Marlos - Die jährlichen Treffen einer Großfamilie (5) Ein Marlosianer gibt nicht auf
Marlos - Die jährlichen Treffen einer Großfamilie (5)
Ein Marlosianer gibt nicht auf
1992 Veitshöchheim
Wahrscheinlich erinnere ich mich an dieses Treffen vor nunmehr 15 Jahren genauso gut wie unser Chefredakteur. Denn wir gehörten damals beide zu den Gästen des 15. Marlostreffens in Veitshöchheim bei Würzburg.
Dieses Treffen fand für mich persönlich nicht ohne Hindernisse satt. Deshlab war es mir ein besonderes Anliegen nach 1991 auch diesmal wieder den Conbericht für den Marlos-Club-Letter zu schreiben. Angefangen hat es wie immer. Im Frühjahr 1992 erschien der Marlosletter, der alle Infos zum Treffen enthielt. Auch die Wegbeschreibung. Sagt man heute nicht Routenplan ?
Der Sommer kam, und es war wie immer Marlostime. Mir ging es gut, ich war jung und hatte Geld. Also nichts wie auf nach Veitshöcheim. Wieder eine Stadt, die ich kennenlernen durfte im Zuge meiner Marlostreffen. Und doch war es diesmal anders, denn Veitshöchheim war eher ein Städtchen im Landkreis Würzburg, und bot beschauliche Provinzatmosphäre, wenn ich dagegen die Treffen vergleiche, die wir in Wien hatten, oder Hamburg, oder auch Dietikon nahe Zürich.
Organisiert wurde das Treffen in Veitshöchheim von den Geschwistern Irmtrud und Sonja Mahler, die auch als Marlossisters bekannt geworden waren. Mit dem Treffen erfüllten sich die beiden einen jahrelangen Wunsch. Endlich einmal die Organisation eines solchen Treffens selbst in die Hand zu nehmen.
Würzburg konnte ich gut mit der Bahn erreichen. Damals hatte ich noch keinen Führerschein und kam mit der Bahn immer gut zurecht. Von Würzburg ging es mit dem Bus weiter. Ich war frohen Mutes, und glaubte alles dabei zu haben, doch im Bus nach Veitshöchheim, lief es mir plötzlich eiskalt über den Rücken. Ich hatte den Clubletter vom April vergessen. Jenen Clubletter, der die Wegbeschreibung zum Con-Ort beiinhaltete. Jetzt war guter Rat teuer.
Schweißgebadet nästelte ich an meinem Rucksack, in der Hoffnung das Dokument doch noch zu finden. Doch diese Hoffnung starb mit der Erkenntnis, das ich wirklich nichts dergleichen in meinem Rucksack mit mir führte. Was sollte ich nun tun?
Ein Marlosianer gibt nicht auf, dachte ich mir. Von den Mahler-Schwestern hatte ich weder die Adresse noch eine Telefonnummer im Kopf. Handys gab es damals noch nicht. Das Veitshöchheim eher klein war, erwies sich nun als Glücksfall für mich. Ich erinnerte mich noch an die Wegbeschreibung, die ich ein paarmal gelesen hatte. Dort stand etwas von einem Eiscafe, in dem man sich am Freitag treffen wollte. Nachdem ich mein Hotel bezogen hatte, dessen Adresse ich mir seperat notiert hatte, ging ich auf den Marktplatz. Hier gab es ringsrum allerhand Geschäfte. Und ich entdeckte auch ein Eiscafe. Ich ging hinein und fragte den Italiener hinter dem Tresen danach, ob heute und hier ein Tisch von Frau Mahler reserviert worden sei. Als er ja sagte, war ich nahe dran ihm um den Hals zu fallen. Er sagte es ganz ruhig; "Ja heute hier um 18 Uhr ....". Meine Dankerufe und Freudenschreie irritierten ihn, aber hat ja nicht geahnt, was ich durchmachen musste.
Am Abend traf ich dann neben den Marlos-Sisters noch Manfred Zosel, der jüngst zum Filmredakteur des Clubletters ernannt wurde. Das eigentliche Treffen fand dann am Samstag in einer anderen Lokalität statt, deren Örtlichkeit ich mir von Sonja genau beschreiben lies. Dort traf man die bekannten Marlosianer, die Nicky Pressburger (ihn traf ich zuletzt vor drei Jahren auf dem BuCon in Frankfurt wieder), Uwe Schnabel, Michael Müller, Werner Kurt Giesa und und und hießen. Nur Dan Shocker fehlte zum ersten Mal auf einem Marlostreffen. Es sollte der Auftakt zu einer Serie dieser Ausfälle werden, die auch tatsächlich das Interesse der Marlosbürger an ihren Treffen schrumpfen lies. Dies merkte man bereits im nächsten Jahr.
Das Treffen in Veitshöchheim ging ebenso eigentümlich zu Ende wie es begonnen hatte. Zunächst klang der Abend gemütlich aus, dann stürtzte ich mit Manfred und Sonja in die Nacht. Der Rest ist Geschichte.
Am nächsten Morgen wollte ich meine Hotelrechnung begleichen. Doch niemand war im Hotel anzutreffen, als ich früh morgens vor der Rezeption stand. Ich habe die Rechnung erst Wochen später per Rechnung begleichen können, nachdem ich mich beim Hotel per Brief gemeldet hatte.