyarra-Kristalle nennen sich dort Adamanten. Was sich nicht aus der Handlung der Romane raus nehmen ließ, ohne völlig neue Stories zu schreiben wie eben die ei Werner und auch heute noch im Zamorra aktive Dhyarra-Kristalle bekam in der Überarbeitung andere Namen und eine veränderte Bedeutung.
Über die Die Adamanten-Welt und dass man die Romane heute als E-Book bei Readers Planet bekommen kann, habe ich schon früher einige besondere Teestunden gemacht, das will ich nicht alles wiederholen. Auf den Fantasy-Taschenbüchern war dann auch zum ersten Mal mein bürgerlicher Name zu lesen - auf den Heften mein Pseudonym Erlik von Twerne - unter dem ich hier in meinem Freundeskreis bekannt bin. Also - ich habe auch in dem Sinne, den ich vorhin genannt habe, keinen Namen ...
Wolfgang Hohlbein und ich sind fast zur gleichen Zeit in der gleichen Serie gestartet. Mit »Der Mann der das Grauen erbte« war Wolfgang Hohlbein vor mir dran. Dieser Roman ist sozusagen die Blaupause für den »Hexer« - ein recyceltes und ausgebautes Thema, die im Heft und dann auch im Buch Erfolg hatte. Danach war W. Hohlbein unter Pseudonymen bei »Damona-King« und im »Gespenster-Krimi« sehr erfolgreich und etablierte sich sehr rasch in den Reihen der Bastei-Autoren.
Und dann kam diese Ausschreibung des Überreuter-Verlages für ein Fantasy-Buch. Werner erzählte mir davon auf einer Fahrt zu Dan Shocker. Ja, weder er noch ich hatten Zeit für ein richtiges Fantasy-Buch. Jedenfalls meinten wir beide, dass es sich nicht lohnen würde - weil wir ja mit den Heften genug zu tun hatten und eben an den Wochenenden zusammen saßen, über Zamorra redeten und Bier tranken. In dieser Zeit hat Wolfgang Hohlbein sich eben diszipliniert hingesetzt und seinen »Märchenmond« geschrieben. Dass er anschließend durch eine gute Presse und Fernseh-Auftritte noch die Gelegenheit bekam, sich und sein Buch richtig in Szene zu setzen - das war auch in Glücksfall. Jedenfalls brauchte Henry Wolf danach nicht mehr viele Hefte zu schreiben, um seine Familie zu ernähren.
Früher war Wolfgang Hohlbein auch öfter auf Cons zu Gast, wenn sie in seiner Nähe statt fanden. Da haben wir uns kennen gelernt und in angenehmer Atmosphäre geplaudert. Dass er nun das Flaggschiff der deutschen Fantasy ist - wer wollte es ihm neiden. Denn der Fleiß und die Disziplin, die er zum Schreiben aufwendet, grenzen schon an die Leistungen von Jason Dark, der früher pro Woche ein Heft und alle vier Wochen ein Taschenbuch geschrieben hat - neben seiner Arbeit als Redakteur für Zamorra und Lassiter.
Werner und die ganze damalige Schreibe-Szene hätten ja an dem Preisausschreiben des Überreuter-Verlages teilnehmen können. Wer weiß, wie dann die Entscheidung der Jury ausgefallen wäre. Obwohl ich gestehe, dass ich diesen kindgerechten Stil des Märchenmondes zu damaligen Zeitpunkt nicht in der Art gekonnt hätte, wie ihn Wolfgang Hohlbein dann in seinem Buch gebracht hat.
Und wer Werners ersten (im Original-Text meines Wissens unveröffentlichten) Fantasy-Roman »Fang mir ein Einhorn« mal gelesen hat, der weiß, dass der unter das Niveau seiner beiden Fantasy-Romane »Tempel der Schatten« und »Die Sturmrösser von Khe-She« lag. Den Tempel und die Sturmrösser hat, wenn ich mich nicht irre, Hermann in einem Ableger vom damaligen Zauberspiegel gebracht - und alle drei Romane hat Werner mit einigen Änderungen dann noch im Zamorra mit eingebaut.
Also richtig Erfolg von allen Bastei-Autoren und einen Namen hat eigentlich nur Wolfgang Hohlbein. Und ich wünsche ihm mit vollem Herzen weiter so lange Erfolg, so lange er schreiben will.
Ja, eigentlich wollte ich noch was zu der letzten Zamorra-Kolumne und dem Merlin-Konzept von Werner sagen. Doch das ist wieder zu umfangreich, zumal da noch andere Themen mit berührt werden. Das heben wir uns für die nächste Teestunde auf ...
