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Drehtag 1 - 10. Juni 2012

Dammed DiaryDrehtag 1
10. Juni 2012

Es war Sonntagmorgen, 9:00 Uhr und die ersten Murmeltiere versammelten sich bei Ralf zum großen guten-Morgen-Appell. Das Kofferraum-Tetris war schon am Vortag gewonnen, so dass die Fahrt los gehen konnte.

Mit nur 30 Minuten Verspätung waren alle Schauspieler und Begleiter auf die Autos verteilt und der Trek konnte starten.


Damned on EarthUnser Treffpunkt war einer der zahlreichen Parkplätze auf der Strecke Richtung Sababurg.

Etwas verunsichert über ein altes Schild mit einem unverständlichen Vermerk über die Schießgenehmigung der Forstwirtschaft im Naturschutzgebiet wagte sich Gerrit als Erster todesmutig hinein. Niemand hörte einen Schuss und nachdem auch keiner plötzlich umfiel schien die Luft Blei-rein zu sein. Nun traute sich auch der Rest der Crew in die Wildnis und der 1. Drehtag zu „Damned on Earth“ konnte beginnen.


Der Beginn eines jeden Drehtags fängt traditionell mit einem Kaffee an, manchmal sogar trinkbarer. Dann kommt das Ausladen der Mitbringsel, quasi als >>Game Over<< vom Kofferraum-Tetris. Alles auf Anfang – alles muss raus. Mario, der nicht nur Belial spielt, sondern während des Tages zum Gaffer-Boy avancierte, sollte sich aber erstmal als Spiegelhalter verdingen damit sich Julia vernünftig für den Dreh schminken konnte. Das Blut kam jedoch erst später.

Das wichtigste neben Kamera, Schauspieler und guter Laune, wir hatten übrigens von allem etwas dabei, ist das Catering. Yvo war der Held des Tages und brachte frischen Kaffee, belegte Brote und eine Fülle an trivialen Filmstories an den Set, mit der er die wartende Truppe unterhielt. Es versprach ein interessanter Tag zu werden, so sehr, dass Yvo daraus gleich einen Familienausflug mit Silvie und den Kindern machte. Die gute Seele hinter den Kulissen war wieder Lothar, der auch schon bei Toxic Lulaby die Ruhe in Persona war.

Jetzt ging es aber wirklich los.

Die ersten 2-einhalb Stunden des Drehtags 1 verbrachte ein kleiner Teil der Crew auf der Landstraße am Felde. Die Szene war typisch. Julias Auto war kaputt und ach herje, was soll Frau da nur tun? Richtig, sie sah hübsch aus und hielt selbstverständlich ausgerechnet den einzigen Wagen an, in dem ein schmieriger Typ aus Stuttgart saß. Markus verkörperte seine Rolle als unsittiger Rüdiger vorbildlich und alle hoffen inständig, dass ihm das nicht bleibt. Absolute Hochachtung für sein Engagement, denn er nahm die ganze Fahrt auf sich um „nur“ zwei kleine Szenen zu spielen, ehrliches danke dafür. Wir wären sicherlich auch schneller mit dem Kapitel fertig geworden, wenn uns weniger Verkehr und Lärm gestört hätte. Wer konnte auch ahnen, dass so viele Menschen sonntags um diese Uhrzeit mit dem Auto und noch nerviger mit dem Motorrad unterwegs sind, oder mit dem Hubschrauber und Flugzeug fliegen? So eine Landstraße mitten in der Natur kann echt laut sein. Irgendwann waren aber wirklich alle Szenen im Kasten und der Sound von Füßen auf Schotter, Autotüren auf und zu, Handbremsen ziehen und Anmachsprüchen von Markus waren ebenfalls alle extra gesaved. Jo war sehr bedacht, dass wirklich jeder Ton zweimal aufgenommen wurde. Der Cutter wird’s ihm später nochmal persönlich danken.

