Erotik trifft auf Grauen
Erotik trifft auf Grauen
Schattenversuchungen - Düstere Phantastik und Erotik
Einführung
"Schattenversuchungen" ist der Opener zu "Ars Amoris - dunkel-phantastische Erotik". Diese Reihe startete im Jahre 2009 im Sieben Verlag. Inzwischen ist sie bei Fabylon zuhause, wo auch die ersten Bände in zweiter Auflage wieder aufgelegt wurden. Zunächst erschienen zwei Anthologien und dann zwei Romane, seit einiger Zeit konzentriert man sich auf die Romane.
Übersicht über die dort von Alisha Bionda herausgebenen Anthologien:
Im Vorwort von Alisha Bionda heißt es:
Die "Schattenversuchungen" wollen den schmalen Grat bieten, dem jede Anthologie folgen sollte, Lesern des Genres eine Fülle von erotischen Möglichkeiten offenbaren. Aber auch jenen Vergnügen bereiten, die "nur" eine schöne phantastische Geschichte mit lediglich einer Prise der besonderen Würze des Lebens lesen wollen
In 21 Kurzgeschichten wird dieses Ziel verfolgt. Alisha Bionda ist es gelungen, eine Schar von teils bekannten Autoren und teils (damals) neuen Talenten für den Band zu gewinnen. Barbara Büchner ist gleich mit drei Texten vertreten. Mitgeschrieben haben aber auch Klaus-Peter Walter (Stichwort Sherlock Holmes), Guido Krain (O.R.I.O.N- Space Opera), Michael Schmidt (Zwielicht), Arthur Gordon Wolf und Tanya Carpenter. Die Herausgeberin selbst ist ebenfalls mit einer Story vertreten.
Für den grafischen Teil zeichnet Crossvalley Smith verantwortlich. Er hat das Cover gestaltet und jedem Text eine anregende Grafik voran gestellt. Dabei hat er sehr realistisch gestaltete Illustrationen gewählt. Smith hat auch die weiteren Bände der Reihe mit seinen Werken bereichert.
Anthologien von Alisha Bionda zeichnen sich durch gleich bleibende Qualitätsmerkmale aus. Es gibt eine Verbindung von Text und Grafik, die Optik ist vom feinsten, das Layout liebevoll und sorgfältig gestaltet und es werden Informationen zu den Autoren und Künstlern geliefert. Das gilt selbstverständlich auch für Schattenversuchungen.
Die Geschichten
Kurzgeschichten zu rezensieren ist eine undankbare Aufgabe. Wie soll man die Beiträge vorstellen, ohne zu viel zu verraten? Etliche Geschichten leben von der Pointe und wer möchte noch lesen, wenn er sie vorher schon kennt? Ich werde mich daher auf die Vorstellung einiger der Beiträge beschränken und ansonsten eher allgemeine Bemerkungen machen. Als gemeinsamer roter Faden zieht sich die Erotik durch alle Geschichten von Schattenversuchungen. Ansonsten herrscht eine breite thematische Vielfalt.
Gleich der erste Beitrag "Die 13. Fee - Aus dem Tagebuch der Laure Séligny" von Ascan van Bargen ist bemerkenswert. Sie spielt im Frankreich des Jahres 1782 und greift auf das Märchen Dornröschen zurück. Die junge Laure de Séligny ist Teil einer Reisegesellschaft, die mit der Kutsche durch die Auvergne fährt. Während sie sich ihren erotischen Phantasien hingibt, vertreiben sich die Mitreisenden, zwei Männer und eine Frau, die Zeit mit philosophischen Disputen. Aus heiterem Himmel ereignet sich ein Unglück. Die Kutsche stürzt um und der Junge auf dem Kutschbock kommt dabei ums Leben. Glücklicherweise gibt es ganz in der Nähe ein altes Gemäuer. Einer der Mitreisenden erzählt, dass es sich dabei um das Schloß handelt, in dem sich die Geschichte von Dornröschen ereignet haben soll.
"Der schwarze Raum" von Hermann Agis fällt dagegen eher unter Urban Fantasy. Er behandelt den Versuch eines Fans hinter das Geheimnis eines Horrorautoren zu kommen. Unter dem Vorwand eines Interviews besucht er den Schriftsteller und ist fest entschlossen, den schwarzen Raum zu finden, der angeblich die Inspirationsquelle seines Idols ist. Der hoch verehrte Interviewpartner entspricht dann so gar nicht dem Bild, dass sich die Welt von ihm macht. Der für seine abweisende Haltung bekannte Mann erweist sich als überaus freundlicher und zuvorkommender Gastgeber. Als der Autor in der Küche nach dem Essen sieht, hört der Gast eine Stimme, die um Hilfe ruft.
Guido Krain führt uns in "Indigo" ins Reich der Fantasy. Ein Ritter der Königin erzählt abends am Lagerfeuer seine Geschichte. Wie er einst in einen verwunschenen Wald ritt um den Weg abzukürzen und wie die erotische Begegnung mit einer Art Todesfee sein Leben verändert hat.
Tanya Carpenter liefert mit "Die Ruine" ein astreine Mysterygeschichte ab. Die junge Carmen hat in der Toskana eine Autopanne. Doch sie hat Glück und trifft auf den jungen Julio Sandoz, der ein in der Nähe gelegenes Motel renoviert. Sie hilft ihm und es entwickelt sich eine leidenschaftliche Affäre zwischen den beiden.
Sagenhaft kommt Reimund Neufeld mit "Die Geschichte der Hurenkönigin Lebesi" daher. Der lüsterne Joseph kämpft vergeblich gegen seine Begierden an. Als er schließlich nachts im Wald der Hurenkönigin Lebesi begegnet, scheint sich alles zum Besten zu entwickeln.
Religiöse Motive finden sich in Linda Koeberls "Die letzte Versuchung". Der Priesteranwärter Henry reist nach Jerusalem. Dort wird er von eindringlich erotischen Träumen heimgesucht. Pater Johannes tippt auf einen Dämonen und gibt ihm gute Ratschläge zu seiner Bekämpfung. Alles geht zurück auf die ersten Tage der Christenheit.
Es gibt auch einige Beiträge, die fast gänzlich ohne fantastische Elemente auskommen, dafür aber die Lust an der Unterwerfung thematisieren. Dazu gehört "Gefangen" von Jennifer Schreiner. Eine Frau versucht den Mörder ihres Vaters zu überlisten und gerät dabei in seine Gewalt.
Fazit
Mit Schattenversuchungen hat Alisha Bionda eine gelungene Mischung von Grauen und Erotik vorgelegt. Die vielfältigen Facetten der Erotik werden in den Kurzgeschichten gezeigt. Aber auch thematisch bietet der Band eine große Palette von verschiedenen Szenarios. Mir haben die Storys von Ascan van Bargen, Guido Krain und Alisha Bionda besonders gefallen. Die kurzen knackigen Beiträge - keiner der Texte ist länger als 20 Seiten- ergeben zusammen ein buntes Kaleidoskop von Grauen und Erotik. Die Grafiken von Crossvalley Smith und die sorgfältige Aufmachung geben dem Band eine edle Aufmachung, machen es zum Kleinod im Regal.
Schattenversuchungen