Bis in einer Woche also ...
Selbst der eigentliche Autor des Buches distanziert sich in seinem Vorwort von dieser mehr als abenteuerlichen Theorie. Ein Gedankengebilde, das durch ähnliche Fakten untermauert wird wie die Theorie, dass man das World-Trade-Center gesprengt habe und die in die Türme einfliegenden Flugzeuge nur ein Ablenkungsmanöver waren, um diese Art schnellen Abbruch von Gebäuden zu vertuschen. Ich verzichte hier drauf, im Falle World-Tade-Center irgendetwas zu sagen. Alleine, dass man davon ausgeht, dass die Piloten von zwei Flugzeugen in gewisser Weise auf Bestellung in den Tod geflogen sind, ist in meinen Augen völlig absurd.
Und besonders gläubige Leute haben ja auch im Rauch die Fratze des Teufels erkannt - ich habe ein Bild, wo man mit viel Phantasie in einer Qualm-Wolke tatsächlich so was wie einen stilisierten Teufel erkennen kann. Das ist genau so ein schönes Schauer-Märchen wie jenes, dass der Tod in eigener Person auf der Titanic mitgefahren ist.
Es gibt unheimlich viele Legenden um dieses Schiff. Und seit hundert Jahren rätseln Laien und Wissenschaftler um den wahren Grund des Untergangs. Der Bug des Wracks hat sich so tief in den Schlick des Meeresbodens eingegraben, dass das Leck - oder vermutlich mehrere Lecks - so tief unter dem Sand liegt, dass man dieses Rätsel nie richtig lösen kann, sondern eben nur alle Fakten sammeln und dann mit Hilfe der Mathematik und Physik Vermutungen anstellen kann.
Schlaue Leute haben sogar nach der Zeit, die das Schiff brauchte um im beschädigten Bug-Teil vollzulaufen, berechnet, dass die Summe der Lecks nicht größer war als eine oder anderthalb Schreibtischplatten.
Eins dürfte jedoch klar sein: Auch wenn die Stahlplatten der Titanic im Verhältnis zu ihrer Größe recht dünn waren und man inzwischen auch weiß, dass eben dieser Stahl nicht gerade die erste Qualität war, sie waren doch stark genug, dass die von den Kanten eines Eisberges nicht zerschnitten werden konnten.
Was beim Zusammentreffen mit dem Eisberg passiert ist, hätte theoretisch auch am Pier von New York passieren können. Denn bei den Zwischenanlandungen in Cherbourg und in Irland lag das Schiff draußen auf Reede und die neuen Passagiere wurden mit sogenannten Tendern, kleineren Schiffen, zum Ozeanriesen hinüber gebracht, wo sie durch eine Tür ganz unten in der Schiffswand einstiegen, durch den in Southampton die Passagiere der dritten Klasse eingestiegen waren.
Dass die White-Star-Linie die beiden Schiffe vertauscht hatte, weil die Olympic bei der Probefahrt unter dem Kommando von Captain Smith eine Kollision mit dem englischen Kriegsschiff Hawk hatte und man sich auf die Art neben dem Sparen kostspieliger Reparaturen für den Dauerbetrieb auch noch eine fette Versicherungsprämie sichern wollte, dürfte ein cleverer Einfall eines »Titanic«-Experten sein, der sich bewusst war, mit dieser Verschwörungs-Theorie viel Geld zu verdienen.
Hätte Josef Pelz von Felinau so weit gedacht, hätte er für sein Titanic-Buch ein weiteres Märchen von der letzten Fahrt des Legenden-Schiffes gehabt.
Es war keine Berechnung geldgieriger Kaufleute in den Kontoren der White-Star-Line, sondern eher der berühmte Sechser im Lotto, dass die Titanic in dieser Nacht gerade mit einem Eisberg dieser Größenordnung kollidiert ist. Eine minimale Kursabweichung durch unkorrekte Berechnung der Position (wie die unkorrekte Position, die dann im SOS-Ruf angegeben wurde) und es hätte nicht mal einen Eintrag ins Logbuch gegeben.
Dass Eisberge in der Nähe waren, wussten Captain Smith und alle seine Offiziere genau so wie die Männer im Krähennest - dem Ausguck am vorderen Mast. Auch wenn Funker Phillips den Funkspruch der nur zehn Meilen im Eisfeld liegenden »Californian« nicht unterbrochen, sondern aufgenommen hätte, würde es sicher auf die Geschwindigkeit und den Kurs keinen Einfluss gehabt haben. Zumal Captain Smith am Morgen des 14. April - also am Tag der Kollision, den Kurs weiter südlich gelegt hatte, um das von der »Mesaba«, der »Frankfurt« und anderen Schiffen gemeldete Treibeisfeld zu umfahren.
