DC auf Deutsch Rückblick auf den Dino-Verlag
DC auf Deutsch
Rückblick auf den Dino-Verlag
Nach dem verunglückten Experiment des Norbert Hethke-Verlags (dem wir uns irgendwann in einem eigenen Rückblick widmen werden) war abgesehen von vereinzelten Paperbacks für viel Geld (von Carlsen und Feest) der deutsche DC-Markt so tot wie ein Rehlein im Kühlergrill eines Ami-Trucks.
Es brauchte eine Wiederbelebung, eine Re-Animation, quasi ein göttliches Wunder. Doch woher sollte das kommen?
Nun, in Amerika pflegen göttliche Wunder aus stets der gleichen Quelle zu kommen. Aus dem Fernsehen Amen!
Es war die neue Batman-Zeichentrick-Serie von Paul Dini und Bruce Timm (am 5. September 1992 in den USA erstausgestrahlt), welche den Leuten wieder Hoffnung machte. (Auf Deutsch lief die Serie seinerzeit auf Pro7 ab 16. September 1995.) Sowohl dieser als auch den Folgeserien über Superman und die Justice League werden wir uns in einem weiteren Artikel noch mal genauer widmen.)
Die Einschalt-Quoten und Rezensionen in den USA waren traumhaft gewesen (Entertainment Weekly wählte die Sendung am Jahresende in die besten Serien des Jahres). Das bewegte auch Pro7 dazu, gleich vom Start weg die Serie in den Vorabend zu setzen, statt ins Kinderprogramm. Und dort konnte sich die Serie gegenüber Nicht-Zeichentrick auf anderen Sendern hervorragend behaupten.
Der Erfolg rief nun einen jungen deutschen Comic-Verlag auf den Plan. In Stuttgart hatte sich kurz davor der Dino-Verlag gegründet und damit begonnen, Comics zur MTV-Serie Beavis & Butthead zu verlegen. Also ebenfalls ein Comic zu einer Zeichentrick-Show. Diese Batman-TAS (The Animated Series, wie die Serie gern genannt wird) schien da ins Konzept zu passen, wie später dann auch Comics zu den Simpsons oder Pinky & The Brain.
In den USA war seit November 1992 eine eigene Comic-Serie am Laufen, die sich als durch die Trickfilm-Serie inspiriert und dieser nacheifernd verstand: Batman Adventures.
Die Serie war im gleichen Stil wie die Animation gezeichnet, die Geschichten waren reiferen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen zumutbar.
Im Juli 1995 erschien folglich das erste deutschsprachige DC-Heft bei Dino, nämlich die Nummer 1 zu besagter US-Serie, die auch in ihrer deutschen Version schlicht Batman Adventures hieß. In den deutschen Heften wurden im Regelfall jeweils zwei Originale veröffentlicht. Dinos Serie erschein unter diesem Titel monatlich bis September 1997 (28 Bände lang), dann erfolgte eine Umtaufe auf Batman & Superman Adventures (nochmals 8 Bände bis Juni 1998), da es in der Zwischenzeit auch eine Superman-Zeichentrick-Serie mit entsprechendem Comic dazu in Amerika gab, deren Ausgaben hier dann auch eingebunden wurden.
Dino hatte also Mitte 1995 nach Jahren der DC-Abwesenheit (zuletzt ca. 1991/92 durch Hethke) ein Heft(!) an die Kioske(!) gebracht.
Noch dazu auf hervorragendem Papier, für gar nicht so viel Geld. Die Verkaufszahlen dürften sehr motivierend gewesen sein, da sich der Verlag bald entschloss, mehr DC nachzulegen. Nämlich man verzeihe mir das nicht böse gemeinte Wort echte, fortlaufende DC-Comics statt bloß nicht-kanonisches zum Zeichentrick.
Als nächstes bekam ab Januar 1996 Superman seine eigene Serie (für die echten Comics), die es unter dem simplen Titel Superman zuerst mal bis März 2000 auf 70 Ausgaben schaffte. Zusätzlich gab es diverse Sonderbände und Specials.
