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Die Akte Göttmann: Wie eine Folge von "SOKO 5113" die gesamte Serienhistorie zerstörte - Teil 1

Soko 5113Die Akte Göttmann:
Wie eine Folge von "SOKO 5113" die gesamte Serienhistorie zerstörte -
Teil 1

Für gewöhnlich gibt es in Serien im Fernsehen keine großen Sprünge. Wenn Hauptfiguren aus der Handlung verschwinden, dann sind sie verschwunden - und zwar meistens auf nimmer Wiedersehen. Selten wird Jahre später noch mal ein ehemals fallen gelassener Faden wieder aufgenommen oder weiter bearbeitet.


Das hat einen ganz einfachen Grund. Man macht sich mit Serien nicht die Arbeit in alten Manuskripten zu wühlen. Unter Umständen passieren auf diese Weise Fehler, die man vermeiden will. Die Unwissenheit eines neuen Redakteurs (denn diese wechseln im Laufe der Jahre schonmal) kann die Kenner einer Serie massiv verärgern. Außerdem ist den neuen Redakteuren nichts mehr zuwider als sich durch die Jahrzehnte einer ganzen Serienhistorie zu wühlen. 

Aus diesem einfachen Grunde sieht man in langlebigen Serien von derartigen Missionen ab. Um Hauptfiguren für immer von der Bildfläche zu vertilgen, geht man meistens soweit sie sterben zu lassen. Schluss und aus. Die Gefahr, dass diese Figur später nocheinmal eine Rolle in einer Folge spielen könnte ist damit vom Tisch. Eine andere Variante ist die entsprechende Figur einfach verschwinden zu lassen. Von einer Folge zur Anderen ist sie nicht mehr da - ohne Erklärung. In der Serienlandschaft des Fernsehens gibt es tausend Beispiele dafür. Eine Ausnahme sind von vorne herein kurzlebig geplante Serien. Bei diesen erkennt man auch eine Struktur und Figuren die etwa sterben, tun dies aus dramaturgischen Gründen und nicht etwa weil ein Schauspieler ausgestiegen ist oder ausgewechselt wird.

In den 80er Jahren war die Vorabendkrimiserie "Soko 5113" die beliebteste ihrer Art und auch die beste Krimikost in dieser Zeit. Das hatte verschiedene Gründe. Die Serie wurde von neuen und zum Teil jungen Autoren geschrieben, die sich auf Skizzen des ehemaligen Kripomannes Dieter Schenk beriefen. Schenk schrieb mit "Der Durchläufer" einen Roman, der die verschiedenen Stationen eines Kriminalmeisters bei der Polizei beschreibt. Als "Schüler" muss er quasi alle Stationen "durchlaufen", die der Kriminaldienst bietet. Das ZDF fand die Idee interessant. Doch aus der Ur-Idee wurde noch etwas besseres. Man ließ den "Durchläufer" einfach als Kriminalmeister in einer festen SOKO und entwickelte enige Figuren hinzu die das Team bildeten. Da Dieter Schenk selbst die Telefondurchwahl 5113 im Landeskriminalamt besaß, taufte man die Serie "Soko 5113", wobei die Nummer die Durchwahl zum Büro des Chefs Karl Göttmann sein sollte. Als "Durchläufer" besetzte man Bernd Herzsprung für die Rolle des Kriminalmeisters Fred Less, der jedoch fest bei der SOKO hängen blieb. Und genau dieser "Durchläufer" wird Jahre später zu einer tragenden Figur im Zerstörungswahn des Autoren Conny Lens, der mit "Die Akte Göttmann" den endgültigen Schlussstrich für die klassische 80er Jahre-Serie zog.

1978 begann alles. Das SOKO-Team bestand aus sechs Beamten, angeführt vom Chef Werner Kreindl alias Karl Göttmann, der seine Mitarbeiter teilweise heroisch anschrie, wenn etwas nicht seiner Nase lief, der aber gleichzeitig sehr kollegial und mitfühlend sein konnte. So kam es nicht selten vor, dass er seinen Mitarbeiter Dieter Herle alias Diether Krebs als versoffenen Kerl mit weicher Birne bezeichnete, der stets unausgeschlafen und mit vielen neuen Problemen zum Dienst kam. Seinen späteren Kollegen Jürgen Sudmann alias Heinz Baumann nannte er sogar einmal einen Idioten. Wilfried Klaus nahm des Rolle des Stellvertreters von Göttmann ein. Als Kriminaloberkommissar Schickl war er stets der besonne und freundliche Ermittler mit dem bayrischen Akzent, der später in der Serie seine Kollegin Anna Herbst (Ingeborg Schöner) ehelicht. Damit kapselt sich die Serie bereits früh von den Üblichen dieser Art ab. Denn die Hauptfiguren verschwinden zum Teil nie  so ganz oder sich tauchen in früheren oder späteren Folgen erneut auf. dazu später in einer Aufstellung mehr. 

Zum harten Kern des Teams zählen von Anfang an: Werner Kreindl, Wilfried Klaus, Diether Krebs und Bernd Herzsprung. Zwei weitere Positionen werden immer wieder umbesetzt. So wird Dieter Traier von Tilo Prückner nach nur einer Staffel abgelöst. Während Prückner wenige Folgen darauf für Giovanni Früh Platz macht, der immerhin einige Zeit bleibt, bis er für Peter Seum Platz machen muss. Als dieser dann die Serie verlässt kommt es zu einer Neuausrichtung im Team, der auch Ingeborg Schöner zum Opfer fällt. Jüngere Frauen kommen zur SOKO. So etwa Sabine Kaack als Bärbel Mattner, Benita Rinne als Kriminalmeisterin Rieger und später dann Olivia Pascal als Kommissarin Berger. Zu einer Zeitleiste der entsprechenden Darsteller auch später mehr. Im besonderen werden einige Folgen näher betrachtet.

Insgesamt war die Qualität der Krimis sehr hoch. In den ersten 15 Jahren entstanden 120 Folgen. In den Folgenden 15 Jahren enstanden über 250 Folgen. Das zeigt ganz eindeutig wie qualitativ man die Sache zu Beginn anging und wie quantitativ Jahre später gedacht wurde. Es gab auch nach 120 Folgen diesen entscheidenen Bruch. Werner Kreindl starb. Vom alten SOKO-Team, dem sogenannten harten Kern war nur noch Wilfried Klaus übrig. Aber auch Heinz Baumann, der sich inzwischen etabliert hatte, verließ die Serie bald. Oliva Pascal folgte mit ihrem Abgang 1997. Den Charme von damals hatte die Serie längst eingebüßt. Die Fälle handelten längst nicht vom Rauschgift- und Jugendkriminalität, wie früher, sondern es ging um allgemeine Kapitalverbrechen. Das Privatleben der Ermittler spielte ja in den ersten Folgen eine sehr große Rolle. Diese Rolle wurde nie ganz aufegeben, aber doch eingedämmt.

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