Mentor der Fantasy - Mentor der Helden (II)
Drei eingereichte Rahmenexposés standen zur Auswahl. Sie stammten von angesehenen Autoren: Ernst Vlcek, William Voltz und Hugh Walker zeichneten als Verfasser verantwortlich.
Hugh Walker bekam zunächst den Zuschlag. Er hatte, seinen Horrorneigungen folgend, dem Helden Mythor ein dunkles Erbe mitgegeben, so dass er sich als Lichtheld ständig bewähren und entwickeln musste. Als Widerpart war seine Schwester vorgesehen. Der Verlag allerdings wollte einen unbefleckten Helden (einen , wie Hugh Walker das nennt).
Mit »Zauberei in Tainnia« (erschienen in Magira 37, Frühjahr 1987) entstand ein Pilotroman, der die Serie einleiten sollte. In diesem Roman versuchte Hugh Walker einen Kompromiss zwischen seinen Ansichten und denen des Verlages zu finden, aber ohne Erfolg:
Auch der Widerstand gegen die Walker'schen Exposés vonseiten seiner Autorenkollegen spielte eine Rolle. Hugh Walker wollte nur kurze Exposés schreiben, die den Autoren viel Spielraum zur eigenen Entfaltung ließen, was aber den meisten nicht recht war. Dies überrascht in nachträglicher Betrachtung keineswegs, denn die Autoren kamen aus dem Umfeld der großen Pabel-SF-Serien »Perry Rhodan« und »Atlan« und waren an die dort übliche sehr straffe Führung (und exzessive Daten) durch den Exposéautoren gewöhnt.
Des Weiteren waren Klagen laut geworden, die Walker'schen Exposés wären zu kompliziert, gerade ein besonders routinierter Mitautor (dessen Name Hugh Walker nicht nennt) sah sich außerstande, sie in Romane umzusetzen.
Wie man bei der Betrachtung der Horrorromane schon gesehen hat, kommt das Verfassen von Exposés allerdings auch nicht den Neigungen von Hugh Walker entgegen. Er entwickelt seine Romane erst an der Schreibmaschine beziehungsweise am Computer und liebt es, spontane Ideen einzubauen. Er gibt sich eher dem Fluss der Geschichte hin, denn sich an das Korsett des Exposés zu klammern. Mit einem anderen Team und Autoren, die die Freiheiten eines Walkerschen Exposés zu schätzen wissen, hätte das möglicherweise anders ausgesehen.
So übernahm man bei Pabel aus dem Rahmenexposé von Hugh Walker die wichtigsten Grunddaten, wie eben die geteilte Welt und den Namen Mythor. William Voltz verfasste die ersten zwanzig Exposés, im Anschluss daran wurde diese Aufgabe von Ernst Vlcek (von 21-181) übernommen, gefolgt durch ein kurzes Kneifel'sches Zwischenspiel (182/183). Zuletzt übernahm Werner Kurt Giesa (zusammen mit G. M. Schelwokat) ab Band 184 das Ruder und entwarf ein Konzept, das bis weit in die 200er-Nummern reichte.
Ernst Vlcek brachte viele Personen in die Handlung ein, trennte sich aber von kaum einer, so dass irgendwann das Wort von Mythors Wanderzirkus von W. K. Giesa geprägt wurde.
Die »Mythor«-Serie war für Hugh Walker ein Korsett, in das er sich nicht zwängen lassen wollte, und so schrieb er neben der Nr. 1 »Der Sohn des Kometen« noch den Roman »Der magische Turm« (Mythor 14, Juli 1980), um dann fürs Erste aus »Mythor« zu verschwinden.
Da man jedoch nicht auf Hugh Walker verzichten wollte, machte man ihm gewisse Zugeständnisse, um ihn wieder ins Team zu holen. Mit »Die Barbaren« (Mythor 69, August 1981) kehrte er ins Team zurück. Aber die Handlung dieses Romans lag abseits des Hauptfadens der Serie, so dass Hugh Walker Spielraum für eigene Vorstellungen hatte: Es war gewissermaßen eine Sub-Serie innerhalb von Mythor. Erst mit Band 112 »Der magische Bann« (November 1982), den Hugh Walker und Ernst Vlcek gemeinsam verfassten, wurden die Handlungsstränge zusammengeführt.
Mit Band 139 »Allumeddon« (Dezember 1983) und Band 140 »Am Anfang war das Chaos« (Dezember 1983), beide Romane von Ernst Paul Wolf Vlcek, kam in der »Mythor«-Serie ein Bruch. Die Serie sollte neuen Lesern leichter zugänglich werden, indem der Wust an Zusammenhängen und Personen gesprengt wurde, der im Lauf der Jahre angewachsen war.