Aufgrund des zeitlichen Rückstands auf die DC-Originale (zu Anfang 18 Monate), sowie auch aufgrund von Unstimmigkeiten wegen der unterschiedlichen Ausprägung des Rückstands bei verschiedenen Serien (etwa die im Vergleich zu Superman oder Batman wesentlich aktuellere JLA-Serie Dinos) entschied man sich im Verlag dazu, so genannte Time Warp-Schuber zu veröffentlichen.
Diese Schuber gingen nicht über den Kiosk, sondern nur über den Comic-Fachhandel und sammelten sechs Hefte in sich. Superman lief etwa bis Band 13 schön monatlich am Kiosk, bevor im Monat darauf plötzlich Band 20 an den Kiosken lag, weil die Hefte 14-19 im Schuber auf einmal daher kamen. Auch 29-34 und 52-57 wurden geschubert.
Bevor Batman ab Mai 1997 seine eigene fortlaufende Serie für echte Comics bekam, startete der Verlag noch im Juni 1996 seine Reihe DC gegen Marvel, die es auf 38 Bände brachte und diverse Crossover zwischen DC und Marvel thematisierte. Ein wohl schlauer Schritt, da viele der jugendlichen Leser, die Dino für sich entdeckten, kaum mehr Kenntnis besaßen von DC-Superhelden, und diesen Lesern wurde DC über den Schuhlöffel Marvel wieder schmackhaft gemacht.
Batmans eigene echte Serie lief in dieser Form 63 Bände lang von Mai 1997 bis Januar 2001. Auch hier gab es diverse Specials, Sonderbände und ebenfalls drei Schuber (28-33, 44-49, 58-63).
Dino begann die Veröffentlichung von Superman und Batman mit Material der regulären US-Serien ab den amerikanischen Nuller-Ausgaben, also den Zero Issues nach dem 1994er-Sommer-Event ZERO HOUR, war somit also ursprünglich zumindest 18 Monate hinterher.
Als Dino ab April 1997 auch der JLA eine eigene Serie gab, war diese jedoch bloß vier Monate hinterher (das US-Original von Band 1 war mit Coverdatum January 1997 erschienen). In dieser Heftserie konnten daher auch nicht zwei US-Originale um die JLA pro deutschem Band erscheinen, sondern die zweite Geschichte war meist eine mit den Teen Titans. Dinos JLA-Serie lief insgesamt 39 Bände lang bis Juni 2000, und das alles ganz ohne Schuber-Not.
Im Gegenteil: die JLA hat die Schuber anderswo erst nötig gemacht, da etwa Superman sonst Monate vorher schon seinen Auftritt als Energiewesen im neuen Look in den Seiten der JLA gehabt hätte, als in den Seiten seines eigenen Comics, hätte man dort nicht mit Schubern nachgebessert.
Zusätzlich zur regulären JLA-Serie gab es bei Dino 12 Bände JLA-Special und 21 Bände JLA-Sonderband. Diese 33 Bände waren dicker als die normalen Hefte, Mindestumfang 80 Seiten, teils regelrechte Wälzer, und befassten sich nicht bloß direkt mit der JLA, sondern verstanden sich auch als der Ort für alles andere Wichtige, das im DC-Universum geschah, oder auch in den Jahren vor der Zero Hour geschehen war.
So brachte Dino (nachdem sowohl Ehapa wie auch Hethke kläglich am Versuch gescheitert waren) erstmalig eine komplette Übersetzung der 12-teiligen 1985er Maxi-Serie CRISIS ON INFINITE EARTHS. Bei Dino erschien die Saga, die zu DCs 50-jährigem Jubiläum alles im DC-Universum hinwegfegen, vereinen und neu starten sollte, in zwei prallen Bänden, einer silbern einer golden, als JLA-Sonderbände 12+13.
Es wird im Januar einen Themenschwerpunkt zu COIE geben, welcher gleich drei wöchentliche Artikel dieser Kolumne beschlagnahmen wird. Vielleicht die beste Zeit dafür, sich in den paar Wochen bis dahin diese beiden Bände jetzt noch schnell zu besorgen, um dann mitlesen zu können. Alle Dino-Hefte und Paperbacks finden sich ohne Schwierigkeiten im Comic-Antiquariat oder auf den üblichen Online-Auktions-Plattformen, meist zu erfreulich niedrigen Preisen.
