ZDF: Terra X: Verräterische Spuren – Die Geschichte der Forensik
Die Idee, einem Mörder oder Betrüger mit Klugheit und genauer Beobachtung auf die Spur zu kommen, ist noch nicht alt. Über Jahrhunderte waren Beweise nur die zweite Wahl, Geständnisse wurden erzwungen, häufig auch durch Folter. Die Verdächtigen gestanden also oft nicht, weil sie wirklich die Täter waren, sondern aus Verzweiflung.
Im Laufe der Jahrhunderte suchten Fahnder jedoch nach anderen Möglichkeiten, den Schuldigen ausfindig zu machen. Zunächst betraten Ermittler dabei abenteuerliche Irrwege und suchten beispielsweise nach der typischen "Verbrechervisage".
Der Berliner Kommissar Ernst Gennat war schließlich der Erste, der im Berlin der 1920er Jahre eine eigene Mordkommission gründete. Er erstellte eine Verbrecherkartei und entwickelte das "Mordauto", ein Einsatzfahrzeug, das alles Notwendige mitführte, um einen Tatort kriminalistisch zu erfassen. Deswegen gilt er für viele heute als der erste Fallanalytiker beziehungsweise Profiler.
Die Methoden der Forensik sind vielfältig, und jede einzelne Disziplin hat eine spannende Geschichte. Die Jagd auf Fingerabdrücke nahm ihre Anfänge im britisch verwalteten Indien des 19. Jahrhunderts. Die eindeutige Zuordnung zu einer Person sollte Rentenbetrug und andere Gaunereien unmöglich machen. Die Ballistik überführte im 19. Jahrhundert erstmals einen Betrüger, dessen Kugelgussform (damals goss jeder seine Kugeln selbst) genau einer gefundenen Kugel zugeordnet werden konnte. Doch kaum etwas hat die Forensik so vorangebracht wie die Erforschung des menschlichen Körpers. Die Entdeckung der Blutgruppen oder die Entschlüsselung des genetischen Fingerabdrucks von Menschen, Tieren und Pflanzen haben unzählige Verdächtige entlastet und Täter überführt.
In dokumentarischen Teilen und Spielszenen führt "Terra X"-Moderatorin ChrisTine Urspruch durch die Jahrhunderte.
Jeder Mord hat eine Geschichte. Der Täter erzählt sie meist nicht freiwillig, das Opfer jedoch "spricht Bände". Es verrät stumm, was ihm widerfahren ist, und diese Zeichen können Forensiker lesen. Sie fügen die einzelnen Bausteine wie ein Puzzle zusammen und rekonstruieren die Geschichte eines Verbrechens.
Lange Zeit war es undenkbar, Menschen nach ihrem Tod zu öffnen und zu untersuchen. Ärzte stützten sich auf das Werk des Galenos von Pergamon, der im Rom des 2. Jahrhunderts eines der ersten Medizinbücher verfasste. Galenos behandelte Gladiatoren und war der bekannteste Sportarzt der römischen Antike. Sein Werk galt über 1000 Jahre lang als medizinisches Standardwerk. In der Nachbetrachtung erstaunlich, denn seine Erkenntnisse über die menschliche Anatomie fußten auf der Sektion von Schweinen und Affen.