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Fanzine Classics: Klaus-Dieter Schmidt aka Gordon Scott - Das Interview

Fanzine ClassicsKlaus-Dieter Schmidt aka Gordon Scott
Das Interview

Über 30 Jahre ist es her, dass ich den Namen Klaus Dieter Schmidt mit Horror-Romanen in Verbindung brachte. Nach vergeblich versuchter Recherche, man wird halt nicht gerade mit Infos zu seiner Person überschüttet, kann ich noch nicht mal die wichtigste aller Frage sicher beantworten: Ob er noch lebt.

Eine eMail von Horst ist seit Wochen unbeantwortet. Hoffen wir das Beste.


Dirk Thronberens (heute)
Früher sah man ihn auf Clubtreffen und Stammtischen in Meerbusch und ich kann mich noch gut an seine ruhige und sympathische Art erinnern.  Die Wohnung von Frank Rehfeld in Viersen war, wie im Con-Bericht (Zauberspiegel) erwähnt, oft der Austragungsort von Fandom-Feten. Da traf man auch schon mal Leute wie Klaus D. Schmidt, Wolfgang Hohlbein oder die durchsichtige Bluse von Tina Diehm. Ein Anruf bei Frank brachte mich aber auch nicht weiter. Zumindest habe ich bei dem Gespräch herausgefunden, dass er in Solingen lebte oder noch lebt.

Nun, er war Mitglied in unserem Club und hat mir ein  Briefinterview gegeben, zudem eine Story (Urteil aus dem Jenseits
- erscheint am 24. August) aus seiner Feder bzw. Maschine mitgeschickt.

Er hat für den Zauberkreis-Verlag geschrieben. Sein erster Roman erschien am 17.1.1978 beim Silber-Grusel-Krimi, sein letzter am 4.11.1986. Ein alter Weggefährte von Dan Shocker also. Er hat, laut den umfangreichen SGK Titellisten im Zauberspiegel (danke Uwe Schnabel und Thomas Schönhofen) 27 Romane unter Marcos Mongo und 11 Romane unter Gordon Scott veröffentlichen können.

Das Interview erschien im Hexenhammer Nr.8 am 31. August 1984, da hatte er 32 Romane verkauft. Es kamen also nur noch 6 Hefte  von Schmidt dazu. Und damit erschöpfen sich dann auch schon meine Kenntnisse über seine Schreiberei. Da gibt es beim Zauberspiegel mit Sicherheit Leute die mehr wissen.

Das Pseudonym Gordon Scott gehörte übrigens zuerst dem Tarzan Darsteller Gordon Merrill Werschkul (wiki), der in den 1950er und 60er Jahren den Jungelmann mimte . Machte sich aber auch gut auf Romanheften.

Zu den Horror Romanen kamen noch Krimis.1985 reihte er sich in die lange Liste der Kommissar X Autoren unter Henry Parker ein.

Er war wohl ein weiteres Opfer des damaligen Romansterbens.

Hexenhammer: Hallo Gordon! Kannst du uns vorab kurz die Anfänge deiner Schreiberei schildern?
Leider ließt nicht jeder den Silber-Grusel-Krimi.
Gordon Scott: Angefangen habe ich mit der Schreiberei mit 14. Damals war ich Wikinger Fan und las, nein ich verschlang Bücher, die von ihnen handelten. Schon damals hatte ich die Idee, ein Buch über sie zu schreiben. Aber Wunsch und Tat sie zweierlei Dinge. Mit 25 aber habe ich ernst gemacht. Die Story umfasste 315 Seiten, doch sie fand keinen Verleger. Die 10te Absage kam Ostern 77. Fast gleichzeitig fiel mir ein Gruselroman in die Hände. Ich las ihn und sagte zu meiner Frau. „Das kann ich auch.“ Ergebnis: Sie zeigte mir einen Vogel, doch ich ließ mich nicht beirren. Das war die Geburtsstunde meines Romans DER FLUCH VON DESMORE CASTLE, SGK 174. Der zweite folgte auf dem Fuß, und das alles in Feierabendarbeit. Damals dachte ich gar nicht daran, ein eigenes Pseudonym zu fordern. Warum, weiß ich auch nicht. Ich konzentriere mich nur aufs Schreiben. Erst einige Horrorfans, die plötzlich schrieben, brachten mich darauf. Und Anfang August ist es halt soweit, dass ich mein eigenes Pseudonym auf einem Cover sehe. Das wird dann der 28. (Roman) sein, verkauft habe ich inzwischen 32, geschrieben über vierzig.
Kurzer Steckbrief: Geboren am 5.6.52 – Verheiratet – Erfolgreich als Autor beim Zauberkreis Verlag – Früheres Pseudonym Marcos Mongo.