Auch die laufenden Crossover-Events aus den USA wurden von Dino in den JLA-Sonderbänden gedruckt. Beginnend bei Underworld Unleashed, über Zero Hour, Final Night, Das Jüngste Gericht, etc. Manchen dieser Events werden sich in Zukunft jeweils einzelne Artikel widmen.
Die JLA-Specials hingegen boten oftmals Abdrucke von wichtigen Ereignissen vor Zero Hour, die nur einzelne Figuren betrafen. So findet sich dort etwa gleich in Special 1 die Emerald Twilight betitelte Geschichte (aus US-Green Lantern 48-50), in welcher Hal Jordan zu Parallax und Kyle Rayner zur neuen Green Lantern wird.
Oder in Special 3 etwa, wo sich die vier US-Ausgaben Flash 62-65 wiederfinden, welche in Year One-Manier die Anfänge von Wally West als Flash beleuchten (ursprünglich 1992 veröffentlicht).
Sehr nett auch der 124-seitige Band JLA-Special 11, der die ersten sechs Ausgaben der 1999 in den USA neu gestarteten, fortlaufenden Serie über die Justice Society of America liefert, also die (teilweise Erben der) frühesten Golden Age Heldengruppe. In welchem Zusammenhang man auch die JLA-Sonderbände 15+16 gelesen haben muss. (Muss, weil sie sehr empfehlenswert sind, nicht unbedingt aus Gründen der Verständnis-Notwendigkeit.)
Vielleicht beginnt der geneigte Leser dieses Artikels gerade etwas den Überblick zu verlieren, ja?
Gut! Oder eher schlecht!
Weil so dürfte es auch nicht wenigen Comic-Fans mit Dino gegangen sein. Bald kam zum oben bereits Erwähnten noch Lobo dazu, der Vorzeige-Rüpel aus dem Hause DC (immerhin mit 39 Dino-Bänden von Oktober 1997-Dezember 2000). Green Lantern wurde ausprobiert, mit recht aktuellen US-Heften, jene seit Zero Hour zuvor kamen ausnahmslos in Schubern, dann später mit Flash im gleichen deutschen Heft. Wonder Woman wurde ausprobiert und verschwand ein gutes Jahr darauf auch wieder unspektakulär.
Es wurde zuviel, es wurde zu durcheinander, weil Dino versuchte, bei den neu hinzu kommenden Titeln auch jeweils die Vorgeschichte zu beleuchten, was aber teilweise bis weit vor Zero Hour zurück reichte, was ja aber wiederum offizieller Startschuss Dinos Zeit der Übersetzung gewesen war, somit wieder ganz andere Probleme aufwarf.
2000/2001 herum liefen selbst die ausdauerndsten Dino-Serien aus. Superman und Batman wurden nach einer Unternehmensumstrukturierung noch mal mit einem Neustart versucht, doch auch das fand sehr schnell sein Ende.
2003 ging die neue Dino Entertainment AG schließlich an den Panini-Verlag.
Seit damals haben wir die wunderbare, wenn auch gewöhnungsbedürftige Situation, dass deutsche DC- und Marvel-Comics aus dem gleichen Verlag kommen.
Dino hat rückblickend unglaublich viel für die Re-Etablierung der DC-Helden in Deutschland getan. Durch die Auswahl der zu übersetzenden wichtigen Events (allen voran endlich eine vollständige deutsche Übersetzung der CRISIS ON INFINITE EARTHS), durch die bedingungslose Ungekürztheit, durch die kompetente Übersetzung, durch das ansehnliche deutsche Lettering, und last but not least: durch die unfassbar hilfreiche, respektvolle und professionelle Gestaltung der redaktionellen Beiträge und Informationskästen auf den überall enthaltenen Leserbriefseiten.
Hat es Ehapa 20 Jahre gekostet, alles vor die Hunde zu kriegen, hat Dino es in knapp über sechs Jahren geschafft, das DC-Superhelden-Universum in Deutschland wieder vorzeigbar und kommerziell erfolgreich zu machen.
Interessiert man sich für die Superman-, Batman-, JLA- und Crossover-Geschichten aus (grob) den US-Originaljahrgängen 1995-2000 wird man bei den Dino-Heften großteils fündig werden. Auf nicht selten besserem Papier gedruckt als die Originale. Mit weniger Werbung auch noch, nämlich meist gar keiner.
