Die vergessene Vergangenheit - DIE FILM REVUE: 1948, Der Bambi
DER BAMBI
Die Geburt eines deutschen Filmpreises
Der Chefredakteur Harald Gloth überreichte den zunächst noch namenlosen neuen Preis den beiden Gewinnern. Als Marika Rökk ihren Preis, ein weißes Keramik-Reh, nach Hause brachte, freute sich ihre Tochter: Da hast Du mir ja ein Bambi gebracht!
Damit erhielt die weiße Porzellan-Statuette ihren bis heute gültigen Namen.
Doch der BAMBI war keine Spezialanfertigung für diesen neuen deutschen Filmpreis gewesen.
Auf der Suche nach einer geeigneten Trophäe, die er den Gewinnern der Umfrage überreichen könnte, war der FILM REVUE Verleger Karl Fritz 1948 auf die grazile Skulptur gestoßen, den die Karlsruher Majolika-Manufaktur bereits seit 1936 nach einem Entwurf der Heidelberger Künstlerin Else Bach produzierte.
1948 gab es für die Verleihung des Bambi jedoch noch keine öffentliche Feier, denn niemand ahnte damals, welche Bedeutung der Preis noch erlangen sollte, und dass er sieben Jahre später viele der berühmtesten Weltstars nach Deutschland locken sollte.
1949, beim ersten deutschfranzösischen Filmball in Neustadt an der Weinstraße, beherrschten aus politischen und nicht aus künstlerischen Gründen die Franzosen allein das Feld der Feier.
Das offizielle Frankreich, das damals weder von europäischer Vereinigung noch vom gemeinschaftlichen Markt sprach, hielt Distanz von den Deutschen, die eben nur geduldet waren. Auch die Honoratioren blieben unter sich.
Dafür war der französische Schauspieler JEAN MARAIS herrlich ungezwungen und freundlich und kümmerte sich einen feuchten Dreck um die Militärbürokratie. Der Franzose tanzte mit Marika Rökk auf dem Filmball einen Samba und schloss Freundschaft mit den Redakteuren der FILM-REVUE.
© by Ingo Löchel