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Das Bilderbuch - damals und heute

BilderbüchrDas Bilderbuch
damals und heute

Bildergeschichten erfreuen sich seit je her einer gewissen Beliebtheit bei Kindern. Ob als vergnüglicher Zeitvertreib am Tage, als spannende Gute-Nacht-Geschichte oder als illustrative Lernhilfe werden Bilderbücher auch heute noch als kindgerechte Unterhaltung betrachtet. Häufig aus den Gedanken verdrängt, erinnert man sich aber doch gerne an die Kindheit, und die Abenteuer die man auf dem Bauernhof, im Zoo, im Dschungel oder gar bei den Indianern erlebt hat; trotz allem beschäftigt sich heute kaum noch ein Erwachsener mit dem Medium Bilderbuch - oder dessen Auswüchsen, denn auch das klassische Bilderbuch hat sich weiterentwickelt - sogar bis zum Video/PC-Spiel hin.

Schreib- und LesefibelDer Ursprung - Das Lehrbuch
Als Ursprung des Bilderbuches gelten die sogenannten Lesefibeln und ABC-Bücher, in denen die Illustrationen von Gegenständen oder Lebewesen einzelnen Buchstaben zugeordnet waren. Diese Art der Darstellung sollte Merkfähigkeit und Verständnis fördern, und man war erfolgreich damit: Bis heute noch erlernen Vorschulkinder anhand dieser Methode das Buchstabieren und Zählen/Rechnen.

Zwischen 1658 und 1830 erschienen unzählige solcher Lernbücher, darunter auch Johann Amos Comenius' Sachbuch Johann Amos Comenius - Die sichtbare WeltDie sichtbare Welt ("Orbis sensualium pictus") das Kindern als Einstieg zum Wissen dienen sollte, und Friedrich Justin Bertuchs Enzyklopädie Bilderbuch für Kinder die in 12 Bänden mehr als 6000 naturwissenschaftliche Bilder enthält.


Weiterentwicklung
"Ein zentraler Aspekt in der Auseinandersetzung mit Bilderbüchern spielte (und spielt) der Begriff der „Kindgemäßheit“. Anfang des 20. Jh. bestimmte der Kunsthistoriker Konrad Lange kindgemäße Bilderbuchkunst: u. a. deutliche Umrisse, ruhige Farben, nicht zu grelle Gegensätze, Primärfarben; nicht unterbrochene Formen, das Allgemeine und Typische. (…) Dieser historische Begriff des Kindgemäßen wird heute von der Bilderbuchforschung als Richtlinie für moderne Bilderbücher abgelehnt.(1)

Die Belehrung durch Sach-Bilderbücher hielt sich bis ins 19. Jahrhundert, wurde dann aber mehr und mehr durch die Hervorhebung von Illustration und Erzählung (zur Unterhaltung) verdrängt, wenn auch nicht völlig. Die Inhalte dieser neuen Bilderbücher beschäftigten sich hauptsächlich mit traditionellem Liedgut, Kinderreimen, Märchen, und Geschichten wie die von Till Eulenspiegel (Autor unbekannt), Max & Moritz (Wilhelm Busch) oder dem Struwwelpeter (Heinrich Hoffmann, 1844) die Kindern auf unterhaltsame Weise moralische Werte vermitteln.

Einige der bekanntesten Kinder-Bilderbücher
 
Das heutige Bilderbuch
Durch neuere Einflüsse wie Film, Fernsehen und Computer veränderte sich das Bilderbuch im Laufe der Zeit - Format, Ausstattung und Thema wurden komplexer, so dass auch "große Kinder" immer mehr Gefallen an den kreativ bebilderten Literaturen finden. Man nehme beispielsweise Mangas und Comichefte, die gerade bei jungen (und auch älteren) Erwachsenen sehr beliebt sind - genau genommen handelt es sich bei diesen Heften natürlich ebenfalls um eine moderne Abart eben jener Bücher, die man heutzutage hauptsächlich zwischen malerischem Stil, Collagen, surrealistischem Stil, realistischem Stil, Karikaturen und Zeichnungen (Kunst/Foto) unterscheidet.