Es ist also nicht so, als ob der Kapitän nicht äußerste Sorgfalt hätte walten lassen. Und auch, wenn er zum Zeitpunkt des Zusammenstoßes in seiner Kabine war - die kommandierenden Offiziere auf der Brücke hatten ebenfalls das Kapitäns-Patent für Große Fahrt und das ist auf See so was wie ein Führerschein für Trucks - damit kannst du alles, was Gummireifen hat, fahren.
Der Gedanke, dass man bewusst auf einen Eisberg aufgelaufen wäre, damit im Londoner Büro von Lloyds mal wieder die Glocke läuten kann, ist einfach absurd.
Wie, von schwarzmagischen Zauberkräften mal abgesehen, schafft man so einen Eisberg genau auf den Kurs eines Schiffes, das man versenken will, um die Versicherung zu kassieren? Und weder William Murdock, der Erste Offizier, der zur Zeit der Kollision auf der Brücke stand, noch Captain Smith selbst waren finanziell darauf angewiesen, durch Bestechung Kommandos für eine Kollision zu geben.
Beide sind mit der Titanic untergegangen. Wäre das Schiff bewusst auf diese Art versenkt worden, dann hätte sich Murdock garantiert schon von Anfang an einen Rettungsweg geschaffen. Denn dass nicht genug Rettungsboote vorhanden waren, wusste sogar die Schwarze Gang, also die Heizer im Bunker. Wobei allerdings nach den damaligen Vorschriften britischer Behörden mehr Rettungsboote auf der Titanic waren als vorgeschrieben waren.
Hätte William Murdock als wachhabender Offizier durch seine Kommandos die Katastrophe bewusst herauf geführt, hätte auf jeden Fall Matrose Hitchens, der zu der Zeit am Ruder stand, sehr schnell bemerkt, wenn der Erste ihm das Kommando gegeben hätte, das Schiff gegen den Eisberg zu lenken. Und auch einer der Männer im Ausguck sagte, als sie am Eisberg vorbei waren: »Das war eine scharfe Rasur«. Im Krähennest hatten sie vom Zusammenstoß nichts bemerkt.
Die Alternative zum von Murdock kommandierten Ausweichmanöver wäre ein frontaler Aufprall gewesen - also mit dem Bug in den Eisberg direkt hinein. Einige Jahre vorher war das bei dem Dampfer »America« passiert. Der Bug war zwar völlig eingedrückt, aber das Schiff kam aus eigener Kraft in den nächsten Hafen.
Natürliche wären bei einer Frontal-Kollision gegen den Eisberg viele Menschen im Vorschiff getötet worden. Denn hier lagen die Kabinen der Männer aus der Dritten Klasse. Die Frauen und Kinder hatte die Schiffsführung aus Gründen der damaligen "Moral" in den Kabinen am Heck untergebracht. Bei einem solchen Zusammenstoß wäre der Bug der Titanic zwar völlig eingedrückt worden - aber das Schiff hätte sich über Wasser gehalten, weil dann eben nur zwei oder drei Schott-Kammern überflutet worden wären.
Allerdings hätte sich Murdock die Frage gefallen lassen müssen, warum er dem Eisberg nicht ausgewichen wäre - was er ja auch versucht hat. Und - es haben ja auch nur zwei oder drei Sekunden gefehlt, wie schlaue Experten errechnet haben. Zwei oder drei Sekunden früher die Kommandos von der Brücke und die Katastrophe wäre ein Eintrag ins Logbuch wert gewesen. Möglich, dass danach die Geschwindigkeit etwas gedrosselt worden wäre. Aber außer dem Kapitän und den Offizieren hätte sonst niemand an Bord davon etwas mit bekommen.
So aber kamen viele Sachen zusammen. Durch das abrupte Abdrehen nach Backbord (der Eisberg lag an Steuerbord, also rechts - dennoch ist Murdocks Kommando »Ruder hart Steuerbord« vom Nautischen her korrekt) wurde das Heck zu zum Schlingen gebracht, dass der Schiffsrumpf nicht am Eisberg lang schrammte und es aufriss, sondern dass der Rumpf mehrfach gegen das glasharte Eis unter der Wasserlinie schlug. Und dann passierte es, dass an bestimmten Stellen die Nieten platzten, von denen die Stahlplatten zusammen gehalten wurden.
