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Nach dem Supergau

Schrott auf DVD und BluRayNach dem Supergau

Was ist ein schlechter Film? Nun, diese Betrachtung ist sehr subjektiv, denn es liegt immer im Empfinden des Zuschauers.

Filme die ich schlecht finde, muss ein anderer nicht zwangsläufig auch so ansehen. Für mich sind zum Beispiel die weitaus meisten der heutigen A-Filme schlecht. Da wird es manch einen Leser geben, der nun die Stirn runzelt und ein Fragezeichen über dem Kopf trägt.

Endzeitvisionen sind seit rund 40 Jahren eine meistens staubige Angelegenhet. Die Erde ist verbrannt und hat sich  zum größten Teil in Wüste und Steppe verwandelt. Irgendwo in dieser Ödnis kämpfen die Menschen um das Überleben. Wasser ist zu einem wichtigen Gut geworden. Das ist in der Regel die Ausgangsposition. MAD MAX II (1981) lieferte die Blaupause und mit nur wenigen Abweichungen hat diese bis heute Bestand.

Bounty KillerBounty Killer (2013)
(Bounty Killer)
Regie: Henry Saine, mit Matthew Marsden, Christian Pitre, Barak Hardley, Gary Busey, Kristanna Loken, Abraham Benrubi.
Die Zukunft ist schon recht düster. Die Wirtschaftskonzerne haben Kriege verursacht um Gewinne zu steigern und Konkurrenten zu verdrängen. Irgendwann brach das alles zusammen und es wurde eine Regierung gebildet, die vor allem gegen die Bosse der Konzerne vorging. Sie schrieben Kopfgelder auf jene Leute aus. Bald fanden sich Menschen die damit ihr Geld verdienten. Moderne Kopfgeldjäger, sie wurden Bounty Killer genannt. Mit ihrem blutigen Geschäft sorgten sie für mehr Sicherheit in der Bevölkerung und einige von ihnen wurden gar zu Volkshelden.

Die Comicvorlage zu diesem Film kenne ich nicht. Ich war nie ein großer Fan davon, wenn man von der Kinderzeit mit den Schlümpfen und später der Spinne absieht. Es muss sich um eine ziemlich rüde Geschichte handeln, denn der Film ist zuweilen recht kompromisslos. Der Autor des Comics schrieb selber das Drehbuch und so darf ich wohl davon ausgehen, dass Vieles aus dem Original sich hier wiederfindet. Die Bildsprache legt auch von vornherein nahe, dass es sich um einen bewegten Comic handelt.

Drifter (Matthew Marsden) und Lady Death (Christian Pitre) sind die Popstars der Zunft. Sie sind gnadenlos und es ist ihnen auch gleichgültig, in welchem Zustand sie ihre dahingeschiedenen Opfer abliefern um das Geld zu kassieren. Die Beiden verbindet eine Art Hassliebe, denn Drifter bildete das Mädchen aus, das von dem Stamm der Gypsys floh, weil es den König tötete. Eines Tages wird ihnen eine Falle gestellt. Auf Drifter wird ein Kopfgeld ausgesetzt und es stellt sich heraus, dass er ehemals einer der Bosse war die den Krieg entfachten. Als es eskalierte sagte er sich los und wurde der erste Bounty Killer. Nun will seine ehemalige Geschäftspartnerin ihn zurück holen. Der Plan ist die Regierung zu stürzen und deren Mitglieder zu töten, damit der Konzern die Macht wieder übernehmen kann. Drifter beschließt die Regierung aufzusuchen um den Steckbrief ungültig zu machen. Lady Death will ihn begleiten, doch er lehnt es ab und lässt sie in der Wüste zurück. Nach einem Scharmützel mit den Gypsys, die über ihn die Flüchtige zu finden erhoffen, trifft er auf die inzwischen zur Chefin aufgestiegene Partnerin. Sie entführt ihn und versucht ihn zu überreden wieder einzusteigen. Lady Death tötet in einem Zweikampf unterdessen die neue Königin der Gypsys und bringt dadurch das Volk auf ihre Seite. Zusammen stürmen sie den Firmensitz und verhindern so eine noch düsterere Zukunft. Drifter und Lady Death kriegen sich ... na ja, zumindest ein bisschen. Eine deutlich vorgegebene Fortsetzung, die leider bisher nicht gedreht wurde, könnte darüber Aufschluss geben.

Ist mir unverständlich, warum der Film offenbar nicht erfolgreich genug dafür war. Zumindest bei mir hat das Ding sofort gefunzt. Er war für längere Zeit mein Lieblingsfilm und innerhalb kürzester Zeit habe ich ihn bestimmt zehn Mal geschaut. Es besitzt ein rasantes aber nicht hektisches Tempo, deftige aber nicht übertriebene Splattereffekte, sympathische Darsteller, eine ideenreiche Inszenierung. Mag sein, dass Leute damit ein Problem haben, wenn sie die Comicvorlage kennen. Vielleicht ist das mein Vorteil. Ich habe ohnehin längst aufgegeben, Literatur-, Comic- oder Neuverfilmungen nach ihren Vorlagen zu beurteilen. Fraglos ist es legitim aber oft unnütz.

