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Around The Corner - Deutsche Manga von deutschen Manga-ka – Eine Inventurliste

Around The CorberDeutsche Manga von
deutschen Manga-ka
Eine Inventurliste

Das Phänomen Manga hat nicht nur die zahlenden Massen erfasst und tausende von Leser, sondern natürlich auch die Zeichnerwelt. Warum auch nicht? In einem Medium mit dem Motto: Anything goes! ist es leicht sich auszutoben und nicht den Grenzen eines z.B. Superheldencomics unterlegen zu sein.

 

Daher ist es nicht verwunderlich, das ebenso auch Manga aus heimischer, sprich: deutscher, Produktion entstehen. Aber nicht nur bei uns, sondern natürlich auch in anderen Ländern. Dennoch möchte ich in diesem Artikel erst einmal den Fokus auf den deutschen Raum legen.

Überschaulich beschaulich

Den Anfang des deutschen Manga bringen wahrscheinlich viele mit zwei Namen in Verbindung. Der eine ist: Robert Labs und der andere Name: Christina Plaka. Sie sind natürlich bei weitem nicht die einzigen, und andere sind inzwischen im Bekanntheitsgrad nachgerutscht wie u.a. David Fülki und Judith Park, aber ihre Namen haben immer noch einen gewissen Gehalt.

Doch beginnen wir am Anfang.

Dragic MasterDen machte wohl im Jahr 2001 der Carlsen Verlag mit Rober Labs und „Dragic Master“. Mit einem Experiment der etwas anderen Art wagte man sich auf den deutschen Markt. Die Fan-Gemeinde war leicht gespalten. Man applaudierte Labs durchaus und auch Carlsen für ihren Mut, doch „Dragic Master“ selbst gefiel nicht jedem, was durch aus an der recht freizügigen Darstellungsweise gelegen hat. Dennoch liefen die Dinge nur zögerlich an. War doch immer noch der Manga ein etwas streng beäugtes Phänomen. Auch wenn immer mehr Serien aus dem japanischen Raum ihren Weg in unsere Heimat fanden.

In den nächsten Jahren folgten stückweise weitere Autoren mit kurzen Serien. 2002 wagte sich auch Egmont Manga und Anime an die Idee einer deutschen Produktion und veröffentlichte den ersten Band von „Naglayas Herz“ von Sascha Nils Marx und Stefan Voß. Während hier die Geschichte durch aus gute Momente hatte, war der Zeichenstil noch sehr Verbesserungswürdig.

Im gleichen Jahr kam es auch zu einigen Dojinshi-Veröffentlichungen, die offiziell auch bezogen werden konnten.

Yonen BuzzStilistisch besser war dann Christina Plakas „Prussian Blue“ aus dem Jahr 2003 verlegt von Carlsen. Die Geschichte um das entstehen einer junge Band und die daraus entstehenden Probleme fand einen guten Anklang in der Fangemeinde, auch wenn sie zu Beginn einen stark kantigen Stil hatte. Inzwischen zeichnet Plaka auch eine Fortsetzung unter dem Namen „Yonen Buzz“ (seit 2006), die in bisher 5 Bänden bei Tokyopop vorliegt.

Im gleichen Jahr startete auch „Without Identity“ von Utopian Artist bei Egmont. Dessen Veröffentlichung leider nach zwei Bänden anscheinend abgebrochen wurde. Auch hier gab es immer noch Mängel in Bezug auf die zeichnerische Qualität und die Storyausarbeitung.

Auch in diesem Jahr folgte Labs mit „Crewman 3“, einer recht seltsamen Sci-Fi Parodie, die aber durch gute Zeichnungen teilweise überzeugen kann.

QuarksEbenso erschien das recht unbekannte „Quarks“ von Martin Lodewjik und Adri van Kooten bei Manga Izumi.

2004 legte Carlsen mit Judith Park und „Dystopia“ erneut nach. Und stellte damit eine neue solide Zeichnerin vor.

Aber auch ein anderes Duo machte durch einen eigenen Stil auf sich aufmerksam: DuO legte „Moon Star Attack“ bei Egmont in zwei Bänden vor. Leicht bescheuerte Geschichten, die dennoch witzig waren.

Bereits 2005 folgte Park mit ihrem nächsten Projekt „Ysquare“, dieses erschien wie bereits schon Dystopia als regelmäßige Veröffentlichung in der Mädchen-Manga-Anthologie „Daisuki“ von Carlsen.

Orcus StarWeiterhin „Freaky Angel“ von Lenka Buschová bei Egmont, leider verfrüht abgebrochen und sowie das stilistisch etwas eigenwillige, aber nicht schlechte, „Orcus Star“ von Gina Wetzel bei Egmont.

Auch sie veröffentlichte ihren Manga bereits in Anthologieform in der damals noch laufenden „Manga Power“.