Hexenhammer: Du hast 40 Romane geschrieben und 32 wurden veröffentlicht. Was passiert eigentlich mit dem Manuskript, wenn du es einschickst? Bekommst du es, bei Ablehnung, zurück oder legt es sich der Verlag auf Halde?
Gordon Scott: Falls ein Roman angenommen wird, bekomme ich einen Vertrag zugesandt. Vom MS sehe ich dann nichts mehr. Das passiert nur, wenn eine Story abgelehnt wird. Dann liegt ein Gutachten des Lektorats bei, damit ich weiß, was nicht gefallen hat. Im Moment liegen vier solcher Dinger in meinem Schrank und warten auf Korrektur.

Hexenhammer: Du hast überwiegend für den Zauberkreis-Verlag geschrieben, der ja auch deine Startbahn war. Bleibst du diesem Verlag treu oder zieht es dich zu anderen Ufern?
Gordon Scott: Ja, der Zauberkreis war mein Sprungbrett und ich bin Herrn Villinger noch heute sehr dankbar, dass er mir diese Chance gegeben hat und trotz allem an mir festgehalten hat, wenn ich mal einen schlechten Roman verbrochen habe.
Ob es mich zu anderen Ufern zieht? Nun, ein Autor würde lügen, wenn er nein sagen würde. Natürlich reizt es mich auch mal, etwas anderes zu schreiben, doch es ist sehr schwer, diese Möglichkeit zu bekommen, zumal ich ja kein Profiautor bin.

Hexenhammer: Solche Sprungbretter sind heutzutage leider dünn gesät. Aus Gesprächen und Interviews mit anderen Autoren weiß ich, dass es sehr schwer geworden ist sein Manuskript an den Silberrücken des Heftromans vorbei zu den  Redakteuren zu bringen. Gibt es noch Verlage bei denen Nachwuchsautoren eine Chance haben?
Gordon Scott: Ich glaube, mit dieser Frage bist du an der falschen Adresse. Stelle sie besser einigen Redakteuren. Nur eins kann ich dazu sagen. Ich kenne Frank Rehfeld, alias Frank Thys, der es auch geschafft hat, bisher drei SGK zu verkaufen. Oder Dieter Hoven, der sich als KX-Autor versuchte und mit Band 1321 seinen ersten Roman verkaufte.

Hexenhammer: Was fasziniert dich am Horror-Roman?
Gordon Scott: Eine schwere Frage, bei der ich erst überlegen muss.
Dass mich beim Horror-Romanlesen etwas fasziniert, könnte ich nicht sagen. Jedenfalls nichts besonderes. Er muss nur spannend sein, einen Leser fesseln. Das kann mich aber auch ein Krimi oder ein Western, wenn er gut ist. Gänsehaut habe ich jedenfalls nie gehabt.
Beim Schreiben ist das etwas anders. Da denke ich mich voll in die Sache rein. Der Grusel-Roman hat den Vorteil, dass die Logik bei gewissen Szenen ausschaltbar ist. Die Möglichkeit des Überraschungsmomentes ist dadurch eher gegeben.
Aber kurzum gesagt ist die Schreiberei für mich eine Sucht. Andere rauchen, ich schreibe. Und das brauche ich wie Luft zum Atmen. Ohne Schreibmaschine wäre ich totunglücklich.

Hexenhammer: Zu welcher Seite fühlst du dich mehr hingezogen, zu klassischen Themen ( z.B. der Held rettet die Jungfrau vor dem Bösen) oder zu moderneren Themen ?
Gordon Scott: Die typische Spukschloss- Atmosphäre hat zwar den Vorteil, dass allein ihre Darstellung in Schrift oder Bild schon Gänsehaut hervorzaubert, doch auch die modernen Themen können den gleichen Effekt erzielen. Deshalb möchte und kann ich mich nicht festlegen.

Hexenhammer: Du bist ja einer der Hauptschreiber der SGK Reihe und kannst dir zumindest ein Urteil erlauben. Wie stufst du deine Mitautoren ein, wobei ja einige dem Nachwuchs angehören?
Gordon Scott: Oh, da muss ich dich rasch korrigieren. Ich bin keineswegs ein Hauptschreiber des SGK, sondern nur ein kleiner Autor der keinerlei Einfluss hat.
Ich glaube nicht, dass sehr viele Mitautoren zum Nachwuchs gehören. Mortimer Mortmain z.B. ist ein alter Hase. Oder Roger Damon und John Spider. Der Nachwuchs selbst schreibt gut, denn sonst würde das Lektorat die Romane ja nicht durchgehen lassen. Allerdings glaube ich nicht, dass sich der Nachwuchs, das heißt, der einzelne Schreiber, lange hält. Die meisten verlieren doch wohl rasch die Lust oder haben kein Durchhaltevermögen. Allerdings gibt es auch da Ausnahmen.

