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Tausend Tode - Eine Miniatur

StoryTausend Tode
Eine Miniatur

Du stirbst. Damit überschreitest du die Schwelle vom Leben zum Tod. Das Reich der Toten ist schwarz. Du sitzt auf einem schwarzen Stein oder liegst auf dem harten schwarzen Boden und wartest, was passiert. Wirst du ins Paradies geleitet, oder wird dein Platz die Hölle sein, oder erhältst du einen neuen Körper und kehrst mit ihm ins Land der Lebenden zurück? Nichts von alldem. Du bleibst im Reich der Toten, du kannst dich mit anderen Toten unterhalten.

Du musst nicht mehr essen oder trinken. Es gibt einen schwarzen See, in dem du schwimmen kannst. Auch weibliche Filmstars, die längst schon verblichen sind, halten sich hier auf. Du kannst mit Vivien Leigh und Marilyn Monroe Gespräche führen, das klingt doch toll! Viel mehr als Gespräche ist hier aber nicht möglich, Sex gibt es keinen, niemand der Toten hat das auch in seinem Sinn.

Aber dann ist es so, dass wenn man schon lange Zeit im Reich der Toten verbracht hat, stirbt man, man stirbt nochmals, zum zweiten Mal. Danach kommt man ins Reich der zweimal Toten. Hier sind weniger Tote, und die, die hier sind, sind meist schweigsam. Und auch hier kann man wieder sterben. Dann gelangt man ins Reich der dreimal Toten, wo es noch schlechter ist.

Und so geht es ewig weiter. Tausend Tode kann man sterben, und die sind noch lange nicht alle.


Leergut
Zum Autor

Bright Angel (Pseudonym) wurde Mitte der 1960er Jahre in Kärnten geboren. Er ist ein unsteter Geist und ein rollender Stein. Er schreibt Lyrik, Prosa und Hörspiele und fotografiert. Er veröffentlichte Lyrik, Kurzprosa und Fotos in Zeitschriften und Anthologien und bei „Erozuna“, „Zukunftia“, „Gangway“ und „zugetextet.com“ im Internet.

Veröffentlichungen:

  • Gedichte in „Driesch“, Nr. 5  im Jahr 2011.
  • Kurzgeschichte in „Brückenschlag“, Band 27 im Jahr 2011.
  • Kurzgeschichte in „TrokkenPresse“, Nr. 5 im Jahr 2011.
  • Prosatext in „TrokkenPresse“, Nr. 2 im Jahr 2012.
  • Gedichte in und Gedicht auf „Brückenschlag“, Band 28 im Jahr 2012.
  • Miniaturen in „WORTSCHAU“, Nr. 17 im November des Jahres 2012.
  • Gedichte in „Spring ins Feld“, 13. Ausgabe, Dezember des Jahres 2012.
  • Kurzgeschichte in „Brückenschlag“, Band 29 im Jahr 2013.
  • Prosatext in „TrokkenPresse“, Nr. 3 im Jahr 2013.
  • Gedicht in „DATT IS IRRE !“, Ausgabe 59, 09/2013.
  • Kurzgeschichte in der Anthologie „Mein heimliches Auge, Das Jahrbuch der Erotik XXVIII“ vom konkursbuch Verlag
  • Claudia Gehrke im Jahr 2013.
  • Gedichte in „DATT IS IRRE !“, Ausgabe 60, 12/2013.
  • Gedichte in „DATT IS IRRE !“, Ausgabe 61, 04/2014.
  • Gedichte in „DATT IS IRRE !“, Ausgabe 62, 08/2014.
  • Kurzgeschichte und Gedicht in „DATT IS IRRE !“, Ausgabe 63, 11/2014.
  • Gedichte in „DATT IS IRRE !“, Ausgabe 64, 04/2015.
  • Kurzgeschichte und Gedicht in „DATT IS IRRE !“, Ausgabe 67, 04/2016.

Kommentare  

#16 Des Romero 2019-09-05 15:33
Wer sich ernsthaft dafür interessiert, was unsere Bestimmung ist, dem empfehle ich:
Zitat:
Erwartet keine wissenschaftlichen Beweise oder Dinge, die der Verstand logisch erklären kann. Wir befinden uns hier in einer Randzone, im Ereignishorizont eines Schwarzen Lochs. Wer verstehen möchte, wird verstehen oder sich zumindest bemühen. Alle anderen dürfen wiederkommen. Hundertmal, tausendmal ... wer kann das schon sagen?

Ein bezeichnendes Zitat aus dem Film, das ich in meinen eigenen Worten wiedergebe: "Alle Religionen werden enden, wenn der Mensch Gott in seiner Seele erkennt."
#17 Hardy 2019-09-05 21:26
Die Beiträge habe ich mir noch einmal
zu Gemüte geführt.
Der Sinn des Lebens ist natürlich das
Leben selbst. Wenn wir an der Nordsee
ärgerlich die Möwen verscheuchen, da
sie sich an der Pommes Tüte vergreifen
wollen, ist das nur möglich, weil sie sich
bisher brav fortgepflanzt haben.

Reinkarnation.
Mal angenommen, es gäbe eine Seelen-
wanderung. Was hätten wir davon? Mit
dem Tod verschwinden unsere Erinne-
rungen. Demenzkranke können mitunter
ihre Angehörigen nicht mehr erkennen.
Da soll es dann im Totenreich möglich
sein, mit berühmten Persönlichkeiten
zu plaudern?

Doch hier ist Zurückhaltung angesagt.
Künstler wollen provozieren, zum
Nachdenken anregen und vieles mehr.
Ich denke, das hat Bright geschafft.

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