Die Vereinzelung von Führungspersonen - Vereint denken, getrennt schlagen
Die Vereinzelung von Führungspersonen -
Vereint denken, getrennt schlagen
Über ihn weiß man nichts als Leser. Rhodan erforscht im Alleingang die Thoogondu (natürlich hat er ein paar sterbliche Köche bei sich, Brecht). Bull kann nun auch wieder ins Geschehen eingreifen aber wir wollen einmal sehen, auf welcher Seite. Noch ist ja sein ZAC seltsamerweise chaotisch geprägt, obwohl der Zugang zu Allerorten so gut wie erloschen ist. Eine kausale Kopplung war das nicht wirklich. Immerhin kann er in der Milchstraße agieren - was er hoffentlich auch tut. Genug Privatier gespielt - Milliarden Galaktiker sehen ihre Kinder ohne sie aufwachsen. Ein Eingreifen des "Dicken" auf offener Bühne zwischen den Sternen ist gefordert. Mit Gemüse kennt Bull sich ja aus. Jahrelang hat er am Goshun-See Unkraut in Guckys Garten gejätet ... und der Karottenlikör ist berühmt in Terrania.
Wieder einmal scheint das Motto der Verantwortlichen zu sein: Vereint im Geiste (aber ob die Ethik noch die Gleiche ist?) aber getrennt schlagen. Jedenfalls scheinen Expokratur und Autoren nicht willens oder in der Lage, mehrere Unsterbliche wieder einmal gemeinsam auf derselben intergalaktischen Bühne arbeiten und wirken zu lassen. Liegt das jetzt am Zyklus, an den expokratischen Charakteren, ist es der Zeitgeist oder soll es einfach so sein? Weit verstreut in den Unbillen der intergalaktischen Räume müssen die wenigen verbliebenen Unsterblichen vereinzelt und getrennt agieren.
Der Vorteil der Darstellung ist, dass man so die Persönlichkeiten der Protagonisten besser heraus konturieren kann, als wenn sie gemeinsam auftreten würden.. Es ist dann nicht so, dass einer hinter dem Anderen beschreibend zurückbleibt, denn natürlich muss ein Alpha-Mann wie Perry zuerst konturiert werden.Dann erst kann Bull, der ewige Zweite, herausgearbeitet werden. Einzeln auftretend schärfen sich die Charaktere besser in der Erzählung. Aber monomanisch gesehen fehlt die Reiberei, die Diskussionen der Unsterblichen untereinander, der psychologische Effekt des ewigen Mahners Atlan, der Perry, den allzu Wagemutigen, wieder einmal heraushauen muss.
Es ist ja auch schön, dass die galaktische Menschheit erwachsen geworden ist, sich selbst auch durch Sterbliche regieren kann, selbst durch Nichtterraner (wie etwa Ferronen als Regierungsverantwortliche). Dennoch wünsche ich mir nicht nur die übrigen Unsterblichen wieder verstärkt in der Handlung neben dem Perry, sondern auch gebündelt. Ein gemeinsames Auftreten von Rhodan, Bull und Atlan kann der Serie nur guttun, jetzt, wo Tiff als rein menschliche Führungsperson ausfällt, irgendwie erst einmal herausgeschrieben wurde. Auch Adams, der ewige Privatier, kann einmal wieder eine aktive Rolle übernehmen. Zusammen haben diese Leute, die ja jeder für sich beim Leser über ein gewisses Identifikationsvermögen verfügen, wesentlich mehr Wirkung als vereinzelt.Es geht ja um Identifikation des Lesers mit den handelnden Führungsfiguren, um Struggle auch unter (alten) Freunden, konstruktive Diskussionen mit heißen (und amüsanten) Wortgefechten.Nur Tolot und Gucky allein können hier auch nicht helfen. Bei aller Bescheidenheit der kosmischen Toleranz: sie sind letzten Endes keine Menschen (wenn auch langzeitig "terranisch" geprägt) und können bei allem existierenden Einfühlungsvermögen keine menschliche Figur als Identifikationssubjekt mit dem Leser ablösen, als da Perry, Bull, Atlan oder Adams wäre. Tiff und Tekener wurden ja so oder so aus der Handlung hinauskatapultiert. Immerhin begnügt sich die Expokratur diesmal mit zwei Schauplätzen, obwohl die Heimat der Gemeni vielleicht demnächst eine Rolle spielen könnte. Aber für eine wöchentlich erscheinende Reihe sollte man die Handlungsorte nicht zu sehr zersplittern. Kompaktifizierung ist das Zauberwort. Gebündelte Handlungsstränge und gebündeltes Auftreten der von mir gewünschten Charaktere wäre das Ideal.Nicht nur im letzten Band des Zyklus': "Ach! Du, Perry?"
© 2017 by Holger Döring