Hexenhammer: Was wäre z.Z. `die Serie` für dich? Für welche Reihe oder Verlag würdest du, im Moment, am liebsten schreiben?
Gordon Scott: Ach weißt du, beim Silber-Grusel-Krimi fühle ich mich ganz wohl. Hier habe ich die Möglichkeit, immer neue Titelpersonen und Helden spielen zu lassen, obwohl eine Titelfigur auch ihre Reize hat, doch im meinem Fall nicht möglich ist. Deshalb zieht es mich nicht  so sehr zu einer Romanserie. Höchstens, und das hat nichts mit Horror zu tun, für DIE TEUFELSKERLE oder vielleicht mal einen Western.

Hexenhammer: Da du ja schon auf Cons warst und auch schon auf einigen Stammtisch Runden gezecht hast, wirst du vielleicht eine Meinung zum derzeitigen Geschehen im Fandom haben. Es läuft ja nicht immer alles so wie es sollte und z.Z. ist es auch noch bedrückend still geworden. Was sagt ein Autor dazu?
Gordon Scott: Mit dem Fandom ist das so eine Sache, aus der ich mich raus halten will. Nur eins sei gesagt. Solange sich einige wie Erwachsene fühlen und sich wie Kleinkinder benehmen, wird es diese Miesmacherei und Stänkerei wohl weiterhin geben. Genauso schlimm aber ist auch, dass die Angegriffenen sich alles andere als intelligent und geschickt verhalten, sondern die Attacken voll erwidern. Traurig aber wahr!

Hexenhammer: Auch an dich geht die Frage: Hast du in deiner Autoren-Laufbahn schon mal etwas Ungewöhnliches oder Kurioses erlebt (dieses Interview ausgenommen)?
Gordon Scott: Etwas Kurioses? Ich glaube, dass alles kurios ist, was während meiner Arbeit an einem Roman passiert. Das vergesse ich das Abendessen, ließ einmal ein Kotelett anbrennen, weil ich in einer spannenden Phase war, verpasse Filme, die ich eigentlich im Fernsehen sehen will und manchmal kommt es auch vor, dass ich nachts wachwerde, eine Idee habe und aufstehe, um sie kurz niederzuschreiben. Wohl für euch nichts Weltbewegendes, doch meine Frau findet dieses Verhalten kurios (das ist schwach ausgedrückt).
Oh, da fällt mir doch noch etwas ein. Einmal schrieb ich einen Roman, der abgelehnt wurde, weil ein paar Passagen nicht gefielen. Sonst hatte er aber eine gute Kritik. Also korrigierte ich ihn, ohne am Inhalt oder Stil groß zu feilen. Ich schickte ihn wieder ein und was geschah? Er kam noch einmal zurück. Diesmal war die Kritik in allen Punkten negativ und vernichtend. Da kann man mal sehen, wie unterschiedlich die Geschmäcker sind, wenn zwei Personen das gleiche lesen.

Hexenhammer: Zum Schluss noch die Frage, wie wird es weitergehen mit Gordon Scott? Hoffentlich so gut wie bisher...
Gordon Scott: Ich kann nur hoffen, dass Gordon Scott lange leben wird. Jedenfalls ist im Moment sicher, das vier Romane unter diesem Pseudonym erscheinen werden. An mir soll es nicht liegen, dass weitere SGK herauskommen.

Hexenhammer: Danke für das Interview und den Einblick in dein Autoren-Leben.
Gordon Scott: Ich möchte mich bei dir für die Möglichkeit, dieses Interview geben zu können bedanken und hoffe, dass es nicht zu lang und ausführlich war. Außerdem noch viel Spass und Erfolg beim Veröffentlichen der Fanzines und langes Bestehen für den Club...

Gordon Scott.

Kommentare  

#1 Zakum 2015-08-23 12:47
Danke für das (alte) Interview! :-)

Von Klaus Schmidt erschienen später noch Gothics (ua bei Jessica Bannister) und Kelter druckt bis heute noch welche (meist unter Victoria Scott). Allerdings sind auch viele Nachdrucke dabei, der letzte Erstdruck erschien meines Wissens 2007.
#2 Alter Hahn 2015-08-23 14:44
Für mich ist "Gordon Scott" immer noch einer der Helden der Sandalen-Filme. Meist spielter er den Maciste. Als Tarzan war er auch in einigen Filmen z sehen - ich habe aber vergessen, in welchen...
#3 Toni 2015-08-23 14:55
Danke für die Info.
Schön das er doch noch ein wenig geschrieben hat.

Laut Frank Rehfeld hat er, auch nach dem viele Heftserien eingestellt wurden, bei den Mannesmann Röhren-Werken in Solingen gearbeitet. Er hat wohl nie damit gerechnet, vom Schreiben leben zu können.
#4 Schnabel 2015-08-24 16:10
Schönes Interview. So erfährt man mal etwas über die Autoren, die nicht so im Rampenlicht stehen...

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