Hieronymus Bosch, Garten der LüsteDie Vielfalt dieses Marktes ist erstaunlich. So gibt es zum Beispiel Badebücher, die aus Kunststoff bestehen und somit wasserfest sind. Fühlbücher, die tastbare Elemente wie Kunstfell oder Sandpapier enthalten oder Pop-Up-Bücher die ihren Inhalt als dreidimensionales Objekt darstellen. Nicht zu vergessen, die stets beliebten Malbücher, deren farblose Illustrationen selbst gestaltet werden können.

Ganz frisch auf dem Markt sind auch Hörbilderbücher (Interview des Zauberspiegels zum Thema), bei denen Sehen und Hören miteinander verbunden wird. Zum gekauften Bilderbuch wird die vertonte Geschichte gleich mitgeliefert, und umgekehrt. Ein Genuss für Auge und Ohr zugleich.

Pieter Brueghel der Ältere, Verkehrte WeltDie sicher spielerischste Form eines Bilderbuches allerdings ist die Puzzle-Variation genannt Wimmelbilderbuch. Bei diesen handelt es sich um meist sehr große (A4 überschreitende) Bilderbücher mit teils doppelseitigen, Detail getreuen Abbildungen alltäglicher Situationen auf denen es nur so von Personen, Tieren oder Gegenständen "wimmelt", daher auch der Name. Als Väter der Wimmelbilder gelten die Maler Hieronymus Bosch und Pieter Brueghel der Ältere, die mit ihrer aussergewöhnlichen Kunst den Stil des Wimmelbilds prägten, sowie der Schriftsteller und Illustrator Hans Jürgen Press, der zahlreiche Spiel- und Rätselbücher veröffentlichte.
 

Martin Handford - Wo ist Walter?Der Spaß beim Wimmelbilderbuch besteht darin die gestellte Aufgabe zu lösen, nämlich einen bestimmten Gegenstand oder eine Person in dem abgebildeten Gewirr zu finden. Ein berühmtes Beispiel für ein solches Finde-Spiel ist die Kinderbuchreihe des britischen Illustrators Martin Handford. Where's Wally? (dt. Wo ist Walter?) zeichnet sich durch grossformatige, detailreiche Abbildungen verschiedener Szenen (zb. Stadtleben, Strände, Jahrmärkte) aus, die völlig von Menschen überrannt sind. Auf jedem dieser Zeichnungen ist auch der stets gleich gekleidete Wally zu entdecken, was dem Betrachter allerdings viel Geduld und ein gutes Auge abverlangt. Hat man Wally dann endlich gefunden geht es weiter zum nächsten Bild, und der Spaß beginnt von Neuem. Insgesamt erschienen beim deutschen Verlag Sauerländer zwölf Ausgaben der Wally-Reihe, außerdem wurden in den Jahren 1991-1993 vier Videospiele produziert die auf dem Prinzip der Bücher beruhen.

Wimmelbilder als PC-Spiel
Weitaus komplexer angelegt sind die Wimmelbildspiele (Hidden Object Games) für den Computer, der neuste populäre Trend bei Gelegenheits- und Pausengames. Diese kann man entweder relativ günstig direkt über das Internet bestellen, oder online spielen (in der Regel für eine Stunde kostenfrei), damit man nicht die berüchtigte Katze im Sacke kaufen muss. Bei den meisten Anbietern sind die Vollversionen herunterladbar, gegen einen kleinen Aufpreis erhält man auf Wunsch allerdings auch eine Sicherungs-CD per Post.

Computer-Wimmelbilder werden geschickt in kleine Abenteuer verpackt in denen man zb Sherlock Holmes' ungelöste Fälle lösen, oder als Hercule Poirot den Tod auf dem Nil aufklären muss. In anderen Spielen wandelt man auf Harry Potters Spuren durch Zauberschulen, oder man betätigt sich als Geisterjäger. In all diesen neuartigen Wimmelbildern findet man neben dem klassischen Finde-Spiel zusätzlich noch andere Puzzles und Denksportaufgaben die man bewältigen muss um das Spiel beenden zu können. Häufig steht dem Spieler hier nur eine geringe Zeitspanne zur Verfügung, was je nach Schwierigkeitsgrad und persönlichem Talent durchaus zu rauchenden Köpfen führen kann. Löst man das Rätsel nicht innerhalb weniger Versuche muss das Level meist völlig wiederholt werden - so ist man bei manchem Spiel Stunden oder gar Tage lang beschäftigt - und gut unterhalten. Wer sich dem großen Denkspass nicht gewachsen fühlt, kann auch noch auf die relativ einfach gehaltenen Wimmelbilder zurückgreifen, denn solche die sich nur rein auf die Bildersuche beschränken, gibt es natürlich auch als PC-Version.