Paper TheatreDas Anthologie Experiment griff dann auch der Verlag Schwarzer Turm mit dem „Paper Theatre“ in Zusammenarbeit mit dem Animexx e.V. auf. Im Unterschied zu denen, die aus den beiden anderen großen Verlagen stammten, konzentrierte sich der Verlag und der e.V. hier auf Künstler aus dem rein deutschen Raum.

Die Reihe liegt dabei in bisher 7 Bänden vor.

Ebenso versuchte sich auch Tokyopop an einer Anthologie mit Künstlern aus dem deutschsprachigen Raum. „Manga Fieber“ schaffte es auf drei Bände (davon sind zwei Nachfolgebände nach gleichem Konzept) und beinhaltet den einen oder anderen genannten oder noch zu nennenden Namen, da Tokyopop viel versprechende Künstler auch unter Vertrag genommen hat.

Umfangreicher wurde es dann auch im Jahr darauf, neben dem schon erwähnten „Yonen Buzz“, gab es auch „Evergrey“ von Lime (Tokyopop), „Gothics Sport“ von Anike Hage (in 5 Bänden abgeschlossen, Tokyopop), das wahrscheinlich abgebrochene „Indépendent“ von DuO (Egmont), „Iscel“ von Detta Zimmermann (Tokyopop), „Jibun-Jishin“ von der durchaus auch talentierten Nina Werner (Carlsen), „Losing Neverland“ von Fahr Sindram (Butter & Cream), „Sketchbook Berlin“ von Guido Neukamm und Marie Sann (Tokyopop), sowie „Triple Witching Hour“ von Olga Rogalski (Tokyopop).

Wie zu erkennen ist sind die Veröffentlichungen immer noch recht beschaulich, auch wenn ich natürlich keine Gewähr auf Vollständigkeit gebe. Hier und da kommt wahrscheinlich auch noch die eine oder andere Publikation im Eigenverlag hinzu.

Was sich jedoch erfreulicherweise zeigt, sind die Unterschiede, in Stil und auch Gehalt. Während viele noch an ihrer Geschichte arbeiten müssen und auch an der zeichnerischen Umsetzung, so zeigt sich doch zumindest eine relative Spannbreite in den bearbeiteten Themen und Genre. Auch sind die Stile an sich recht unterschiedlich. Keiner kopiert den anderen und sondern versucht etwas eigenes zu entwickeln.

Noch mehr geschieht im Jahr 2007. Neben weiteren Werken von Judith Park (Luxus, Ysquare Plus), Christina Plaka (Yonen Buzz United, mehr ein Artbook), Lime (Yaru),  Olga Rogalski (Strike Back) schleichen sich auch neue Namen ins Programm: Diana Liesaus mit „Musouka“ (Egmont), Melanie Schober mit „Racoon“ (Carlsen),  Natalie Wormbecher „Summer Rain“ (Tokyopop), Dörte Dettlaff „Twins Love Panic“ (Carlsen), Nadine Büttner „White Pearl“ (Carlsen).

Dabei ist anzumerken, das es sich bei den Carlsen Veröffentlichungen um vor allem eine Reihe von Chibi-Manga handelt. Chibi ist ein japanischer Verniedlichungsausdruck, und drückt etwas Kleines, im Sinne: Wie niedlich!, aus. Carlsen hat dabei eine ganze Reihe von kleinformatigen Manga aufgelegt, die jeweils gerade mal um die 64 Seiten umfassten.

Diese finden sich auch 2008. Da haben wir: „A demons's kiss“ von Rebecca Jeltsch,  „Aladins Erbin“ von Eva Schmitt und Janine Winter, „Die Spur“ von Helen Aerni, „Legcay of the Ocean“ von Marika Herzog, „Masterminds“ von Jeffrey Gold, „Tarito Fairytale“ von Detta Zimmermann, „Todernst“ von Stella Bradner, „Turnover“ von Marika Paul und „Umbra“ von Natalie Zaitseva.

Ebenso auch natürlich Standardveröffentlichungen im normalen Format.

Personal ParadiseEine längere Geschichte von Natalie Wormsbecher „Dämonenjunge Lain“ (Tokyopop), Stella Brander „Idol“ (Carlsen), Nicole Klementz und Nhung Vu „Keyla“ (Carlsen), die noch nicht abgeschlossene Serie von Melanie Schober „Personal Paradise“ (Carlsen), Alexandra Völker „Paris“ (Egmont), Olga Rogalski „Tränen eines Engels“ (Tokyopop) und René Scheibe mit der „Puppenkrise“ (Carlsen).

