Invasoren und ihre Problemchen
Invasoren und ihre Problemchen
Warum greifen Außerirdische immer wieder die Erde an? Eigentlich sollten sie mit der Zeit begriffen haben, dass dieser Planet eine uneinnehmbare Festung ist. Irgendwann geben die darauf lebenden Menschen ihnen Saures – selbst dann, wenn die Aliens sich schon eine Weile auf der Erde aufhalten und deren Kreaturen unterjocht haben. Zumindest der aufrechte amerikanische Held wird nie müde gegen die Invasoren zu kämpfen.
Alien Armageddon (2011)
Einst war die Erde von Außerirdischen besetzt, den Nephilim. Die Menschen leisteten Widerstand und konnten die Aliens schließlich in die Flucht schlagen. Aber jene kehren zurück und unterjochen die Menschheit erneut. Dieses Mal treibt sie ein anderer Grund an. Sie haben Hunger. Damals war es ein Eroberungsfeldzug der Machtgewinnung, heute brauchen sie die Erdbevölkerung als Nahrung. Leider können sie nur Fleisch mit eigener DNA essen. Um nicht dem Kannibalismus zu erliegen haben sie einen Virus entwickelt, der das Fleisch der Menschen umformt. Dazu eignen sich aber nur Geschöpfe mit einer bestimmten Blutgruppe. Diese werden gejagt, gefangen und dann dem Umformungsprozess unterzogen. Doch sie haben nicht mit der Opferbereitschaft der Menschen gerechnet.
Der Stoff dieser düsteren Zukunftsvision ist hervorragend und wäre einer Großproduktion würdig. Neil Johnson arbeitet jedoch auf billigstem Niveau und so schuf er einen Film, der eigentlich niemanden zufriedenstellen kann. Er steht auf Computertricks und überreizt den Zuschauer oft damit. Dieses Mal gibt es nur im ersten Viertel einen Overkill. Das Problem dabei ist, die meisten Effekte sind einfach mies und durchschaubar. Am tollsten ist es, wenn jemand er- oder angeschossen wird. Irgendetwas Schwarzes spritzt auf die Kamera.
Nach der Effektorgie, die den Zuschauer schnell in Langeweile versetzt, nimmt der Film sich überraschend zurück. Wir verfolgen das Geschehen in einer Laboranlage in der Nähe von Los Angeles, in der Menschen mit der besonderen Blutgruppe AB-Negativ gefangen gehalten und umgeformt werden. Sie werden in kleinen Gruppen in gesonderten Räumen gehalten und müssen essen was man ihnen vorsetzt. Wenn jemand den entsprechenden Status erreicht hat, dann wird er heraus geholt. Ein paar von den Insassen gelingt dann doch die Flucht.
Das Leben in den abgeschlossenen Räumen ist trist, die Menschen sind nahe der Verzweiflung und bereit ihr Leben für die Freiheit zu opfern. Der Film offenbart nun ein paar Stärken, die man ob des hektischen Anfangs gar nicht vermutet hätte. So sind einige Charakterisierungen auf simplem Niveau recht gut gelungen. Ich erwähne bewusst keine Namen, denn auch wenn es Helden und Antihelden gibt, so werden doch alle Menschen auf eine Stufe gestellt. Letztlich geht es um das Überleben und darum, wie man die Rasse der Nephilim vertreiben oder vernichten kann. Und hier offenbart der Film dann leider eine seiner größten Schwächen. Er reduziert die Aliens auf eine Person, menschenähnlich aber mit einer dämonischen Fratze ausgestattet. Bis diese Gestalt in Erscheinung tritt sehen wir nur gesichtslose Soldaten in zwar albernen Uniformen aber in beängstigender Anonymität.
Der Film lässt Konsequenz vermissen. Die Nephilim-Soldaten scheinen ein Gefühlsleben zu haben. Einigen Menschen gegenüber verhalten sie sich gnadenlos, anderen, wie zwei Frauen im Labor, sind sie beinahe ergeben. Sie lassen sich von den Gefangenen übertölpeln und besitzen offenbar keinerlei Sinn für Kriegsführung. So sind sie leicht anzuvisieren und abzuschießen.
Es wäre vielleicht interessant jenen Kurzfilm zu sehen, nur NEPHILIM betitelt, den Johnson zwei Jahre zuvor inszenierte. Leider ist er auf der Disc nicht enthalten, er hätte möglicherweise Aufschluss über ein paar Ungereimtheiten geben können. Bei billigen kleinen Filmen neueren Datums sind besonders deutsche Vertreiber nicht sehr kreativ. Nun denn, die meisten Leute wird es wohl auch nicht interessieren.