Wie bei anderen Spielen sollte man hier übrigens auch darauf achten ob die Spiele kindgerecht sind oder doch eher für Erwachsene taugen …hier und da sind die Spiele doch recht gruselig gestaltet.
 
Hier einige Screenshots

Screenshot: 10 Tage unter dem Meer (Hidden Object Game)
 
Oben: 10 Tage unter dem Meer (für alle Altersklassen geeignet)

Unten: ChristmasVille (für Kinder)

ChristmasVille (Hidden Object Game)
 
 Unten: Mystery Case Files - Ravenhearst (Jugendliche /Erwachsene)
 
Mystery Case Files: Ravenhearst (Hidden Object Game)
 
 
Ob nun Buch oder PC-Spiel…
Sei es nun die Begeisterung der Kinder, die eigene Freude des Betrachtens, der Gag zb. ein erotisches Bilderbuch zu verschenken, oder schlicht der Spass am Spielen: Bilderbücher in all ihren Variationen sind immernoch existent und werden längst nicht mehr nur für den Nachwuchs hergestellt.

Und für alle, die immernoch nicht wissen was man mit einem Bilderbuch macht, hat ein sympathischer junger Herr eine kleine (nicht ganz ernst gemeinte) Gebrauchsanweisung für Bilderbücher ins Internet gestellt.

 
Was macht man mit einem Bilderbuch?
 
 


Zitat: Jens Thiele, Das Bilderbuch: Ästhetik-Theorie-Analyse-Didaktik-Rezeption

Quellen: Amazon.de, Buecher.de, Meraluna.de, tilmister.de, wilhelmbusch.de, Eyeconart.net, Uni Heidelberg, UNED Madrid, Dt. Museum München, Sammlerdomaine.com, Digitale Kinderbibliothek, Academic dictionaries and encyclopedias, lesen-in-deutschland.de, Screenshots: Archiv der Autorin 

Kommentare  

#1 G. Walt 2010-11-26 09:49
Buschs Struwelpeter gehörte auch damals zu meinen Kinderbüchern. Damals wie heute fand ich sie eher kinderfeindlich statt lehreich. Doch ihren Charme hatten sie.
#2 Andrew P. Wolz 2010-11-26 13:22
Wenn es ein sogenanntes Kinder-Buch gibt, das ich bis zum heutigen Tage inbrünstig hasse, dann ist es der Struwwelpeter. Beeinflussung der Kinder durch schamloses Angsteinjagen - für mich war das als Kind die absolute Horrorlektüre. Kein Wunder, war doch der Verfasser Leiter einer "Anstalt für Irre und Epileptische".
#3 G. Walt 2010-11-26 13:47
ähnliches gilt ja für Max und Mortiz. Man sagte Busch ja auch eine gewisse Kinderfeindlichkeit nach. Ganz interessant, wer damals so alles Kinderbücher schrieb.
#4 Laurin 2010-11-26 16:15
Sorry...aber Struwelpeter und Max und Moritz habe ich als Kleinkind geliebt. Dann kam meine Mutter mal mit einem Bilderbuch an in dem lauter Engelchen drin waren (weiß der Teufel wie das Bilderbuch hieß), weia...war das öde, null Action drin! :lol:
#5 Mainstream 2010-11-26 21:19
-
Zitat:
Buschs Struwelpeter gehörte auch damals zu meinen Kinderbüchern.
Ist das Buch nicht von irgendeinem Hoffmann?
Mit lustigen Bildern und drolligen Geschichten.
Oder sind es drollige Bilder und lustige Geschichten?
#6 G. Walt 2010-11-26 22:43
ja kalr. Busch hat Max und Moritz geschrieben. Hab ich verwechselt.

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