Drachenthron - Die Drachenerde-Saga (Band 3) - Leseprobe
Die Drachenerde-Saga
Band 3
Drachenthron
Band 3
Drachenthron
Doch die Angreifer waren einfach zu viele, um sie auf Dauer von der Stadt fernhalten zu können. Den ersten Drachenreitern gelang es, mit ihren Reittieren den Hafen zu überfliegen und die wenigen dort verbliebenen Schiffe in Brand zu setzen. Lange Zungen aus Drachenfeuer leckten aus den Mäulern der Ungeheuer und brannten alles nieder, was sie berührten. Menschen, Schiffe und Häuser fingen Feuer. Selbst Gebäude aus Stein wurden zu verrußten Ruinen, wenn das Drachenfeuer sie umloderte, und schwarze Rauchsäulen stiegen in den Himmel, so als sollten sie die Götter auf das Geschehen in Vogelborg aufmerksam machen.
Auch die ersten Katapulte und Springalds gingen in Flammen auf. Die Bedienungsmannschaften wurden von den Feuerstrahlen der Drachen zu Asche zerblasen. Allenfalls ihre rot glühenden Waffen, Harnische und Helme und ein paar verkohlte Knochen blieben zurück. Manchmal aber war der Feuerstrahl, der die Unglücklichen traf, auch so heiß, dass selbst der Stahl zerschmolz und zumindest Helm und Harnisch mit der Asche des Toten eine nicht mehr zu trennende Einheit bildete.
Die Gegenwehr mit Fernwaffen war schnell gebrochen. Die Möglichkeiten der Verteidiger waren einfach zu gering.
Während Frauen und Kinder aus brennenden Häusern ins Freie flohen, flogen ein paar Dutzend Vogelkrieger, die im Dienst des Hochkapitäns von Vogelborg standen, auf die sich nähernden Gondeldrachen zu, die die eigentliche Invasion durchführen sollten. An Bord der Gondeln warteten zahllose drachenische Fußsoldaten darauf, auf den Plateaus abgesetzt zu werden, um die Stadt endgültig in Besitz zu nehmen.
Ein Hagel aus Pfeilen deckte die Vogelkrieger ein. Fast die Hälfte von ihnen wurde getroffen und stürzte schreiend in die Tiefe. Anderen blieb nichts anderes übrig, als abzudrehen, um dem Beschuss auszuweichen. Drachenfeuer verschlang so manchen von ihnen sogar mitten im Flug.
Doch einige der Vogelkrieger brachen durch. Sie hatten es auf die Riemengeschirre abgesehen, die die Schützengondeln trugen. Mit Schwerthieben durchtrennten die geflügelten Krieger sie der Reihe nach.
Die erste Schützengondel stürzte in die Tiefe und zerschellte an den Klippen vor Vogelborg, ohne dass auch nur ein einziger drachenischer Krieger hatte an Land gehen können. Eine zweite Gondel folgte und barst ebenfalls. Bei einer dritten wurden nur drei der vier Haltegurte durchtrennt. Die Gondel schwang nach unten, prallte gegen eine der Steilwände und zerbrach, während der Gondeldrache aufgeregt mit den Flügeln schlug und aufzusteigen versuchte, was ihm jedoch nicht gelang.
Ein Dutzend Pfeile trafen den Kopf des Monstrums. Eins der Geschosse bohrte sich ins linke Auge, zwei fuhren dem Drachen in den Rachen und blieben dort stecken, ehe der letzte, äußerst schwache Feuerstoß des Gondeldrachens die Geschosse zu Asche zerblies und gleichzeitig dampfendes Blut aus dem Maul sprühen ließ. Zusammen mit den Resten der zerschellten Gondel fiel er in die Tiefe. Sein Ruf vermengte sich mit den Schreien der Sterbenden.
Doch dann gelang es einigen weiteren Drachen, mit ihrer Last auf den Plateaus von Vogelborg zu landen. Schwer bewaffnete und mit Harnischen geschützte Fußkrieger verließen die Gondeln, die danach wieder von den Fluggiganten in die Höhe gezogen wurden.
