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Sieben gegen die Hölle - Torven Farbauti 7. Teil

Sieben gegen die HölleSieben gegen die Hölle

Torven Farbauti (Folge 7)
Der Mundus
Torven war bereit zu sterben. Er hörte das Knacken seiner Halswirbel. Der Schmerz wanderte seinen Kopf hoch. Jetzt konnte es nur noch Sekunden dauern. Die Angst durchflutete ihn wie ein tosendes Meer.

Doch plötzlich ließ der Druck nach. Torven plumpste wie ein nasser Sack zu Boden.


Er blickte hoch und sah zu seinem Erstaunen Jon Lovely hinter dem Engel stehen. Lovely hatte seine rechte Hand auf die Schulter des Engels gelegt und mit der anderen hatte er seinen Kumpan Judas am Wickel. Ein schwaches Leuchten ging von seinem Arm aus, das auch über Judas und den Engel schwappte.

Endriel hatte seine Augen weit aufgerissen. Das Gefühl, das ihn durchströmte, hatte er in seiner langen Existenz noch nie gespürt. Die Atome in seinem Körper schienen verrückt zu spielen. Eine nie gekannte Schwäche erfasste ihn, ließ ihn in die Knie sinken. Bleischwer fühlten sich Arme und Beine an.

Vor Torvens Augen alterte der Engel in rasender Geschwindigkeit. Falten und Runzeln bevölkerten nun sein Gesicht. Die goldenen Locken fielen aus, der verbliebene Rest ergraute und wandelte sich schließlich zu einem fahlen Weiß.

Der Engel öffnete den nun rissigen Mund, und schon purzelte eine Handvoll Zähne heraus. Seine nun dünnen Ärmchen sackten nach unten, all diese furchtbare Kraft hatte sie verlassen. Die goldenen Augen waren zu einem fleckigen Gelb versickert.

„Satans Hodenkrebs! Wie hast du … du … das an…angestellt, Jon?“, röchelte Torven hervor. Sein Hals schmerzte noch höllisch von dem Griff des Engels.

„Ich habe Judas ‚grausame Jahre‘ auf den Engel übertragen.“

Torven blickte auf Judas. Der Kerl war tatsächlich stark verjüngt. Er hatte zwar noch immer eine hässliche Visage mit einer Kartoffelnase und vorspringenden Schneidezähnen, aber er war jetzt ein quietschfideler, hässlicher Mittdreissiger.

„Verdammich! W..wie hast du das nur hinbekommen, Lovely?“

„Ich bin ein Jünger des Herrn, Farbauti!“

„Ja klar, tolle Erklärung. Was frag ich auch! Und was machen wir nun mit dem da?“

Torven zeigte auf Endriel, den der Altersschub so gar nicht bekommen war. Er war auf die Knie gesunken und kotzte eine undefinierbare schwarze Brühe auf den Boden des Diners.

Torven musste sich jedoch über das weitere Schicksal des Engels keine Sorgen mehr machen. Helmut hatte es schließlich geschafft, sich wieder ins Diner zu schleppen. Sein Gesicht war ein Brei aus zerschlagenem Fleisch, Blut, Knochensplittern und Sunblocker. Seine überdurchschnittliche Vampir-Konstitution und sein Dickschädel trieben ihn voran. Jeder andere Vampir hätte sich längst in sein Schicksal ergeben und wäre zu blutiger Fleischkohle zerbröselt.

Helmut holt mit seiner rechten Faust weit aus und schwang sie mit all seiner noch verbliebenen Kraft. Die schinkengroße Faust sauste mit Karacho in den Brustkorb des Engels-Greises und durchschlug diesen wie eine nasse Papiertüte.

Endriel japste schlapp. Er war so grausam gealtert, dass er nicht einmal mehr einen richtigen Todesschrei hervorbrachte. Mit dem riesigen Loch in der Brust knallte der Engel gegen den Tresen wo er regelrecht in seine Einzelteile zerfiel.