Bei »Dragon« war das Konzept der ewigen Fortsetzung, das bei Pabel seit dem Erfolg der »Perry Rhodan«-Serie gepflegt wurde, nicht so negativ aufgefallen, wahrscheinlich auch deshalb, weil bei Band 55 Schluss war, aber bei »Mythor« war es zu viel geworden. Wenn Ernst Vlcek ein Gegengewicht gehabt hätte - wie beim »Dämonenkiller« in Gestalt von Kurt Luif hätte sich die Serie sicherlich vorteilhafter entwickelt.
Fantasy, das ist ein Spiel mit Tagträumen, mit der Phantasie, jenseits von bedeutungsvollen Ereignissen und Aspekten unseres täglichen Lebens. Fantasy ist etwas Leichtgewichtiges. Das aber konnte »Mythor« nicht mehr sein. Zudem ist eine Fantasywelt irgendwann auserzählt, der Reiz schwindet und damit auch der Wille des Lesers, sie zu entdecken.
Es ist müßig, darüber zu streiten, ob ein lockerer roter Faden von Band 1 an der Serie mehr gebracht hätte, oder ob es besser gewesen wäre, bei Band 100 oder 120 den Bruch zu wagen. Zumindest hätte nach Band 139 dieser Neuanfang beibehalten werden müssen, aber Ernst Vlcek gelang dies nicht, und so war Mythor bald wieder da, wo er aufgehört hatte. Alle Personen tauchten wieder aus der Versenkung auf. Damit war der Sinn des Doppelbandes 139/140 komplett infrage gestellt. Der Neuanfang verschenkt.
Hugh Walker hatte sich wieder aus Mythor verabschiedet, denn zum einen stand eine Wiederveröffentlichung von Terra Fantasy an, zum anderen musste die Magira-Serie für eine Neuausgabe überarbeitet werden.
Mit Band 200 sollte unter W. K. Giesa ein neuer Schnitt erfolgen und die Serie auf Einzelroman fortgeführt werden. Es sollte eine lockere Führung mit weitgehenden Freiheiten für die Autoren geben. Hugh Walker wäre dabei gewesen, weil dies eher seinen Neigungen entsprach. Aber da war alles schon zu spät: Mythor war Vergangenheit.
Hugh Walker bekam zunächst den Zuschlag. Er hatte, seinen Horrorneigungen folgend, dem Helden Mythor ein dunkles Erbe mitgegeben, so dass er sich als Lichtheld ständig bewähren und entwickeln musste. Als Widerpart war seine Schwester vorgesehen. Der Verlag allerdings wollte einen unbefleckten Helden (einen , wie Hugh Walker das nennt).
Mit »Zauberei in Tainnia« (erschienen in Magira 37, Frühjahr 1987) entstand ein Pilotroman, der die Serie einleiten sollte. In diesem Roman versuchte Hugh Walker einen Kompromiss zwischen seinen Ansichten und denen des Verlages zu finden, aber ohne Erfolg:
»Zauberei in Tainnia« fand in den Augen des Verlages keine Gnade. Mythor war ihnen zu jung und als Held zu wenig im Vordergrund, auch war die Handlung den Herren im Verlag nicht dramatisch genug. Und das Konzept entsprach zu dem Wunsch nach ewigen Fortsetzungen. (47)Über den Helden Mythor, wie ihn der Verlag sich vorstellte und durchgesetzt hat, hat Walker seine eigene Meinung:
Für mich war Mythor die uninteressanteste Figur von allen, ein Supermann, bei dem eine charakterliche Entwicklung nicht mehr denkbar war. Es ging höchstens darum, in jedem Band neue Worte für die alte Beschreibung zu finden. Die Nebenfiguren waren viel interessanter; über Nottr habe ich beispielsweise sehr gern geschrieben. (48)Mit der Ablehnung von »Zauberei in Tainnia« scheiterte auch die anfangs geplante Übernahme der Exposé-Redaktion durch Hugh Walker.
Auch der Widerstand gegen die Walker'schen Exposés vonseiten seiner Autorenkollegen spielte eine Rolle. Hugh Walker wollte nur kurze Exposés schreiben, die den Autoren viel Spielraum zur eigenen Entfaltung ließen, was aber den meisten nicht recht war. Dies überrascht in nachträglicher Betrachtung keineswegs, denn die Autoren kamen aus dem Umfeld der großen Pabel-SF-Serien »Perry Rhodan« und »Atlan« und waren an die dort übliche sehr straffe Führung (und exzessive Daten) durch den Exposéautoren gewöhnt.
Des Weiteren waren Klagen laut geworden, die Walker'schen Exposés wären zu kompliziert, gerade ein besonders routinierter Mitautor (dessen Name Hugh Walker nicht nennt) sah sich außerstande, sie in Romane umzusetzen.