Von allen Experten-Theorien erscheint mir das logisch. Denn das Schiff war neu und das Metall noch nicht richtig ineinander verwachsen. Für das menschliche Auge nicht sichtbar gab es also während der Fahrt im ganzen Stahl und Eisen des Schiffskörpers Bewegungen. Diese Geräusche waren das legendäre Weinen der Titanic. Heute werden die Stahlplatten eines Schiffes zusammen geschweißt und auf diese Art fest verbunden.
Auf diese Art wäre es heute nicht mehr möglich, durch ein solches Aufprallen wie damals bei der Titanic einen Schiffskörper zu beschädigen. Folgt man diesen Überlegungen, so ist der Grund für den Untergang des Schiffes eine Reihe von ineinander verketteten Fehlentscheidungen, Ungenauigkeiten, Sparen bei der Materialbeschaffung an der falschen Stelle und einer Serie von Schlampereien bei den Bauarbeiten des Rumpfes.
Die Original-Baupläne des Schiffes und der größte Teil des Schriftverkehrs der Material-Beschaffung sind bei einem Bombenangriff im zweiten Weltkrieg verloren gegangen. Doch als das Wrack gefunden wurde, erkannten Experten anhand der Untersuchungen mit den speziellen Tauchbooten, dass man für das Schiff nicht gerade den besten Stahl und auch nicht die besten Nieten genommen hat.
Die Schuld an der Katastrophe, die beide Seegerichte in den USA und in England auf Captain Smith schoben, muss hier wohl doch mehr den Planern, Einkäufern und dem Direktorium der White-Star-Line gegeben werden. Inwieweit Bruce Ismay, der Präsident der Reederei und diverse Geldgeber für den Bau des Schiffes hier in die Verantwortung genommen werden müssen, wird sich nie ganz klären lassen.
Allerdings kann Captain Smith von einer gewissen Teilschuld nicht ganz frei gesprochen werden. Wie es im Himmel nur einen Gott gibt - so gibt es auf dem Schiff nur einen Kapitän - und was der sagt, ist genau so, als hätte der Allmächtige selbst gesprochen. Dass er von Bruce Ismay, dem Präsidenten der Reederei, genötigt oder gar gezwungen wurde, »volle Kraft« zu fahren, passt nicht so ganz. Es war die letzte Fahrt des Kapitäns - vermutlich hätte William Murdock - oder der Leitende Offizier Wilde die Titanic als Kapitän von New York zurück nach England gebracht.
Nein, Captain Smith wollte auf seiner letzten Fahrt noch mal zeigen, was er konnte und dass unter seiner Führung das Schiff einen halben oder vielleicht sogar einen ganzen Tag früher in New York war. Wobei die Titanic am Anfang nicht einmal wirklich volle Kraft fuhr. Das wäre genau so, als ob man mit einem nagelneuen Auto direkt vom Händler sofort einige hundert Kilometer volle Kanne fährt. Ob Automotoren oder die Triebwerke eines Ozean-Riesen - es sind Maschinen, die eingefahren werden müssen. Und so wurden die Kessel des dritten Schornsteins der Titanic erst am letzten Tag gefeuert - was dann die Geschwindigkeit ausmachte, die zum Unglück führte.
Ach ja, die Titanic hatte ja vier Schornsteine. Nun, der Vierte war zur Zierde da, weil es besser aussah. Eine reine Attrappe. Und dass die Titanic den Geschwindigkeits-Rekord brechen sollte, ist eins der vielen Märchen. Sie sollte nicht das schnellste, aber das komfortabelste Schiff sein, das auf der Atlantik-Route den meisten Luxus bot.
Als Kind habe ich den deutschen schwarz-weiß-Film »Titanic« gesehen, der nach dem Buch von Pelz von Fehlinau gedreht wurde. Darüber habe ich bei den Hintergründen des Exposés schon einiges erzählt. Der dritte Offizier heißt im Film Petersen ist natürlich ein aufrechter Deutscher. Natürlich überlebt Petersen genau so wie jener »Dritte« Herbert Pittmann, der denn auch zu Fehlinaus Buch als Begleittext schrieb, es habe sich alles genau so abgespielt - er sei schließlich dabei gewesen. Klar, im Roman spielt Petersen - Pittmann die Heldenrolle - die Realität war vermutlich etwas anders. Und ich denke, für diese Worte wird Mister Pittmann ein ganz nettes Sümmchen eingestrichen haben, weil so was richtig verkaufsfördernd ist. Im Film »Die letzte Nacht der Titanic«, eine Schwarz-Weiß-Produktion aus den 50gern nach dem ersten umfassenden Sachbuch von Walter Lord hat Joseph Boxhall, damals vierter Offizier der Titanic als Überlebender beratend mitgewirkt.
