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Meine erste Lesung – Ein Erlebnisbericht

FotoMeine erste Lesung
– Ein Erlebnisbericht -

 Die Legenden der Albae - Gerechter Zorn - Lesung mit Markus Heitz - Buchhandlung Stauffacher, Bern (Schweiz), 8. Juni 2009

Nach dem Millionenerfolg der «Zwerge» bricht eine neue Epoche an – das Zeitalter der Albae. Markus Heitz besucht anlässlich seiner Buchpräsentationen «Die Legenden der Albae – Gerechter Zorn» die Schweiz. Bettina und Horst waren zur Teilnahme eingeladen.

Die Distanz Kassel – Bern ist aber nicht gerade das, was man Katzensprung nennt... das ist ein Job für die Schweizer Fraktion des Zauberspiegels! Die mit dem gewohnten «Moin» eröffnete Mail von Horst brachte den Stein ins Rollen... Michel Wuethrich dachte sich, dass es eine tolle Sache wäre, die Lesung gemeinsam zu besuchen. Fand ich auch.

Markus Heitz liest Mit Michel verbindet mich übrigens mehr als der Zauberspiegel. Schon so manches «Abenteuer» bestritten wir gemeinsam...

Nach einem langen Arbeitstag machte ich mich auf den Weg nach Bern. Die Vorfreude auf eine neue Erfahrung – eine Buchpräsentation – stimmte mich fröhlich. Trotz des sommerlichen Junimonats erinnerte die Wetterstimmung eher an die herbstliche Jahreszeit. Irgendwie passte aber gerade diese kühle und düstere Stimmung zu dem dunklen Wesen der Albae, über welche Markus Heitz in seinem neuesten Roman schreibt.

Ich war etwa eine Stunde vor Beginn schon bei der Buchhandlung Stauffacher. Diese liegt nur etwa fünf Gehminuten vom Bahnhof – perfekt! Ich nutzte die verbleibende Zeit, um ein paar Fotos von den Flyern und Plakaten, die den Anlass anpriesen, zu machen. Beim Umherschlendern bemerkte ich, dass sich am Seiteneingang der Buchhandlung tatsächlich schon eine kleine Schar von Leuten versammelt hatte. Hätte ich es nicht besser gewusst, hätte ich mir gedacht, dass in Kürze ein Rockkonzert stattfinden würde. Lange Rockmähnen und die dazu passenden Shirts vermittelten diesen Eindruck. Eigentlich passt das ja ganz gut – Markus Heitz rockt!

Etwa um 19.45 Uhr (Türöffnung: 19.30 Uhr) reihte ich mich nach einer kurzen Warteschlange vor der Kasse ein. Das Passwort «Zauberspiegel» funktionierte so eindrücklich wie das «Sesam öffne dich». Die Organisation von Horst mit dem Piper Verlag hat einwandfrei funktioniert. Ich durfte auch gleich zwei Rezensionsexemplare «Die Legenden der Albae – Gerechter Zorn» entgegennehmen. An dieser Stelle nochmals vielen Dank an Piper und Horst!

Die meisten Gäste hatten sich bereits eingefunden. Nach meiner Daumenrechnung etwa so um die 90 Leute. In der ersten Reihe boten sich noch zwei Stühle neben zwei reservierten Plätzen an. Super! «Bei uns sitzen sie in der ersten Reihe...!» Ich nahm Platz und bereitete mich mit Schreibzeug und Fotoapparat auf die Lesung vor. 19.55 Uhr. «Es kann losgehen!», dachte ich mir.

Der Stuhl wartet auf den Autor Dem aufmerksamen Leser ist bestimmt aufgefallen, dass ich bis jetzt nur im Singular geschrieben habe... Michels Platz war nämlich noch genauso leer, wie der von Markus Heitz.

Michels Rückflug von einem Wochenend-Trip in Dublin war so terminiert, dass einem pünktlichen Erscheinen nichts im Weg stand. Allerdings kommt meistens alles anders. Vielleicht wirkten die magischen Kräfte der Albae, dass es Michel trotz Ersatzflugzeug (!) gelang, auf die Minute genau neben mir Platz zu nehmen. Aber wie es dazu kam, erzählt er in seiner Geschichte...

Es war soweit – der Anlass begann! Eine Sprecherin der Buchhandlung Stauffacher begrüsste die gespannten Gäste und stellte Markus Heitz vor. Da ich selbst noch kein Buch von Markus Heitz gelesen habe (vier Werke habe ich aber schon in meinem Besitz – bei «Ritus» bin ich zur Zeit auf Seite 162...) war ich sehr beeindruckt, Eckpunkte seines bisherigen Schaffens zu erfahren.

Mit seinem Mienenspiel zu dem über ihn Gesagten, heimste Markus Heitz schon die ersten Sympathiepunkte ein. «Wow, meint sie mich?», hat man ihn fast denken hören. Er strahlte Bescheidenheit und Ruhe aus, obwohl schon alle Augen und Ohren wissenshungrig auf ihn gerichtet waren.

