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Wilde Zeiten: LORI NELSON - Everyone's Darling

Wilde Zeiten - DAS US-B-KINO DER 50'ERLORI NELSON
Everyone's Darling

Lori Nelson ist ein reiner Star der 50'er, denn sie begann ihre Karriere 1952 und beendete diese schon 1961. Und obwohl sie es zumindest in die 2. Reihe bei A-Filmen schaffte, ist sie ein Kult-Star des B-Films. Dort feierte sie ihre grössten Erfolge. Doch die grosse Beliebtheit sollte erst viel später kommen, als sie schon längst nicht mehr dabei war.

Erfolgreich war Lori schon sehr früh.

Lori NelsonSie war kaum drei Jahre alt, als sie in ihrer Heimatstadt zum ersten Mal als Tänzerin auf der Bühne stand. Ein Jahr später schon, ihre Familie war gerade von Santa Fe nach Hollywood umgezogen, gewann sie den Titel der Little Miss America. Eigentlich konnte bei einem solchen Start doch nichts schief gehen, oder?
Aber es kam etwas anders.

Am 15. August 1933 erblickte sie als Dixie Kay Nelson in Santa Fe/New Mexico das Licht der Welt. Schon früh zeigten sich ihre Talente und nachdem sie mit ihren Eltern nach Hollywood gezogen war, gab es nur noch ein Ziel: den Film. Schon als junges Mädchen stand sie als Model vor der Kamera, liess sich für Kleidungskataloge ablichten. Schnell gewann sie dadurch Sicherheit und stand bereits 1942 für ein Filmcasting auf der Bühne. Nun, diesmal scheiterte sie noch.


1946 hatte sie zwar alle Chancen, in der Filmbiografie der großen Jean Harlow diese Frau als Teenager darzustellen, doch das Projekt scheiterte. Sie stand derweil weiter Modell. Erst 1950 klappte es dann mit einem Job. Die Universal gab ihr einen Vertrag über sieben Jahre, doch man ließ sie schmoren.

Promotionsfoto für MA AND PA KTTLE AT WAIKIKIZwei Jahre später, 1952, erschien ihr Filmdebut, ein Familienfilm mit dem Titel MA AND PA KETTLE AT THE FAIR. Darin spielte sie eine der Töchter der Kettles. Eine Rolle, die sie 1955 in dem Film MA AND PA KETTLE AT WAIKIKI noch einmal wiederholte. Beide Filme waren indes seichte Unterhaltung und hatten kaum Einfluss auf ihre Karriere. Das gilt auch für die Klamotte FRANCIS GOES TO WESTPOINT (1952), ein Film in der zu jener Zeit sehr populären Serie um den sprechenden Esel Francis.

Im gleichen Jahr machte sie dennoch von sich Reden, denn es erschien auch der Western BEND OF THE RIVER (Meuterei am Schlangenfluss), in dem sie an der Seite von James Stewart, Arthur Kennedy, Rock Hudson und Julia Adams glänzen konnte. Schon ein Jahr später war sie die Tochter von Barbara Stanwyck in diem großen Douglas Sirk-Drama ALL I DESIRE (All meine Sehnsucht, 1953). War sie in dem Western noch eher ein Liebchen, so spielte sie hier schon eine tragende, dramatische Rolle.

Zunächst standen alle Türen offen. Es folgte eine Hauptrolle in THE ALL AMERICAN (1953) an der Seite von Tony Curtis. Eine weitere Hauptrolle hatte sie in dem B-Western TUMBLEWEED (Drei waren Verräter) an der Seite von Audie Murphy. Es war sozusagen ihre erste Rolle in einem jener klassischen B-Filme, in denen sie später sozusagen versauern sollte, wenngleich ihr Kultstatus, den sie in großen Kreisen hat, aber davon herrührt. Gleich ein Jahr später war sie wieder neben Audie Murphy zu bewundern, in DESTRY (Destry räumt auf, 1954).

Schon hier aber begann die Karriere, die noch gar nicht richtig begonnen hatte, zu bröckeln. Zwar sah man sie noch hin und wieder in Nebenrollen in größeren Filmen, aber die bedeutenden Rollen blieben aus. Daran änderte auch der Film UNDERWATER (Die goldene Galeere, 1955) nichts, in dem sie mit Jane Russell vor der Kamera stand. Ebenso nur eine Zweitrolle hatte sie in dem Thriller I DIED A THOUSAND TIMES (Gegen alle Gewalten, 1955).