Wie man bei der Betrachtung der Horrorromane schon gesehen hat, kommt das Verfassen von Exposés allerdings auch nicht den Neigungen von Hugh Walker entgegen. Er entwickelt seine Romane erst an der Schreibmaschine beziehungsweise am Computer und liebt es, spontane Ideen einzubauen. Er gibt sich eher dem Fluss der Geschichte hin, denn sich an das Korsett des Exposés zu klammern. Mit einem anderen Team und Autoren, die die Freiheiten eines Walkerschen Exposés zu schätzen wissen, hätte das möglicherweise anders ausgesehen.
So übernahm man bei Pabel aus dem Rahmenexposé von Hugh Walker die wichtigsten Grunddaten, wie eben die geteilte Welt und den Namen Mythor. William Voltz verfasste die ersten zwanzig Exposés, im Anschluss daran wurde diese Aufgabe von Ernst Vlcek (von 21-181) übernommen, gefolgt durch ein kurzes Kneifel'sches Zwischenspiel (182/183). Zuletzt übernahm Werner Kurt Giesa (zusammen mit G. M. Schelwokat) ab Band 184 das Ruder und entwarf ein Konzept, das bis weit in die 200er-Nummern reichte.
Ernst Vlcek brachte viele Personen in die Handlung ein, trennte sich aber von kaum einer, so dass irgendwann das Wort von Mythors Wanderzirkus von W. K. Giesa geprägt wurde.
Die »Mythor«-Serie war für Hugh Walker ein Korsett, in das er sich nicht zwängen lassen wollte, und so schrieb er neben der Nr. 1 »Der Sohn des Kometen« noch den Roman »Der magische Turm« (Mythor 14, Juli 1980), um dann fürs Erste aus »Mythor« zu verschwinden.
Da man jedoch nicht auf Hugh Walker verzichten wollte, machte man ihm gewisse Zugeständnisse, um ihn wieder ins Team zu holen. Mit »Die Barbaren« (Mythor 69, August 1981) kehrte er ins Team zurück. Aber die Handlung dieses Romans lag abseits des Hauptfadens der Serie, so dass Hugh Walker Spielraum für eigene Vorstellungen hatte: Es war gewissermaßen eine Sub-Serie innerhalb von Mythor. Erst mit Band 112 »Der magische Bann« (November 1982), den Hugh Walker und Ernst Vlcek gemeinsam verfassten, wurden die Handlungsstränge zusammengeführt.
Mit Band 139 »Allumeddon« (Dezember 1983) und Band 140 »Am Anfang war das Chaos« (Dezember 1983), beide Romane von Ernst Paul Wolf Vlcek, kam in der »Mythor«-Serie ein Bruch. Die Serie sollte neuen Lesern leichter zugänglich werden, indem der Wust an Zusammenhängen und Personen gesprengt wurde, der im Lauf der Jahre angewachsen war.
Bei »Dragon« war das Konzept der ewigen Fortsetzung, das bei Pabel seit dem Erfolg der »Perry Rhodan«-Serie gepflegt wurde, nicht so negativ aufgefallen, wahrscheinlich auch deshalb, weil bei Band 55 Schluss war, aber bei »Mythor« war es zu viel geworden. Wenn Ernst Vlcek ein Gegengewicht gehabt hätte - wie beim »Dämonenkiller« in Gestalt von Kurt Luif hätte sich die Serie sicherlich vorteilhafter entwickelt.
Fantasy, das ist ein Spiel mit Tagträumen, mit der Phantasie, jenseits von bedeutungsvollen Ereignissen und Aspekten unseres täglichen Lebens. Fantasy ist etwas Leichtgewichtiges. Das aber konnte »Mythor« nicht mehr sein. Zudem ist eine Fantasywelt irgendwann auserzählt, der Reiz schwindet und damit auch der Wille des Lesers, sie zu entdecken.
Es ist müßig, darüber zu streiten, ob ein lockerer roter Faden von Band 1 an der Serie mehr gebracht hätte, oder ob es besser gewesen wäre, bei Band 100 oder 120 den Bruch zu wagen. Zumindest hätte nach Band 139 dieser Neuanfang beibehalten werden müssen, aber Ernst Vlcek gelang dies nicht, und so war Mythor bald wieder da, wo er aufgehört hatte. Alle Personen tauchten wieder aus der Versenkung auf. Damit war der Sinn des Doppelbandes 139/140 komplett infrage gestellt. Der Neuanfang verschenkt.
Hugh Walker hatte sich wieder aus Mythor verabschiedet, denn zum einen stand eine Wiederveröffentlichung von Terra Fantasy an, zum anderen musste die Magira-Serie für eine Neuausgabe überarbeitet werden.
Mit Band 200 sollte unter W. K. Giesa ein neuer Schnitt erfolgen und die Serie auf Einzelroman fortgeführt werden. Es sollte eine lockere Führung mit weitgehenden Freiheiten für die Autoren geben. Hugh Walker wäre dabei gewesen, weil dies eher seinen Neigungen entsprach. Aber da war alles schon zu spät: Mythor war Vergangenheit.