Boxhall hat auch recht konkrete Aussagen vor dem Untersuchungsausschuss gemacht - was ihm in Reeder-Kreisen dann nicht viele Freunde machte. Andere Offiziere wie der »Zweite« Charles Lighttoller haben versucht, die Reederei und Präsident Ismay zu entlasten, die von der amerikanischen Presse bereits während der Untersuchung als Sündenböcke für das Unglück aufgebaut wurden.
Ich habe die Protokolle der amerikanischen Untersuchung in meiner Bibiothek mit den Original-Aussagen von überlebenden Passagieren, der Mannschaft und der Offiziere - und dazu die Aussagen von Captain Rostron von der »Carpathia« die zuerst am Unglücksort war.
Auch diese Aussagen bilden eine Grundlage der Legenden um die Königin der Ozeane. Die Haupt-Legenden über die Titanic erfanden jedoch die Presse-Leute der Zeitungen. Sie interviewten die Überlebenden und je phantastischer deren Aussage war, umso besser zahlte man dafür. Ganz klar, dass die wenigen Überlebenden der Mannschaft und der Passagiere aus der dritten Klasse hier eine Chance sahen, etwas Geld zu verdienen.
Diese Passagiere hatten alles außer ihrem Leben verloren - und den Geretteten der Mannschaft zahlte die White-Star-Line nur bis zum 15. April morgens um 2,20 Uhr ihren Lohn. Denn danach war das Schiff untergegangen und die Heizer, Matrosen, Stewards und sonstige Crew haben ja dann für die Reederei nicht mehr gearbeitet.
Dann wurde von den Reportern zu den Aussagen der Geretteten noch etwas dazu erfunden - und so entstanden die Legenden der Titanic. Auch jene Schauer-Romanze, dass der Tod in eigener Person an Bord des Schiffes mit fuhr. Dieses Märchen hat dann nicht nur Pelz von Fehlinau für sein Buch aufgegriffen, sondern ich auch für den Roman »Das Meer wird dein Leichentuch«, den der Kelter-Verlag dann als »Gaslicht« gebracht hat. Davon habe ich schon berichtet - hier aber noch einen kleinen Hintergrund.
Das Madeleine Astor schwanger war, ist bekannt. Ihre Zofe hieß tatsächlich Bidois und ist auch mit ins Boot gegangen. Leider habe ich unter der Passagier-Liste diesen Namen ohne Vornamen nur als Miss Bidois gefunden. Aber wir hatten am Tag, als ich den Roman begann, im Ordnungsamt einen Antrag für das neue Eiscafè »Danielle« in der Kasseler Königsstraße. Und deshalb hieß dann Madeleine Astors Zofe in meinem Roman Danielle Bidois. Wer will - der Roman ist im Zauberspiegel zu lesen.
Die Idee für das Heft ist ja eigentlich eine Art Abfallprodukt vom »Diamant der Ewigkeit«, in dem der Tod an Bord der Titanic eine Nebenhandlung sein sollte. Wäre der Roman realisiert worden, dann wäre das eine Oper geworden, zu der ich vermutlich 800 Seiten gebraucht hätte. Denn die ganzen geschäftlichen Querverbindungen Astors und seine rücksichtslose Art, Geschäftsleute zugrunde zu richten, sind im Exposè noch nicht richtig aufgezeigt worden. Und auch die Geschichte des Diamanten und des Versteinerten Gebets wäre in Einzelkapiteln zwischen der laufenden Handlung ein Buch im Buch geworden.
Ich vermute, die Absagen - wenn die Verlage, zu denen ich es geschickt habe, überhaupt geantwortet haben - kamen daher, dass man sich eben in den Verlagen nicht mit langen Exposès beschäftigt [die Verlage haben die ganz lange Fassung des Exposés nur auf Nachfrage gesehen. Es gab eine komprimierte Fassung, Anmerkung hva]. So was zu lesen kostet Zeit - die man ja für andere Dinge braucht - und wenn man nur selbst schreibt.