Mit John Agar in REVENGE OF THE CREATUREIhr größter Erfolg bis hierhin sollte ein B-Film sein, der ebenfalls in diesem Jahr entstand. Immerhin war es die Fortsetzung des Kassenknüllers von 1954 CREATURE FROM THE BLACK LAGOON (Der Schrecken vom Amazonas). An der Seite von John Agar und unter der Regie von Jack Arnold spielte sie in REVENGE OF THE CREATURE (Die Rache des Ungeheuers) eine Wissenschaftlerin, die den Gill Man in Florida studieren will. Natürlich war sie in erster Linie das liebe Blondinchen, das sich von dem Ungeheuer entführen ließ und in letzter Sekunde gerettet werden musste. Auch wenn sie in dem Film gut zur Geltung kam, so war es doch ihrer Karriere nicht förderlich.

aus: The Day The World EndedDie folgenden Filme waren von erschreckender Billigkeit, was indes nicht heißen soll, dass sie schlecht gewesen wären. Aber von nun an hielt sie sich in Gefilden auf, die alles andere als Weltruhm und Reichtum bringen konnten. Noch im gleichen Jahr entstand unter der Regie von Roger Corman THE DAY THE WORLD ENDED (Die letzten Sieben). Ein trotz des mageren Budgets und eines zum Schreien komischen Monsters am Ende recht passabler Streifen um ein paar sich fremde Menschen, die nach dem nuklearen Krieg in einem abgelegenen Haus leben.

Es folgte der einfache, aber furiose Western MOHAWK (Mohawk, 1956) von Kurt Neuman, der von einem Fort handelt, das von Indianern regelrecht überrannt wird. Trotz aller mäßigen Sets und des schlechten Farbbildmaterials wurde dies ein konsequenter und fetziger Film, in dem die B-Stars, neben Lori Nelson etwa Scott Brady und Allison Hayes, absolut glänzten. MOHAWK gehört auch heute noch zu den verkanntesten B-Filmen, der schon allein durch die Konsequenz des (zugegeben nicht immer schlüssigen) Drehbuchs und der daraus resultierenden rasanten Umsetzung einer ganzen Reihe von größeren Western überlegen ist. Aber er sieht eben nicht besonders teuer aus...

Es folgte im gleichen Jahr das Jerry Lewis/Dean Martin-Vehikel PARDNERS (Wo Männer noch Männer sind), eine Western-Parodie, in der wie üblich Martin ein paar Songs zum Besten gab und Lewis seinen Klamauk einstreute. Gleichwohl gehört dieser Film zu den besseren des Gespanns Martin/Lewis. Lori hatte hübsch auszusehen.

Die Filme waren billig, wenn auch nicht schlecht. Dennoch brach die Karriere von Lori Nelson ein, zumal sie (von DAY THE WORLD ENDED vielleicht abgesehen) schauspielerisch in keiner Weise gefordert wurde. Da half dann auch die Hauptrolle in dem billigen HOT ROD GIRL (1956), einem Rennfahrerdrama mit Chuck Connors, wenig. In UNTAMED YOUTH (Reife Blüten, 1957) stand sie dann sogar in der zweiten Reihe hinter Mamie van Doren.

Promotionfoto für HW TO MARRY A MILLIONAIRE (Lori Nelson, Barbara Eden, Merry Anders)Da kam das Angebot des Fernsehens gerade recht, das eine Serie nach dem Film-Erfolg von 1953 HOW TO MARRY A MILLIONAIRE drehen wollte. Für ein Jahr ließ sich Lori dafür engagieren. An der Seite von Merry Anders und Barbara Eden spielte sie 39 Folgen, bevor sie 1958 wieder ausstieg. Nachdem sie die Serie verlassen hatte, sanken die Einschaltquoten und 13 Folgen später wurde die Serie eingestellt.

Mit Tab Hunter beim CINECON HOLLYWOOD 42 (2006)Sie blieb aber von nun an beim Fernsehen und spielte bis zum Ende ihrer Karriere 1961 in keinem einzigen Film mehr mit. In diesem Jahr heiratete sie den Musiker Johnny Mann und zog sich zurück. Es war sicherlich besser, den in den 60'er Jahren sehr erfolgreichen Mann zu unterstützen, als eine immer farbloser werdende Filmkarriere weiter zu verfolgen. Nach der Trennung von Mann 1971 trat sie in einer Folge von FAMILY AFFAIR auf. 1994 und 1998 folgten überraschend noch zwei TV-Filme.

In den 80'er Jahren, als der US-B-Film der 50'er langsam die Herzen der Filmfans eroberte und zu jenen Ehren kam, die er vielleicht schon viel früher verdient gehabt hätte, entdeckten die Fans auch Lori Nelson wieder, die vielleicht nicht die beste Schauspielerin war (ihre meist einfältigen Rollen lassen da keinen endgültigen Schluss zu), aber die durch ihr Charisma und ihr bezauberndes Lächeln die Leute begeisterte. Auch heute noch ist sie ein gern gesehener Gast auf großen Veranstaltungen.


Filmografie in der
IMDb


Kommentare  

#1 Mainstream 2008-11-17 08:25
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Dieser Beitrag hebt einmal eines dieser 'ewigen Gesichter
aus der zweiten Reihe' ganz nach vorne, das ist wundervoll.
Danke für diesen sehr schönen Beitrag.

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