Mir persönlich hat Dino viel Spaß bereitet. Ich war Anfang 1995 sukzessive aus dem US-Comic-Markt weggedriftet. Die Verlage hatten mehr und mehr Hefte auf den Markt gebracht, jedes davon kostete mehr und mehr Geld, mein Budget für Comics war aber bestenfalls am Stagnieren gewesen. Es schien unvermeidlich.
Die Dino-Hefte zum Batman-Zeichentrick hatte ich damals wohl schon mal am Kiosk gesehen gehabt, aber die hatte ich ja nichtmal im Original gekauft. Das andere hatte sich meiner Aufmerksamkeit entzogen.
Umso größer mein Schock, als ich dann eines schönen Tages (im Supermarkt!) vor Dinos JLA-Heft #1 stand. Unfassbar! Die Gerechtigkeitsliga! In Deutsch! Im Heft! Ongoing! So zeitnah den Originalen! (Ich hatte zu dem Zeitpunkt selbst von den US-JLAs noch keines gelesen, weil eben vermeintlich GAFIA )
Nun, ich begann ganz ungewohnt, fast wie in Kindheitstagen Superhelden auch auf Deutsch zu konsumieren und langsam kam ich bis Ende der Neunziger und pünktlich zu Dinos Wegsterben dann wieder regelmäßig in die US-Originale rein.
Mich hätte zwar spätestens die umwerfende JL-Zeichentrick-Serie zurück in die Comics getrieben, aber mir wären somit beinahe zehn Jahre an Comics entgangen. Dank Dino war dem nicht so. Ich bin ihnen durchaus irgendwie sentimental-dankbar
Nächsten Samstag wird es um eine derart schröckliche Schröcklichkeit einer Fernseh-Adaption von DC-Helden gehen, dass ich hier noch gar nichts Genaueres darüber sagen will. Euren Verstand könnt ihr ja auch nächste Woche noch bei der Garderobe abgeben. (Aber werdet ihr ihn nach dem nächsten Artikel je wieder bekommen ?)
Es brauchte eine Wiederbelebung, eine Re-Animation, quasi ein göttliches Wunder. Doch woher sollte das kommen?
Nun, in Amerika pflegen göttliche Wunder aus stets der gleichen Quelle zu kommen. Aus dem Fernsehen Amen!
Es war die neue Batman-Zeichentrick-Serie von Paul Dini und Bruce Timm (am 5. September 1992 in den USA erstausgestrahlt), welche den Leuten wieder Hoffnung machte. (Auf Deutsch lief die Serie seinerzeit auf Pro7 ab 16. September 1995.) Sowohl dieser als auch den Folgeserien über Superman und die Justice League werden wir uns in einem weiteren Artikel noch mal genauer widmen.)
Die Einschalt-Quoten und Rezensionen in den USA waren traumhaft gewesen (Entertainment Weekly wählte die Sendung am Jahresende in die besten Serien des Jahres). Das bewegte auch Pro7 dazu, gleich vom Start weg die Serie in den Vorabend zu setzen, statt ins Kinderprogramm. Und dort konnte sich die Serie gegenüber Nicht-Zeichentrick auf anderen Sendern hervorragend behaupten.
Der Erfolg rief nun einen jungen deutschen Comic-Verlag auf den Plan. In Stuttgart hatte sich kurz davor der Dino-Verlag gegründet und damit begonnen, Comics zur MTV-Serie Beavis & Butthead zu verlegen. Also ebenfalls ein Comic zu einer Zeichentrick-Show. Diese Batman-TAS (The Animated Series, wie die Serie gern genannt wird) schien da ins Konzept zu passen, wie später dann auch Comics zu den Simpsons oder Pinky & The Brain.
In den USA war seit November 1992 eine eigene Comic-Serie am Laufen, die sich als durch die Trickfilm-Serie inspiriert und dieser nacheifernd verstand: Batman Adventures.
Die Serie war im gleichen Stil wie die Animation gezeichnet, die Geschichten waren reiferen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen zumutbar.