Kämpfe Mann gegen Mann entbrannten.
Kallfaer stürzte sich sofort auf den erstbesten Drachenier, packte sein Schwert mit beiden Händen und enthauptete den Gegner mit einem einzigen Schlag. Der Kopf rollte über den Steinboden, während das Blut aus seinem offenen Hals spritzte.
Kallfaer wirbelte herum, den Griff seiner Klinge aus bestem Feuerheimer Stahl immer noch mit beiden Händen umklammernd, und ließ das Schwert gegen die Waffe eines weiteren Gegners prallen, der ihn attackierte. Kallfaer drängte ihn mit wuchtigen Schlägen zurück und nutzte schließlich einen Moment der Unaufmerksamkeit des Dracheniers, um ihm die Klinge etwa eine Elle weit in den Leib zu stoßen.
Der Soldat ächzte. Mit einem Fußtritt befreite Kallfaer seine Klinge aus dem Körper des tödlich verwundeten Gegners, der daraufhin röchelnd zu Boden sank. Gerade noch rechtzeitig konnte sich Kallfaer zur Seite drehen und den Schlag eines weiteren Dracheniers abwehren.
Auch diesen Gegner drängte Kallfaer mit wuchtigen Hieben Schritt für Schritt zurück. Nach einer Finte tötete er den Drachenier, indem er sein Schwert niedergehen ließ und die Klinge von der linken Schulter des Feindes in dessen Körper hackte.
Orik kämpfte umsichtiger und weniger ungestüm als Kallfaer, der kaum Rücksicht auf seine eigene Sicherheit nahm. Dem Schmied aus Winterborg schien es nur darauf anzukommen, möglichst viele Drachenier zu töten.
Thyrdur hatte inzwischen den Befehl erteilt, die Vorräte an Stockseemammut in Brand zu setzen. Das Drachenfutter sollte den Feinden nicht in die Hände fallen. Schwarzer Rauch quoll aus den Höhlen sowie aus einigen Spalten und Nebeneingängen, sodass man den Eindruck hatte, die Felsen selbst wären in Brand geraten.
Die Lage wurde immer verzweifelter. Auf dem untersten Plateau in unmittelbarer Nähe des Hafens lebte bereits kein einziger Seemanne mehr, und auch zahlreiche Vogelmenschen lagen ausgestreckt und nicht selten auf schreckliche Weise durch Drachenfeuer verbrannt auf dem steinernen Untergrund. Fußsoldaten der Drachenier durchsuchten jedes Haus, das man noch betreten konnte, nach Überlebenden. Offenbar hatten sie die Anweisung, jeden zu töten, dem sie begegneten. Sie hatten nicht einmal Skrupel, Kinder zu erschlagen, deren Schreie schrill durch den Kampflärm drangen.
Immer mehr Gondeldrachen erreichten die Stadt. Niemand konnte sie noch daran hindern, Fußsoldaten abzusetzen. Orik ahnte, dass auch diese Schlacht verloren war. Er sah Thyrdur Zopfbart, der nur wenige Schritte von ihm entfernt gegen gleich zwei Drachenier kämpfte. Sie droschen mit ihren leicht gebogenen Matana-Schwertern auf ihn ein, und er versuchte so gut wie möglich, sich zu verteidigen. Doch dann spaltete ein Hieb seinen Schädel vom Scheitel bis zum Kiefer. Der Schlag war mit solcher Wucht geführt, dass selbst der leichte Helm, den Thyrdur trug, keinen Schutz bot. Blutend sank der Hochkapitän von Vogelborg auf die Knie.
Doch ehe der Drachenier sein Schwert aus dem Schädel seines Gegners befreien konnte, war Orik hinzugestürmt und trieb dem Soldaten die Klinge in den Rücken. Mit einem Fußtritt stieß Orik ihn von sich und duckte sich unter dem Schwerthieb des zweiten Gegners hinweg. Orik unterlief die Attacke einfach und schlug seinerseits zu, ließ seine Klinge dicht über den Boden sausen und hackte dem Soldaten beide Füße dicht über den Fesseln ab!
