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Frank Frazetta – Leben und Werk eines Glückspilzes und Genies (2)

Frank Frazetta - Leben und WerkFrank Frazetta
Leben und Werk eines Glückspilzes und Genies
2. Der Comiczeichner

Mit 16 lernte Frazetta den Comic-Zeichner John Guinta kennen (der 1. Glücksfall für Frazetta).

Frazettas Einschätzung dieser Begegnung spiegelt einmal mehr seine Selbstsicherheit (oder vielleicht eher seine Überheblichkeit, wenn man sein damaliges Alter berücksichtigt):

 

„Er (Guinta) war sehr distanziert und gehemmt, und ein Gespräch mit ihm fiel schwer, aber er war ein echtes Talent. Er hatte außerordentliche Fähigkeiten, aber sie waren gepaart mit einem völligen Mangel an Selbstvertrauen nebst der Unfähigkeit mit Leuten zu reden …“
Der junge Frazetta Trotz dieses ‚Problems‘ verschaffte Guinta Frazetta die Veröffentlichung von Frazettas erstem Comic Snowman 1944 bei seinem Verleger Bailey.

Danach arbeitete Frazetta kurz für Fiction House Comics, wo er aber lediglich aus Aushilfe fungierte. Sein Wechsel zu Standard, wo er aber auch erst einmal ‚Lehrlingsarbeiten‘ verrichtete (Hintergrundzeichnungen, Umrandungen, Säuberungen der Bleistiftzeichnungen anderer Künstler).

Eine kleine nette Anekdote über Franks fortschreitende Entwicklung (und wieder mal über sein Selbstbewusstsein) ist Folgende:
„… Ralph (Mayo – der Artdirector bei Standard) gab mir ein Anatomiebuch, und an diesem Abend ging ich mit dem festen Entschluß heim, Anatomie zu lernen. Ich fing mit Seite 1 an und kopierte das ganze Buch – alles, in einer Nacht, vom Skelett an. Am folgenden Tag kam ich wie ein dummes Kind zurück und sagte: Vielen Dank. Ich habe gerade Anatomie gelernt …“
Die Comics, die Frazetta in dieser Zeit produzierte war größtenteils cartooneske Funnies mit Tiercharakteren. Sie schienen trotz seiner Jugend so gut gemacht zu sein, dass sie die Aufmerksamkeit von Disney auf Frazetta lenkten, jedoch war Frazetta zu jung, um den Sprung von Brooklyn nach Kalifornien zu wagen.

In der Folgezeit arbeitete Frazetta für Magazine Enterprises und National (heute: DC) und fertigte für die Titel Durango Kid, Manhunt, Adventure Comics und Blackhawk.

Aufgrund dieser Arbeiten konnte Frazetta 1951 seine eigene Comic-Serie bei Magazine Enterprises lancieren: Thun’da.

Gardner Fox schrieb Frazetta eine Story um einen Tarzan-ähnlichen Helden in einer prähistorischen Welt auf den Leib. Thun’da Nr. 1 ist tatsächlich das einzige vollständige Comic-Book, das Frazetta je zeichnete (alles andere sind Kurzgeschichten und Zeitungsstrps). Frazetta verließ den Comic und den Verlag, nachdem die Rechte der Figur an Columbia Pictures verkauft wurden und sich der Inhalt der Serie in eine andere Richtung entwickelte.

Famous FunniesIn den 50ern arbeitete Frazetta nach Lust und Laune (wohl so viel wie ihm Baseball und das Rumgammeln mit seinen Kumpels erlaubte). Dabei schuf er aber eine Vielzahl an prägnanten Titelbildern für EC und weitere Verlage. Die berühmtesten aus dieser Phase waren seine Cover für die SF-Reihe Famous Funnies, die wohl auch George Lucas für STAR WARS inspirierten.

 1952 erfolgte der zweite Glücksfall für Frazetta – er lernte seine spätere Frau Ellie kennen, die sein wegweisender Kompass für seine Karriere wurde und dem Schlendrian Frazetta geschäftliche Arbeiten abnahm und seiner Karriere Antrieb gab.