Den Leitfaden, den die Sprecherin straff bis zu den «Albae» gespannt hatte, nahm Markus Heitz nahtlos auf. Er begrüsste das Publikum und präsentierte den Rahmeninhalt seiner Lesung.

Markus Heitz liest «Meine Lesungen gestalte ich wie einen Filmtrailer – bevor ich zuviel verrate, breche ich ab.» Das gelang ihm gekonnt. Der mehrmals platzierte Satz «Aus dramaturgischen Gründen kann ich ab hier nicht weiterlesen...», wirkte am Ende schon fast kultig!

Zu dem prall gefüllten Wasserkrug auf dem Lesetisch nahm Markus Heitz folgendermassen Stellung: «Das ist übrigens ganz gewöhnliches Leitungswasser. Etwas anderes trinke ich bei Lesungen nicht.» Einerseits könne er sich gleich von innen anklimatisieren, andererseits machte er bei seiner ersten Lesung mit Kohlensäure versetztem Mineralwasser eine prägende Erfahrung. «Luft die reingeht, muss auch irgendwann wieder raus...». Mehr musste nicht gesagt werden...

Markus Heitz gliederte seine Lesung in vier Teile. Zu den vier Auszügen aus «Die Legenden der Albae – Gerechter Zorn» lieferte er auch gleich interessante Hintergrundinformationen zu seiner Inspiration.

Kurz und knapp: Um was geht es in «Die Legenden der Albae – Gerechter Zorn»?

Die Albae sind gefährlliche und grausame Geschöpfe – von Feinden gefürchtet scheuen sie keinen Krieg. Alle Leserinnen und Leser der «Zwerge» kennen sie als dunkle, unerbittliche Krieger.

Caphalor und Sinthoras stehen im Mittelpunkt der Geschichte rund um «Gerechter Zorn». Dsôn Faïmon, das Reich der Albae plant einen Feldzug gegen alte Feinde. Die beiden Krieger sollen die Gunst eines mächtigen Dämons gewinnen, um die Schlagkraft des Heers zu verstärken. Doch Caphalor und Sinthoras könnten unterschiedlicher nicht sein: Während Caphalor lediglich die Grenzen des Reichs verteidigen will, giert der ehrgeizige Sinthoras nach mehr. Er verfolgt nur ein Ziel – das gesamte Geborgene Land endgültig zu unterwerfen…

Die Legenden der Albae - Gerechter Zorn 1. Erzählung
Sinthoras will nebst seinem Ruf als gefürchteter Krieger auch der beste Maler werden. Er ist begierig zu erfahren, was geschieht, wenn er seinen Schaffensdrang mit der Wirkung der Töne des Seelenberührers Helòhfor verbindet.
Die Albae sind sehr kunstinteressiert. Da sie eine unendlich lange Lebensspanne haben, entwickelten sie eine grosse Faszination für den Tod. Sie schufen Kunstwerke und Skulpturen, die mit dem Tod in Zusammenhang stehen. Das Blut ihrer Opfer ziert ihre Gemälde, aus den Knochen bauen sie Musikinstrumente oder auch Gebäude.

Der Seelenberührer warnt Sinthoras: «Ihr könnt in Trance verfallen und steif wie ein Stock dastehen. Ihr könnt von dem Wunsch beseelt werden, durch das Fenster zu springen und in die Tiefe stürzen zu wollen. Oder ihr werdet nach Blut lechzen.»
«Tut es Helòhfor!», drängte Sinthoras.

Zu welchen Mitteln Sinthoras greift, wenn inmitten seiner Schaffensphase das für sein Werk so wichtige «Pirogand-Gelb» zur Neige geht, sei hier nicht verraten.
«Aus dramaturgischen Gründen...», wie Herr Heitz zu sagen pflegte.

Markus Heitz verriet, dass er die Inspiration bei einer ARD-Doku aufschnappte, den Albae die «Todeskunst» als Eigenschaft zu geben. In östlichen Ländern werden tatsächlich aus den Gebeinen von Toten Skulpturen erschaffen.

Das Plakat2. Erzählung
Der Händler Mòrcass will mit Caphalor einen reinrassigen Nachtmahr erschaffen – das Reittier der Albae. Die Nachtmahre sind entweihte Einhörner. Wie diese Entweihung geschieht, erzählt Heitz in Bildern, die den Fans von «Das letzte Einhorn» das Blut in den Adern gefrieren lässt.

Das Horn des Tieres wird abgebrochen und das in den Stumpf eingeflöste Blut eines Albae vernichtet die Reinheit des Einhorns. Ein Nachtmahr entsteht. Glutrote Augen, pechschwarzes Fell und messerscharfe Reisszähne – nichts erinnert mehr an die Schönheit eines Einhorns.