Zudem sind das Expo und die Hintergründe zum »Diamant der Ewigkeit« ja so gefasst, dass man es nicht einfach quer lesen kann - weil man dann nichts begreift. In den Verlagen wird aber gern quer gelesen - wie ich selbst erlebt habe. Ist dann eine Auftrag erst mal erteilt, dann erscheint auch das Buch - der Leser wird es schon kaufen. Wenn nicht - die Kalkulation der Verlage lässt es zu, dass man selbst bei den Remittenden - also dem Wühltisch im Kaufhaus - noch was verdient.
Als damals meine beiden Hardcover »Die Chattensaga« und die »Mittelalter-Geschichten« in Remission gingen, bekam ich sie vorab für den Preis angeboten, mit dem man vom Verlag die Reste an den Buchhandel abgibt. Nein, ich sage nicht, was ich - und somit auch der Handel - bezahlt habe - es war aber nur so viel, dass ich mir von jedem Buch noch mal hundert Exemplare habe kommen lassen. Die Restauflage war dann für den halben Preis in einer Kasseler Buchhandlung innerhalb von drei Tagen verkauft.
Allerdings - dort lagen die Bücher so, dass die Leute sie sehen konnten - und nicht als Einzelstück im Regal, wo nur der Buchrücken zu sehen war. Ja, und weil die Rechte an diesen Romanen an mich zurück gefallen sind, könnt ihr sie eben heute ganz umsonst im Zauberspiegel lesen.
Die Kommentare zum Exposè vom »Diamant der Ewigkeit« sind natürlich Balsam für meine Seele. Ja, ich hätte die Story gern geschrieben - wie so viele andere Sachen, die ich euch sicher hier noch zu lesen gebe, wenn sich kein Protestgeschrei erhebt, dass ihr die Nase voll habt, dass ich euch mit Konzepten füttere, die schon kein Verlag haben wollte.
Vielleicht hätten die Verlagsleute es ja gewollt - wenn sie es gelesen hätten. Und wenn so um das Jahr 2110 jemand zufällig die Daten vom Zauberspiegel findet samt dem Expose vom Diamant hat er gern meine Erlaubnis, zum 200järigen Schiffsuntergang die Story zu schreiben. Vorher wird sich kaum jemand noch für das Thema interessieren.
Wenn man einen "Namen" hätte als Bestsellerautor, wäre das kein Thema gewesen und der Roman erschienen. Aber auf ein solch umfangreiches Projekt lässt sich kein Verlag so leicht ein. 800 Seiten sind viel Holz
Einen Namen haben ... Womit wir wieder bei unserem Haupt-Thema wären. Die Schriftstellerei, W.K.Giesa, die alten Zeiten und dann auch der schon lange angekündigte Rabe ...
Der oben genannte Satz hat schon Werner immer zur Weißglut gebracht. Er hatte jede Menge Konzepte für Science-Fiction-Romane und machte immer wieder Vorstöße bei Verlagen. Stets die gleiche Antwort: »Ja, wenn sie einen Namen hätten, Herr Giesa ...«.
Werners Fans haben das damals nicht begriffen und begreifen es heute nicht. Aber es war so. Werners Name stand nirgendwo gedruckt. Nur die Namen Robert Lamont, Mike Shadow und andere Pseudonyme standen auf den Heften - Ausnahmen gab es nur bei den Perry-Rhodan-TBs. Aber auch wenn wie heute die Original-Namen auf den Romanen gestanden hätten - dann wäre der zweite Satz gekommen, der nicht nur Werner sondern alle aus der Branche in Wut brachte.
»... denn Sie schreiben doch nur Hefte « womit das nur eben besonders betont wurde.
Als wir mal bei einem Besuch in Kaltern darüber diskutierten und mir als Bezeichnung für unsere Romane der Begriff unsere Werke einfiel, meinte Kurt, das wäre genau das richtige Wort. Es ist vielleicht wenig Kunst am Heftroman - aber es ist echte Arbeit, die weder von der literarischen Qualität noch von der Bezahlung her so honoriert wird, wie sie es verdient.
Die Romanhefte und Comics bezeichnete man früher als Schund- und Schmutz-Literatur und ließ nur gelten, wo vorn und hinten ein dicker Einband drum war. Auf den Inhalt kam es weniger an.
Wenn irgend jemand den Chef eines Verlages, ob Groß- oder Klein-Verlag, beschwatzen kann und der verlegt dann nicht den Text nicht, sondern macht ein dünnes Bändchen mit zeitgenössischer Lyrik und zwei harten Buchdeckeln drum - dann ist das Literatur und man hat als Schriftsteller einen Namen. Schreibt aber jemand Romanhefte und will die als Beweis seines schriftstellerischen Erfolges vorlegen - naja, das ist wohl kein Vergleich in den Verlags-Etagen. Da ist man als Heft-Autor das gleiche, was der Paria in der Gesellschaft Indiens ist. Sie dürfen zwar leben - aber man will besser nichts mit diesen Leuten zu tun haben. Was soll die Szene denken, wenn man sich mit solchen Leuten abgibt, die Romanhefte schreiben ...