Nun los, alle zurück zum Parkplatz und, wer hätte es gedacht, Pause! Die zurückgebliebene Crew mühte sich zeitweilig ab den Arbeitseifer aufrecht zu erhalten. Der Elan kam wieder als es zur schwer organisierten Autoszene überging. Es hätte so leicht sein können, wenn Gerrit in seinem Leben nur mal den Autoführerschein gemacht hätte, aber nein, es durfte auf die harte Tour sein. Also, Ralfs Auto ab auf den mitgebrachten Hänger und Daniels Golf hatte wirklich die härteste Arbeit von allen. Das war später am Profil auf der Straße ablesbar. Die Mini-Crew im Auto ließ sich etwa eine dreiviertel Stunde die Landstraße rauf und und runter ziehen um die coolness Gerrits fest auf Film zu bannen. Gestern noch Bahnfahrer, heute im Auto, aufm Hänger. Julia hingegen fror, denn es ist ja nie das richtige Wetter zum Warten. Der Wettergott hatte wohl das Drehbuch nicht gelesen. Darin stand eindeutig, dass es heiß sein sollte und was war es? Kalt, bewölkt und manches mal wollte es sogar regnen. Das machte dem neu erlangten Arbeitseifer keinen Abbruch. Ralfs Auto musste wieder heil auf dem Boden der Tatsachen ankommen um direkt zur nächsten Szene überzugehen.

Ralf KemperHierfür war der mitgebrachte Kamerakran von Nöten. Es war fast schon ein muss den Kran aufzustellen, schließlich hatten wir ihn dabei. Aufbauen, rumschleppen, dabei alle Gerätschaften im Blick behalten und die Kabel durchs hohe Gestrüpp ziehen war alles recht anstrengend, aber auf die Bilder wollte keiner verzichten. Die Szenen am Straßenrand und die, wie Gerrit aus dem Wagen stieg, weil er Julia im Rückspiegel gesehen haben wollte, waren im Grunde recht schnell abgehandelt. Kleinere Problemchen brachten mich als neues Set-Mitglied zu der Erkenntnis: Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Dies kann ich mit zwei kleinen Beispielen belegen. Wenn man keinen Verkehr braucht kommt er und dann in Massen. Wenn man ein langes Kabel benötigt um den Laptop mit der Krankamera zu verbinden findet sich immer nur ein kurzes, obwohl man gerade noch das Lange in der Hand hielt.  

Gerrits schallende „Hallo, Haaallo“ Rufe aus der nächsten Einstellung klangen mir noch am nächsten Tag in den Ohren und das kann wohl als bleibender Eindruck gezählt werden. Ich warte noch auf den Befund des HNO-Arztes, aber bis dahin verbuche ich es als positive schauspielerische Leistung. Yvo ist noch am Erzählen, Mario kann das übrigens auch sehr gut. Ab und zu musste ein lauter Schrei für Ruhe sorgen. So ist das wenn man sich Film-Nerds an den Set holt.

Die kommende Szene sollte düster und unheimlich werden. Außerdem benötigten wir unsere mitgebrachten Kulissen. Nachdem die Besitzverhältnisse über edelstes Plastikmöbelia mit wandernden Passanten geklärt war, wir sollten bloß nicht unseren Sperrmüll dort liegen lassen, begannen wir den ganzen kostbaren Schrott tief in den Wald hinein zu tragen. Allerdings mussten wir auf den wichtigsten Darsteller der Einstellung warten, in diesem Fall auf Tody den spektakulären Hund, der ohne das Drehbuch zu lesen instinktiv das richtige machte. Der Wald jedoch war heimtückisch, kaum durchdringbar, und zeitweilig überkam uns die Angst nie wieder in Richtung Zivilisation aufbrechen zu können. Tiefe Löcher im morastigen Boden machten jeden Schritt zu einer Hängepartie. Ralf hatte es glatt umgehauen als er die Waldszene mit Gerrit drehte und das im wahrsten Sinne, er fiel doch die Kamera blieb heil. Ein stummer Aufschrei des Entsetzens war schnell wieder runter geschluckt und alle gingen zurück auf ihre Posten. Jo, der Traum-Tonmann aller Regisseure legte sich voll ins Zeug und wagte den Schritt sich mitten ins Naturschutzgebiet zu setzen. Keiner vermochte es genau zu sagen was da so alles kreuchte und fleuchte. Seine atmosphärischen Tonaufnahmen könnten einem Tierfilmer die Schamröte ins Gesicht steigen lassen und sein Ruf durch die Einöde „Stille!“ wird zur Legende werden und nie verhallen. Für Julia wurde es endlich Zeit zu sterben, irgendwann wollten wir ja auch mal Feierabend machen. Auch als Leiche war sie noch hübsch und unter vollstem Einsatz filmte Ralf die brutalen Szenen mit der Bestie Tody.

Erwähnenswert ist noch, dass wir unseren Müll wieder brav mitnahmen, Andi coole Set-Fotos machte und Marc ein stiller, aber fleißiger Helfer war.

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