Die Weltverschwörung - Ein Sketch
Die Weltverschwörung
Ein Sketch
(bleibt sitzen, gähnt mit vorgehaltener Hand): „Was Du willst machen, wenn nicht Godot kommt morgen?“
:“Nicht morgen und nicht später.Kommt nicht heute und war gestern nicht da.Nicht zu Fuß und kein Taxi.Hat nicht Handy.
Ich weiß: (feierlich): dafir wir machen jetzt Weltverschwärung!“
: „Du nicht kannst machen Weltverschwärung alleine. Jeder weiß … (hebt fragend den Kopf an das Publikum): Man braucht Jiede für Weltverschwärung, nicht? Immer es heißt: Weltverschwärung ist Sache von Jieden, ausklamüsert.Du nicht kannst machen Weltverschwärung ohne nicht keinen Jieden ! “
.( Sucht in der Hosentasche, stülpt sie um nach außen): Nein, hier auch kein Jiede drin.“ (Er sieht sich um).Ist sich denn kein Jiede in Reichweite, wenn man Einen braucht?“ (Legt die Hand an die Stirn und sieht über das Publikum hinweg).Nix zu machen!Keiner da! Sind alle in Synagoge.“ : „Oje, ich habe gerade keinen Jieden bei mir
kategorisch, verschränkt die Arme vor der Brust): „Kein Jiede, keine Weltverschwärung! (
Hm … Du könntest Ebenezer fragen!“
:“Richtig. Ja, Ebenezer. Geh Du und frag‘ Ebenezer!“
Wladimir steht mühsam auf, gespielt ächzend, als hätte er Mühe zu stehen oder zu gehen.Er reckt sich. Dann schlurft er zu dem dunklen Vorhang an der Seite der Bühne, schlägt ihn zurück:. Dahinter ein kleiner Garten.Ein Mann im schwarzen Kaftan mit Hut und Schläfenlocken,orthodox, beugt sich über Unkraut und rupft es aus).
: „Hallo Ebenezer! Estragon will machen eine Weltverschwärung und braucht einen Jieden!Sonst wirts nix! Du kommst in Frage weil Du bist in Reichweite einziger Jiede.Willst Du?“
(richtet sich auf): Eine Weltverschwärung, hm? Die Welt als Schwäre am Arsch des Universums? Aber die Schwäre zieht Einen ja auch nach unten zum Mittelpunkt der Welt, ins Zentrum des Geschehens. Ist das denn koscher?Eine Weltverschwärung?“
r: „Weiß nicht! Frag‘ den Ravvi!“
: „Dann frag‘ ihn morgen.“
: „Geht nicht! Ist Schavves!“
Wladimir: „Dann frag‘ ihn am Sonntag.“
Gesicht hellt sich auf): „Gut. Am Sonntag ich frage.Wann ihr denn wollt machen Weltverschwärung?“ (
: „Hey, Estragon , wann wir denn wollen machen Weltverschwärung?“
(laut): „Vielleicht am Sonntag um zwölf Uhr?“
(ruft): „Nein, da schlafe ich noch!“
: „Na gut,dann um dreizehn Uhr!“
(zu Ebenezer): „Um dreizehn Uhr am Sonntag.“
: „Gut!Mazel tov!Dann ich noch kann machen gefilte Fisch bis zu Weltverschwärung!“
„Kannst Du!“
Vorhang.
Vorhang auf.
In der Mitte ein Tisch mit zwei Stühlen und einem großen Schild darauf, auf dem steht „WELTVERSCHWÄRUNG“, daneben steht ein Wecker auf dreizehn Uhr. Im Vordergrund stehen zwei Fässer. Estragon und Wladimir kommen herein und setzen sich. Der Wecker klingelt.
: „ Weltverschwärung beginnt!“
: „Ja, soeben, Wecker klingelt.“
Ebenezer kommt herein. Er läuft gebückt und rollt ein offensichtlich schweres Fass mit beiden Händen. Dann richtet er es auf und stellt es neben die anderen beiden Fässer.
(neugierig): „Was ist da drin?“
“Eusenschrott für Weltverschwärung!“
Er hebt ein Bein und tritt die drei Fässer um: schwerer Eisenschrott, alte Ketten, Metallteile, Blech-dosen, Hämmer und Zangen etc. rollen heraus und verteilen sich auf der Bühne im Vordergrund.
: „Du nicht kannst machen Weltverschwärung ohne Eisenschrott! Ist schwär, also gut für Verschwärung. Ist Schrott, also gut für Verschwärung!So du hast Weltverschwärung!Hat Welt Eisenkern!“
Er verbeugt sich. Estragon und Wladimir klatschen.
Vorhang.
Ende
© 2023 by Holger Döring
Kommentare
Das Stück "Warten auf Godot wurdr abgesagt
Die Rheinische Post schreibt (Artikel von mir einkopiert):
"Groningen überragt wie ein gigantischer Fels die kleinteilige Struktur des historischen Zentrums der niederländischen Stadt. Seine futuristische Architektur hat dem 2019 eröffneten Gebäudekomplex, der Freizeitangebote, Arbeits- und Geschäftsräume unter einem Dach beherbergt, einen gewissen Bekanntheitsgrad über die Stadtgrenzen hinaus beschert. Weniger Beachtung fanden dagegen Veranstaltungen des dort ebenfalls untergebrachten Kulturzentrums. Bis jetzt.
Denn eine geplante Aufführung des Theaterstücks „Warten auf Godot“ des irischen Autors Samuel Beckett (1906-1989) wurde nun untersagt, weil darin laut Textbuch nur Männer mitspielen dürfen. Es gehe nicht an, dass Gruppen von Menschen bei der Auswahl der Schauspieler ausgeschlossen würden, erklärte eine Sprecherin des Zentrums der Deutschen Presse-Agentur.
Tatsächlich hatte die englischsprachige Theatergesellschaft der Groninger Universität, die das Werk im März im Kulturzentrum auf die Bühne bringen wollte, ausschließlich männliche Bewerber zum Casting für die fünf Männerrollen eingeladen – und damit dem Willen des exzentrischen Autors Rechnung getragen: Beckett, ein Meister des absurden Theaters, hatte dieses Kriterium seinerzeit unter Androhung von gerichtlichen Konsequenzen bei Zuwiderhandlung ausdrücklich so verfügt. Das aber entspreche nicht den Subventionsregeln des Kulturzentrums, wandte dessen Sprecherin ein. Auch ein Casting müsse für alle Gruppen offenstehen."