Frank und EllieEs ist schwer einzuschätzen wohin Frazettas Karriere ohne seine Frau gesteuert wäre, aber es dürfte klar sein, dass sie ein ruhender Pol und ein ausgleichendes Gegenstück für ihn gewesen sein dürfte. Dazu kommt, dass Ellie die Posterproduktion von Frazettas Bildern intiierte und ihm damit in den 70ern eine unabhängige Einkommensquelle auftat.

Im selben Jahr schaffte es Frazetta auch seinen eigenen Zeitungscomic Johnny Comet zu ergattern. Dazu muss man sagen, dass die Zeitungscomics jener Zeit visuell von bestechender Qualität waren und es für einen Künstler einen Quantensprung bedeutete, wenn er mit der Erstellung eines solchen geadelt wurde.

Frazettas Kommentar dazu:
„…ich war völlig aus dem Häuschen, obgleich mich das Thema Motosport nicht sonderlich begeisterte. Aber es war mein eigener Comic-Strip, und ich weiß noch, wie ich dachte: Juhuu, ich habe einen regelmäßigen Job! Ich werde viel Geld machen!“
Johnny Comet lief nur 1 Jahr und in dieser Zeit bat Frazetta seine Freunde Al Williamson, Jack Hearne  und Wally Wood ihm bei der Erstellung des Strips auszuhelfen.

Frazettas Kommentar dazu spiegelt seine Arbeitseinstellung in jener Zeit wieder:
„Hin und wieder bat ich jemanden, die Arbeit von einer Woche an einem Tag zu erledigen weil ich mir gern frei nahm und ein wenig leben wollte. Ich konnte einfach nicht dasitzen, wenn draußen die Sonne schien, und mir einen Strip aus den Fingern saugen…“
Lil Abner 1953 heuerte Frazetta bei Al Capp und dessen Strip Li’l Abner an.

Frazetta dazu:
„Das hätte ich nicht tun sollen, aber ich war faul. Ich hatte nichts anderes im Sinn, als Geschichten zu erzählen und Comics zu zeichnen, und Al Capp kam vorbeigeschneit und machte mir ein Angebot, dem ich nicht widerstehen konnte. Die Bezahlung war phantastisch, und ich brauchte nur einen Tag für seine Sonntagsbeilage, die übrige Zeit hatte ich frei! Was will man mehr? Ein paarmal ging ich in sein Studio oben in Boston, und der zahlte mir 100 Dollar am Tag, was damals verdammt viel Geld war.“
Fast 8 Jahre arbeitete Frazetta für Capp und imitierte dabei dessen Stil.

1961 versuchte Capp Frazettas Honorar um die Hälfte zu kürzen, was der stolze Frazetta nicht auf sich sitzen ließ und kündigte.

Frazetta war frohen Mutes sofort wieder einen neuen Job zu finden, jedoch hatten sich die Zeiten geändert. EC hatte aufgrund der Querelen nach Fredrick Werthams ‚Seduction of  the Innocent‘ und der Einführung des Comics Code seine sämtlichen SF und Horror-Titel einstellen müssen, und somit fiel für Frazetta eine Alternative aus. Und auch der generelle Zeichen-Stil hatte sich geändert.

 Frazetta erinnerte sich:
„Ich fand nirgendwo Arbeit. Der Stil hat sich geändert, Frank. So was machen wir jetzt – ich hätte alles getan, was sie von mir verlangten, aber sie ließen mich einfach nicht…“
Mit Aufträgen für Herrenmagazine konnte sich Frazetta dennoch einige Zeit über Wasser halten und kurzzeitig malte Frazetta auch die Frauenkörper für Harvey Kurtzmans und Will Elders Little Annie Fanny im Playboy.

Gleichsam in diese Periode fallen Frazettas wunderbare Illustrationen der Edgar-Rice-Burroughs-Romane des Canaveral-Press-Verlags, die als Frazettas beste Tusche-Arbeiten gelten.
Tarzan (Canavarel Press)

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