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Müde und stimmgewaltig – Ein Tag bei der Hamburger Synchron

G. Walt in HamburgMüde und stimmgewaltig –
Ein Tag bei der Hamburger Synchron

Da beendet man seinen Dienst und fährt doch reichlich müde nach Hamburg. Doch diese erneute Einladung von Sven Schreivogel konnte ich nicht ausschlagen. Es ging doch um die Hauptaufnahmen zu Gordon Black. Den letzten Aufnahmen, die man somit endgültig im Kasten haben dürfte. Und dieses Erlebnis wollte ich mir nicht nehmen lassen.

 

Tanja Dohse und Robert Missler Und da wackelt man so locker, und immer noch müde in das Studio und da sitzen schon Robert Missler und Tanja Dohse am Mikrofon. Zwei Größen im Hörspielgeschäft, die zurzeit sehr beschäftigt sind. Und einen Gruselromanhelden zu sprechen, dass war für den Robert nicht ganz neu. Denn da hatte er ja schon Erfahrungen mit Malcolm Max von den Gespenster-Geschichten. Und auch Tanja Dohse als Gefährtin des Geisterjägers hat die gleichen Erfahrungen in der gleichen Serie gemacht.

 

Ich setzte mich also gemütlich neben eine sehr warme Heizung, die mich nicht unbedingt munterer machte. So hatte ich zeitweilig mit einigen Gähnattacken zu kämpfen, die mir mein Nachbar, einen Stuhl weiter, hoffentlich nicht übel nahm. Das war der Bruder von Thomas Tippner – Tim. Der wollte auch einmal einigen Aufnahmen beiwohnen, dazu noch in einer Produktion aus der Feder seines Bruders.

Und Thomas war als Regieassistent von Sven auch dabei.

Im Großen und Ganzen ging es bei den Aufnahmen um die Szenen, die Tanja und Robert gemeinsam hatten. Es wurde also im Dialog aufgenommen, was dem fertigen Produkt am Ende sicher zu Gute kommen wird.

Andere Aufnahmen wurden mit Robert allein, bereits einen Tag vorher eingesprochen.

Heute wurden Kampfszenen, Schlussszenen und kurze Dialoge gespielt, die recht gut gelungen sind.

Es ist ein Genuss gewesen, dabei zu zusehen, und Tanja und Robert in voller Action zu erleben.

Am Mikrophon Zum Schluss benötigte man sogar noch einige Stimmen von namenlosen Figuren aus dem Hintergrund. Statisten sozusagen. Dafür waren Tim und ich sehr geeignet. Und schon fand ich mich im Aufnahmeraum zwischen Mikrofonen und mit Kopfhörer wieder. „Brennen soll er, brennen“, das war einer der Sätze, der stimmgewaltig von mir ins Mikro gehaucht wurde, und das trotz meiner Müdigkeit, die immer mehr zu verfliegen schien. Denn nun hatte ich seit fast 24 Stunden kein Auge mehr zugetan.

Doch was sind 24 Stunden? fragte ich mich. Schließlich hatten wir beim Bund 48- und 72 Stunden Kampftage, die nur von Phasenschlaf gelegentlich unterbrochen wurden. Also Durchhalten, mein Junge, schallte es in mir, durchhalten. Und schon wollte ich es ins Mikrofon brüllen. „Durchhalten, musst du, durchhalten“. Doch ich besann mich.

Schließlich könnte mein Satz Hörspielgeschichte schreiben. Ebenso wie Werner Cartano´s berühmter Spruch „Das darf doch nicht wahr sein“, der in den 70er und 80er Jahren in jeden dritten EUROPA -Hörspiel aus dem Hintergrund erschall.

Ich entschloss mich als Nächstes zu einem Kaffee. Denn es standen noch drei Interviews, vielleicht sogar vier bevor. Eines führte ich mit dem sehr netten und sympathischen Robert Missler. Toller Typ. Und das zweite führte ich mit Tanja Dohse, die nicht nur im Hörspiel eine erotische Stimme hat, sondern auch in Reinnatur sehr ansehnlich und überaus nett ist.