Im Juli 1995 erschien folglich das erste deutschsprachige DC-Heft bei Dino, nämlich die Nummer 1 zu besagter US-Serie, die auch in ihrer deutschen Version schlicht Batman Adventures hieß. In den deutschen Heften wurden im Regelfall jeweils zwei Originale veröffentlicht. Dinos Serie erschein unter diesem Titel monatlich bis September 1997 (28 Bände lang), dann erfolgte eine Umtaufe auf Batman & Superman Adventures (nochmals 8 Bände bis Juni 1998), da es in der Zwischenzeit auch eine Superman-Zeichentrick-Serie mit entsprechendem Comic dazu in Amerika gab, deren Ausgaben hier dann auch eingebunden wurden.
Dino hatte also Mitte 1995 nach Jahren der DC-Abwesenheit (zuletzt ca. 1991/92 durch Hethke) ein Heft(!) an die Kioske(!) gebracht.
Noch dazu auf hervorragendem Papier, für gar nicht so viel Geld. Die Verkaufszahlen dürften sehr motivierend gewesen sein, da sich der Verlag bald entschloss, mehr DC nachzulegen. Nämlich man verzeihe mir das nicht böse gemeinte Wort echte, fortlaufende DC-Comics statt bloß nicht-kanonisches zum Zeichentrick.
Als nächstes bekam ab Januar 1996 Superman seine eigene Serie (für die echten Comics), die es unter dem simplen Titel Superman zuerst mal bis März 2000 auf 70 Ausgaben schaffte. Zusätzlich gab es diverse Sonderbände und Specials.
Aufgrund des zeitlichen Rückstands auf die DC-Originale (zu Anfang 18 Monate), sowie auch aufgrund von Unstimmigkeiten wegen der unterschiedlichen Ausprägung des Rückstands bei verschiedenen Serien (etwa die im Vergleich zu Superman oder Batman wesentlich aktuellere JLA-Serie Dinos) entschied man sich im Verlag dazu, so genannte Time Warp-Schuber zu veröffentlichen.
Diese Schuber gingen nicht über den Kiosk, sondern nur über den Comic-Fachhandel und sammelten sechs Hefte in sich. Superman lief etwa bis Band 13 schön monatlich am Kiosk, bevor im Monat darauf plötzlich Band 20 an den Kiosken lag, weil die Hefte 14-19 im Schuber auf einmal daher kamen. Auch 29-34 und 52-57 wurden geschubert.
Bevor Batman ab Mai 1997 seine eigene fortlaufende Serie für echte Comics bekam, startete der Verlag noch im Juni 1996 seine Reihe DC gegen Marvel, die es auf 38 Bände brachte und diverse Crossover zwischen DC und Marvel thematisierte. Ein wohl schlauer Schritt, da viele der jugendlichen Leser, die Dino für sich entdeckten, kaum mehr Kenntnis besaßen von DC-Superhelden, und diesen Lesern wurde DC über den Schuhlöffel Marvel wieder schmackhaft gemacht.
Batmans eigene echte Serie lief in dieser Form 63 Bände lang von Mai 1997 bis Januar 2001. Auch hier gab es diverse Specials, Sonderbände und ebenfalls drei Schuber (28-33, 44-49, 58-63).
Dino begann die Veröffentlichung von Superman und Batman mit Material der regulären US-Serien ab den amerikanischen Nuller-Ausgaben, also den Zero Issues nach dem 1994er-Sommer-Event ZERO HOUR, war somit also ursprünglich zumindest 18 Monate hinterher.
Als Dino ab April 1997 auch der JLA eine eigene Serie gab, war diese jedoch bloß vier Monate hinterher (das US-Original von Band 1 war mit Coverdatum January 1997 erschienen). In dieser Heftserie konnten daher auch nicht zwei US-Originale um die JLA pro deutschem Band erscheinen, sondern die zweite Geschichte war meist eine mit den Teen Titans. Dinos JLA-Serie lief insgesamt 39 Bände lang bis Juni 2000, und das alles ganz ohne Schuber-Not.
Im Gegenteil: die JLA hat die Schuber anderswo erst nötig gemacht, da etwa Superman sonst Monate vorher schon seinen Auftritt als Energiewesen im neuen Look in den Seiten der JLA gehabt hätte, als in den Seiten seines eigenen Comics, hätte man dort nicht mit Schubern nachgebessert.
