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Eine Hochzeit der Rosen

Magirian Wonder TaleEine Hochzeit der Rosen
 
Unter einem mächtigen Zauberbann irgendwo in den Weiten des Endlosen Ozeans von Magira liegen die Inseln Ceresidon, Lo’Thame, die Insel der Prüfung, und E’sch T’uth Wiyr, die Roseninsel, wo die Schläfer der Sery’de ruhen.
 
****
 
Er erwachte. Und erschrak.

In den Höhlen der Schläfer brauchte es keine Fackeln; wie immer war seine Schlafhöhle auf ungenannte Art erleuchtet. Er hatte eine Vorliebe für das Rot der Rubine und das Blau der Saphire. Sie waren in unzähligen Formen angeordnet, meist in Kreisen, wo das Blau in der Mitte von einem roten Ring umgeben war. Manchmal schimmerten über diesen Symbolen auch noch 5 gelbe, sternförmige Topase. Auch die Decke, unter der er geruht hatte, war damit bestickt.

Doch der sonst überschäumende Glanz der Edelsteine war nicht zu erkennen. Alles wirkte matt und stumpf. Er fühlte sich seltsam unruhig.

In einer Ecke, auf einem Stehpult, bewegte sich etwas. Die Seiten eines großen, seines Buches, begannen von selbst zu blättern, ein Zeichen für sein Erwachen.
Er wusste nicht, wie viel Zeit seither vergangen war. Man konnte dies nur an der Fülle des Bartes erkennen, und diese war erheblich; fast so lang und wirr wie die des Agmar..

Er ging hinaus und zum Agmar, in die Höhle des Konzils. Er wusste, dass er ihn dort
antreffen würde, er freute sich auch; denn er respektierte und liebte ihn. Er hatte ihn immer fast wie einen Sohn behandelt..

Der Agmar begrüßte ihn und sagte: „Etwas sehr Ungewöhnliches ist geschehen. Es gab einen schweren Sturm in den letzten Tagen, einen Schiffbruch an den Klippen – und jemand hat überlebt und ist am schmalen Strand gefunden worden“.

Er war erstaunt. Solcherart Dinge kamen kaum vor, denn die Zauber um die Inseln verwirrten die Seeleute und hinderten sie, die Inseln wahrzunehmen.

Der Agmar sprach weiter in seiner ruhigen Art. „Ich habe dich ausersehen, es zu untersuchen und sich ihr anzunehmen.“ - „Warum mich?“ – „Du bist auch ein Tscherwak. Sie ist aus deiner Kultur, ihr werdet euch verstehen. Und - ich glaube, sie wird dir gefallen und dir gut tun!“

***

Auch sie erwachte. Und zitterte, als die Erinnerung kam..

Das Schiff, mit dem sie unterwegs gewesen war, war von heftigen Stürmen über die Grenze der Alten Welt getrieben worden, hinein in den Endlosen Ozean. Man wusste zwar, dass jenseits der Weiten andere Lande lagen, von denen sogar selten Händler wie Truppen kamen; aber dieses Schiff war nur für die Küstenfahrt entlang Huanacas erbaut worden, und niemand an Bord war je über diesen Bereich hinaus gekommen. Obwohl sie gute Seeleute waren, vermochten sie nicht mehr zurückzufinden.
Dann war der stärkste aller Stürme gekommen. Das Schiff zerbrach in den Kräften der Natur, wie an unsichtbaren Felsen zerschmettert, und sie war von gewaltigen Wogen aufgenommen worden und ...?
Hier endete ihre Erinnerung.

Sie lag auf einer steinernen Bank Die nassen Sachen waren verschwunden, eine Art Toga in ungewöhnlichem Schnitt, in gelber Farbe, hüllte sie ein. Es war angenehm warm. Sie blickte sich um – und sah einen gewaltigen Garten mit unzähligen Rosen, umgeben von dunkler Rundung von Felsen, wie in der Mitte eines erloschenen Vulkanes.

***

Er kam aus einem erleuchteten Gang in der dunklen Wand und spürte schnell, was der Agmar gemeint hatte. Als er ihrer ansichtig wurde, fühlte er sofort die Verbundenheit, als hätten sie schon lange zusammengelebt, das unsichtbare Band, das manche verbindet.
Die düstere Unruhe, die er beim Erwachen verspürt hatte, fiel alsbald von ihm ab.
Sie sah ihn und mochte ihn sofort. Es erschien ihr, als ströme er selbst einen Duft aus, nach Rosen, wie er über dem riesigen Garten lag, der die Caldera ausfüllte.

Sie sprachen miteinander, nannten ihre Namen, lernten sich kennen. Er versuchte ihr zu erklären, wo sie sich befanden. Als sie ihm vom süßen Duft der Rosen erzählte, war er mehr als erstaunt, denn es war das erste Mal, dass jemand anders denn ein Sery’de diesen wahrnehmen konnte; und sie war ja vorerst „nur“ ein Mensch, eine Shamy’la, eine Schülerin

Sie wollte die Rosen von nahem sehen und eine pflücken,, doch er brachte sie sanft davon ab. „Diese Rosen sind uns heilig. Später einmal wirst du sie wiedersehen.“

Sie stiegen in ein Boot, das sie zur wenige Meilen entfernten großen Insel Ceresidon trug. Hier verbrachten sie lange Jahre und erlebten all die Wunder und Freuden, dort, wo viele Menschen, Menschenähnliche und Wesen aller Art friedlich zusammenlebten, kamen sogar nach Lo’Thame, und alles ging federleicht seinen Weg.

Und schließlich kehrten sie zurück nach E’sch T’hur Wiyr und betraten Hand in Hand die Höhle des Agmar.
„Es ist nun soweit“, sagte er schlicht.
Der Agmar lächelte weise,

Er geleitete sie persönlich hinaus in den Garten, und dort, bei den schönsten aller Blumen. knieten sie nieder. Er war auch dabei, als er eine gelbe Rose brach und sie eine rote, als sie beide austauschten zum Zeichen ihrer Verbundenheit auf immer.

Sie kamen in die ursprüngliche Höhle, und siehe da, sie war nun anders: nicht mehr matt und düster, sondern strahlend, eine glitzernde Pracht aus Rot und Gelb.
Die Seiten des Buches bewegten sich, blätterten fast freudig um und waren gefüllt, nun mit den Worten ihrer gemeinsamen Taten.

Und derart begab es sich auf E’sch T’uth Wyir an einem Tag, den man im Magira der Sterblichen den 3. Tag des Pegasusmondes im Jahre 55 nach dem Ende der Finsternis nannte

Copyright © 2018 by Manfred Roth

Kommentare  

#1 Bettina 2018-10-01 06:43
Danke *sniff*
#2 Harantor 2018-10-01 09:00
Jou. Danke ...

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