Schade, dass Gary Busey wieder einmal so wenig Screentime hat. Er gibt einen der Gelbschlipsträger und lässt in seinen wenigen Szenen die coole Sau heraus. Kristanna Loken hätte ich fast nicht erkannt mit ihrem Fifties-Revival-Haarschnitt. Auch sie tritt erst am Schluss in Erscheinung, hat dafür aber ein derbes Ende.

Ich könnte noch lange schwafeln. Ich bin ein Fan dieses Films und so fällt es mir leicht. Ich denke aber, ich lasse es dabei bewenden. BOUNTY KILLER ist ein hübscher Partyfilm mit ein klein wenig Tiefgang - somit hat er alles was ein guter B-Film braucht.

Road WarsRoad Wars (2015)
(Road Wars)
Regie: Mark Atkins, mit Cole Parker, Chloe Farnworth, John Freeman, Phillip Andre Botello, Nikki Bohm, Jane Hae Kim.

Wie immer, wenn ein Blockbuster von besonderer Aufmerksamkeit ansteht, produziert David Michael Latt von TheAsylum rasend schnell eine Billigvariante für den TV- und Videomarkt. Hausregisseur Mark Atkins, der in Personalunion als Regisseur, Kameramann, Drehbuchautor und Cutter schnell, effektiv und kostengünstig arbeitet, ist dann oft erste Wahl, wenn es um die Herstellung der so genannten Mockbuster geht.

MAD MAX: FURY ROAD (2015) versprach ein Kinoereignis zu werden. Also wurde fix ROAD WARS geboren, eine Endzeitvision klassischer Prägung. Wie immer, um nicht des billigen Plagiats bezichtigt zu werden, wird die Story etwas anders ausgelegt. Zudem müssen ja auch die finanziellen Möglichkeiten berücksichtigt werden. Aufwändige Actionsequenzen wie im Vorbild sind da nicht drin.

Irgendwo in der Wüste haben sich nach dem (nicht näher definierten) Supergau ein paar Überlebende nahe einer Wasserquelle angesiedelt. Leider geht ihnen aber so langsam die Munition aus, denn jede Nacht werden sie von Menschen überfallen, die durch eine Seuche in blutrünstige Bestien verwandelt wurden. Während Dallas (John Freeman), der Anführer, verweilen will, weil die Wasservorräte unerschöpflich scheinen, wollen die anderen sich lieber in die Berge zurückziehen. Da stößt Thorne (Cole Parker) zu ihnen, ein offenbar erfahrener Kämpfer, der unter Amnesie leidet. Ein weiterer Angriff in der Nacht erschöpft beinahe alle Reserven. Ihnen bleibt nur die Flucht. Sie geraten an eine Gruppe von Plünderern, die Thorne scheinbar kennen. Es kommt zum Kampf. Obwohl Thorne sich auf die Seite von Dallas schlägt kommt es zum Zerwürfnis. Thorne entpuppt sich als Seuchenopfer einer neuen Generation, die von den Menschen kaum noch zu unterscheiden sind.

Ein bisschen MAD MAX, ein bisschen I AM LEGEND, gepaart mit der Sandkastenoptik der alten italienischen MAD MAX 2 Ripp-Offs. Die Geschichte von Atkins hat wie immer Löcher, aber sie bemüht sich um Eigenständigkeit. Es gibt kuriose, aber nicht allzu abgefahrene Charaktere, Gefährte die an Autos erinnern, alles wie gehabt. Wie so oft hapert es bei Atkins mit der Schauspielerführung. Das Overacting zieht sich wie ein roter Faden durch seine Filme. Gar so schlimm ist es hier nicht, auch wenn Cole Parker durch zu häufiges Augenrollen auffällig wird. Das Handwerk geht in Ordnung und besonders angenehm fällt die unaufgeregte Schnitttechnik auf. Dadurch wirken die Actionszenen zwar nicht sonderlich rasant, aber man kann immer erkennen was passiert und wer gerade wem gegenüber steht. Für eine TheAsylum-Produktion sehr ungewöhnlich ist das Fehlen jeglicher CGI. Auch das wirkt sich positiv auf den "Genuss" des Films aus.