Die Optik des Films, vor allem in seinen Actionsequenzen, entspricht klassischer Videoästhetik. Das kommt nicht von ungefähr. Johnson ist seit gut 20 Jahren Hausregisseur der Heavy Metal Band Manowar, dreht deren Videos und Konzertfilme. Die Ausrichtung der Band auf Fantasystoffe kommt seinen Interessen sehr entgegen, gleichwohl liegt sein Fokus auf Science Fiction sowie manchmal dem Horror.
Vor diesem Hintergrund wirkt ein Film wie ALIEN ARMAGEDDON zumindest in den Schlachtszenen etwas logischer. Ist man entsprechende Musikvideos gewöhnt, dann kann man damit besser umgehen. Einem normalen Zuschauer gehen diese Sachen im Spielfilmformat jedoch auf die Nerven. Aber trotz aller Schwächen in Darstellung und Ablauf fand ich den Film sowieso in seiner zweiten Hälfte besser. Okay, da bin ich mal wieder einsam. Beinahe alle Rezensenten im Netz sprechen ihm jegliche Qualitäten ab. Vielleicht haben sie recht, aber das ist es ja gerade. Mich begeistern eben Filme die andere Leute nicht mögen - aus Gründen die logisch nicht nachvollziehbar sind.
Alien Apokalypse (2005)
Dass der Sci-Fi-Channel sehr billige Filme produzieren lässt ist keine neue Erkenntnis. Immerhin konnten sie Bruce Campbell dazu überreden in dieser Gurke mitzuspielen. Nun ja, das wertet den Film immerhin etwas auf, schafft aber letztlich keine Grundlage dafür ihn sich anschauen zu müssen. Ich mag Campbell, der ob mangelndem schauspielerischem Können immer mit einer großen Portion Selbstironie spielt, was ja auch eine Darstellungskunst ist.
Hier nun ist er der "Heiler", der sich zum Befreier der Menschheit aufschwingen wird. Nach vierzig Jahren kehren er und drei Kollegen von einer Mission im Weltall auf die Erde zurück. Leider müssen sie feststellen, dass sich Einiges verändert hat. Vor zwanzig Jahren überfielen Aliens mit dem Aussehen von menschengroßen Termiten den Planeten und unterjochten die Menschheit. Sie machten die Erdbewohner zu Sklaven, die nun damit beschäftigt sind Wälder abzuholzen, um Nahrung für die neuen Herrscher zu besorgen. Ein paar Menschen haben sich in den Dienst der Aliens gestellt und überwachen die Arbeiter. Bruce und seine Begleiter werden gefangen genommen und zur Arbeit gezwungen. Er will sich damit jedoch nicht abfinden. Nachdem zwei der Astronauten getötet wurden flieht er aus der Kolonie. Bald trifft er auf Leute die im Verborgenen leben. Sie hoffen auf einen Erlöser der sie in die Freiheit führt. Der überraschend noch lebende letzte Präsident der Vereinigten Staaten eignet sich nicht dazu, denn er ist wie die Bevölkerung der Lethargie verfallen. Also reißt Bruce das Heft an sich. Er ist gelernter Arzt und kann einige Leute von ihren Leiden befreien, wodurch die Menschen ihm und seinen Plänen vertrauen. Sie überfallen eine Kolonie, metzeln die Außerirdischen nieder und befreien das Volk. Danach geht es weiter.
Das hört sich knallig an, ist aber so unglaublich doof, dass einem Tränen aus den Augen treten. Allein die Story ist so einfältig, dass man ernsthaft fragen muss, wie der Autor das Ding überhaupt an den Mann bringen konnte. Und dann dieser Film. Natürlich kommen die vier Astronauten aus dem Nichts, wer kann sich schon ein Raumschiff leisten - und wenn es nur aus Pappe wäre. Das ganze Geschehen wurde im Wald abgedreht, es gibt keine Anzeichen von Zivilisation zu sehen. Ja, natürlich, Termiten brauchen so etwas nicht - ha ha!
Unsere vier Rückkehrer (angeblich haben sie nur einen Satelliten ausgesetzt - dafür brauchten sie 40 Jahre? Nebenbei: Die Leute haben allenfalls dieses Alter erreicht, was die Vermutung nahe legt, dass sie als Fötus ins All geschossen wurden) tragen immerhin schicke weiße Anzüge mit NASA-Aufdruck, der Rest der Besetzung muss sich mit Stofffetzen zufrieden geben, die findige Scouts vermutlich aus den Abfallkörben des örtlichen Altersheimes gemopst haben. Eindruck machen die per CGI erzeugten Termiten-Aliens - äh, nicht. Okay, für einen Film dieser finanziellen Größenordnung sehen sie gar nicht so übel aus. Leute mit etwas Anspruch dürften allerdings das Heulen kriegen.