Zusätzlich zur regulären JLA-Serie gab es bei Dino 12 Bände JLA-Special und 21 Bände JLA-Sonderband. Diese 33 Bände waren dicker als die normalen Hefte, Mindestumfang 80 Seiten, teils regelrechte Wälzer, und befassten sich nicht bloß direkt mit der JLA, sondern verstanden sich auch als der Ort für alles andere Wichtige, das im DC-Universum geschah, oder auch in den Jahren vor der Zero Hour geschehen war.
So brachte Dino (nachdem sowohl Ehapa wie auch Hethke kläglich am Versuch gescheitert waren) erstmalig eine komplette Übersetzung der 12-teiligen 1985er Maxi-Serie CRISIS ON INFINITE EARTHS. Bei Dino erschien die Saga, die zu DCs 50-jährigem Jubiläum alles im DC-Universum hinwegfegen, vereinen und neu starten sollte, in zwei prallen Bänden, einer silbern einer golden, als JLA-Sonderbände 12+13.
Es wird im Januar einen Themenschwerpunkt zu COIE geben, welcher gleich drei wöchentliche Artikel dieser Kolumne beschlagnahmen wird. Vielleicht die beste Zeit dafür, sich in den paar Wochen bis dahin diese beiden Bände jetzt noch schnell zu besorgen, um dann mitlesen zu können. Alle Dino-Hefte und Paperbacks finden sich ohne Schwierigkeiten im Comic-Antiquariat oder auf den üblichen Online-Auktions-Plattformen, meist zu erfreulich niedrigen Preisen.
Auch die laufenden Crossover-Events aus den USA wurden von Dino in den JLA-Sonderbänden gedruckt. Beginnend bei Underworld Unleashed, über Zero Hour, Final Night, Das Jüngste Gericht, etc. Manchen dieser Events werden sich in Zukunft jeweils einzelne Artikel widmen.
Die JLA-Specials hingegen boten oftmals Abdrucke von wichtigen Ereignissen vor Zero Hour, die nur einzelne Figuren betrafen. So findet sich dort etwa gleich in Special 1 die Emerald Twilight betitelte Geschichte (aus US-Green Lantern 48-50), in welcher Hal Jordan zu Parallax und Kyle Rayner zur neuen Green Lantern wird.
Oder in Special 3 etwa, wo sich die vier US-Ausgaben Flash 62-65 wiederfinden, welche in Year One-Manier die Anfänge von Wally West als Flash beleuchten (ursprünglich 1992 veröffentlicht).
Sehr nett auch der 124-seitige Band JLA-Special 11, der die ersten sechs Ausgaben der 1999 in den USA neu gestarteten, fortlaufenden Serie über die Justice Society of America liefert, also die (teilweise Erben der) frühesten Golden Age Heldengruppe. In welchem Zusammenhang man auch die JLA-Sonderbände 15+16 gelesen haben muss. (Muss, weil sie sehr empfehlenswert sind, nicht unbedingt aus Gründen der Verständnis-Notwendigkeit.)
Vielleicht beginnt der geneigte Leser dieses Artikels gerade etwas den Überblick zu verlieren, ja?
Gut! Oder eher schlecht!
Weil so dürfte es auch nicht wenigen Comic-Fans mit Dino gegangen sein. Bald kam zum oben bereits Erwähnten noch Lobo dazu, der Vorzeige-Rüpel aus dem Hause DC (immerhin mit 39 Dino-Bänden von Oktober 1997-Dezember 2000). Green Lantern wurde ausprobiert, mit recht aktuellen US-Heften, jene seit Zero Hour zuvor kamen ausnahmslos in Schubern, dann später mit Flash im gleichen deutschen Heft. Wonder Woman wurde ausprobiert und verschwand ein gutes Jahr darauf auch wieder unspektakulär.
Es wurde zuviel, es wurde zu durcheinander, weil Dino versuchte, bei den neu hinzu kommenden Titeln auch jeweils die Vorgeschichte zu beleuchten, was aber teilweise bis weit vor Zero Hour zurück reichte, was ja aber wiederum offizieller Startschuss Dinos Zeit der Übersetzung gewesen war, somit wieder ganz andere Probleme aufwarf.
2000/2001 herum liefen selbst die ausdauerndsten Dino-Serien aus. Superman und Batman wurden nach einer Unternehmensumstrukturierung noch mal mit einem Neustart versucht, doch auch das fand sehr schnell sein Ende.
2003 ging die neue Dino Entertainment AG schließlich an den Panini-Verlag.