Natürlich verbieten sich Vergleiche. Dennoch kann ich nicht umhin, meine ganz persönlichen Eindrücke zum Besten zu geben. ROAD WARS hat mir trotz aller Schwächen gefallen, während ich MAD MAX: FURY ROAD schlicht entsetzlich fand. Er ist voller Action – äh, ja – das war's. Null Story, null Schauspieler, null Originalität. Der TheAsylum-Variante kann ich zumindest Charme nicht absprechen, sowie das Bemühen eine Geschichte zu erzählen

The Last SurvivorsThe Last Survivors (2014)
(The Last Survivors)
Regie: Tom Hammock, mit Haley Lu Richardson, Booboo Stewart, Max Charles, Jon Gries, Barbara Crampton.

Das Cover suggeriert einen fetzigen Film, immerhin steht eine einsame Frau in Kampfstellung einer Überzahl von Männern gegenüber. Wie so oft dient ein solches Bild nur als Blickfang, um das Publikum zum Kauf der DVD/BluRay zu überreden. Es handelt sich um das Originalcover des Films und so kann man dem deutschen Label keinen Vorwurf machen. In den USA funktioniert der Markt eben auch nicht anders.

Es gibt Filme, die haben eine solche Aufmachung eigentlich nicht nötig. Zwar sind sie anders als man sie dadurch vermuten könnte, aber müssen sie deshalb schlechter sein? Oft wird damit eine Erwartungshaltung geschürt, die der Film dann gar nicht erfüllen kann. THE LAST SURVIVORS entpuppt sich als kleine Überraschung, ohne dass er allzu plakativ daher kommen muss.

Es hat seit Jahren nicht mehr geregnet. Wasser ist zum Wertvollsten in dieser Zeit geworden. Kendal (Haley Lu Richardson) wohnt auf einer ehemaligen Farm in Oregon, zusammen mit ihrem Freund Dean (Booboo Stewart). Jener ist krank und kann sich kaum noch richtig bewegen. Jeden Tag durchstreift Kendal die zur Wüste gewordene Gegend nach Ess- und Trinkbarem. Außerdem durchsucht sie die Motoren von Autos nach einem Verteilerkopf. Im Schuppen der Farm steht ein kleines Flugzeug, wo eben ein solcher fehlt. Auch besucht sie Alby (Max Charles), einen kleinen Jungen, der sich hartnäckig weigert zu ihr zu ziehen, weil er sich allein sicherer fühlt. Auch wenn es keine Idylle gibt, so wird die Ruhe doch gestört durch Reverend Carson (Jon Gries) und seine Bande. Sie ziehen von Farm zu Farm um die Menschen zu erleuchten und in ein Rettungscamp zu locken. Das entpuppt sich als Vorwand um die Menschen zu töten, damit deren Ressourcen Carson zufallen. Er tötet Dean und entführt Alby, worauf Kendal zu einem Rachefeldzug aufbricht. Außerdem hat sie endlich den richtigen Verteilerkopf gefunden.

Bemerkenswert ruhig ist die Erzählstruktur des Films, der im Grunde eher eine klassische Westerngeschichte enthält. So erinnern diverse Sequenzen auch eindeutig daran. Die verbrannte Erde dieser postapokalyptischen Welt, in der nicht ein Baum zu sehen ist, trägt sowohl dazu bei wie sie sich davon abwendet. Das Leben ist trostlos geworden und jeder neue Tag lediglich ein Überlebenskampf. Träume von einer besseren Welt bleiben Träume. Jeden Tag drehen Kendal und Dean den Globus und suchen ein neues Ziel, das sie mit dem Flugzeug zu erreichen hoffen.

Kendal hat gelernt sich zu behaupten. Sie befindet sich zwar im Teenageralter, ist aber durch die Situation gehärtet. Überall lauern Gefahren, derer sie sich mit Axt und Schusswaffe erwehren kann und muss. Dabei handelt sie erbarmungslos, denn sie weiß, dass jede Schwäche vom Gegner sofort gegen sie genutzt wird. So ist ihr Rachefeldzug gegen Ende nicht unlogisch, wenn auch ob des Handlungsverlaufes etwas zu aufgesetzt und zu gewollt spektakulär. Gleichwohl, derartige B-Western waren schon immer so.

Die Schauspieler bewegen sich auf anständigem Niveau, sie bringen die Situation und das Geschehen glaubhaft dem Zuschauer näher. Bemerkenswert ist dabei die junge Haley Lu Richardson, für die es nicht immer einfach ist, da sie gut ¾ des Films alleine trägt. Sie lächelt nie (warum auch?), wechselt die Kleidung nicht, erträgt Schmutz und Gestank mit Gleichmut.

In seinen wenigen Actionszenen ist der Film erstaunlich hart und konsequent. Die Shootouts sind recht blutig, der Einsatz von Axt oder Schwert deftig. Die Maskeneffekte sind einfach aber gut. Alles in Allem ein Film der zu fesseln vermag, wenn man sich auf die über weite Strecken triste und gewollt eintönige Atmosphäre einlassen kann. Wer das übliche Endzeit-Feuerwerk erwartet, der sollte aber die Finger davon lassen.

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