Aus der Heft-Szene gibt es meines Wissens nur wenige Vertreter, die es geschafft haben, wirklich richtig aus dem Schatten des Heftes heraus zu treten und auch in Kreisen sogenannter etablierter Verlage anerkannt zu werden. Einer von ihnen ist der für seine historischen Romane bekannte Hans Kneifel, der mit seinen Atlan-Zeit-Abenteuer-TBs bei Perry Rhodan schon mal Fingerübungen für Historische machte. Und ein weiterer ist der immer wieder als Paradebeispiel für den Aufstieg aus dem Heft-Sumpf ins Literaten-Walhall bekannte Wolfgang Hohlbein.
Wobei man ja sagen muss - Ehre, wem Ehre gebührt. W. Hohlbein ist genau das, was man als einen fleißigen Autoren bezeichnen kann. Man muss sich nur ansehen, in welchem Erscheinungsturnus seine Bücher pro Jahr gekommen sind.
Dass hierbei auch Überarbeitungen vergangener Heftromane den Weg zwischen Buchdeckel gefunden haben, ist nur natürlich. Auch wenn das natürlich nicht an die große Glocke gehängt wird.
Aber warum auch nicht, das, was man damals nach den Gesetzen des Heftromans schreiben musste, noch mal richtig als anspruchsvolles Buch auszuarbeiten?
Sollte ich heute meine alten Romane aus der Bastei-Fantasy-Serie noch mal bringen, wäre auch dafür eine General-Renovierung fällig. Und zwar viel intensiver als damals die notwendige Überarbeitung für die Präsentation beim Internet-Verlag Readers Planet. Da habe ich alle Ideen raus genommen, die Werner in das Konzept mit eingebracht hat - einschließlich des Namens Straße der Götter. Das musste ich, weil Werner natürlich alle seine Ideen für die Bastei-Fantasy-Serie aus dem Zamorra rausgenommen hat.
Namen und Begriffe einer Serie sind aber von den Verträgen her Eigentum des Verlages - weshalb ich auch dem heutigen Zamorra-Team nicht untersagen kann (selbst wenn ich wollte), den Wächter der Schicksalswaage heute in einer Form innerhalb der Serie zu bringen, dass ich mir die noch verbliebenen Haare ausraufen möchte.
Also musste ich aus der Straße der Götter die Adamanten-Welt machen - denn Werners Dhyarra-Kristalle nennen sich dort Adamanten. Was sich nicht aus der Handlung der Romane raus nehmen ließ, ohne völlig neue Stories zu schreiben wie eben die ei Werner und auch heute noch im Zamorra aktive Dhyarra-Kristalle bekam in der Überarbeitung andere Namen und eine veränderte Bedeutung.
Über die Die Adamanten-Welt und dass man die Romane heute als E-Book bei Readers Planet bekommen kann, habe ich schon früher einige besondere Teestunden gemacht, das will ich nicht alles wiederholen. Auf den Fantasy-Taschenbüchern war dann auch zum ersten Mal mein bürgerlicher Name zu lesen - auf den Heften mein Pseudonym Erlik von Twerne - unter dem ich hier in meinem Freundeskreis bekannt bin. Also - ich habe auch in dem Sinne, den ich vorhin genannt habe, keinen Namen ...
Wolfgang Hohlbein und ich sind fast zur gleichen Zeit in der gleichen Serie gestartet. Mit »Der Mann der das Grauen erbte« war Wolfgang Hohlbein vor mir dran. Dieser Roman ist sozusagen die Blaupause für den »Hexer« - ein recyceltes und ausgebautes Thema, die im Heft und dann auch im Buch Erfolg hatte. Danach war W. Hohlbein unter Pseudonymen bei »Damona-King« und im »Gespenster-Krimi« sehr erfolgreich und etablierte sich sehr rasch in den Reihen der Bastei-Autoren.