Seit damals haben wir die wunderbare, wenn auch gewöhnungsbedürftige Situation, dass deutsche DC- und Marvel-Comics aus dem gleichen Verlag kommen.
Dino hat rückblickend unglaublich viel für die Re-Etablierung der DC-Helden in Deutschland getan. Durch die Auswahl der zu übersetzenden wichtigen Events (allen voran endlich eine vollständige deutsche Übersetzung der CRISIS ON INFINITE EARTHS), durch die bedingungslose Ungekürztheit, durch die kompetente Übersetzung, durch das ansehnliche deutsche Lettering, und last but not least: durch die unfassbar hilfreiche, respektvolle und professionelle Gestaltung der redaktionellen Beiträge und Informationskästen auf den überall enthaltenen Leserbriefseiten.
Hat es Ehapa 20 Jahre gekostet, alles vor die Hunde zu kriegen, hat Dino es in knapp über sechs Jahren geschafft, das DC-Superhelden-Universum in Deutschland wieder vorzeigbar und kommerziell erfolgreich zu machen.
Interessiert man sich für die Superman-, Batman-, JLA- und Crossover-Geschichten aus (grob) den US-Originaljahrgängen 1995-2000 wird man bei den Dino-Heften großteils fündig werden. Auf nicht selten besserem Papier gedruckt als die Originale. Mit weniger Werbung auch noch, nämlich meist gar keiner.
Mir persönlich hat Dino viel Spaß bereitet. Ich war Anfang 1995 sukzessive aus dem US-Comic-Markt weggedriftet. Die Verlage hatten mehr und mehr Hefte auf den Markt gebracht, jedes davon kostete mehr und mehr Geld, mein Budget für Comics war aber bestenfalls am Stagnieren gewesen. Es schien unvermeidlich.
Die Dino-Hefte zum Batman-Zeichentrick hatte ich damals wohl schon mal am Kiosk gesehen gehabt, aber die hatte ich ja nichtmal im Original gekauft. Das andere hatte sich meiner Aufmerksamkeit entzogen.
Umso größer mein Schock, als ich dann eines schönen Tages (im Supermarkt!) vor Dinos JLA-Heft #1 stand. Unfassbar! Die Gerechtigkeitsliga! In Deutsch! Im Heft! Ongoing! So zeitnah den Originalen! (Ich hatte zu dem Zeitpunkt selbst von den US-JLAs noch keines gelesen, weil eben vermeintlich GAFIA )
Nun, ich begann ganz ungewohnt, fast wie in Kindheitstagen Superhelden auch auf Deutsch zu konsumieren und langsam kam ich bis Ende der Neunziger und pünktlich zu Dinos Wegsterben dann wieder regelmäßig in die US-Originale rein.
Mich hätte zwar spätestens die umwerfende JL-Zeichentrick-Serie zurück in die Comics getrieben, aber mir wären somit beinahe zehn Jahre an Comics entgangen. Dank Dino war dem nicht so. Ich bin ihnen durchaus irgendwie sentimental-dankbar
Nächsten Samstag wird es um eine derart schröckliche Schröcklichkeit einer Fernseh-Adaption von DC-Helden gehen, dass ich hier noch gar nichts Genaueres darüber sagen will. Euren Verstand könnt ihr ja auch nächste Woche noch bei der Garderobe abgeben. (Aber werdet ihr ihn nach dem nächsten Artikel je wieder bekommen ?)
Kommentare
Und was war das für ein geniales Preis-Leistungsverhältnis. Unschlagbar. Und überall konnte man die Hefte finden. Leider hat es der Verlag vielleicht gerade deshalb nicht durch gehalten.
Panini ist mir einfach mit der Zeit viel zu teuer geworden. Die Übersicht habe ich auch verloren und weil man sich einfach nicht alles leisten und kaufen kann, habe ich immer mehr von den Spezialbänden weg gelassen und irgendwann fehlte mir dann der Komplettüberblick über die Universen und dann bringt das nichts mehr.
Aber es war eine schöne Zeit. Comics lese ich immer noch und habe mich in den letzten Jahren wieder vermehrt der frankobelgischen Schule gewidmet.
Ich freue mich schon sehr auf die angekündigten Fortsetzungen der Artikelreihe!