2009 bringt ein weiteres Werk von Christina Plaka „Herrscher aller Welten“ (Carlsen), eine längere Reihe von Natalie Wormsbecher „Life Tree's Guardian“ (Tokyopop), eine weitere Zusammenarbeit von Guido Neukamm und Marie Sann „Krähen“ (Tokyopop), Marika Herzog mit „Grimoire“ (Comic-Culture-Verlag). Aber auch „Golden Butterfly“ von Sabrina Ehnert und Selina Schuster (Carlsen, Chibi-Manga), „Fight!“ und „Kentaro“ (Chibi-Manga) von Kim Liersch (Egmont), „Struwwelpter“ von David Fülki (Tokyopop), das noch nicht abgeschlossene „Killing Iago“ von Zofia Garden (Carlsen), ebenfalls noch nicht beendet ist „Lilientod“ von Anne Delseit und Martina Peters (Carlsen).

Die WolkeMit einer kleineren Runde schließe ich 2010: Christina Bäumerich „Snowflake“ (Egmont), Baron Malte und Miyuki Tsuji „Ninja! - Hinter den Schatten“ (Carlsen), Robert Labs „Domicile“ (Tokyopop), Anike Hage und Gudrun Pausewang „Die Wolke“ (Tokyopop), „A Kiss from the dark“ von Nadine Büttner und Michael Waaler (Carlsen).

Weiter Werke verschiedener Zeichner sind bereits für 2011 angekündigt.

Die gegebene Liste erhebt wie gesagt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Viel mehr ging es mir darum aufzuzeigen, das es eine deutsche Manga-Szene gibt und diese auch am Wachsen begriffen ist. Das neben 'Alten Hasen' immer wieder neue Namen auftauchen, die ein eigenes Werk präsentieren. Aber auch die Entwicklungen bereits gestandener Zeichner lässt sich gut verfolgen.

Dennoch während man den bisherigen Arbeiten durchaus Lob aussprechen kann und muss, Bild um Bild zu zeichnen, ist mehr als anstrengend, so gibt es doch immer noch eindeutige Qualitätsunterschiede zum japanischen Markt. Dies begründet sich natürlich auch in den unterschieden in der Tradition.

Auch wenn sich bei vielen der schon längeren Zeichner eine stetige Weiterentwicklung zum Besseren ausmachen lässt, bleiben dennoch einige Probleme bestehen.

Manga und auch Manga-ka sind ein fester Bestandteil der japanischen Unterhaltungskultur. Comiczeichner im Weiteren Sinn haben nie wirklich in Deutschland diesen Status erreicht. Viele Graphic Novels sind weiterhin ein elitäres Hobby für eingeweihte und die Comicwelt im Großen und Ganzen bleibt den meisten auf ewig verschlossen. Diese Ansicht änderte sich langsam mit der Einführung der Manga und deren wachsendes Marktvolumen.

KrähenDoch Manga zeichnen folgt nahezu vollkommen anderen Grundregeln, als einen Comic im klassischen franko-belgischen Sinne zu entwerfen. Hinzu kommt natürlich auch, das viele der deutschen Künstler noch sehr jung sind, und vor allem in Bezug auf Erfahrung noch einen weiten Weg zu gehen haben.

Ebenso ist die japanische Industrie in diesem Zweig anders ausgelegt als die deutsche. Zeichner, die in einem wöchentlichen Rhythmus arbeiten und so auf theoretisch vier bis fünf Bände im Jahr kommen entwickeln ihren Zeichenstil schneller weiter. Dabei natürlich manchmal auch unterstützt durch eine variierende Anzahl von Assistenten, auch eine Kultur, die bei uns nicht wirklich verbreitet und ausgeprägt ist.
 
Der deutsche Manga, wenn man ihn denn so titulieren möchte, hat in meinen Augen noch einen sehr weiten Weg zu gehen. Wichtig ist dabei, das er beginnt etwas wirklich eigenes zu entwickeln und nicht nur versucht, bereits existierende Thematiken zu kopieren, dabei ist nicht zu verstehen, das ich das irgendeinem der Zeichner unterstellen, bei weitem nicht. Dennoch in vielen Fällen fehlt das wirkliche Eigene, vielleicht auch das Besondere, das mich wünschen lässt noch mehr davon zu lesen.
Aber dieses Eigene muss sich auch erst entwickeln, ein Anfang aber wurde schon gemacht.

Anmerkung: Ich habe bewusst Veröffentlichung ausgelassen, die zu erst in Japan erschienen sind und dann erst in Übersetzung in Deutschland. Da je nach Zielmarkt die Konzipierung eine andere ist und mir es darum ging speziell die Veröffentlichungen für den deutschen Markt zu betonen. Weiterhin bin ich vorallem auf direkten Veröffentlichungen als direkter Band eingegangen, viele der genannten Künstler haben bereits ein oder zwei Jahre vorher kürzere Werke in Anthologien untergebracht.

In zwei Wochen: Okay, Manga = Japan. Aber was ist mit China? - Der »Comic« in Asien

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