Tonmann Rolf Manzei und Chef Klaus Leuner Mein dritter Interviewpartner war Klaus Leuner, Chef von der Hamburger Synchron, der mir einige wenige, aber doch recht grundlegende Fragen beantwortete.

ZauberspiegelKlaus, wofür arbeitet ihr, für wen, und was macht ihr alles?
Klaus Leuner: Fürs Fernsehen machen wir sehr viel. Für Lizenzhändler und DVD-Firmen. Es werden auch viele Zeichentrickfilme synchronisiert, oder auch in englisch erstvertont und dann synchronisiert. Es werden Dokus gesprochen. Dazu kommen dann noch Hörspiele und Hörbücher.

Zauberspiegel: Bei alten Filmen, die neu auf DVD herauskommen, erlebt man häufig dass neue Tonspuren eingefügt werden. Das ist enttäuschend für den Fan, weil die Sprecher dann Andere sind. Habt ihr so was auch schon gemacht?
Klaus Leuner: Nein, das ist Betrug am Kunden. So was machen wir nicht. Darüber ärgert sich jeder, und du hast dich da sicher auch schon drüber geärgert.

Zauberspiegel: Kanntest du die Gründer der Hamburger Synchron, Heiner Lange und Rainer Brönneke noch?
Klaus Leuner: Ich kannte wohl Rainer Brönneke, der viel als  Regisseur und Sprecher für die Hamburger Synchron tätig war. Heiner Lange kannte ich nicht, er ist leider sehr früh verstorben.
(Rainer Brönneke sprach u.a. Rani Mahay in Macabros. Anmmerk. Der Red.)

Zauberspiegel: Erinnerst du dich an Besonderheiten, bei deiner langjährigen Arbeit. An Anekdoten oder Ähnliches?
Klaus Leuner: Da gibt es soviel, da fällt mir spontan nichts ein. Ich weiß nur, dass viele Schauspieler ganz feine und liebe Charaktere sind. Ob es ein Klausjürgen Wussow war, ein Joachim Kerzel oder Peer Augustinski. Alle haben so Ihre eigene feine Art und waren sehr charmant.

Zauberspiegel: Erzähle doch ein bisschen über deinen Werdegang.
Klaus Leuner: Ich wollte immer was mit Medien machen. Aber nicht im Musikbereich. So habe ich hier als Tonmeister angefangen. Dann wurde ich Produktionsleiter und schließlich Geschäftsführer. Das ist ein üblicher Werdegang.

In der Mittagspause Nach diesem Interview ließ der Stress etwas nach. Sven schlug vor etwas essen zu gehen. So steuerten wir zu viert einen Italiener an. Sven, Thomas, Tim und ich. Es kam zu lustigen und klugen Gesprächen und Fachsimpeleien.

Danach ging es zurück zur Hamburger Synchron, wo man noch ein paar nette Worte wechselte. Mit Astrid Kollex, zum Beispiel. Eine Supersprecherin aus alten EUROPA-   Tagen, die gerade dabei war einen Zeichentrickfilm zu synchronisieren. Mir fiel sofort ihre Rolle als Hexe Marina in Larry Brent ein.

Patrick Bach, der Schreivogel, Robert Missler und Tanja Dohse Auch Patrick Bach (Silas, Jack Holborn)  lief im Hause umher. Schnell wurden einige Fotos gemacht. Dann verabschiedeten wir uns.

Tim und Thomas fuhren direkt heim. Sie wohnten etwas außerhalb Hamburgs. Sven und ich machten noch einen Abstecher zu Konrad Halver, der in seinem Graceland-Studio saß. Auch hier wurde noch amüsant geplaudert. Man verabschiedete sich, nicht ohne gegenseitige Versprechen.

Bevor es zum Zug ging wanderten Sven und ich noch ein wenig umher. Und auf der Rückfahrt lies ich einen wunderbaren Tag mit vielen Eindrücken auf mich wirken. Schlaf fand ich schließlich auch noch. Um 22 Uhr, nach einem 32 Stunden – Kampftag. Doch der hatte sich gelohnt.

SMS und Konrad Halver

 

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