Und dann kam diese Ausschreibung des Überreuter-Verlages für ein Fantasy-Buch. Werner erzählte mir davon auf einer Fahrt zu Dan Shocker. Ja, weder er noch ich hatten Zeit für ein richtiges Fantasy-Buch. Jedenfalls meinten wir beide, dass es sich nicht lohnen würde - weil wir ja mit den Heften genug zu tun hatten und eben an den Wochenenden zusammen saßen, über Zamorra redeten und Bier tranken. In dieser Zeit hat Wolfgang Hohlbein sich eben diszipliniert hingesetzt und seinen »Märchenmond« geschrieben. Dass er anschließend durch eine gute Presse und Fernseh-Auftritte noch die Gelegenheit bekam, sich und sein Buch richtig in Szene zu setzen - das war auch in Glücksfall. Jedenfalls brauchte Henry Wolf danach nicht mehr viele Hefte zu schreiben, um seine Familie zu ernähren.
Früher war Wolfgang Hohlbein auch öfter auf Cons zu Gast, wenn sie in seiner Nähe statt fanden. Da haben wir uns kennen gelernt und in angenehmer Atmosphäre geplaudert. Dass er nun das Flaggschiff der deutschen Fantasy ist - wer wollte es ihm neiden. Denn der Fleiß und die Disziplin, die er zum Schreiben aufwendet, grenzen schon an die Leistungen von Jason Dark, der früher pro Woche ein Heft und alle vier Wochen ein Taschenbuch geschrieben hat - neben seiner Arbeit als Redakteur für Zamorra und Lassiter.
Werner und die ganze damalige Schreibe-Szene hätten ja an dem Preisausschreiben des Überreuter-Verlages teilnehmen können. Wer weiß, wie dann die Entscheidung der Jury ausgefallen wäre. Obwohl ich gestehe, dass ich diesen kindgerechten Stil des Märchenmondes zu damaligen Zeitpunkt nicht in der Art gekonnt hätte, wie ihn Wolfgang Hohlbein dann in seinem Buch gebracht hat.
Und wer Werners ersten (im Original-Text meines Wissens unveröffentlichten) Fantasy-Roman »Fang mir ein Einhorn« mal gelesen hat, der weiß, dass der unter das Niveau seiner beiden Fantasy-Romane »Tempel der Schatten« und »Die Sturmrösser von Khe-She« lag. Den Tempel und die Sturmrösser hat, wenn ich mich nicht irre, Hermann in einem Ableger vom damaligen Zauberspiegel gebracht - und alle drei Romane hat Werner mit einigen Änderungen dann noch im Zamorra mit eingebaut.
Also richtig Erfolg von allen Bastei-Autoren und einen Namen hat eigentlich nur Wolfgang Hohlbein. Und ich wünsche ihm mit vollem Herzen weiter so lange Erfolg, so lange er schreiben will.
Ja, eigentlich wollte ich noch was zu der letzten Zamorra-Kolumne und dem Merlin-Konzept von Werner sagen. Doch das ist wieder zu umfangreich, zumal da noch andere Themen mit berührt werden. Das heben wir uns für die nächste Teestunde auf ...
Bis in einer Woche also ...
Kommentare
Dein Meer als Leichentuch ist das Beste, was ich je gelesen habe. Auch beim zweiten Lesen bin ich nicht davon losgekommen, nicht mal, um aufs Klo zu gehen zwischendurch. (Ich wusste gar nicht, dass ich tatsächlich so lange einhalten kann!)
Was ich dagegen von Wolfgang Hohlbei gelesen habe, reicht da lange nicht ran. Bei Hohlbein denke ich immer: Das sind höchstens 75 % von dem, was man aus der Story hätte machen können.
Doch stell dein Licht nicht zu sehr unter den Scheffel, Rolf. Dein "Meer als Leichentuch" sowie dein Titanic-Projekt sprechen für sich - und die Straße der Götter hat ein eine der wenigen Bücher und Heftromane noch immer einen Ehrenplatz in meinem Bücherregal, das durch Umzug extrem an Buchmaterial verloren hatte.
Was wohl die Verleger bei dir abschreckt - ich sehe das aber eher als Vorteil - ist deine hintergrundgespickte Detailfülle und Erzählweise. (Wie man ja auch bei der Chatten Saga und der "Weihnachtsgeschichte" gesehen hat).
Da fragt man sich, was ist dann der Unterschied zwischen Eddings,Jordan oder andere englisch sprachige Autoren, die ausufernde Beschreibungen von Personen und/oder Landschaften bücherfüllend verwenden, und Rolf Michael? Ich persönlich finde eigentlich nichts außer der Bekanntheitsgrad der ausländischen Autoren bei den Lesern.
Also, wir freuen uns auf mehr von dir, und wenn es "nur" hier im Zauberspiegel sein sollte!
So, nun genug geschrieben, sonst ist der Server voll und keiner kann mehr kommentieren!