Im nächsten Moment spürte er, wie ihn von hinten etwas packte. Es waren die Arme eines Vogelmenschen, und es handelte sich um jenen Geflügelten, der sich gegenüber den Menschen Sharash nannte. Er riss Orik mit sich in die Höhe. Innerhalb weniger Augenblicke schwebte der Seemanne bereits anderthalb Mastlängen über dem obersten Plateau von Vogelborg.
Aus den Augenwinkeln heraus sah er, dass auch Kallfaer von einem der Gefiederten gepackt und mitgerissen worden war. Aber der Mann aus Winterborg nahm das nicht einfach so hin, sondern protestierte lautstark, jedoch ohne Erfolg. Was fällt dir ein, du gefiederte Missgeburt? Wieso trennst du mich von meinen Feinden? Ich will so viele wie möglich von ihnen zur Strecke bringen!
Doch der Gefiederte ignorierte das Gezeter Kallfaers.
Zu diesem Buch
Ein Reich der Drachenreiter, ein Reich der Magie, ein Reich des Feuers, ein Reich der Lüfte und ein Reich der Seefahrer das sind die Länder der Drachenerde.
Rajin, dem rechtmäßigen Thronerben des Drachenlandes, ist es gelungen, den Urdrachen Yyuum zu besiegen und den verlorenen letzten Drachenring in seinen Besitz zu bringen. In einer gewaltigen Schlacht bezwang er die Dämonen des Glutreichs und konnte den Usurpator Katagi stürzen. Jetzt ist er der Drachenkaiser und Herrscher über die reptilartigen Wesen, die am Himmel nicht nur des Drachenlands, sondern der gesamten Drachenerde ihre Bahnen ziehen.
Doch der Thronräuber Katagi zerstörte das Gleichgewicht der Fünf Reiche und stürzte das Drachenland in einen unseligen Krieg. Und nicht nur die Feine von außen machen dem jungen Kaiser das Leben schwer, auch im Palast von Drakor gibt es Neider und ehemalige Anhänger des Usurpators, die seine Herrschaft gefährden. Und dann wird Rajin auch noch heimgesucht von mörderischen Schatten, die Rache fordern für ein Verbrechen, das einst sein Ahnherr begann.
Während der unbarmherzige Krieg tobt und sich machtgierige Feinde gegen das Drachenland verbünden, bricht Rajin mit einer Handvoll Getreuer und seinem Drachen Ghuurrhaan auf zur Insel Qô, um sich von dem Fluch seiner Familie zu befreien. Gleichzeitig aber droht sich eine alte Prophezeiung zu erfüllen: Einer der fünf Monde, der bleiche Schneemond des Verrätergottes Whytnyr, gerät aus seiner Bahn und zieht eine Schneise der Vernichtung über die Drachenerde. Nur Rajin, so behaupten die Götter der anderen vier Monde und des Meeres, kann den Untergang der Welt noch abwenden. Doch zunächst muss er sich den Vergessenen Schatten stellen, die ihm nach dem Leben trachten
Zum Autor
Alfred Bekker wurde 1964 in Borghorst (heute Steinfurt) geboren und setzte seinem Geburtsort durch die gleichnamige Stadt auf der Drachenerde ein literarisches Denkmal. Bekker veröffentlichte mit großem Erfolg zahlreiche Romane in verschiedenen Genres der Unterhaltungsliteratur. Er schrieb viele Jahre lang für SF- und Spannungs-Serien wie Sternenfaust und Jerry Cotton und veröffentlichte Kriminalromane sowie Kinder- und Jugendbücher, die ihm Anerkennung und das Lob der Kritiker brachten. Doch sein Herz schlägt seit jeher für die Fantasy.
Die erfolgreiche Elben-Saga wird im SchneiderBuch mit dem siebenbändigen Elbenkinder-Zyklus fortgesetzt. Weitere Fantasy-Abenteuer von Alfred Bekker sind in Vorbereitung