„Hm, das wäre also geklärt. Ich schätze, für den reicht eine Kehrschaufel und `ne Mülltüte!“

„Er war ein Engel des Herrn. Du solltest diesem Wesen etwas Ehrerbietung bezeugen, Torven Farbauti!“

„Ach, halt den Rand, Lovely. Dieses Stück Scheisse war geil drauf, diesen Planeten in ein Schlachthaus zu verwandeln, damit er und seine Kumpel sich mit einer Unmenge an Teufelsgeschwür rumprügeln können. Also komm mir nicht mit dieser Heilig-bis-zum-Abwinken-Kacke!“

„Dennoch sind sie ‚Kinder des Allmächtigen“ …“

„Ich möchte zu gern wissen, was sich der ‚Allmächtige‘ dabei gedacht hat, solche Super-Arschlöcher zu konstruieren …“

***

Torven Farbauti, Judas und Jon Lovely standen unter dem grauen Felsmassiv der Teutoniaklippen. Helmut hatten sie zurückgelassen, damit er Alex' Leichnam nach Hause schaffen konnte. Mit dem klapprigen Datsun von Jon Lovely waren sie hierher gefahren.  Ein uralter Stollen mit verfaulten Balken führte in die Schwärze des Untergrunds.

„Und darin soll jemand leben?“, fragte Farbauti.

Jon Lovely nickte.

„Ich rate mal ins Blaue: Da drin haust noch einer von euch abgefreakten Jesus-Jüngern?“

„Nein, wie kommst du denn da drauf? Hier haust ein Erdgeist. Ein Wächter des Untergrunds. Ein mächtiges Elementarwesen, das über Stein, Erde und Magma gebietet“, intonierte Jon Lovely beinahe ehrfürchtig.

„Ja, einer der Großen Vier Wächter, die Zugang zum Weltenbaum haben. Machtvoll und gefährlich“, pflichtete Judas seinem Jünger-Bruder bei.

„Und wie rufen wir den Typen?“

„Nun wir könnten den rituellen Singsang des Dschiddsahardam anstimmen …“

„Gibt’s noch `ne andere Möglichkeit? Ich habe meine Singsangstimme nämlich zu Hause in der Wäschekammer gelassen.“

„Nun … vielleicht könnten wir ihn einfach nur … rufen.“

„Wie heißt der Typ? Hat er `nen Namen?“

„Äh…er wird Kantur-der-Erdfresser-und-Beherrscher-des-Unteren-und-Tiefen genannt!“

„Okay. HEY, KANTUR, SCHIEB DEINEN FALTIGEN ARSCH AUS DEINEM LOCH!“

Man hörte ein Poltern aus dem Stollen und einige fußballgroße Steine rollten aus dem Eingang.

„Na also, ich scheine den richtigen Tonfall getroffen zu haben.“

„Wie konntest du den großen Erdgeist nur so geringschätzig anrufen?“

Nach ein paar weiteren heraus rollenden Steinen kam ein kleines Männchen, das ziemlich verdreckt aussah und zehn Meter gegen den Wind stank. Er war ungefähr so groß wie ein Kegelpin und bestand zum größten Teil aus Nase und Bauch.

„So so, der ‚große‘ Kantur. Na ja, vielleicht kann man ihn am Hinterteil aufblasen,“ flüsterte Torven Jon Lovely zu.

„Beim großen Wühlwurm. Was wollt ihr denn? Ach, ich riechs schon…“

Der Kleine schnüffelt in Richtung Torven mit seinem gewaltigen Zinken.

„Ein Asen-Bastard. Ich rieche einen Hauch Loki!“

„Donnerwetter! Der Riechkolben macht schon was her! Ich will nicht groß um den heißen Brei herumreden. Wir brauchen dein Teil von Yggdrasil, das du verwahrst, um eine Irminsul vor einem Höllenmundus am Hohen Meissner zu errichten. Wir wollen damit verhindern, dass sich die Horden Luzifers über die Welt ergiessen!“

‚Hab ich das jetzt wirklich so gesagt?‘, flüsterte Torven Judas zu.

Kantur-der-Gewaltige schnüffelte mit seiner Riesennase in ihre Richtung und nickte dann.

„Ihr sprecht die Wahrheit. Ich kann es riechen. Ich rieche aber auch, dass sich eine Schwadron Krieger-Engel an Eure Fersen geheftet hat und bald hier auftaucht …“

„Und was tun wir jetzt, mächtiger Erdgeist?“, jammerte Judas.

„Folgt mir. Ich führe euch durch meine Erdstollen. Von dort kann ich in wenigen Herzschlägen jeden magischen Knotenpunkt dieser Hemisphäre erreichen. Und eine der mächtigsten Knotenpunkte befindet sich an dem Berg, den ihr zu erreichen trachtet.“

„Hat er das jetzt wirklich so gesagt?“, flüsterte Torven diesmal Jon Lovely ins Ohr.

Lovely nickte bestätigend. „Verdammich, ich fühl mich wie in einem verkitschten Tim-Burton-Film …“, ächzte Torven Farbauti.

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