Alles ist wunderbar - Kurzgeschichte nach einer Idee meines Sohns Michael
Alles ist wunderbar
Kurzgeschichte nach einer Idee meines Sohns Michael
Wozu auch? Das Essen wird geliefert, Durchschnittsbürger arbeiten nicht mehr, die anderen sind zuhause tätig, Sport wird bloß noch indoors betrieben. Nur beim Kennenlernen existiert eine Ausnahme. Wohl wird der Partner über den Bildschirm gewählt, doch dann muss sich ein Partner zum anderen begeben, wo er dann natürlich bleibt.
Die ersten Hochrechnungen der Nationalratswahl werden nach dem Schließen der Wahllokale um 17 Uhr übertragen. Um 19 Uhr wird das offizielle Ergebnis bekanntgegeben. Das ist jetzt.
Familie Binder ist happy. Die Eltern wählten die Sozialdemokraten, der Sohn die Grünen. Die Sozialdemokraten erzielen 42,6 %, das wird für den Bundeskanzler reichen. Die Grünen liegen mit 24,9 % an zweiter Stelle. Eine rot-grüne Koalition ist wahrscheinlich.
Herr Huber zählt 83 Lenze. Vor langer Zeit war er Unternehmer. Seine Partei ist die Volkspartei. Sie erreicht 56,8 % der Wählerstimmen. Doktor Kuckuck, so heißt der Spitzenkandidat der Volkspartei, ist der designierter Bundeskanzler bei einer Alleinregierung.
Das Ehepaar Frisch tendiert nach rechts. „Ordnung muss sein!“, ist der Leitspruch von Ingenieur Bruno Frisch. Seine Gattin Kunigunde vermisst etwas die Demonstrationen mit dem exzessiven Schwingen der Staatsfahne, doch es geht ja niemand mehr hinaus. Und alleine demonstrieren macht auch keinen Spaß.
Als das Ehepaar erfährt, dass der Spitzenkandidat Hans-Curt Sennmeister von der von ihnen gewählten Freiheitlichen Partei 39,1 % schafft, sind sie zufrieden. Die Freiheitlichen werden sich wahrscheinlich in eine Koalition mit der konservativen Volkspartei begeben müssen, doch der Bundeskanzler ist Herrn Sennmeister sicher. Das ist das Wichtigste.
Aber hoppla jetzt! Wie kann das sein, dass jeder sein Wunschergebnis erhält?
Ganz einfach. Die Wahlen sind nur eine Show zur Volksberuhigung. Computer steuern alles Geschehen. Sie machen keine Fehler, und alles läuft wie am Schnürchen.
Herr Haverkamp ist aus dem Lager der Monarchisten. Für ihn ist heute ein Tag wie jeder andere. In einem Königreich gibt es keine Wahlen. Seine Hoheit Karl von Habsburg regiert seit 34 Jahren, und alles ist wunderbar.
Zum Autor
- Gedichte in „Driesch“, Nr. 5 im Jahr 2011.
- Kurzgeschichte in „Brückenschlag“, Band 27 im Jahr 2011.
- Kurzgeschichte in „TrokkenPresse“, Nr. 5 im Jahr 2011.
- Prosatext in „TrokkenPresse“, Nr. 2 im Jahr 2012.
- Gedichte in und Gedicht auf „Brückenschlag“, Band 28 im Jahr 2012.
- Miniaturen in „WORTSCHAU“, Nr. 17 im November des Jahres 2012.
- Gedichte in „Spring ins Feld“, 13. Ausgabe, Dezember des Jahres 2012.
- Kurzgeschichte in „Brückenschlag“, Band 29 im Jahr 2013.
- Prosatext in „TrokkenPresse“, Nr. 3 im Jahr 2013.
- Gedicht in „DATT IS IRRE !“, Ausgabe 59, 09/2013.
- Kurzgeschichte in der Anthologie „Mein heimliches Auge, Das Jahrbuch der Erotik XXVIII“ vom konkursbuch Verlag
- Claudia Gehrke im Jahr 2013.
- Gedichte in „DATT IS IRRE !“, Ausgabe 60, 12/2013.
- Gedichte in „DATT IS IRRE !“, Ausgabe 61, 04/2014.
- Gedichte in „DATT IS IRRE !“, Ausgabe 62, 08/2014.
- Kurzgeschichte und Gedicht in „DATT IS IRRE !“, Ausgabe 63, 11/2014.
- Gedichte in „DATT IS IRRE !“, Ausgabe 64, 04/2015.
- Kurzgeschichte und Gedicht in „DATT IS IRRE !“, Ausgabe 67, 04/2016.