3. Erzählung

Sinthoras beobachtet die Einnahme einer Festung. Kriegsmaschinen bahnen sich einen zerstörerischen Weg durch die feindlichen Linien. Ein riesiger Kreisel mit unzähligen Klingen zerfetzt alles, was seinen Weg kreuzt. Amüsiert und fasziniert ergötzt sich Sinthoras an diesem tödlichen Schauspiel. «Wahre Kunst! Was gäbe ich für ein Glas guten Rotweins.», sinniert er. Der Albae wünschte sich, die rohe, erbitterte Schlacht in Skizzen festhalten zu können. Albae sind wahre Geniesser...

Markus Heitz fand die Inspiration beim Spielen mit seiner 2-jährigen Tochter. Da meint man, Kreisel seien harmlos...

Den spontanen Applaus kommentierte Heitz erfreut mit: «Oh, Zwischenapplaus! Die Schweiz gefällt mir!»

4. Erzählung

Sinthoras reitet auf der Suche nach dem Dämon durch einen Landstrich, der gänzlich aus Torf bestand. Verkohlte Bäume, Überreste einer Stadt, deren Häuser verbrannt und eingestürzt waren. «Wahrliches Dämonenland! Überwältigend!», Sinthoras empfindet den Anblick von Zerfall als beflügelnd.

Leser fragen - Markus antwortetMarkus Heitz wählte tolle und sehr stimmungsvolle Passagen, um sein neuestes Werk vorzustellen. Seine kurzen Einblicke in die Welt der Albae machten Lust auf mehr. Einen Fantasy-Epos aus der Sicht des Bösen liest man nicht alle Tage. Heitz eröffnet das Buch dementsprechend passend: «Gewidmet all denen, die auch ein Herz für die Schurken haben – solange die Schurken mit dem gewissen Etwas daherkommen.»

Nach der Vorstellung des Buches beantwortete Heitz einige Fragen aus dem Publikum. Da der Epos um die Albae aber noch Neuland ist, wurden keine konkreten Fragen zu der Mythologie der dunklen Krieger gestellt. Beim zweiten Band sieht das dann wohl etwas anders aus...

Den Abschluss der Lesung bildete ein Vampirspiel aus dem von Heitz selbst bezeichneten Lach- und Sachbuch «Vampire, Vampire».

Das Buch behandelt alles, was sich über die Vampire in Europa vom Mittelalter bis in die Frühe Neuzeit an historischen Belegen findet und was der Volksglaube alles über Vampire sagt.

Das Frage- und Antwortspiel geht weiterNach einer lustigen Frage-und-Antwort-Runde stellte sich heraus, dass jeder Anwesende den Abend als Vampir verlassen würde. Möchte man dem Volksglauben aus alten Aufzeichnungen tatsächlich Glauben schenken, so würde es in unserer Gesellschaft von Blutsaugern nur so wimmeln. Anfällig für das Vampirtum sind in manchen Ländern nämlich bereits Kinder mit blauen Augen, Machos, besonders Trunksüchtige oder Schlaganfallopfer, um nur einige zu nennen...

Die begehrte Signatur von Markus Heitz Der Abend wurde mit einem Apéro, der zur Freude von Markus Heitz auch Alkohol beinhaltete, abgerundet. Zahlreiche Bücher wurden von dem schwarzgekleideten Autor bereitwillig signiert. Nebst «Die Legenden der Albae – Gerechter Zorn» wurden auch viele seiner anderen Werke zur Signatur vorgelegt. Ein Fan liess sich gleich die ganze «Zwerge»-Reihe mit Heitz’s Unterschrift veredeln. Zur Freude seiner Fans beantwortete Heitz noch viele Fragen. Man konnte zum Beispiel erfahren, dass sein Arbeitspensum von 9.00 bis 18.00 Uhr eigentlich einem geregelten Arbeitstag entspricht. Hätte ich von einem freischaffenden Autor gar nicht gedacht. Auch eine interessante Anekdote war, dass er seine Arbeitszeit mit klassischer Musik untermalt. Damit erziele er die gewünschte Stimmung und Inspiration.

Es gäbe noch viele Eindrücke und Anekdoten zu berichten – diese würden aber den Rahmen dieses Erlebnisberichtes sprengen. Ein interessanter Abend, der noch gerne länger hätte dauern können, neigte sich langsam dem Ende. Eine Lesung macht richtig Spass – es war bestimmt nicht die letzte, die ich besucht habe.

Einen grossen Teil trug natürlich Markus Heitz bei. Ein sehr interessanter und vielschichtiger Autor, der noch eine Menge zu sagen, oder eben zu schreiben hat...

Ich freue mich darauf, das Buch zu lesen, um endlich zu erfahren, was nach der Phrase «Aus dramaturgischen Gründen...» passiert!
Der Zauberspiegel-Mann und seine Beute

Jwan Reber
11. Juni 2009

 

Kommentare  

#1 Torshavn 2009-06-13 08:00
Stimmt schon Heitz ist wirklich klasse auf Lesungen.
Sehr schöner Bericht. Vielen Dank.
Dir wünsche ich viel Spaß auf deinen nächsten Lesungen.

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