Macabros revisited - Folge 5 Fliegende Fische
Folge 5
Fliegende Fische
Sein ist so ein Roman, in dem es anfangs noch recht betulich zugeht, obschon selbst die Eingangs - Story um ein “verfluchtes” Haus im Vergleich zu früheren und auch späteren Nebenhandlungen diesmal so interessant und spannend präsentiert wird, dass man den Helden, der sich im ersten Drittel mal wieder nicht blicken lässt, gar nicht vermisst.
Ob der Autor bereits wusste, dass die Ursen, welche hier erstmals auftauchen - später noch eine Rolle spielen oder überhaupt noch einmal auftauchen würden, sei dahingestellt. Das Potential dieser ebenso faszinierenden wie grausamen und fremdartigen Kreaturen wird er aber sicher erkannt haben. Auch wenn hier wieder die Frage erlaubt sein muss, ob es sich bei dem Cover um eine Auftragsarbeit handelte oder der Autor sich von dem genial bizarren Kunstwerk zu diesem außergewöhnlichen Roman hat inspirieren lassen - letztendlich spielt es keine Rolle, denn was Shocker hier auffährt ist nicht minder genial. Geschickt verwebt er die Handlungselemente miteinander, verwirrt und fesselt den Leser gleichermaßen mit “vermischten Dimensionen” (wie es bei Shocker heißt), und löst am Ende doch alles logisch und nachvollziehbar auf. So stellt sich heraus, dass es sich bei dem verfluchten Haus, zu früherer Zeit um eine Opferstätte der Ursen handelt. Zwar wurde diese durch einen Bann deaktiviert, aber durch das Wirken des Mediums Camilla Davies (die hier ebenfalls zum ersten Mal in Erscheinung tritt) wird der Bann gebrochen, und die Ursen werden wieder aktiv.
Positiv fällt hier auch auf, dass der Autor ungewöhnliche Wege geht, um gegen den Feind zu bestehen. Wie im Fall der Ursen durch ein magisches Zahlenwort, welches auszusprechen für einen Menschen allerdings tödliche Folgen hätte. An dieser Stelle den im Grunde nichtmenschlichen Ätherkörper Macabros einzusetzen, erscheint da beinahe zu einfach, ist als Lösung aber ebenso konsequent, wie genial.
Etwas weniger konsequent und vor allem wenig durchdacht erscheint dem Leser des dann der Plan, Björn Hellmark durch einen profanen Mordanschlag aus dem Weg zu räumen. Zumal wenn er sich erinnert, dass dem Gegner eine solche Herangehensweise ein paar Wochen zuvor (als Hellmark im Sumpf zu versinken drohte) noch zu einfach erschien.
Doch auch wenn dies natürlich kein wirklicher Kritikpunkt ist, so bleibt dieser Roman deutlich hinter der Qualität des Vorgängers zurück. Der Autor verzichtet hier beinahe völlig darauf, eine vielschichtige, komplexe Geschichte zu erzählen, stattdessen lässt er seine Helden „nur“ ein paar Aufwärmübungen gegen Molochos Schergen machen, indem er etwa Doppelgänger von Rani und Carminia ins Feld schickt, was eher für Verwirrung als für Spannung sorgt, auch wenn der Einsatz des „Schwertes des Toten Gottes“, welches die Dämonen nicht nur tötet, sondern sie zu entlarven vermag, durchaus als annehmbare Lösung gelten darf. Im Gegensatz zum Fauxpas des Helden, seine Begleiterin einfach mit ihrem Dämonenzwilling allein zu lassen…
Auffällig ist in diesem Roman, wie schnell Hellmark inzwischen in der Lage ist, seinen Doppelkörper entstehen zu lassen, wenn man bedenkt, wie anstrengend dieser Vorgang anfangs beschrieben wurde. Nun kann man dem Autor zugute halten, dass er es inzwischen halt besser und schneller kann, andererseits wäre es angesichts der vielen Einsätze, die ein schnelles Handeln erfordern, dramaturgisch kaum noch machbar, die Verdopplung als langwierig und anstrengend zu beschreiben bzw. den Originalkörper allzu geschwächt zurückzulassen.
Auch wenn dies nach der Nummer 7 schon der zweite eher schwache Roman der noch jungen Serie ist, kommt immerhin der Humor nicht zu kurz. So fragt Hellmark den Kraftprotz Rani Mahay, ob er mal das Schwert halten könne, wohl wissend, dass nur er selbst dazu in der Lage ist…
Er grinste und sein breiter Mund berührte fast seine Ohren.
Ein riesiger Fisch teilte die Luft. Das riesige Maul war weit aufgerissen und Macabros konnte hineinsehen, wie in eine offenstehende Scheune.
Die Flamme wurde zu einer teuflischen Gestalt ohne Unterkörper, der die Beine fehlten…
Wo man hingriff, wenn man diese Flammenwesen auch nur antippte, verbrannte man sich im wahrsten Sinn des Wortes die Finger.
Er hatte das Gefühl, unter seiner Schädeldecke einen dicken Kloß zu beherbergen, der nach oben drückte...
Stattdessen löste sich der Körper in viele Brocken auf. Sie zerbröckelten und zerkrümelten.
Kommentare
Eigentlich ist der Roman in vielerlei Hinsicht eine Blaupause für die kommende Serie, sowohl im positiven wie im negativen Sinn. Die Esoterik-Lite wird bierernst genommen, alle Figuren neigen dazu, viel zu lange Monologe zu halten, in denen der Plot erklärt wird, egal, ob es gerade passt oder nicht. Und ohne schwer konstruierte Zufälle würde die Handlung nicht funktionieren. (Was mich irgendwann am meisten an der Serie genervt hat.)
Aber es ist phantasievoll gemacht und liest sich trotz vieler unnötig holpriger Stellen recht flott.
Und ein Satz ließ mich schmunzeln. "Er hatte ihn in Verdacht, dass er Kosmetika verwendete". Ja, das gehört sich nun gar nicht für einen echten Mann 1974
Teilweise haben die Figuren sogar in wirklich brenzligen Situationen noch seitenlange Vorträge gehalten