Waffen führen übrigens nur die Aliens, logisch. Verwunderlich ist jedoch dabei, dass nicht einer der Menschen eine gebunkert hat, nicht einmal der Präsident. Also überrennen die Aufständischen die Besatzer mit Speeren, Pfeilen und Bögen. Yeah, die Ameisenviecher haben nicht die geringste Chance, trotz Laserwaffen und Raketen.
Und jetzt kommt's: Ich mag den Film. Er entspricht jenen Bodensatzwerken, die später von Leuten wie Rene Pérez oder Andrew Bellware (der Rene Pérez der SF – auf den kommen wir noch zu sprechen) gedreht wurden. Er besitzt diese naive Amateuratmosphäre an die ich mein Herz verschenkt habe. Aber bitte hört nicht auf mich. denn die Qualen, die ihr bei Ansicht dieser Gurke durchstehen müsstet, könnt ihr selbst bei bester Gesundheit nicht ertragen.
Battlefield: Drone Wars (2016)
Aliens oder nicht? Die Menschen kämpfen gegen einen gesichtslosen Gegner, der mit riesigen Raumschiffen die Städte verwüstet und mit kleinen Drohnen auf Menschenjagd geht. Die Überlebenden sind in mehrere Gruppen gesplittet die auf verschiedene Art Widerstand leisten. Elias (Corin Nemec) gehört zu einer gemäßigten Truppe, die sich um Verletzte und Zurückgebliebene kümmert, gleichzeitig aber nach taktischen Möglichkeiten sucht um den Fremden zu begegnen. Rhys (Nathin Butler) ist Anführer einer Miliztruppe, die den direkten und gewaltsamen Weg sucht, zur Not dabei auch über Leichen unter den Menschen geht. Die Leute, denen Elias angehört, sind ihm ein Dorn im Auge.
Und dann gibt es da noch die "Hornets", eine Gemeinschaft aus Militärs und Wissenschaftlern, die nach Möglichkeiten suchen die technische Überlegenheit des Gegners auszugleichen. Sie haben eine Waffe entwickelt die zumindest die Drohnen abwehrt. Diese lassen sie Elias zukommen. Rhys bekommt davon Wind und will die Waffe haben. Er schließt sich mit einer anderen gewalttätigen Bande zusammen und überfällt das Lager der Gemäßigten. Gefangene werden keine gemacht. Die "Hornets" haben eine Bombe entwickelt, die vermutlich die Mutterschiffe außer Gefecht setzen kann. Die Platzierung jener im Herzen von Los Angeles bezahlen sie mit dem Leben. Elias gelingt es jedoch die Bombe zu aktivieren und der Plan funktioniert. Es gibt eine neue Hoffnung für die Menschheit.
Das riecht verdächtig nach einer Fortsetzung. Es wird ständig davon gesprochen, dass die Invasoren an der Ostküste eine neue Offensive gestartet und New York dem Erdboden gleich gemacht haben. Außerdem sehen Elias und seine Leute nun eine Chance im Befreiungskrieg.
Eigentlich ist der Film flach, zu betont actiongeladen und lässt zu viele Fragen offen. Dennoch bietet er einen interessanten Aspekt, der so noch nicht erzählt wurde und sehr konsequent durchgezogen wird. Warum sollten eigentlich alle Menschen im Falle einer globalen Alieninvasion plötzlich einer Meinung sein und sich zusammenschließen? Die unterschiedlichen Ansichten und Veranlagungen führen zwangsläufig zu Meinungsverschiedenheiten, die sich auch gewalttätig äußern können. Der Film beschäftigt sich nicht mit psychologischen Aspekten einer solchen Situation - was sicherlich auch den konzeptionellen Rahmen gesprengt hätte -, aber er zeigt recht konsequent die Folgen. Es gibt keinen Gegner dem sich die Menschen stellen können, somit nichts was sie über die Invasoren in Erfahrung bringen könnten. Also bleibt ihnen nur die Beschäftigung mit den Auswirkungen der Angriffe, sowie mit dem eigenen Verhalten. Das muss zwangsläufig zu Spannungen führen.
Abseits dessen bleibt jedoch ein vermindert positiver Eindruck. Die Effekte sind mau, was man von CineTelFilms gar nicht gewohnt ist. Sie liegen eher auf einem TheAsylum Niveau. Die Charaktere sind nachvollziehbar, wenn auch mit einer Schablone gezeichnet. Die Action geht in Ordnung. Was übrig bleibt sind die "Hornets". Es gibt keinen Hintergrund über deren Entstehung und warum die Aggressoren sie unbehelligt lassen, obgleich sie sich auf offenem Gelände befinden. Immerhin stellen sie ob des technischen Fortschritts den einzig ernstzunehmenden Gegner dar.
Manchmal ist es schade, dass ein interessanter Stoff nicht dort landet, wo er etwas tiefer ausgearbeitet wird. Aber vielleicht kommt da ja noch was. Das Ende hinterlässt diesen Eindruck,